Leserbriefe zu „Bauchgefühl statt Faktentreue: Bundeswehr-General Bodemann erfindet mal wieder Putin-Zitate“
Florian Warweg versuchte sich auf der Bundespressekonferenz zu erkundigen, auf welche Quellen sich André Bodemann, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, mit seiner Aussage „Putin hat gesagt, dass er das alte Gebiet der Sowjetunion wiederherstellen möchte, und dazu zählen eben auch die baltischen Staaten“ stützt. Trotz der politischen und gesellschaftlichen Folgen einer solchen Behauptung konnten die Vertreter der BPK keine Quellen benennen. Wir danken für die interessanten Zuschriften, die Ala Goldbrunner für Sie zusammengestellt hat.
1. Leserbrief
Vielen Dank dafür, Herr Warweg,
dass Sie die Fehlleistungen in der Pressekonferenz nicht unwidersprochen stehen lassen!
Diese angeblichen Zitate Putins haben sich in der “Systempresse” verfestigt wie das angebliche Zitat vom iranischen Präsidenten “Israel-von-der-Landkarte-tilgen” (2005). Der Kabarettist Georg Schramm hat das seinerzeit in der ZDF-Anstalt korrigiert. Diese Propaganda nutzt jeweils dem Kriegskurs.
Frau Prof. Krone-Schmalz ist bei Ihren Vorträgen im April d.J. auf Putins Zitate plausibel eingegangen:
- dass Putins Aussage über den Zerfall der Sowjetunion als „die größte Katastrophe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“ nicht bedeute, dass er diese wieder errichten wolle. Das beziehe sich „einzig und allein auf die katastrophalen Lebensbedingungen, …”
- „Wer die Sowjetunion nicht vermisst, hat kein Herz. Wer sie sich zurückwünscht, keinen Verstand.“
aus: Thilo Gräser, in der Zeitschrift Hintergrund vom 26.04.2024
Die Diplomatie ist offenbar der grösste Feind der US-amerikanischen Neocons.
Bitte weiter so mit dem notwendigen Widerstand. So geht Demokratie.
mfg. S. Klar
2. Leserbrief
Liebe NDS, sehr geehrter Herr Warweg,
man kann die Entwicklung der NDS zu einem repräsentativen Medium
der deutschen Wirklichkeit kaum besser verdeutlichen als mit der Gegenüberstellung der dummdreisten Äußerungen des aktiven Generals der Bundeswehr Bodemann und deren ebenso dummdreisten und mit der Arroganz der Macht geschwängerten Verteidigung durch den Vertreter des Bundesverteidungsministeriums Collatz in der Bundespressekonferenz gegenüber Herrn Warweg und den von den NDS dokumentierten/verlinkten Vorträgen von Herrn Vizeadmiral a.D. Schönbach und Herrn Major a.D. Pfaff.
Es handelt sich bei den letzten beiden um Repräsentanten des Bürgers in Uniform, wie er den idealistischen Vorstellungen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zum Verhältnis von demokratischem Rechtsstaat und Militär als dessen Garant und Diener entspricht: Es gab einmal eine Bundesrepublik Deutschland, in der solche Militärs mit eigener kritischer Denkfähigkeit und Charakter Karriere machen konnten – seien wir stolz auf diesen Teil unserer Geschichte.
Sagen wir ganz deutlich, dass Militär und Verantwortung für den Frieden nicht ohne weiteres Widersprüche sind – die Wirklichkeit ist komplizierter als leichtfertige politische Slogans es nahelegen.
Der Zug der Zeit der Zeit geht indes in Richtung gnadenlose Vereinfachung und Banalisierung, wenn der Öffentlichkeit erfolgreich verkauft wird, die völlige politische und diplomatische Unerfahrenheit der amtierenden Bundesaußenministerin (und weiterer Minister in ihren jeweiligen Ressorts) sei gerade ihr herausragendes Qualifikationsmerkmal, weil sie so endlich alles besser machen könne.
Es ist ein deutliches Zeichen des Verfalls des bundesdeutschen Staatswesens, der kaum mehr wieder gut zu machen sein wird, dass die politische Kaste aus charakterlich blassen Zeitgenossen besteht, die noch nie für mehr als die eigene politische Karriere verantwortlich waren und der von Hofschranzen aller Art aus ebensolchen Karrieregründen nach dem Munde geredet wird (siehe Bodemann und Pistorius).
Die Demokratie – oder besser die Republik, die öffentliche Sache – stirbt daran, dass mit der politischen Kaste und allen Karrieristen in der öffentlichen Verwaltung ein Staat nicht zu machen ist.
Ich möchte sagen, Schönbach und Pfaff zeigen, was in Deutschland möglich wäre – statt zum öffentlichen Vorbild werden sie aber mundtot gemacht.
Wem das eigene Land und das Schicksal seiner Menschen am Herzen liegt, hat leider begründeten Anlass zum Pessimismus.
MfG
EJ
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Warweg,
Ihren Artikel habe ich mit wachsender Bestürzung gelesen. Am erschreckendsten fand ich folgende Äußerung von Herrn Collatz:
“Ich persönlich meine das schon an vielen Stellen in den Raunereien, die man von Putin so hört, wahrgenommen zu haben.” Politische Entscheidungen und öffentliche Statements unserer Regierungsbeteiligten und -sprecher basieren also auf “wahrgenommenen Raunereien”. Äußerungen von Staatsoberhäuptern sind also “Raunereien”, die man “persönlich wahrnimmt” und deshalb kann man sie auch mit Arroganz so verdrehen oder erfinden ( siehe General Bodemann), dass sie der NATO-Aufrüstung ( neue Marschflugkörper nach Deutschland) in den Kram passen. Dass Herr Collatz am Ende so tut, als hätte er eigene, andere Quellen als Sie, obwohl er vorher behauptete, er kenne die Quellen nicht, auf denen General Bodemanns Aussagen beruhen, zeigt mit welchem Zynismus und mit welcher Dreistigkeit man den Bürger belügt und manipuliert, damit es keine zweite massive Kampagne gegen den neuen “NATO-STATIONIERUNGSBESCHLUSS” gibt wie in den 80 ern . Heute ist man schlauer, hat die Medien gekauft und verkauft die neue Hochrüstung mit neuen Bedrohungslügen.
Dabei geht die Bedrohung schon seit langem von der NATO aus:
Kein einziger von NATO-Ländern bisher geführter Krieg fiel unter das Verteidigungskriterium der NATO. In keinem Fall musste jemals ein Bündnisfall ausgerufen werden.
Das zeigt, dass NATO kein Verteidigungsbündnis, sondern ein Angriffsbündnis ist, expandiert, angreift und sich einmischt ohne UN-Mandate und Deckung durch das Völkerrecht zur Sicherung hegemonialer Interessen vor allem der USA bzw. westlicher Mitgliedsstaaten. Dadurch geht eine immense Kriegsgefahr von diesem Bündnis aus. Es hätte 1990 ebenso aufgelöst werden müssen wie der Warschauer Vertrag. Aber leider hat Gorbatschow das vergeigt. Er hatte alle Mittel dazu in der Hand, für die Zustimmung zur Wiedervereinigung, den Rückzug sowjetischer Truppen aus der DDR und die Auflösung des Warschauer Vertrages dasselbe von den USA und der NATO zu verlangen und es vertraglich absichern zu lassen. Im Prinzip liegen die Ursachen aller dann folgenden Angriffskriege der USA/NATO auf Serbien, den Irak, Afghanistan, Libyen, die Einmischung in Syrien sowie des Einmarsches Russlands in die Ukraine und die Einmischung der NATO mit Waffenlieferungen entgegen ihren Statuten und der UN-Charta in diesen Versäumnissen Gorbatschows begründet sowie in der Hybris der damaligen NATO-LÄNDER, es als “Sieger” der Geschichte nicht nötig zu haben, Gorbatschows edles, großzügiges Verhalten mit gleichem Edelmut und gleicher Großzügigkeit zu ehren. Im Gegenteil, die trotz mündlicher Verneinung dennoch durchgeführte NATO-Osterweiterung ist ein nachträglicher Arschtritt für Gorbatschow.
Wenn ich diese Folgen vorhergesehen hätte, hätte ich niemals einen Finger für eine Wiedervereinigung gerührt.
Für das, was in den letzten 30 Jahren passiert ist – Expansion der NATO, Eskalation und Konfrontationspolitik des Westens mit dem Ergebnis einer weitaus stärkeren Bedrohung des Weltfriedens als zu Zeiten des Kalten Krieges – , ging wohl keiner der DDR – Bürger auf die Straße. Wir waren froh darüber, dass die Konfrontation der Blöcke vorüber schien. Die NATO kreierte leider neue Feindbilder und stürzte große Teile der Welt in schreckliches Elend. Nun stehen wir viel dichter am Abgrund und werden nur von eiskalten Marionetten der Kriegsgewinnler regiert.
Bestürzte und besorgte Grüße an Sie, Herr Warweg und die Redaktion der NDS.
Ilka Müller.
4. Leserbrief
Lieber Herr Warweg, dass sie sich das immer noch antun, dort hin zu gehen und diesem einer echten Demokratie unwürdigem Schauspiel sich auszusetzzen. Dort sitzen erhöht fremdgesteuerte Menschen (die mir schon manchmal leidtun) und winden sich (ohne an Ehrverlust denkend) um alle kritischen Fragen herum inclusive Lügen.
Durch ihre kritischen Fragen, die sie ja nur alleine stellen in der Runde der anderen “Journalisten”, frage ich mich, was das in diesen Menschen bewirkt. Entweder so abgebrüht oder hingeführt zu Überlegungen, die von alleine nicht so gekommen wären. Das würde evtl. den inneren Leidensdruck Einiger erhöhen, was ja durch ihre Bemühungen auch schon was wert wäre.
Erinnert sei hier an den Ausspruch Emmanuel Kant`s : Traue dich, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Das die Militärs, wie auch hier unser Oberbeschützer Bundeswehr-General Andre Bodemann es mit der Wahrheit nie so ernst nehmen, ist wohl gesellschaftlich konsenz. Sonst hätten wir ja keine Kriege!
Wünsche viel Kraft und Ausdauer weiterhin
N. Arbeiter
5. Leserbrief
Hallo Florian Warweg,
hallo Autoren der NachDenkSeiten,
die Herren vom BMVg behaupten etwas und meinen wahrgenommen zu haben, was niemals stattgefunden hat. Und dann setzen sie noch einen oben drauf, indem sie den Fragesteller lächerlich machen und der Unkenntnis bzw. Nachlässigkeit bezichtigen.
Das nennt sich nicht nur fehlende Beweispflicht sondern schlicht und einfach eine diffamierende Lüge. Und es ist natürlich beleidigend.
So ist also die falsche Behauptung (Lüge) und Beleidigung Grundlage der Rhetorik der Pressesprecher der Bundesregierung. Das ist nicht gerade vertrauenserweckend. Es zeigt zumindest den Zustand dieser Pressekonferenz: Wer bei heiklen Themen hinterfragt, wird belogen und beleidig!
Irgendein Mensch hat letztens einmal behauptet, Herr Bodemann und Herr Collatz sind erpressbare russische Kollaborateure chinesischer Herkunft.
Das stimmt zwar in keiner Weise. Doch ich meine es wahrgenommen zu haben! So steht es dann im Raum und man kann damit die Öffentlichkeit locker hinters Licht führen und z.B. eine „Kriegslüge“ begründen.
Und darauf aufbauend kann man noch mehr Schlagzeilen produzieren:
Beispiel 1: Putin verleibt sich baltische Staaten ein!
Beispiel 2: Putins Eroberungsfeldzug geht weiter – und weiter und weiter!!
Beispiel 3: Putin wurde gleichzeitig in Lettland, Litauen und Estland gesehen!!! (darf der einfach in die EU reisen, um NATO-Länder zu besuchen?)
Aussagen irgendwelcher Aussagen-Erfinder wären einfach nur lächerlich, wenn es um weniger dramatische Entwicklungen ginge. Grundsätzlich haben Aussagen, wie die des Herrn Collatz und des Herrn Bodemann keine Beachtung zu finden!
Vielen Dank an Florian Warweg und die Betreiber der NachDenkSeiten!
Gruß
Holger Wixfort
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Warweg,
Wir haben ein riesen Glück, dass die USA und bei Ausbreitung, die NATO die territoriale Integrität anderer Länder sozusagen an erster Stelle stehen haben im NATO Grundgesetz. Im Gegensatz zu unbewiesenen Behauptungen verfügen wir hier über unzählige Zeugen, die das mit großer Freude eidesstattlich bestätigen werden. Zu nennen sind da:
Kuba (Schweinebucht), Laos, Bolivien 1967, El Salvador, Nicaragua 1982, Libyen ab 1986, Panama 1989, Kolumbien 1990, Irak, Sudan 1998, Serbien, Afghanistan, Jemen, Syrien. Diese Liste verlängert sich im Zusammenhang mit den USA seitenlang je weiter man in die Geschichte zurückgeht.
Da wir nun doch bei Zitaten sind, da gibt es welche die sich einwandfrei belegen lassen: Biden sagt dass er Nord Stream ein Ende bereiten wird.
Da möchte ich noch die Frankfurter Rundschau vom 20 Februar 1923 zitieren: Die Welt wird Russland zur Rechenschaft ziehen.
Da hat Biden Glück, da er ja meint, er nehme nur Anweisungen von Gott entgegen.
Mit freundlichem Gruss
Patrick Janssens
7. Leserbrief
Lieber Herr Warweg,
Sie sollten ein “Best of” der dümmlichsten Antworten der Bundesregierung herausgeben.
Ansonsten gilt ein alter Spruch von Alexander Solschenizyn:
Wir wissen, sie lügen.
Sie wissen, sie lügen.
Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen.
Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen.
Und trotzdem lügen sie weiter.
Hochachtungsvoll
Frank Frenzel
Anmerkung AG: Da es hier um Quellenbelege geht, darf nicht unerwähnt bleiben, dass es laut dpa keine Belege für Urheberschaft des Zitates gibt, und die muss es ja wissen;-)
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