Der Gründer von WikiLeaks, Julian Assange, wurde aus dem Gefängnis entlassen. Aufgrund einer Vereinbarung mit US-Behörden gelte seine Strafe nun als „verbüßt“ und er könne nach Australien zurückkehren. Diese sehr gute Nachricht sollte nicht die schlimme Behandlung vergessen machen, mit der der hochverdiente Publizist und Journalist dafür bestraft wurde, dass er Kriegsverbrechen öffentlich machte. Seine Freiheit ist kein Verdienst deutscher Diplomatie, sondern das Ergebnis des Engagements von Menschen auf der ganzen Welt. Von Tobias Riegel.
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Julian Assange befindet sich auf freiem Fuß. Wie Medien etwa hier oder hier berichten, hat der Publizist, Journalist und Gründer von WikiLeaks Großbritannien per Flugzeug bereits verlassen:
Julian is free!!!!
Words cannot express our immense gratitude to YOU- yes YOU, who have all mobilised for years and years to make this come true. THANK YOU. tHANK YOU. THANK YOU.
Follow @WikiLeaks for more info soon…pic.twitter.com/gW4UWCKP44
— Stella Assange #FreeAssangeNOW (@Stella_Assange) June 25, 2024
In London war Assange laut einer aktuellen Nachricht von WikiLeaks einer 1.901 Tage währenden Gefangenschaft ausgesetzt gewesen, „in einer 2×3-Meter-Zelle, isoliert 23 Stunden am Tag“. Das „Verbrechen“, das mit dieser skandalösen Behandlung bestraft werden sollte: Assange hatte es gewagt, unter anderem Kriegsverbrechen auch westlicher Akteure öffentlich zu machen. Es ist gut, dass die Haft für den hochverdienten und in der Haft schwer erkrankten Assange nun vorbei ist – es sollte aber nie vergessen werden, wie am Beispiel des schlimmen Umgangs mit dem mutigen Mann viele Phrasen von den „westlichen Werten“ als pure Heuchelei offenbart wurden.
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass es kein Verdienst deutscher Diplomatie ist, dass das Martyrium von Assange nun beendet zu sein scheint. Es ist das Ergebnis des Engagements von Menschen auf der ganzen Welt, die sich jahrelang und unnachgiebig für Assanges Freiheit eingesetzt hatten – in dem Zusammenhang muss auch Moritz Müller von den NachDenkSeiten genannt werden.
Insgesamt war Assange zwölf Jahre eingesperrt: Sieben Jahre lang konnte er sein Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London nicht verlassen, fünf Jahre saß er anschließend im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Der Sonderberichterstatter der UNO hatte die Haftbedingungen von Assange als Folter bezeichnet.
„Julians Freiheit ist unsere Freiheit“
Nach übereinstimmenden Meldungen wird Assange nun einen Deal mit den US-Behörden eingehen. Das berichten die Nachrichtenagenturen AP und Reuters unter Berufung auf US-Gerichtsunterlagen. Dabei soll Assange in einem Punkt einen Verstoß gegen US-Spionage-Gesetze einräumen. Die Strafe dafür würde als verbüßt gelten. Der Australier könnte dann in seine Heimat zurückkehren.
Der britische Guardian erklärt in diesem Artikel, dass Assange Berichten zufolge nun zu einer Anhörung auf der Insel Saipan auf den Nördlichen Marianen reisen würde, wo er am Mittwoch verurteilt werde. Er werde von Australiens Hochkommissar in Großbritannien, Stephen Smith, begleitet.
Thomas Röper hat in diesem Artikel eine aktuelle Botschaft von WikiLeaks auf X übersetzt:
„Julian Assange ist frei. Am Morgen des 24. Juni verließ er das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, nachdem er dort 1901 Tage verbracht hatte. Der High Court in London gewährte ihm Kaution und er wurde am Nachmittag am Flughafen Stansted freigelassen, wo er ein Flugzeug bestieg und Großbritannien verließ.
Dies ist das Ergebnis einer globalen Kampagne, die Basisorganisatoren, Aktivisten für Pressefreiheit, Abgeordnete und Politiker aus dem gesamten politischen Spektrum bis hin zu den Vereinten Nationen umfasste. Das schuf den Raum für eine lange Verhandlungsphase mit dem US-Justizministerium, die zu einem Abkommen führte, das noch nicht offiziell abgeschlossen ist. Wir werden so bald wie möglich weitere Informationen bereitstellen.
Nach mehr als fünf Jahren in einer 2×3 Meter großen Zelle, in der er 23 Stunden am Tag isoliert war, wird er bald wieder mit seiner Frau Stella Assange und ihren Kindern vereint sein, die ihren Vater nur aus dem Gefängnis kennen.
WikiLeaks veröffentlichte bahnbrechende Geschichten über Regierungskorruption und Menschenrechtsverletzungen und zog die Mächtigen für ihre Taten zur Rechenschaft. Als Chefredakteur musste Julian für diese Prinzipien und für das Recht der Menschen auf Information einen hohen Preis zahlen.
Bei seiner Rückkehr nach Australien danken wir allen, die uns zur Seite standen, für uns kämpften und sich mit vollem Einsatz für seine Freiheit einsetzten.
Julians Freiheit ist unsere Freiheit.“
Titelbild: Katherine Da Silva / Shutterstock