Krankmeldungen: Die wehleidigen Bürger bedrohen die gute Regierungsarbeit

Krankmeldungen: Die wehleidigen Bürger bedrohen die gute Regierungsarbeit

Krankmeldungen: Die wehleidigen Bürger bedrohen die gute Regierungsarbeit

Tobias Riegel
Ein Artikel von: Tobias Riegel

Die Tagesschau und viele andere Medien verkünden: „Der rekordhohe Krankenstand im vergangenen Jahr hat die deutsche Wirtschaft einer Analyse zufolge in eine Rezession gedrückt“ – hinter solchen Meldungen sollen die echten Gründe für die aktuellen Verwerfungen möglichst verschwinden. Außerdem wird damit schon wieder dem einzelnen Bürger indirekt die Schuld für eine verantwortungslose Politik in die Schuhe geschoben – das ist unverschämt. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Ein zentrales Motiv in der Meinungsmache von Bundesregierung und ihr gewogenen Journalisten ist, dass die Ampel tapfer gegen höhere Gewalten ankämpft und gegen „multiple Krisen“, die einfach so „entstehen“. Mutmaßlich suchen die PR-Profis der Ampel permanent nach Möglichkeiten, um die Verteuerungen für die Bürger und das Absteigen Deutschlands im europäischen und globalen Vergleich so zu erklären, dass diese gravierenden Vorgänge nicht als Folge des Kurses der Bundesregierung unter anderem in der Energie- und Russlandfrage zu erkennen sind.

In den vergangenen Tagen wurde eine neue höhere Gewalt eingeführt. Neben den Folgen eines Killer-Virus, einem Urteil des Verfassungsgerichts und Putin bedroht jetzt auch noch die Schlappheit der Deutschen die Früchte der seriösen Regierungsarbeit: Die sich massenhaft krankmeldenden Jammerlappen machen der Regierung ihre ansonsten makellose Bilanz kaputt.

In diesem Text soll nur die Meinungsmache betrachtet werden, die mit diesem Punkt gemacht wird: Mögliche Zusammenhänge des hohen Krankenstands mit Spätfolgen verschiedener Elemente der Corona-Politik sollen hier nicht thematisiert werden – auch nicht das marode Gesundheitssystem oder Minister Karl Lauterbach.

„Krankenstand hat Wirtschaft in Rezession gedrückt“

Die Schützenhilfe für die Regierung kommt in diesem Fall in Form einer Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, über die in den vergangenen Tagen von vielen Medien distanzlos und in unangemessener Breite berichtet wurde. Laut der Studie wäre die deutsche Wirtschaft 2023 ohne den hohen Krankenstand gewachsen und nicht geschrumpft, wie etwa die Tagesschau berichtet hat:

Der rekordhohe Krankenstand im vergangenen Jahr hat die deutsche Wirtschaft einer Analyse zufolge in eine Rezession gedrückt.“

Selbstverständlich hat der Krankenstand wirtschaftliche Auswirkungen. Es gibt aber viel größere Faktoren, die hinter eifrig verbreiteten Meldungen, wie der hier besprochenen, verschwinden sollen – etwa den auch von der Bundesregierung vom Zaun gebrochenen Wirtschaftskrieg gegen Deutschlands wichtigsten Energielieferanten oder die neue Abhängigkeit von US-Frackinggas.

Zusätzlich ist es einfach unverschämt, dass mit der distanzlosen Verbreitung solcher ablenkenden Meldungen schon wieder den einzelnen Bürgern indirekt die Schuld für eine unverantwortliche Politik in die Schuhe geschoben werden soll.

Leserbriefe zu diesem Beitrag finden Sie hier.

Titelbild: KinoMasterskaya / Shutterstock