Leserbriefe zu „Echte Liebe für blutiges Geld“

Ein Artikel von:

Jens Berger thematisiert in diesem Beitrag einen Bericht des Handelsblattes. Demnach habe Borussia Dortmund für die nächste Saison den Rüstungskonzern Rheinmetall als Sponsor gewinnen können. Den BVB-Entscheidern gehe es nicht um Debatten über eine „neue Normalität“, sondern ganz profan ums Geld. Jeder, der noch seinen Verstand beisammen habe und über Anstand verfüge, solle „dem BVB und seinen Entscheidern klar zeigen, was er von dieser neuen BVB-Normalität hält – nämlich nichts“. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben uns hierzu interessante E-Mails geschickt. Danke dafür. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Wer jetzt immer noch Borussia-Dortmund-Fan ist, sollte entweder schleunigst gegen diese Schande (offensiver Rüstungskonzern als Sponsor) aufbegehren (Wirksame Protestformen würde es ja genug geben) oder sein Fandasein für diese Mannschaft an den Nagel hängen.

Dasselbe gilt natürlich für die Dortmunder Fußballspieler.

Da ich aber Fußballfans und Fußballspieler von Westvereinen der ersten Fußball-Bundesliga mit in die höchste Schlafwandler*innen-Kategorie einordne, wird es wohl ein Wunschdenken bleiben.

Elian Binner


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

wenn ich solche Sachen lese, geht mir eigentlich nur eine Frage durch den Kopf: “Wie kann man in dieser Welt nicht zum Zyniker werden, außer man hat bereits seine Menschlichkeit gewinnbringend an den Höchstbietenden verkauft ?”

mfg
Ronny Dietzsch


3. Leserbrief

Guten Tag,

Fußball, für viele die schönste Nebensache der Welt.

Ein Sport, der verbindet , Begeisterung schafft und den grauen Alltag für kurze Zeit vergessen macht. Er schafft ein ,, WIR Gefühl “, egal ob als Mannschaft oder National. Sport soll und kann in friedlicher Weise Menschen verbinden, von den Betonköpfen und Randalierern einmal abgesehen. Ohne den erhobenen Zeigefinger zu zeigen, aber ein Waffenproduzent als Sportsponsor? Wie abgebildet, in einer möglichen Werbeaktion, gar ein Panzer in den Vereinsfarben vor dem Stadion? Keine Sorge, es wird die wenigsten in Aufregung versetzen, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Das Alibi hierzu liefern schon seit Monaten, die Mehrzahl unserer Politiker und die gängigen Volksmedien, in allen Versionen. Gute Waffen, für gute Menschen und gute Zwecke. Das mit diesen Waffen getötet, verletzt, zerstört und unsägliches Leid begangen wird, bleibt ausgeblendet.

Menschenwürde und Moral braucht es da nicht. Und sollte sich bei einigen Fans doch einmal das Gewissen melden, gibt es halt eben eine Bockwurst und ein Bier mehr.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe


4. Leserbrief

Guten Tag

Ja , eine unmenschliche Welt haben wir uns da angelacht . Nicht für die Bevölkerung, sondern nur um den Profit .

Fussball ist da keine Ausnahme .Wenn die Mannschaft ein Jahr ihr Salär für einen Panzer für die Ukraine sammeln würde wäre das auch keine Überraschung . Dafür könnte man in Afrika 1000 Dörfer jahrelang mit Nahrung versorgen .

Korrupte Politiker die in 2 Jahren die Klimaprobleme lösen wollen , was  aber vor 50 Jahren von den Klima-Spezialisten schon angemahnt wurde , ohne Erfolg .  

Die gleichen Politiker bewilligen aber den Rüstungs-Konzernen Milliarden um in andern Ländern zu töten und zerstören .

Die gleichen Politiker die monatlich ein Gehalt bekommen ( ohne Prämien , trotz der Zerstörung der Industrie ) , wofür Arbeiter mindestens 8 bis 10 Monate arbeiten müssen .

Die gleichen Politiker die einen grossen Krieg befürworten wo dann die ganze grüne, gesunde Welt mit A-Waffen wieder zerstört wird . Wichtig ist nur,  dass die Geschäfte laufen ! Der « Beruf « Politiker ist zum Schimpfwort geworden , nicht ohne Grund .

Herzliche Grüsse  J.Blumer


5. Leserbrief

Sehr geschätzter Jens Berger,

da liegt der BVB doch voll im (Kriegs)Trend – und im Trend liegen ist ja wohl immer noch das wichtigste!

Mir bleibt nur zu sagen “Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte” (Max Liebermann).

Ich hoffe der BVB verliert das Championsleague Endspiel gegen Real Madrid (Sponsor: Fluggesellschaft) – ich drück die Daumen!

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich habe das Meine schon heute Morgen nach einem Blick in die Ruhr-Nachrichten getan. Die Dauerkarte habe ich schon ewig. Aber es reicht mir jetzt. Erst „2G“ im Stadion, dann die vorbehaltlose Unterstützung der Faschos in der Ukraine und jetzt das.

Danke auch für Ihren Beitrag, den ich jetzt erst gelesen habe.

Das ging heute raus:

Kündigung der Dauerkarte
Kundennummer: XXXXXXX

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit kündige ich meine Dauerkarte mit der angegebenen Kundennummer fristgerecht zum nächstmöglichen Zeitpunkt, hilfsweise zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Bitte senden Sie mir eine schriftliche Bestätigung der Kündigung unter Angabe des Beendigungszeitpunktes.

Ich möchte Ihnen meine Gründe nicht vorenthalten. Eine Zusammenarbeit mit Rheinmetall ist inakzeptabel.

Auch die „Zeitenwende“ und die mediale und politische Kriegsertüchtigung der Bevölkerung rechtfertigen diese Zusammenarbeit nicht.

Wissen Sie, wieviel Blut an diesem Konzern klebt. Wissen Sie, wem der Konzern alles Waffen verkauft und verkauft hat? Der Konzern ist kein Friedensaktivist, sondern ein Händler des Todes.

Das passt nicht zum Sport, zu einem Arbeiterverein, der „echte Liebe“ leben möchte.

Das wird dem internationalen Image des BVB schweren Schaden zufügen. Zurecht.

Hochachtungsvoll

Mit freundlichem Gruß
Ch. Röntgen


7. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

vielen Dank für diesen Artikel, mit dem Sie wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Die Heuchelei der Kapitalisten wird immer unerträglicher. Sollen sie doch zugeben, dass es ihnen ausschließlich nur um Geld (und natürlich Macht!) geht und das nicht unter scheinheiligen Mäntelchen wie “Grundwertekodex” verstecken! Ich bin darüber genauso wütend wie Sie offensichtlich auch!

Machen Sie weiter! Ich schließe mich aus vollem Herzen dem Statement von Christian Müller von GlobalBridge an:

“Gäbe es Jens Berger nicht, man müsste ihn erfinden!”

globalbridge.ch/die-reichen-werden-reicher-die-armen-aermer-endlich-ist-dieses-unendlich-wichtige-thema-wieder-auf-dem-tisch/

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Kreuzhuber


8. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe mich nach sechs Jahrzehnten langer treuer, manchmal fast fanatischer Anhängerschaft von meinem geliebten BVB getrennt. Das geht zu weit! Ich habe es anfänglich für einen schlechten Scherz gehalten, bis mir klar wurde, daß die unerträglichen Veränderungen vom “nie wieder Krieg, ausgehend von Deutschland“ hin zur „kriegstüchtigen Normalität“ auch im Spitzenfußball angekommen sind. Daniele Ganser erzählt in seinen Vorträgen schonmal, daß er TV nur wegen der Champions League anschaut. Mir ging es genauso. Jetzt zerstören sie das auch noch! Ich habe folgende Mail an den Verein geschickt:

„Hiermit kündige ich meine Jahrzehnte währende Anhängerschaft zum BVB. Grund ist die Veröffentlichung der Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Nicht nur, daß Rheinmetall ein übler Profiteur der unsäglichen Kriege weltweit heutzutage ist, nein, sein mörderisches Geschäft geht zurück bis tief in die Nazizeit. Einer der früheren Besitzer, die Familie Röchling, war wesentlich beteiligt an der Verschleppung von Zwangsarbeitern aus den „Ostgebieten“ – auch Hunderttausende Ukrainer. Schämen Sie sich – Ihnen fehlt jede notwendige moralische Kompetenz zu einer Führungsrolle im Sport.“

Ich habe in meiner ersten Empörung in der Originalmail noch angehängt, daß ich mir jetzt schon wünsche, daß sie am Samstag von Real Madrid „richtig eins auf ihr großes Maul bekommen“. Das war übertrieben. Ich werde mir natürlich das Champions League Finale am Samstag anschauen, mich aber nicht mehr über einen Sieg des BVB freuen. Sehr schade!

Mit freundliche Grüßen
Christoph Gottschalk


9. Leserbrief

Guten Tag,

zu: “Echte Liebe” für blutiges Geld

Wie auch immer ‘Geld zu machen’, ‘für den BVB’ (und damit auch für sich, weniger für die Aktionäre), war und ist Watzkes Bestreben seit eh und je. Sein jüngster ‘Coup’ und sein Geschwätz dazu – unerträglich.

Dazu aber dann die bange Frage, ob Rheinmetall den BVB-Ultras aller Couleur vielleicht gar schwere Waffen liefert, um so die Choreo- und Pyrodarbietungen im wahrsten Sinne des Wortes zu befeuern und in eine ganz neue Dimension zu führen…

Sportlich-faire, friedliche Grüße

Herbert Gerusch, Fußball-Experte

…und der Propaganda-WDR weiß dem auch noch gute Seiten abzugewinnen:

wdr.de/nachrichten/rheinmetall-image-bvb-dortmund-sponsor-zeitenwende-100.html


10. Leserbrief

BVB schließt Deal mit Rüstungskonzern

Moralisch ganz verwerflich

Die Geschäftsführung des BVB sollte jetzt so konsequent sein und Norbert Dickel als Stadionsprecher entlassen. Geeigneter erscheint für diesen Job Marie Agnes Strack-Zimmermann, ihres Zeichen glühende Lobbyistin von Rheinmetall. Sie hat eine kräftige Stimme, versteht es plattitüdenhaft Halbwahrheiten zu verbreiten und sitzt demnächst für unsere Rüstungsindustrie im EU Parlament. Strack-Zimmermann kämpft leidenschaftlich gemeinsam mit den Kriegstreibern Hofreiter, Roth oder Kiesewetter für immer mehr Waffen an die Ukraine und in sonstige Kriegsgebiete. An ihren Händen klebt Blut. Hauptsache der Profit von Rheinmetall stimmt.

Nein! Hans-Joachim Watzke & Co., dieser Sponsor geht gar nicht! Sport ist Völkerverständigung und soll das friedliche Zusammenleben fördern. Die Gesellschaft wird zurzeit sowieso schon extrem militarisiert. Da braucht ihr nicht noch einen draufsetzen und Panzer an der Bandenwerbung laufen lassen. Wer soll diese totbringenden Waffen denn kaufen? Die Fans etwa? Der Platzwart Heinrich Czerkus vom BVB wurde von den Nazis im April 1945 im Rombergpark ermordet. Sein Verbrechen war: „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ Ihm und Millionen von Opfern der Kriege sind wir es schuldig, diesen Wahnsinn des immer mehr Waffen und der Aufrüstung zu beenden. Wir sollten endlich Frieden zu stiften.

Norbert Weidlich


11. Leserbrief

Hallo,

schade, dass ich nicht Mitglied beim BVB bin. Denn dann könnte ich jetzt unter Protest austreten.

Jürgen Kunze


12. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten

die moralische Empörung, die im Artikel von Jens Berger über die „Partnerschaft“ BVB / Rheinmetall deutlich wird, verstehe ich gut; ihre Verurteilung greift meines Erachtens aber viel, viel zu kurz. Waffen töten immer – ob in Äthiopien, Kamerun, Kongo, Mali/ Burkina Faso Mosambik, Nigeria, Somalia Zentralafrikanische Republik, Myanmar, Pakistan, Afghanistan, Ägypten (Sinai), Irak, Israel/ Palästina, Jemen, Syrien oder Russland/ Ukraine (ich habe sicher noch einige vergessen).

Wenn die Rüstungsindustrie mit all ihren bekannten Verflechtungen boykottiert würde, gebe es weltweit keinen Handel, keine Zusammenarbeit, keinen Austausch mehr. Dennoch sollte jede und jeder prüfen, ob eine direkte/indirekte Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie und ihren Zulieferfirmen (noch) vertretbar ist.

Sich aber als Unternehmen von einem potenten Rüstungsunternehmen das an gegenwärtigen Kriegen Milliarden verdient, sponsern zu lassen, geht allerdings – nicht nur moralisch – gar nicht und wird m. E. zu Recht im Artikel von Jens Berger verurteilt.

Bei dieser moralischen Empörung bedaure ich jedoch die Geschichtsvergessenheit. Wer mit Unternehmen, die sich der Verbrechern gegen die Menschheit schuldig gemacht haben, zusammenarbeitet oder sich von ihnen sponsern lässt, ist nicht nur moralisch zu verurteilen:

Zwischen 1942 und 1945 gab es in Düsseldorf fünf KZ-Außenlager der Konzentrationslager Buchenwald und Sachsenhausen. Tausende KZ-Häftlinge wurden im Auftrag des Rüstungsunternehmens Rheinmetall unter unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter eingesetzt und getötet. Rheinmetall war so direkt an der Tötung von Menschen und am Holocaust beteiligt.

Bezeichnend: Nach 1945 gab es keine juristische Aufarbeitung dieser Verbrechen.

Angesichts dieser Historie ist die Einlassung des Vereinsbosses Hans-Joachim Watzke, „man wolle mit der Partnerschaft `Diskussionen anstoßen´ und `offen und direkt über die neue Normalität reden´, eine Verhöhnung der Opfer.

Meines Erachtens sollte bei diesem Diskurs viel mehr auf die historische Verantwortung hingewiesen werden.

Mit freundlichen Grüßen
Herbert Naumann


13. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Der BVB Dortmund hat sich wieder einmal als „Anlage-Objekt“ entpuppt.

Der börsennotierte Verein – der immer schon schon obskure Sponsoren hatte – hat nun den SV WERDER BREMEN mit seinem Hauptsponsor ( WIESENHOF / das „Hühner-KZ“) abgelöst.

WIESENHOF ist aber nicht mehr der Hauptsponsor von Werder Bremen,immerhin !

Nun aber hat Aki Witzke etwas unternommen, was dem Fass den Boden ausschlägt  .  .  . !

Der BVB lässt sich von einem RÜSTUNGSUNTERNEHMEN sponsern  .  .  . Ei der Daus . . . .PENG !

Wie geschichtsvergessen sind die Bosse von Borussia Dortmund eigentlich ?

Oder wieviel Blutgeld ist der Fussball der gierigen Borussia wert ?

Grundwerte-Kodex  . . .? 

Darauf wird geschissen, wenn der Rubel rollen muss, nicht der Fussball.

Watzke und Co. müssen sich fragen lassen, was sie überhaupt jemals etwas gegen Nazis und Rechte unternommen haben.

Außer Standardphrasen ist aus der Oberen-Etage nie etwas gescheites gekommen !

Bereits am 01.09.2012 schrieb die TAZ damals :

MEISTER im WEGSCHAUEN.Reichlich spät beginnt die Klubführung von Borussia Dortmund gegen die rechte Unterwanderung der Fanszene vorzugehen. Der Staatsschutz war schneller.

Rechtsextremismus im Fußball

Das hartnäckige Nazi-Problem auf der BVB-Südtribüne

SZ am 17. November 2016

FUSSBALL-KULTUR.Org fasste am 17.11.2016 zusammen:

Das hartnäckige Nazi-Problem bei Borussia Dortmund

Selbst die Bundeszentrale für Politische Bildung – selbst nicht der Weisheit Letzter Schluss – schrieb

am 02.06.2014:

Hartnäckige braune Flecken auf gelber Wand

Das Rechtsradikalismus,Rassismus,Homophobie und Antisemitismus im Fussball nicht neu sind, ist bekannt.

Aber das der BVB Borussia Dortmund sich nun dem Allgemeinen Trend eines „Neue Rechten Geistes“ auf diese Art & Weise annimmt stimmt sehr bedenklich.

Rheinmetall als Rüstungskonzern macht „Bomben-Geschäfte“ und der BVB glaubt, als  Fussball-Verein ist es egal, woher die „Kohle“ kommt, Hauptsache das Geschäft ist ein Volltreffer !

Ja, Ja Watzke  .  .  .  „über die Neue Realität reden“!

Wie bereits kolportiert  .  .  . kümmern sich ja jetzt demnächst Lauterbach & Schulze persönlich um „Krüppel und Versehrte“ . . . versprochen.

Denn die „HIRNTOTEN Scholz & Micron“ üben schon einmal den „Ewigen Einmarsch“  .  .  . aber schnell zurück, bevor der Winter kommt !

Aber vielleicht hilft das Lied „Nach der Schlacht“ einigen zur Besinnung zu kommen :

Nach der Schlacht war′n die grünen Wiesen rot
Nach der Schlacht war’n viel Kameraden tot
Und man stellt sich auf das verblieb′ne Bein
Und man meint, das müsse der Sieg schon sein
Ja man meint

Feiern den Sieg der Revolution
Die Amputierten auf der Station
Billig der Wein doch sie gießen sich ein
Kamerad ist nicht schad’
Um das Bein musste sein Kamerad

Vergossen viel Blut doch gewonnen die Macht
Und die Schlacht um die Macht war die letzte Schlacht
Nun wird der Mensch fein menschlich sein
Kamerad ist nicht schad’
Um das Bein musste sein Kamerad

Aber auf einmal bricht ab der Gesang
Einer zeigt aus dem Fenster, da spazieren sie lang
Die neuen Menschen, der neue Mensch
Der sieht aus wie war
Außen und unter′m Haar
Wie er war

Kein Paradies, Kamerad wird es sein
Der Mensch wächst sehr mühsam und nicht von allein
In diesen großen Mantel der Macht
Um das Bein wär′ es scha’
Schlügst du nicht Kamerad
Noch die Schlacht

Nach dem Sieg war′n die grünen Wiesen rot
Nach den Sieg war’n viel Kameraden tot
Und man stellt sich auf das verblieb′ne Bein
Doch die Schlacht wird viel viel länger sein

K.Dremmler / T.Schoppe (Renft-Combo)

In diesem Sinne  .  .  

B. Schroeder


14. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

oder mit Wolfgang Borchert geantwortet: „…, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!“

Dann gibt es nur eins!

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren – sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins: Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:

dann: In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die großen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben – die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen – eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig, unaufhaltsam – der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken – in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln – in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen – das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln – zerbröckeln – zerbröckeln – dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend – und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute nacht schon, vielleicht heute nacht, wenn – – wenn – – wenn ihr nicht NEIN sagt.

Quelle: Wolfgang Borchert, Dann gibt es nur eins!

Aus: Wolfgang Borchert, Das Gesamtwerk, S. 528.

Herausgegeben von Michael Töteberg unter Mitarbeit von Irmgard Schindler.

Copyright © 2007 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.

Großen Dank und alles Gute
A. Gußmann


15. Leserbrief

Moin,

Kriegsfirmen wie Rheinmetall sind nur der Gewinn wichtig, und der fließt natürlich besser, wenn das Ansehen in der Bevölkerung höher ist. Für so etwas hat man “Marketing”-Abteilungen, welche gezielt die öffentliche Wahrnehmung beeinflussen. PR-Strategen lassen grüßen.

Ich weiß nicht, wie “anfällig” insbesondere Fußballfans für Propaganda sind, um zu verschleiern, daß bei Rheinmetall Kriegsgerät hergestellt wird, welches Menschen zerfetzt (analog dazu: die Bundeswehr, die das staatlich legitimierte Morden bewußt verniedlicht). Aber scheinbar haben die Strategen im Konzern große Hoffnungen, daß die wenigsten Fans den Durchblick haben. Man wird sehen, ob auf den BVB nun eine Welle der Entrüstung & Austritte zukommen wird, oder ob das alles achselzuckend hingenommen wird, schließlich hat sich an “meinem Verein” nix geändert, wie sich so mancher Fan denken könnte. Ich bin schon auf die Stadionwerbung am Spielfeldrand gespannt (die ohnehin verboten gehört).

Wie gut Propaganda selbst bei Leuten greift, die sich zu den kritischen Zeitgenossen zählen, das beweist eine Leserzuschrift zu “Bitte packen Sie jetzt das Grundgesetz weg!”: das Wohl des Einzelnen hätte hinter dem Gemeinwohl zu stehen, außer Acht lassend, daß “Corona” nie gefährlicher als irgend eine andere Atemwegsinfektion war, die Politik vorsätzlich Panikmache betrieben hatte und bis vor der sogenannten Pandemie der Konsens galt, daß ein jeder Bürger nach Sachstand selbst und frei von Zwang entscheiden sollte, wie er sich der Situation entsprechend verhält — und Grundrechte ausnahmslos für Jeden gelten. Das ist exakt die “Panik-Papier”-Strategie aus dem BMI, welches Menschen, insbesondere Kindern, einreden wollte, daß man mit bloßer Anwesenheit Menschen umbringen könnte, was natürlich gefährlicher Unsinn ist. Auch die Tatsache, daß sich Menschen regelmäßig infizieren & infizieren müssen, um ihr Immunsystem zu trainieren & um überleben zu können, scheint unbekannt zu sein. Hier kam die Masche “viel hilft viel” zum Tragen: irgend etwas wird schon hängen bleiben. Wohlan, in der Tat.

Daß Sponsoren im Sport, vor allem bei solchen Summen, fehl am Platz sind — geschenkt. Dieses System der Käuflichkeit bis hin zu feindlichen Übernahmen, welches zu einer Konzentration an Top-Spielern in wenigen Vereinen führt, während die weniger betuchten personell ausgehungert werden, wird viel zu selten hinterfragt. Auch der Anreiz vieler Spieler, für den Verein das Beste zu geben und nicht, um nach Vertragsende noch größere Millionenverträge anderswo abzuschließen, geht am Sports- und vor allem Vereinsgeist vorbei, abgesehen von der Erklärnot, warum ein Spieler so unfaßbar viel Geld für ein bißchen Ballkicken kriegt, während in anderen Berufen nach wenigen Jahrzehnten harter Arbeit der Rücken oder die Psyche ruiniert ist.

Im Profifußball ist neben einer essentiellen Fußballbegabung vor allem schauspielerisches Können wichtig, denn wer kennt sie nicht, die Schwalben, die gelb geben müßten, aber nicht selten in Freistößen und Elfmeter münden? Das Ganze wird natürlich mit einer theatralischen, fast schon pathetischen Inszenierung vollführt, damit die Fernsehstudios quasi in Echtzeit die passenden Zeitlupen heraussuchen können, während man vor dem Fernseher leidenschaftlich darüber debattiert, ob der Spieler nun tatsächlich gefoult wurde oder nicht — ein wunderbares Prinzip von Brot & Spiele: man beschäftigt das Volk mit Nichtigkeiten und gibt einen gesellschaftsfähigen Anlaß zu übermäßigem Alkoholkonsum, sei es, weil man den Sieg feiert oder die Niederlage frustet. Drogen jeglicher Art sind natürlich ein hervorragendes Mittel, um eine Bevölkerung zu kontrollieren. Im Rausch ist es dann auch egal, welche Firma welchen Verein sponsort.

Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schauberger


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