Leserbriefe zu „Putins Bären – ‚Die gefährlichsten Hacker der Welt‘ “

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In diesem Beitrag widerspricht Albrecht Müller der Behauptung diverser Sendungen in ARD und ZDF, Putins Geheimdienste besäßen die gefährlichsten Hacker der Welt und könnten so die Wahlen westlicher Staaten beeinflussen. Vor dem Hintergrund, „dass die deutsche Bundeskanzlerin jahrelang von US-Geheimdiensten ausspioniert worden ist“, wirken diese Behauptungen um so unglaubwürdiger. Wir danken für Ihre Leserzuschriften, die Ala Goldbrunner für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Lieber Herr Müller,
liebes NDS-Team,

ich habe mich sehr über Ihren Bericht gefreut, insbesondere, dass Sie darin auf gravierende IT-Probleme unserer Welt hingewiesen haben.

Ich bin in der sog. Open-Source-Szene aufgewachsen, in der es aus ethisch-moralischen Gründen auf der Hand lag, freie Software umfassend zu nutzen. Eine freie Gesellschaft braucht freie Software.

In vielen Diskussionen wurden wir damals von den Entscheidern nach der Haftung gefragt. Wer haftet denn, wenn eine (freie) Software Fehler habe. Ich habe das Wörtchen „freie“ in Klammern gesetzt, denn diese Frage muss man ja auch auf die kommerzielle Software anwenden.

Leider konnte sich die freie Software-Gemeinde gegen die Übermacht kommerzieller Anbieter nicht durchsetzen. Es stimmt mich sehr traurig, dass wir damals mit unseren Warnungen vor der Software-Monokultur und den zwingend daraus entstehenden Gefahren kein Gehör fanden.

Heute können wir beinahe wöchentlich von „Cyber“-Angriffen lesen: CDU, SPD, Grüne, der Bundestag, der Landkreis Potsdam, die Universität Gießen, um nur einige wenige aber prominente zu nennen. Alle haben gemein, dass sie auf die unheilige Dreifaltigkeit von Microsoft-Betriebssytem, Microsoft-Active-Directory und Microsoft Exchange gesetzt haben und weiter setzen, ohne aus den dramatischen Vorfällen etwas gelernt zu haben.

Natürlich ist es wesentlich einfacher, die Schuld mit der Aussage, sie wurden von „hochprofessionellen” Hackern, etwa aus Russland, China oder Nordkorea angegriffen auf andere zu schieben, als die eigene Unfähigkeit einzugestehen.

Verwunderlich ist auch, dass die Angreifer nie aus dem westlichen Lager kommen, worauf ja auch Sie, Herr Müller, so schön am Ende Ihres Artikels hingewiesen haben. Dabei wissen wir doch seit Edward Snowden genau, dass ein Teil der Lücken bewusst zugunsten der amerikanischen Geheimdienste offen gelassen werden. Das solche Schwachstellen sich nicht geheim halten lassen, darf doch keinen gesunden Menschen verwundern. Ebensowenig, dass dann diese offenen Türen auch von allen anderen ausgenutzt werden. Wenn man es ihnen schon so leicht macht …

Damit möchte ich den Kreis schließen: oben hatte ich beschrieben, dass man uns damals Haftungsfragen entgegen gehalten hat. Mit diesem Wissen frage ich mich heute, wo die Frage nach der Haftung bleibt. Wir zahlen Milliarden von Lizenzen an die großen Unternehmen der Branche. Der Bund berappt für seine Behörden alleine eine Milliarde für Microsoft, wie Herr Linder lieber geheim gehalten hätte. Bei den Summen darf man schon mal fragen, warum solche Angriffe — und dann noch in so einer immensen Anzahl — überhaupt erfolgreich sein konnte, ohne dass auch nur einmal die Haftungsfrage an die Marktführer gestellt wurde, geschweige denn die Eignung seiner Produkte ernsthaft in Frage gestellt wurde. Wie kann es sein, dass die angeblichen Herkunftsländer Russland, China und Nord-Korea als Erläuterung ausreichen, um alle normalen Verhaltensmuster abzuschalten?

Vielleicht können Sie dieses immens wichtige Thema ein wenig stärker und öfter bei Ihren Artikeln einfließen lassen. Treten Sie der weit verbreiteten Meinung „Das ist Software, dagegen kann man nichts machen“ entgegen.

Beste Grüße
JB


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller, liebe Redaktion,

wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, ist von “Russiagate” nichts übrig geblieben, nichts, außer viel heißer Luft, Show, Sturm im Wasserglas, Ablenkung von realen Problemen. Selbst die bekannt atlantikfreundliche Wikipedia, die dazu einen meterlangen Artikel veröffentlicht, bringt unter “Ergebnisse” nur dürre, sechs lächerliche Zeilen. Das erinnert an die Aufregung, als auf Kuba im Rahmen einer Massenhysterie amerikanischer Botschaftsangehöriger der schrille Lärm von  Zikaden die wildesten Symptome und ebenso irre Verdachte gegen Kuba (oder Russland?) provozierte. Auch dieser Blödsinn wird immer mal wieder aufgewärmt, um das geneigte Publikum bei Laune zu halten und Zeilen zu schinden.

Alles nicht belegte Behauptungen, die immer wieder nachgeschwätzt werden, um uns gegen den definierten Feind aufzubringen. Schüren von Hass. 

Umgekehrt ist das Abhören des elektronischen Datenverkehrs des gesamten Globus inklusive der Kanzlerhandys (plural, mit Sicherheit nicht nur von Merkel) durch die NSA in Ordnung, da sie unsere Freunde sind, die dürfen das natürlich und das aus ebenso uneigennützigen Motiven, als Ausdruck wahrer Freundschaft.

Herzliche Grüße, Joachim Seffrin


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,

seit Jahren lese ich die Nachdenkseiten und nehme die steigende mediale Aufmerksamkeit der NDS sehr positiv zur Kenntnis. Ihre Arbeit und die ihres Teams in diesen politisch und wirtschaftlich rauen Zeiten, ist in vielen Bereichen der einzige mediale Leuchtturm in dieser Breite. Es bleibt nicht aus, dass einige Artikel etwas daneben liegen. Dieser Artikel gibt die Botschaft der Dokumentation sehr verkürzt und m.M. nicht zutreffend wieder.

Da wir fast im gleichen Alter sind, ist Ihre Feststellung verständlich:

„Wenn die Planung von Wahlsiegen so einfach wäre, dann würde ich in meinem zweiten Leben noch mal Wahlkampfberater werden.“

Die Zeit bringt Veränderungen mit sich.

Auch ich würde heute einiges anders machen, aber heute sind die zur Verfügung stehenden Mittel ganz anders.
 
Machen Sie weiter so, denn Sie werden in dieser Gesellschaft dringend gebraucht.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Dißars


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