Die Beteiligung Deutschlands am sogenannten Kosovo-Krieg war ein wichtiges Ereignis in der deutschen Nachkriegsgeschichte – für Menschen, die noch das „Nie wieder Krieg“ der Zeit nach 1945 in Erinnerung haben, war das eine wirkliche Zäsur. Florian Warweg hat vorgestern schon auf dieses Ereignis hingewiesen: Bundesregierung zum 25. Jahrestag des NATO-Angriffs auf Jugoslawien: War alles völkerrechtskonform. Dazu einige weitere Dokumente als Ergänzung zu diesem wichtigen, aber wenig zukunftsweisenden Schritt in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Albrecht Müller.
Dokument Nr. 1:
Vorbemerkung zu diesem Dokument vom Februar 1999:
Gerhard Schröder trat im Oktober 1998 das Amt des Bundeskanzlers an. Sein Kabinett (inklusive Finanzminister Lafontaine) war von Anfang an mit dem Konflikt um das Kosovo beschäftigt. Es gab dann im Winter 1998/1999 Verhandlungen der NATO mit Serbien in Rambouillet. Für mich war von Anfang an klar, dass diese Verhandlungen nicht ernst gemeint sind, jedenfalls nicht zu einem einvernehmlichen Ergebnis führen können. In dieser Einschätzung wurde ich durch einen Artikel im Spiegel vom Februar 1999 bestärkt. Siehe das folgende Dokument.
Er ist überschrieben mit „Die Serben werden fauchen“. Das war die Äußerung des EU-Sonderbeauftragten Wolfgang Petritsch. Im Interview sagt er auf die Frage, wie lange die Verhandlungen dauern sollen: „Da wird nicht mehr lange gepokert. 80 Prozent unserer Vorstellungen werden einfach durchgepeitscht.“
magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/8608215
Der Spiegel 6/1999, Seite 150:
Auszug:
Noch eine persönliche Nachbemerkung zu diesen leider kriegsentscheidenden Ereignissen: Genau vor 25 Jahren, in der zweiten Hälfte des März, kam ich zusammen mit einem meiner Söhne und dessen Freund zurück von einer Irland-Reise. Im Zug von Frankfurt nach Mannheim packte ich die im Flughafen erworbene Flasche irischen Whiskys aus und sagte in die Runde, wer ein Glas oder einen Becher habe, sei zu einem Schluck eingeladen. Da erhob sich ein junger Mann, holte seinen Tornister vom Gepäcksnetz und packte einen Becher aus. Wir fragten nach dem Hintergrund dieser Ausstattung. Ja, er komme gerade von der Bundeswehrmission im Kosovo. Sie hätten dort eine gute Arbeit gemacht und die verfeindeten Volksgruppen friedlich auseinandergehalten. Aber damit sei es jetzt Schluss. Sie seien abberufen worden. Demnächst begänne der Krieg.
Ein zynisch gewollter Krieg!
Dokument 2:
Dieser hier folgende Spiegel-Artikel aus der zweiten Woche des Jahres 2000 enthält eine recht umfassende Darstellung der Vorgänge:
Kosovo (II): Warum war die Nato auf diesen Krieg so schlecht vorbereitet? Hat Milo∆eviƒ den Westen ausgetrickst? Gibt es ein Geheimnis um die Bombardierung des Belgrader TV-Senders? Sieben Monate nach dem Ende der Kampfhandlungen auf dem Balkan lassen sich einige dieser Rätsel lösen. Von Erich Follath
magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/15376096
Auf Seite 138 werden die beiden Hauptakteure der Öffentlichkeitsarbeit im Kosovo-Krieg abgebildet: „Verteidigungsminister Scharping mit Gräuelfoto, Nato-Sprecher Shea mit Bombardierungs-Dokumenten“. Die Pressekonferenzen dieser Herren waren damals die immer wiederkehrenden Belege für eine schlimme Entwicklung.
Dokument Nr. 3:
Wahrheit, Zensur, Propaganda – Die Medien und der Krieg Teil 2
Dokument Nr. 4:
Scharpings Lügen vor einem Millionenpublikum entlarvt! Willi* Wimmer (CDU): Jugoslawien-Krieg war ein “ordinärer Angriffskrieg”
“ES BEGANN MIT EINER LÜGE – DEUTSCHLANDS WEG IN DEN KOSOVO-KRIEG” – Eine Dokumentation des Westdeutschen Rundfunks schlägt hohe Wellen
Am Donnerstagabend, 8. Februar 2001, zwischen 21.45 und 22.30 Uhr brachte das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) eine bemerkenswerte Sendung. Titel: “ES BEGANN MIT EINER LÜGE (WDR) – FILM – DEUTSCHLANDS WEG IN DEN KOSOVO-KRIEG”. Zum vollständigen Text der Sendung geht es hier
ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/ard08-02-01.html
*leider Willy Wimmer falsch geschrieben.
Dokument Nr. 5:
Das Informationsdebakel der Nato
Veröffentlicht am 17. April 1999 |
Strukturdefizite und Fehler der Sprecher Grund für heftige Kritik
Von Andreas Middel
Brüssel – “Wir werden unser Hauptziel nicht aus den Augen verlieren”, kündigt Nato-Sprecher Jamie Shea am Freitag an. Und das heißt: Frieden für den Kosovo. Am Tag nach dem Eingeständnis der Nato, irrtümlich einen gemischten Flüchtlingstreck bombardiert zu haben, ist von Verunsicherung zumindest nach außen hin bei den Nato-Verantwortlichen kaum etwas zu spüren. “Jeder macht mal Fehler”, heißt es lapidar. Im Gegenteil: Die tägliche Erfolgsbilanz wird im gewohnten Rahmen abgespult. “Die letzte Nacht war eine der besten der bisherigen Kampagne”, berichtet Shea und schildert den Abschuß von Panzern und Artillerie-Stellungen….
welt.de/print-welt/article570029/Das-Informationsdebakel-der-Nato.html
Dokument Nr. 6:
Wie die NATO Tatsachen verfälschte und Fakten erfand
KOSOVO-KRIEG Aus dem Film von Jo Angerer und Mathias Werth
freitag.de/autoren/der-freitag/wie-die-nato-tatsachen-verfalschte-und-fakten-erfand
(leider nur die Einführung lesbar)
Dokument Nr. 7:
Vorbemerkung: Die Veröffentlichung dieses Dokuments kann ich mir nicht verkneifen. Es gehört nicht direkt zum Thema Kosovo-Krieg, indirekt aber schon, weil es etwas über die 1999 handelnden und entscheidenden Personen sagt.
23. August 2001: Rudolf Scharping amüsiert sich im Swimmingpool
10.8.2021, 11:48 Uhr
Wolfgang Grossmann
swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/2382001-rudolf-scharping-amuesiert-sich-im-swimmingpool-100.html
Nachtrag:
Wenn man sich vergegenwärtigt, wie unser Land und seine Verbündeten im Westen noch im Jahr 1999 mit einem engen Verbündeten Russlands, mit Serbien, umgegangen sind, dann muss man mit Verwunderung feststellen, dass der Präsident Russlands nur zweieinhalb Jahre später, im September 2001, im Deutschen Bundestag eine ausgesprochen freundliche und auf Zusammenarbeit bedachte Rede gehalten hat https://www.nachdenkseiten.de/?p=31326. Offensichtlich sind die Russen nicht nachtragend, oder sie verdrängen die westlichen Untaten, weil ihnen angesichts der Chuzpe des Westens nichts anderes übrig bleibt.
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