Erster FreeAssange Berlin Newsletter 2024 – Investigativjournalist John Pilger gestorben

Erster FreeAssange Berlin Newsletter 2024 – Investigativjournalist John Pilger gestorben

Erster FreeAssange Berlin Newsletter 2024 – Investigativjournalist John Pilger gestorben

Ein Artikel von Moritz Müller

Auch im neuen Jahr machen die Unterstützer von Julian Assange weiter mit ihren Mahnwachen und anderen Aktionen. Leider ist einer der prominentesten und hartnäckigsten Assange-Unterstützer, der australische Journalist John Pilger, vor einigen Tagen im Alter von 84 Jahren in London gestorben. Seine Stimme wird fehlen – nicht nur im Zusammenhang mit Julian Assange, sondern auch, weil sich John Pilger seit Jahrzehnten weltweit für die Unterdrückten und Missachteten eingesetzt und dabei kein Blatt vor den Mund genommen hat. Er wird nicht mehr mit einem freien Julian Assange einen Spaziergang durch London machen können. Es finden sich nur wenige deutschsprachige Meldungen zum Tod von John Pilger, darum auch einige Links zu Webseiten auf Englisch. Von Moritz Müller.

Der Australier John Pilger drehte über 50 Dokumentarfilme, darunter Filme über die Konflikte in Vietnam, Kambodscha und Ost-Timor und die Sanktionen gegen den Irak, die Hunderttausende das Leben kosteten. Außerdem beschrieb er in dem Film „Stealing a Nation“ das Schicksal der Chagos-Insulaner. Diese wurden in den 60er- und 70er-Jahren auf brutale Weise von der britischen Kolonialmacht umgesiedelt, um Platz für den US-Militärstützpunkt Diego Garcia zu schaffen. Dort sind nach wie vor US-amerikanische Bomber stationiert, welche tödliche Einsätze im mittleren Osten fliegen, wenn die US-Regierung meint, dies sei in ihrem Interesse. Außerdem beschäftigte er sich mit dem Schicksal der australischen Ureinwohner und den hungernden Arbeitslosen im Großbritannien der 70er-Jahre.

Hier kommen Kollegen und Freunde von John Pilger zu Wort.
Der The Duran-Redakteur Alexander Mercouris erzählt hier, dass John Pilger regelmäßig in den britischen Mainstreammedien erschien und er sich und seinen Idealen treu blieb, während diese Medien dies nicht taten.

Wenn man sich die Themen und Titel von John Pilgers Dokumentarfilmen anschaut, muss man dem wohl zustimmen. Es gibt noch regierungskritische Beiträge in den etablierten Medien und solche, die sich mit den herrschen Missständen offen auseinandersetzen, aber sie sind seltener geworden.

Dazu passt auch, dass ich nur vier deutschsprachige Berichte zum Tod von John Pilger gefunden habe, während er sonst von Irland über die USA und Australien bis nach Sri Lanka ausgiebig gewürdigt wird.

John Pilger war ein regelmäßiger Besucher Julian Assanges in dessen Botschaftsasyl in London und später im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh.

Diese Lücke füllen nun alternative Medien, deren Beiträge aber nicht immer einfach zu finden sind. Natürlich betreiben nicht nur die etablierten Medien Propaganda und Fehlinformation. Hier heißt es für die Medienkonsumenten, wach und kritisch zu bleiben, auch beim Lesen dieser Zeilen.

Eine große Anzahl von Links zu verschiedenen Nachrichtenkanälen findet sich im aktuellen Newsletter von FreeAssange Berlin, den wir mit Dank an Almut Stackmann und Thilo Haase nachfolgend veröffentlichen.

Wie jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat organisiert FreeAssange Berlin am Donnerstag, dem 4. Januar 2024, eine Mahnwache am Brandenburger Tor.

  • außerdem Mahnwachen am 4. Januar in Stuttgart und Bremen jeweils um17:00 Uhr
  • Streetaction für Assange am 5. Januar am Brandenburger Tor von 13:00 bis 19:00 Uhr
  • am 8. Januar um 18:00 Uhr in Cottbus
  • am 9. Januar um 16:30 Uhr in Esslingen und um 19:00 Uhr in Dresden
  • und am 10. Januar jeweils um 17:00 Uhr in Hamburg und Wien.

Genauere Infos auch über weitere Mahnwachen, die nicht im deutschen Sprachraum stattfinden, kann man auf FreeAssange.eu finden.

Ich selbst werde am heutigen Mittwoch vor dem Australia House in London sein. Wahrscheinlich wird dort die Flagge nicht auf Halbmast wehen wegen des Todes von John Pilger, aber wir werden sicher auch über ihn reden.

Hier nun der Newsletter:

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die Freiheit von Julian Assange,
für Pressefreiheit und freie Rede,
liebe Leserinnen und Leser,

Julian Assange wird am 4. Januar 2024, dem Datum unserer Mahnwache, 1730 Tage im Hochsicherheitsgefängnis HMP Belmarsh eingesperrt sein.

Wir laden euch wieder herzlich ein, gegen die mögliche Auslieferung von Julian Assange zu protestieren, wie gewohnt vor der US-Botschaft auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor, am Donnerstag, dem 4. Januar 2024, von 18.00 bis 20.00 Uhr.

Wir demonstrieren später auch in Sichtweite der britischen Botschaft Unter den Linden / Ecke Wilhelmstraße.

Über Eure Unterstützung würden wir uns freuen.

Im Fall Assange besteht nun wenigstens Klarheit über den „TAG X“:

Der Britische High Court in London hat bestätigt, dass am 20. und 21. Februar 2024 eine öffentliche Anhörung stattfinden wird.

Die zweitägige Anhörung könnte die letzte Chance für Julian Assange sein, seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten zu verhindern.

Julian Assange droht in den USA eine Strafe von 175 Jahren, die Anklagepunkte beziehen sich auf die Aufdeckung von Kriegsverbrechen, die von den USA im Afghanistan- und Irakkrieg begangen wurden.

Um die weltweite Unterstützung zu verstärken und über den neuesten Stand im Fall Assange zu informieren, findet eine öffentliche Kundgebung am 18. Januar in London statt, bei der Stella Assange, die britischen Parlamentsabgeordneten David Davis und Richard Burgon und andere zu hören sein werden.

Das DEA (Dont Extradite Assange) Netzwerk schreibt dazu:

„Eine Presse, die nicht geschützt ist und frei agieren kann, ist keine Presse. Julians Fall ist ein Meilenstein.
Das Vereinigte Königreich muss sich entscheiden, ob es ein Hort der Pressefreiheit sein will oder ob es sich am Abbau eines Grundwertes unserer Demokratie mitschuldig machen will.“

Kundgebung im Januar 2024:

The Fight To Free Julian Assange Start: Thursday, January 18, 2024 6:30 PM, End: Thursday, January 18, 2024 9:00 PM, Conway Hall, 25 Red Lion Square, London, United Kingdom WC1R 4RL

Für die Tage der Anhörung am 20. und 21. Februar 2024 ruft Stella Assange dazu auf, in London vor den Royal Courts of Justice zu demonstrieren. Wie sie schreibt: „It´s now or never.“

Wer nicht nach London reisen kann – auch die bundesweiten Mahnwachen werden sich versammeln und demonstrieren.

Die European Lawyers for Democracy and World Human Rights (ELDH), der viele fortschrittliche Anwaltsvereinigungen in Europa angehören, wird am Abend des 21. Februar um 18.30 Uhr (19.30 Brüssel) eine öffentliche Online-Sitzung veranstalten, um den Fall Assange und die Auswirkungen der Diskussionen in der Berufungsphase zu diskutieren.

Ein Artikel zu den Anhörungen von Patrick Boyle bei pressenza.

Der US-amerikanische Moderator Tucker Carlson besuchte Julian Assange in HMP Belmarsh und beschreibt hier seinen Besuch.

Eine berührende Botschaft von John Shipton, Mahnwache vor HMP Belmarsh.


Weitere Informationen:

✝︎ Traurige Nachricht:
Der Journalist John Pilger, unermüdlich in seiner Unterstützung für Julian Assange, ist gestorben.
https://twitter.com/johnpilger/status/1741419322449215716

https://twitter.com/deepa_driver/status/1741434012395012111?s=20

Ein Gespräch mit Julian Assange und John Pilger:
https://www.youtube.com/watch?v=71dmRI0fnJQ


Ein Gericht in New York hat entschieden, dass UC Global und die Central Intelligence Agency (CIA) die verfassungsmäßigen Rechte und die Privatsphäre von US-Bürgern verletzt haben, als sich diese mit Wikileaks-Gründer Julian Assange in der Botschaft Ecuadors in London trafen.

Vier US-Bürger – zwei Anwälte und zwei Journalisten – hatten den ehemaligen CIA-Direktor Mike Pompeo, die CIA und den ehemaligen Special-Forces-Soldaten des spanischen Militärs David Morales, der eine spanische Überwachungsfirma besaß, die mit der Sicherheit der ecuadorianischen Botschaft in London beauftragt war, verklagt.
https://english.elpais.com/international/2023-12-22/a-spanish-company-and-the-cia-found-guilty-of-violating-rights-of-julian-assanges-visitors.html
https://thedissenter.org/judge-assange-visitors-may-sue-cia-for-spying/

In der „Jimmy Dore Show“ kommt einer der Kläger, der Rechtsanwalt Richard Roth, zu Wort:
https://www.youtube.com/watch?v=JRqWpkT6xbY


EHRENBÜRGERSCHAFTEN

BARI / ITALIEN
https://www.pressenza.com/de/2023/12/julian-assange-ehrenbuerger-von-bari-der-stadtrat-sagt-einstimmig-ja/

VICOVARO / ITALIEN
Vicovaro ist ein Städtchen im Umkreis Roms. Dort ist im Dezember 2023 formell das Verfahren zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Julian Assange eingeleitet worden, die der Gemeinderat am 5. Dezember 23 mit der Annahme des von Stadtrat Guerrino Crielesi im Namen der Fraktion „Vicovaro Rinasce“ eingereichten Antrags befürwortet hat.
https://www.confinelive.it/a-vicovaro-conferimenti-di-encomi-particolari-e-cittadinanza-onoraria/

ULM
https://www.schwaebische.de/regional/ulm-alb-donau/ulm/warum-julian-assange-ehrenbuerger-der-stadt-ulm-werden-soll-2147227


RADIO

Noch drei Tage verfügbar: eine sehr informative Hörsendung von BR2 zu Whistleblowing und Julian Assange:
https://www.br.de/radio/live/bayern2/programm/2023-12-29/3475407/#t=11:05:00&bayern2-sued-audio-livestream-100


FILM

Die neue Dokumentation „The Trust Fall: Julian Assange Documentary“ ist fertig. Hier der Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=I4RtNreT6qw


MUSIK

Im Rahmen der „Sunday Concerts“ das Neujahrskonzert:
https://consortiumnews.com/2023/12/31/watch-new-years-eve-concert-for-julian-assange/

Neben den „Sunday Concerts“ hat Stella Assange eine Liste mit Lieblingssongs zum Thema Assange zusammengestellt und veröffentlicht:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLUN4ZtrlIFMElFiD7Ai0AZUNXja11UeQR


Wie schaffen wir es, in dieser Welt und im kleineren Maßstab mit unseren Mahnwachen weiterzumachen?

Gedanken zum Neuen Jahr 2024,
mit Dank an Arnd Kempe für den Hinweis auf folgenden Text „Der Optimismus der Ungewissheit“ von Howard Zinn, geschrieben 2004.

Daraus ein paar Zitate:

„Wie schaffe ich es, weiterzumachen und glücklich zu wirken in dieser furchtbaren Welt, in der die Anstrengungen von Menschen oft geringfügig erscheinen, wenn man sieht, was von jenen, die Macht haben, getan wird?
Ich bin mir nicht vollkommen sicher, dass die Welt besser werden wird, aber durchaus, dass wir nicht aufgeben sollten, bevor alle Karten gespielt worden sind.
Die Metapher ist bewusst gewählt; das Leben ist ein Spiel. Nicht zu spielen hieße, gleich auf jede Gewinnchance zu verzichten. Zu spielen, zu handeln, schafft zumindest die Möglichkeit, die Welt zu verändern.“…
„Diese scheinbare Macht hat sich, immer und immer wieder, als verletzlich herausgestellt, verletzbar durch menschliche Qualitäten, die weniger messbar sind als Bomben und Dollars: moralischer Wille, Entschlossenheit, Einigkeit, Organisierung, Opferbereitschaft, Humor, Einfallsreichtum, Mut, Geduld.“
„Ich treffe immer wieder auf Menschen, welche mir Hoffnung geben trotz all der Beweise für die schrecklichen Dinge, die überall passieren.
Kleine Handlungen können die Welt verändern, wenn Millionen sie machen.
Selbst wenn wir nicht „gewinnen“, ist es schön und erfüllend, mit anderen guten Menschen dabei involviert gewesen zu sein, etwas Richtiges zu machen.
Wir brauchen Hoffnung.“

Es grüßen Euch

Almut und Thilo von „Free Assange Berlin“

Web: FreeAssange.eu
https://twitter.com/FreeAssange_eu/status/1734915887965016184
Doc: https://free-whistleblower.jimdofree.com/free-assange-berlin-1/
https://freiepresse.news/2023/07/12/freiheit-fuer-julian-assange-jetzt/
X: https://twitter.com/Berlin4Assange/status/1737171703359250533

p.s.:

Julian scheint nun endlich eine Schreibmaschine benutzen zu dürfen, er hat auf unseren Weihnachtsbrief eine Antwort schicken können. Für den Brief an ihn hatte ich das Foto von unserer Mahnwache vor dem Pariser-Platz-Weihnachtsbaum und das vor der US-Botschaft auf DIN-A4-Papier fotokopiert. Diese Fotos waren in der letzten Einladungsmail.

Titelbild: kennardmatt/X.com

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