Chancengleichheit: In vielen Unternehmen noch viel zu tun
In vielen deutschen Unternehmen sind Konzepte für Chancengleichheit von Frauen und Männern noch nicht institutionell verankert. So kannten nach der bis heute aktuellsten Befragung zum Thema 2003 nur 53 Prozent der Manager in 500 Unternehmen die “Vereinbarung zur Umsetzung der Gleichstellung in der Privatwirtschaft”. Bundesregierung und Spitzenverbände der Wirtschaft hatten diese Vereinbarung 2001 geschlossen – als Alternative zu einem Gleichstellungsgesetz.
Weiteres Defizit: Laut Befragung wurden nur in 25 Prozent der Unternehmen Personalstatistiken geführt, die Männer und Frauen getrennt betrachten. Geschlechtsspezifische Personalstatistiken sind aber die erste wichtige Voraussetzung, um wirkungsvolle Gleichstellungsmaßnahmen zu planen.
“Noch heute gibt es erheblichen Handlungsbedarf in Sachen Gleichstellung von Frauen und Männern”, sagt Studien-Autorin Prof. Dr. Gertraude Krell. Die Wissenschaftlerin von der Freien Universität Berlin referierte auf der Tagung “Geschlechterdemokratie im Betrieb: gleiche Verhältnisse – gleiche Chancen”, die die Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag und Freitag in Berlin veranstaltet.
Dass es gleichzeitig in einzelnen Unternehmen erhebliche Fortschritte gibt, zeigen Berichte wie der von Ute Hass, Betriebsratsvorsitzende von Daimler/Chrysler in Berlin-Marienfelde. Ihre persönliche Bilanz: “Wenn es gelingt, ein Netzwerk zu bilden und vereinbarte Gleichstellungsmaßnahmen zu controllen, hat kontinuierliche Gleichstellungsarbeit eine reelle Chance. Und Erfolge müssen dann auch gefeiert werden”.
Prof. Dr. Heide Pfarr, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung, zieht trotzdem ein skeptisches Zwischenfazit: “Was ökonomisierbar ist, kriegen wir Frauen, ansonsten wird uns nichts freiwillig überlassen.” Neben der Analyse der Entwicklung von Chancengleichheit in Deutschland befasst sich die Tagung auch mit Erfahrungen aus dem Ausland. Diskutiert wird etwa die norwegische Familienpolitik oder die 40-Prozent-Frauenquote, die in den Aufsichtsräten des skandinavischen Landes gilt.
Quelle: Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung