Leserbriefe zu „Über sonderbare Sprüche von Tagesschau-Korrespondenten“
Diese „kleine Notiz“ anlässlich der Tagesschau-Berichterstattung über die Jahrespressekonferenz von Wladimir Putin habe Albrecht Müller auch deshalb geschrieben, um auf die Textnachrichten der Tagesschau aufmerksam zu machen. Über einige Passagen könne man nur schmunzeln. Hingewiesen werde darauf, dass das russische Wachstum besonders auf die Kriegswirtschaft und Rüstungsproduktion zurückgehe. Man werde „allerdings konstatieren müssen, dass bei vielen westlichen Staaten der Anteil der Rüstung bei der Wachstumsförderung auch beachtenswert ist“. Wir danken für die interessanten Leserbriefe. Es folgt nun eine Auswahl, für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Lieber Herr Müller, NDS Redaktion und NDS Leser,
Es ist recht einfach, die genannten unterschiedlichen Arten von Wachstum zu verdeutlichen anhand von Beispielen.
Natürliches Wachstum: ein Bäumchen das ungestört in der freien Natur ohne Kunstdünger wächst.
Gesundes Wachstum: ein Kind das nicht in Armut in einer fürsorglichen und liebevollen Familie heranwächst.
Ungesundes Wachstum an zwei Beispielen: Ein Wirtschaftswachstum das entstanden ist dank neoliberaler Politik zu kosten des Wohlergehens der Bevölkerung.
Rüstungsbetriebe, die ihre Gewinne erzielen aufgrund der Entwicklung und Verkauf von immer tödlicheren Waffen.
Das beim Namen nennen solcher Betriebe ist nicht möglich, weil man grundsätzlich zu solchen Einzelfällen in der Wirtschaft keine weitere Stellungnahme vornehmen kann und sollte.
Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens
2. Leserbrief
Guten Tag Herr Müller
Täglich verfolge ich die Berichte der 2 Korrespondenten der TV Sender NTV und Welt aus Moskau. Sehr oft frage ich mich; Kennen sie die Geschichte von 1985 bis 2014 nicht, was Russland und Europa betrifft, ( Gorbatschow ) oder ist es Absicht, die wahren Gründe des heutigen Krieges in der Ukraine zu verschweigen, das denke ich. Das ist aber nicht das, was man von einem Auslandskorrespondent erwarten darf!
Werden diese « Korrespondenten « ohne jegliche Bildung über Geschichte in den Auslandseinsatz geschickt? Interessiert diese Leute nicht, was Historiker die letzten Jahre mit Fakten belegt haben?
Sehr interessant wenn ich täglich die Berichte der Öffentlichen und der Alternativen vergleiche . Wer seit 55 Jahren Politik – was Ost und West betrifft – verfolgt kann nur staunen, wie unsere
Medien über die heutigen Krisen berichten, als ob es keine Ursachen, meistens verursacht durch die West–Politik, geben würde. Alle Kriege, die durch die USA vorbereitet oder ausgeführt werden, sollten gefälligst ausgeblendet werden, anscheinend von den Redaktionen so gewollt.
Ich grüsse Sie
J.Blumer
3. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Experten betonten immer wieder, dass es sich nicht um natürliches oder gesundes Wachstum handele.“
Gott verbot den alten Israeliten bekanntlich, sich ein Bild von ihm zu machen, und deshalb ist die Gesichtslosigkeit Gottes bis heute ein notwendiges Attribut seiner Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit.
Insofern brauchen wir uns nicht zu wundern, dass manche Zeitgenossen, insbesondere Mainstreamjournalisten, den Umkehrschluss ziehen: Allwissend ist, wer kein Gesicht hat.
Zum Beispiel „Experten“.
Die kollektive Vergöttlichung ungenannter „Experten“ hat eine Vorgeschichte: Noch vor zehn Jahren war es üblich, nur solche Experten zu Wort kommen zu lassen, die für ihre – schon damals meist fragwürdigen – Diagnosen und Prognosen wenigstens mit ihrem Namen einstanden und ihr Gesicht in die Kamera hielten.
Der „Terrorismusexperte“, der „Parteienexperte“, der „Rechtsextremismusexperte“ waren auch damals schon dubiose Figuren, konnten aber immerhin auf Abschlüsse in themennahen Fächern, meist Politologie oder Soziologie, verweisen – bisweilen sogar auf eigene Forschungsarbeiten. Deren Qualität war zwar oft ein Thema für sich, aber immerhin hatte der Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer die Möglichkeit, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie weit es mit dem beanspruchten Expertentum her war.
In den letzten Jahren häufen sich aber Meldungen, wonach nicht etwa eine konkrete Person, sondern ungenannte „Experten“ – von denen man in der Regel nicht einmal das Fachgebiet erfährt – diese oder jene Meinung geäußert hätten. In der Regel werden unter Berufung auf diese „Experten“ Behauptungen unter die Leute gebracht, deren Weisheit man bereits auf den ersten Blick füglich bezweifeln möchte – und auf den zweiten und dritten erst recht.
„Experten“ belehren uns, Corona werde Millionen von Deutschen dahinraffen, wogegen aber die Maske ein bisschen und die Impfung durchschlagend helfen werde. Sie klären uns darüber auf, dass Putin eigentlich am Ende, die russische Wirtschaft durch Baerbock ruiniert, die russische Armee im Zerfall begriffen, das russische Volk nur noch knapp von einem Aufstand abzuhalten sei. Alles haarsträubender Unsinn, der aber der kritischen Nachfrage durch Normalsterbliche entrückt ist, da er von dem namen- und gesichtslosen Kollektivgötzen namens „Experten“ stammt. Wenn die Wirklichkeit diesen Unsinn dann widerlegt, kehren sogenannte Journalisten die alten Prognosen diskret unter den Teppich und zitieren neue oder versuchen, wenigstens ein bisschen von dem alten Narrativ zu retten, und sei es unter Hängen und Würgen, aber ohne den geringsten Verlust an aufgeblasener Selbstgewissheit – dafür wiederum unter Berufung auf die unfehlbaren anonymen „Experten“.
Für den Medienkonsumenten ist diese Unsitte in gewisser Hinsicht praktisch; braucht er doch nur einige schlichte Fragen zu stellen:
Wer genau sind diese Experten? Für welches Thema sind sie kompetent? Durch welche geistigen Leistungen haben sie sich als Experten ausgewiesen? Für welche Institutionen arbeiten sie? Wer finanziert diese Institutionen?
Und vor allem: Warum erfahren wir all dies nicht von jenen Journalisten, die solche „Experten“ als Gewährsleute vorschieben – anonym, als seien es Mafia-Insider, die man vor ihren Bossen schützen müsse? Warum trauen die angeblichen Experten sich nicht vor die Kamera?
Vermutlich, weil sie uns belügen und genau wissen, dass diese Lügen in immer kürzeren Abständen auffliegen.
Deswegen sind ungenannte „Experten“ so praktisch und geradezu unentbehrlich: Sobald ein Journalist sich auf sie beruft, kann man getrost hohe Summen darauf wetten, dass er eine Lüge, mindestens aber groben Unfug verbreitet.
Manfred Kleine-Hartlage
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