Journalistische Beiträge sollen die Leser informieren. Gerade die NachDenkSeiten haben sich dies von Anfang an auf die Fahnen geschrieben. Wir recherchieren und veröffentlichen Informationen, die andernorts zu kurz kommen oder gänzlich unerwähnt bleiben, nehmen verschiedene Standpunkte ein, um Dinge von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten. Hin und wieder können Artikel auf den NachDenkSeiten jedoch auch für Unterhaltung bei ihren Lesern sorgen. Nämlich dann, wenn von einem Autor ungewollt ein orthografischer oder sprachlicher Fehler eingebaut wird. Und wenn aufgrund dieser Falschschreibung oder missglückten Formulierung der Satz einen völlig anderen, manchmal sogar entgegengesetzten Sinn erhält. Der mittlerweile schönen Tradition folgend veröffentlichen wir heute die schönsten Verschreiber des vergangenen Jahres. Gute Unterhaltung wünscht Lutz Hausstein.
Leserinnen und Leser, die nach der Lektüre auf den Geschmack gekommen sind, können sich anhand dieser Auflistung noch einmal die Sammlungen der vergangenen vier Jahre zu Gemüte führen.
„Was versteht das Kollektiv „Staub zu Glitzer“ genau darunter, wenn es in seiner Presserklärung schreibt, dass es „auch in der kommenden Zeit gegen faschistoide Gesinnungen in unserer Mitte angehen“ werde?“
Wolf Wetzel, 26. Dezember 2022 – meint: Presseerklärung
„Aber wie wir hören, gäbe es bereits Nachfolger in Spee.“
Markus Fiedler, 4. Januar 2023 – meint: in spe
„Der Aufenthalt des Ex-Präsidenten in Florida soll nach Angaben des Guardians den US-Behörden Kopfzerbrechen bereiten, da die Biden-Regierung sich jetzt gezwungen sieht, darüber zu entscheiden, wie sie mit Bolsonaros Präsens auf US-Boden weiter umgehen soll.“
Florian Warweg, 9. Januar 2023 – meint: Präsenz
„Wenn man die Nachrichten liest, bekommt man oft so eine verzehrte Sicht und eine Illusion davon, was geschieht.“
Übersetzung durch Dominik Wetzel, 11. Januar 2023 – meint: verzerrte
„Dass das „Zaudern“ des Bundeskanzlers der letzten Tage als eine Abwehrstrategie hätte gedeutet werden können, mit der die Lieferung schwerer Kampfpanzer zumindest herausgezögert werden sollte, muss jetzt als Irrtum bezeichnet werden.“
Tobias Riegel, 25. Januar 2023 – meint: die letzten Tage/in den letzten Tagen
„Das riskante Handeln der Regierung auf einem Feld, bei dem sie keine Kontrolle mehr hätte, sobald der erste Schluss fallen würde, kann mit einer Partie „Russisches Roulette“ verglichen werden – nur dass bei dieser geopolitischen Variante auch alle Bürger gezwungen werden, am potentiell selbstmörderischen „Spiel“ teilzunehmen.“
Tobias Riegel, 30. Januar 2023 – meint: Schuss
„Mit diesen Worten leitet der WD die völkerrechtliche Überprüfung der dritten Argumentationslinie der Ausschussbefürworter ein.“
Florian Warweg, 24. Februar 2023 – meint: Ausschlussbefürworter
„Die Leittragenden sind dabei in erster Linie die Menschen in der Ukraine, die für US- bzw. geopolitische Interessen geopfert werden bzw. die durch ihren eigenen Präsidenten in einen sinnlosen Tod getrieben werden.“
Florian Warweg im Interview mit Marco Henrichs, 10. März 2023 – meint: Leidtragenden
„Dieser Krieg bildete die letzte größere Etappe bei der Zerschlagung des multi-ethischen Jugoslawiens in eine Vielzahl ethnisch homogener Kleinstaaten, die für Washington und Berlin leicht zu beherrschen sind.“
Bernd Duschner, 15. März 2023 – meint: multi-ethnischen
„Zynische Kriegspropaganda: Kiew verspricht russischen Desserteuren „Asyl in Deutschland“ – doch Bundesregierung dementiert“
Florian Warweg, 17. März 2023 – meint: Deserteuren
„Wir wundern uns und fragen nach den Gründen, kommen aber meist nicht auf die Idee, dass dieser große Reifeaufwand vor allem der Meinungsmache dient.“
Albrecht Müller, 21. März 2023 – meint: Reiseaufwand
„Das ist sowohl moralisch als auch rechtlich ein himmelweiter Unterschied zur millionenschweren Vorteilsname eines Peer Steinbrück von der Finanzindustrie oder den millionenschweren Einkünften zahlreicher Unionsabgeordneter aus illegalen Maskendeals oder Lobbytätigkeiten für Aserbaidschan.“
Jens Berger, 22. März 2023 – meint: Vorteilsnahme
„Doch bei der Personalie Wagenknecht gelten offenbar andere Regeln. Auch ihre (Noch-)Parteichefin Wissler nutzt die Meldung, um die innerparteiische Kampagne gegen Wagenknecht am Laufen zu halten und den Medien Futter für neue Schlagzeilen zu geben.“
Jens Berger, 22. März 2023 – meint: innerparteiliche
„Denn, wenn sie vom Völkerrecht spräche, so wäre hier ein großer Bumerang im Raume, von dem jeder weiß, dass er existiert: Der von den USA geführte Westen verfügt wohl über die längste Liste von ernsthaften Völkerrechtsbrüchen seit dem Ende des 2. Weltkrieges.“
Alexander S. Neu, 27. März 2023 – meint: ein großer Elefant im Raume
„Was nutzt einem der saisonal gemittelte COP, wenn man doch fast ausschließlich im Winter heißt?“
Jens Berger, 5. April 2023 – meint: heizt
„Der stärkste Profibringer des Staatskonzerns mit einem Rekordergebnis von 1,8 Milliarden Euro ist dessen Logistiktochter Schenker.“
Ralf Wurzbacher, 14. April 2023 – meint: Profitbringer
„Letzterer fand es unverständlich, dass auf den deutschen Beststellerlisten Bücher zu finden sind, „wo die Autoren uns erklärt haben, dass die Deutschen besser wissen, was Krieg ist und deswegen keine Waffen in die Ukraine gehen sollten“.“
Tilo Gräser, 2. Mai 2023 – meint: Bestsellerlisten
„Als Annalena Baerbock wenige Wochen später dann schon wieder in Neu-Delhi aufrauschte, um ihre Hits beim G-20-Gipfel zu trällern, „vergaß“ man kurzerhand das Protokoll und blieb dem Flugfeld fern … nun ja, zumindest ein indischer Polizist konnte sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen und musste zum unfreiwilligen Begrüßungs-Handshake antreten.“
Jens Berger, 7. Juni 2023 – meint: auftauchte
„Besonders absurd ist dabei, dass ausgerechnet BILD-Korrespondent Julian Röpcke (Spitzname „Jihadi Julian“), der sich seit jeher als Twitter-Feldheer geriert, als einer der wenigen westlichen Journalisten schon früh von den Verlusten der Ukrainer berichtete und sich dafür von pro-ukrainischen Twitter-Kanälen den Vorwurf anhören musste, er sei ein russischer Troll.“
Jens Berger, 13. Juni 2023 – meint: Feldherr
„Man sieht, dass Prigoschin eine blutige Schramme auf der Backe hat.“
Ulrich Heyden, 24. Juni 2023 – meint: Wange
„Der Berg kreiste und gebar eine Maus – beziehungsweise zwei Mäuschen.“
Ralf Wurzbacher, 28. Juni 2023 – meint: kreißte
„Je nach Gebäudetyp ist beim derzeitigen Strommix eine Wärmepumpe nämlich keinesfalls klimafreundlicher als eine moderne Gasheizung und das Verschrotten einer einwandfrei funktionierenden Gasheizung, die vielleicht noch zehn, zwanzig Jahre Lebenserwartung vor sich hat, ist eine Sünde wieder allen Grundsätzen der Nachhaltigkeit.“
Jens Berger, 28. Juni 2023 – meint: wider
„Garantiert war dies durch die Art, wie sie organisatorisch aufgestellt war: als reines Non-Profi-Projekt in gemeinsamer Trägerschaft des Sozialverbands VdK, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sowie des Verbunds unabhängige Patientenberatung (VuP).“
Ralf Wurzbacher, 26. Juli 2023 – meint: Non-Profit-Projekt
„Auch zu diesen Punkten gibt es wegen der fehlenden Pressepräsens auf der Konferenz in Dschidda nur wenige Details, deshalb nachfolgend nur die bekannt gewordenen Positionen einiger Länder.“
Jürgen Hübschen, 10. August 2023 – meint: Pressepräsenz
„Hauptleittragende der Auswirkungen dieser von der US-Regierung initiierten Provokation sind im Zweifel die Bevölkerung und (verbliebene) Industrie Europas, die schon seit längerem unter sowieso schon hohen Energiepreisen ächzen.“
Florian Warweg, 22. August 2023 – meint: Hauptleidtragende
„Man verhöhnt mit dem lästernden Ton des Ausdrucks „Work live Balance“ die Bürger, die andere Lebenskonzepte versuchen, als wäre deren Ausbrechen aus der Hamsterrad-Logik Kokolores.“
Frank Blenz, 31. August 2023 – meint: Work Life Balance
„Die Verteuerung der Energiepreise ist wiederum Folge eines Wirtschaftskriegs gegen den wichtigsten Energielieferanten Deutschlands, den die Bundesregierung vom Zaum gebrochen hat.“
Tobias Riegel, 29. September 2023 – meint: vom Zaun gebrochen
„In ihren Tagungsunterlagen beklagten die Strategen, dass US-Präsident G. W. Bush bei seiner Legitimation des – in Wirklichkeit unprovozierten – Angriffskrieges auf Waffenvernichtungsmittel des Hussein-Regimes verwiesen habe, die dann aber nirgendwo im Land zu finden waren.“
Bernhard Trautvetter, 11. Oktober 2023 – meint: Massenvernichtungsmittel
„Wovon sollen denn die „Sustainable Development Goals“ finanziert werden, wovon der weltweite Klimafond?“
Reiner Braun, 17. Oktober 2023 – meint: Klimafonds
„Am auffallendsten war der Kollege vom ARD-Hauptstadtstudium, den Namen lassen wir mal beiseite, der, sobald Sahra Wagenknecht das Wort ergriff, merklich angespannt reagierte.“
Florian Warweg, 26. Oktober 2023 – meint: Hauptstadtstudio
„It’s something different, wie man im Englischen so schön zu pflegen sagt, wenn Doppelstandards beschönigt werden sollen.“
Alexander Neu, 30. Oktober 2023 – meint: zu sagen pflegt
„Ein neoliberales Manta lautet, „There is no free lunch“, es gibt also nichts umsonst.“
Jens Berger, 23. November 2023 – meint: Mantra
„Sollte der Geburtsverlauf dabei nicht den gewünschten Fortschritt erreicht haben, wird interveniert, das Kind so schnell wie möglich aus dem Mutterlaib zu bekommen.“
Elisabeth Blenz, 1. Dezember 2023 – meint: Mutterleib
„Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass die europäische Bürokratie den Kauf des Cybertrucks hierzulande erschweren wird.“
Jens Berger, 4. Dezember 2023 – meint: Wermutstropfen
„Ebenso die Praxis, zwischen den Empfängern von niedrigen Löhnen einerseits und Bürgergeld andererseits Unfrieden zu sähen.“
Tobias Riegel, 7. Dezember 2023 – meint: säen
„Das westsibirische Erdgas, das Deutschland bis vor kurzem über Pipelines versorgte, hat eine ungleich bessere Klimabilanz über sämtliche Schritte im Lebenszyklus hinweg.“
Jens Berger, 11. Dezember 2023 – meint: mit dem Deutschland bis vor kurzem über Pipelines versorgt wurde
„Diese Nachwuchskräfte sind mit einem goldenen Löffel im Hintern großgeworden, soziale Not kennen sie aus eigenem Erleben nicht.“
Patrik Baab im Interview mit Marcus Klöcker, 15. Dezember 2023 – meint: einem goldenen Löffel im Mund
Ich möchte die Gelegenheit nicht versäumen, mich bei all unseren Autorinnen und Autoren des vergangenen Jahres für ihre informativen Artikel zu bedanken. Und ich freue mich gemeinsam mit unseren Lesern auf neue Artikel, die hin und wieder auch gern mit neuen lustigen Verschreibern gewürzt sein dürfen. Denn es wäre doch für alle Seiten schade, wenn wir diese Rubrik im nächsten Jahr mangels Masse einstellen müssten.
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