Leserbriefe zu „Corona? Für Literatur, Film und Fernsehen offenbar ein Tabu“
Hier bekundet Jens Berger, dass er die Coronajahre als Rahmenhandlung von Büchern und Filmen vermisse. Jede zeitliche Periode, jedes mehr oder weniger wichtige geschichtliche Ereignis habe schon als Rahmen für unzählige Romane, Spielfilme oder sonstige Fernsehproduktionen herhalten müssen. Jedoch noch nicht einmal in den zeitgenössischen TV-Produktionen dieser Jahre seien Masken, Schulschließungen, Ausgangssperren oder der Umgang mit Ungeimpften vorgekommen. Auf ihn wirke „es jedenfalls so, als gäbe man sich die größtmögliche Mühe, das Thema und alles, was damit zusammenhängt, so gut wie möglich zu verdrängen, ja zu tabuisieren“. Wir haben hierzu zahlreiche interessante E-Mails bekommen. Dafür danken wir. Es folgt nun eine Auswahl, zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Hallo Herr Berger,
ich habe mich auch schon oft gefragt, wie Corona sogar in den allgegenwärtigen Arztserien so überhaupt gar nicht vorkommen kann. Und das, obwohl es manchmal recht offensichtlich war, dass die Darsteller beim Dreh zueinander Abstand halten mussten.
Es gibt allerdings eine Ausnahme, aus der Frühzeit der Pandemie, die Serie “Drinnen” mit Lavinia Wilson, die es im April 2020 zu streamen gab. Die Hauptdarstellerin muss sich mit Homeoffice-Problemen rumschlagen und mit Verwandten, die sich nicht an die Regeln halten will. War ganz amüsant damals, aber auch lange vor den G-Regeln.
Grüße von
Peter Weilbacher.
2. Leserbrief
Hallo Herr Berger,
dieser Beitrag von Sonja Silberhorn gibt vielleicht ein wenig Antworten auf ihre Fragen am Ende des Artikels: nachdenkseiten.de/?p=105442
Viele Grüße
Andreas Scherrer
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
in der Tat habe ich dieses auch beobachtet und mich gefragt warum das so ist. Diesbezuglich hatte ich in der Zeit eine Zuschaueranfrage an den MDR gesendet, im Hinblick auf die Serien “In aller Freundschaft” und “In aller Freundschaft, die jungen Ärzte”. Zu der Zeit meiner Anfrage lief im Fernsehen gerade die 17. Staffel von “Grey’s Anatomy”, welche ja ebenfalls eine Arztserie ist. In der ganzen Staffel ging es um Corona. Meine Frage damals lautete, warum wird dieses Thema nicht aufgegriffen? Dafür wäre ja eine Arztserie geradezu prädestiniert. Keine einzige Szene, ja, so weit ich mich erinnern kann, noch nicht einmal das Wort Corona oder COVID19 kamen in dieser Zeit vor. Einzig an der Kameraführung (die Darsteller liefen meterweit auseinander oder saßen in mind. 2 Meter Abstand auf einer Bank und führten dann noch Dialoge) konnte man sehen das etwas anders ist. Leider habe ich vom MDR keine Antwort erhalten.
Gerne hätte ich Ihnen meine Fragestellung an den MDR als Anlage gesendet, aber ich habe diese Anfrage direkt über die MDR-Homepage gesendet.
Mit freundlichen Grüßen,
R. Bruska
4. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
vielen Dank für Ihren Artikel zum Schweigen bei Corona und den erlebten, aber nicht erzählten Geschichten dazu. Die fehlende gesellschaftliche Aufarbeitung zeigt sich offensichtlich auch in der etablierten Literatur, im Film und im Fernsehen. Allerdings gibt es im Print-on-Demand-Bereich tatsächlich erste Krimi-Erzählungen aus der Corona-Zeit. Vielleicht markieren diese Romane den Beginn einer reflektierteren sozialen Diskussion, die nach einiger Zeit auch in anderen Bereichen aufgenommen wird. Beispielhaft möchte ich den Krimi von Tammo Aaldyk “Sieben Tage mit Corona” empfehlen, der im Herbst bei Tredition erschienen ist. Dort werden politisch gut informiert die Geschichten erzählt, die vielfach erlebt wurden. Die belastende Alltagsbewältigung sowie der trickreiche Umgang mit Diskriminierung werden im Roman zu einer dichten und spannenden Story verknüpft.
Viele Grüße,
Angela Banerjee
5. Leserbrief
Hallo,
zumindest in China gibt es eine Fernsehserie über die Anfänge von Corona in Wuhan. Zu sehen auch in Deutschland mit englischen Untertiteln auf WeTV
Beste Grüße
Mathias Wendt
6. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
doch, es gibt sie, diese schaurig albernen Corona-Gedenkmomente im TV: ich sehe seit Jahren als eine der wenigen Sendungen in den Öffentlich Rechtlichen Sendern die Reihe im ZDF “Aktenzeichen XY”. In den Fällen, die in den Corona-Jahren passiert und nachgespielt werden, tragen die Protagonisten streng ihre Maske! Mindestens ein Fall aus dieser Zeit ist in jeder Sendung dabei! Wobei das natürlich nicht im Geringsten etwas mit Aufarbeitung zu tun hat, sondern hier wird bewußt die “Politische Korrektheit” unters “(Fernseh-)Volk gebracht. Da schalte ich dann jedes mal ab oder um.
Beste Grüße
Claudia L.
7. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
Ihre Kritik im Artikel ist sicherlich insofern zutreffend, dass es auf “der großen Bühne” keine Bücher etc. zur Pandemie gibt. Gleichwohl hat eine kurze Internetrecherche mit “krimi über corona” ergeben, dass es durchaus Literatur dazu gibt. Auf die Idee mit der Recherche kam ich, da beim “Der kleine Drache Kokosnuss und die Drachenprüfung” der schöne Dialog vorkommt (sinngemäß): “Warum seid ihr denn nicht in der Schule?”, “Wir haben Wechselunterricht.”, “Hä?”, “Na, mal sind wir in der Schule und mal nicht. Damit es im Klassenraum nicht zu voll wird.” ?
Hier eine kleine Auswahl meiner Rechercheergebnisse:
- perlentaucher.de/buch/evelyn-grill/der-nachlass.html
- thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1069846819
- rnd.de/kultur/donna-leon-schreibt-brunetti-krimi-auf-corona-pandemie-um-4YDYDC25ICC66TBCM56LSAOO5M.html
Herzliche Grüße
Andreas Hennig
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger, liebes Team der Nachdenkseiten,
danke, dass Sie das Thema aufgreifen. Mich beschäftigt dies Frage auch schon seit langem und ich habe ebenso noch keine plausible Erklärung gefunden.
Eine Möglichkeit wäre, dass die Filmemacher kein Geld für einen Film zu diesem Thema bewilligt bekommen, weil die Geldgeber befürchten, dass Dinge dargestellt werden, die man so nicht mehr vor Augen gehalten bekommen möchte.
Im Film “Für immer Sommer 90” aus dem Jahr 2021 kommen die Coronamaßnahmen zumindest als Lebensumstand vor. Das ist aber bisher meine einzige Fundstelle dazu.
Das massenhafte Maskieren gäbe m.E. auch einen guten Krimistoff ab.
Mit besten Grüßen
Liane Freyer
9. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
zunächst meine Glückwünsche für das 20jährige Wirken der Nachdenkseiten!
Ihre Frage, warum sich auch Filmemacher – ich schreibe hier als einer – noch nicht zur künstlerischen Aufarbeitung bewegt haben, ist sicherlich berechtigt, wenn nicht gar notwendig.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Filmprojekt – ich spreche hier von Spiel- und Dokumentarfilmen, die für Kino- und Festivalauswertung realisiert werden – eine sehr lange Vorlaufzeit hat, bis überhaupt produziert und anschließend vermarktet werden kann; es können drei bis fünf Jahre, manchmal auch mehr, dafür ins Land gehen. Insofern ist mit einer “aktuellen” filmischen Aufarbeitung wohl erst (wenn dann überhaupt) in zwei bis drei Jahren zu rechnen. Ob beabsichtigt oder nicht – das Theater um Haushalt und Schuldenbremse tut sein übriges dazu, im Hinblick auf Förderwürdigkeit bei womöglich schrumpfenden Etats für die Fördereinrichtungen.
Interessant hierbei sind die Wellen von Produktionen. Derzeit “dreht” sich viel um Identität und Diversität. Ein begleitender Diskurs rund um den jeweils persönlichen oder gesellschaftlich verordneten Umgang wäre also durchaus denkbar – ich finde, sogar eine Pflicht.
Jedoch – die zahlreichen PR-Kampagnen haben ihre Wirkung bereits weitreichend entfaltet.
Ich glaube, es wird sehr schwierig werden, die Aufarbeitung dieser grundlegenden Einschnitte ins Soziale und Persönliche durch die Pandemie und die Maßnahmen dagegen zu thematisieren. Ich höre schon die Keule mit dem Argument der sogenannten Staatsräson niedersausen – natürlich unausgesprochen.
Man erinnere sich an Dominik Grafs Tatort-Beitrag “Der Rote Schatten” im Jahr 2017.
Beim Internationalen Filmfestival in Rotterdam erzählte er vor ausgebuchtem Kino seine Erlebnisse und Erfahrungen mit diesem Film. Auch dieser hat mit seiner Erzählweise an der Staatsräson geknabbert. Vielleicht erinnert sich jemand an die Aufmachung der BILD am Tag drauf. Es wurde gegen alle gekeilt, die an diesem Projekt beteiligt waren. An dieser Stelle gilt der Dank der Redaktion, die den Mut hatte, diesen Stoff zu produzieren. Anders hätte, so Dominik Graf, sein Film nie realisiert werden können. Wenn ich recht erinnere, sagte er, dass keine Förderung bereit war, in dieses Vorhaben “eingestiegen”.
Und ich vermute, dass es kritische Ansätze und “andere” Erzählungen zu den Maßnahmen gegen diese in vielerlei Hinsicht denk- und merkwürdige Pandemie in Zukunft auch hier nicht leicht haben werden, zur Förderung vorgeschlagen zu werden.
Ich hoffe, ich liege falsch damit.
Gefragt sind also mehr die “zeitnahen” Dokumentarformate im ÖRR, die Magazinbeiträge, gar Flaggschiffe wie zdf 37Grad. Diese können in der Regel schneller reagieren. Das dröhnende Schweigen aus diesen Fluren ist, was ich mitbekomme, zwar wahrhaft bedenklich, jedoch nicht verwunderlich.
Im Sinne der/ einer Aufklärung sind zumindest (auch) die Nachdenkseiten ein Lichtblick.
Es gibt noch viel zu ent- und aufzudecken!
Grüße.
Reiner Krausz
10. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten
Es gibt einen echt sehenswerten französischen Film über die Coronazeit von 2021. Er heißt 8 rue de l`humanite.
Er ist sehr witzig und nimmt die Coronamassnahmen auf die Schippe, aber nicht nur, mit dem Tod einer Person aus dem Film an Corona zeigt er doch, daß Corona für manch einen schon lebensbedrohlich war.
Nur so als Tipp.
Natürlich, er hat kein separates Problem genauer als Inhalt.
Trotzdem wollte ich Ihnen den Film empfehlen – es ist eben eine Komödie.
Viele Grüße
Donata Frisch
Nochmal kurz.
Der Film 8 rue de lhumanite wird sogar auf Netflix gestreamt.
Grüße
Donata Frisch
11. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Bezug nehmend auf ihren Artikel möchte ich einige Denkanstöße bzgl. ihrer Fragestellung geben:
Aus eigener Erfahrung im näheren Familienumfeld weiß ich, wie die “Gepflogenheiten” v. a. in Teilen der Film und Fernsehbranche so sind:
Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind nur projektbezogen angestellt. D. h. Arbeitsverträge werden immer und immer wieder neu und befristet abgeschlossen (teilweise im 4 Wochen- Takt).
In diesem Zuge wurden z. T. absurde 2-G Regelungen mit entsprechendem Druck durchgesetzt, v. a. in Produktionen des ÖRR wurde dies auch nach offiziellem “Ende” der “Pandemie” noch durchgesetzt.
Viele durchaus kritische Mitarbeiter und Künstler haben also in diesem Bereich zwangsweise (keine Anschlussverträge ohne die rettende “Impfung”, z. T. durften “Ungeimpfte” nur noch an der frischen Luft arbeiten, tägliche Testungen in der Öffentlichkeit etc. etc.) die Segel streichen müssen und sich anderweitig orientiert.
Dies mag auch zu einem intellektuellem “Ausbluten” geführt haben. Auch greift hier wahrscheinlich das Verdrängen und die kognitive Dissonanz bei vielen Verantwortlichen, Fehlerkultur im Bezug auf Corona und dem Handling der Maßnahmen ist, wie überall, nicht erkennbar.
Außerdem sind große Teile der Branche von Filmförderungen der Länder abhängig und da gilt: “wessen Brot ich ess’ dessen Lied ich sing”. Man beißt auch nicht die Hand, die einen füttert…
Ich der Hoffnung, einen Erklärungsansatz (oder einen Teil davon) angeregt zu haben, verbleibe ich
mit den besten Grüßen,
V.V.
12. Leserbrief
Hallo Herr Riegel,
ihr Kollege, Herr Berger wirft hier eine sehr interessante Frage auf. Da ich selbst im Kulturbereich tätig bin, habe ich darüber auch schon nachgedacht und für mich eine Erklärung, oder soll ich sagen, vielmehr eine Befürchtung, gefunden.
Corona? Für Literatur, Film und Fernsehen offenbar ein Tabu
Die Ungeheuerlichkeit der Lüge
Warum die Corona-Jahre nicht Gegenstand oder zumindest Hintergrund für Bücher oder Filme und Theaterstücke sind, ließe sich vereinfacht damit begründen, dass noch nicht genug Zeit vergangen ist, die für die Verarbeitung allgemein und die künstlerische Verhandlung im Speziellen vonnöten sind. Blickt man etwas genauer auf diese Frage, kommt man schnell zu der weitergehenden Fragestellung, was an der Corona-Phase so lange dauert, um es zu „verdauen“, um zu einer Einschätzung, einer Erzählung zu kommen, die, ob künstlerisch oder dokumentarisch, konsumiert werden möchte? Ist es der Schock über die Realität gewordene Dystopie einer Gesellschaft im Pandemie-Ausnahmezustand, die in uns allen nachhallt? Ist es die Lähmung, die unter dem Einfluss einer mächtigen Propagandamaschinerie einsetzte, als jegliche kritische Nachfrage zu Corona-Maßnahmen oder den staatlich und medial verordneten Impfstoffen zu einer Frage auf Leben oder Tod, zu einer Frage von solidarisch oder querdenkend unsolidarisch bis hin zu gesellschaftsschädlichem Verhalten anwuchs? Ist es die Ungeheuerlichkeit, dass Familientreffen konspirativ stattfinden mussten und über diesen der geheimnisvolle Nebel der Verschwörung waberte? Ist es der Surrealismus, der einen Ausflug, mit mehr als 15 km Entfernung vom eigenen Wohnort, zum kriminellen Akt werden ließ? Oder ist es die eigene Schweigsamkeit, die entstand, als jeglicher Widerspruch oder kritische Äußerung zum Regierungshandeln auf die aggressiv-militante Mauer aus veröffentlichter und alleingültiger Wahrheit prallte, an der so manche Freundschaft und Familie zerbrach, an der jahrelange kollegiale Beziehungen wie in einem mittelalterlichen Glaubensstreit für immer zerschellten, die Künstlerkarrieren beendete, Wissenschaftler in Abseits stellte? Wer kann all dies besser als die deutsche Gefolgschaftsgesellschaft? Noch heute sitzt die Angst zu tief, in die große Schublade der Querdenker, der Rechten, der Putinversteher, der Radikalen, der Demokratiefeinde, der Schwurbler, der Verschwörungstheoretiker gesteckt zu werden. Zumal die Schublade, eher einer Büchse der Pandora ähnelt, die seither weiter gefüllt wird, mit all denen, die nachdenken, die Fragen stellen, die unbequem sind. Eine Schublade, in der sich vom Fußballer bis zum UN-Generalsekretär mittlerweile ein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt wiederfindet. Und vielleicht ist es mittlerweile auch die Angst vor einem System, das zunehmend die Lüge zum gesellschaftlichen Konsens erhebt und die ewigen Nörgler, die des Kaisers fehlende Kleider nicht nur bemerken, sondern auch artikulieren, zu Feinden macht, die in immer realer werdender Gefahr leben? Insofern ist das Fehlen einer wie auch immer gestalteten kritischen Behandlung der Pandemieära kein gutes Zeichen für den Zustand unserer Gesellschaft und letztendlich auch nicht für die Gesundheit der Demokratie. Und gerade wir Deutschen sollten doch aus unserer Erfahrung im Umgang mit der Ungeheuerlichkeit der Lüge und der Angst, diese zu erwähnen, doch gelernt haben?
Mario Kuban
13. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger und sehr geehrte Damen und Herren der NDS,
Sie stellen in Ihrer Betrachtung durchaus die richtigen Fragen, denn welches Sujet eignete sich besser für eine künstlerische Be- und Verarbeitung als ein in der Menschheitsgeschichte bisher noch nie dagewesener Vorgang? Quasi über Nacht wurden Milliarden von Menschen mit einer verblüffend gleichförmigen Erzählung von der Macht eines Coronavirus in Angst und Schrecken versetzt, welches unser aller Leben und das unserer Lieben, unserer Kinder und unserer (Groß-)Eltern bedrohen könne, solange es keinen Impfstoff gegen diese todbringende Seuche gebe. Kritiker dieser Erzählung wurden sofort und ohne Pardon kulturell und gesellschaftlich nachhaltig vernichtet.
Literarisch gibt es da vielleicht den Vergleich mit „Die Pest“ von Albert Camus. Der Mauer-(über)fall, wie Sie ihn vergleichsweise anführen, mag sicher eine bedrohliche Zäsur für einen kleinen Teil der tonangebenden Kreise der deutschen Gesellschaft in der DDR gewesen sein, hatte jedoch psychologisch und global betrachtet wohl kaum diese Schockstarre erzeugen können. Dagegen kommen mir Bilder von Kriegen und Bombennächten in den Sinn, wenn es um Wirkmächtigkeit geht, die uns in tiefste existentielle Ängste vor Tod und Verderben stürzen. Es wird in einigen Jahren sicher Literatur zu diesen Kriegen der Neuzeit geben, und Sie lösten beim Lesen in mir (75J.) die Frage aus, wann sich denn die ersten künstlerischen Arbeiten mit der bisher „von uns“ begangenen größten menschlichen Katastrophe bis 1945 befassten? Ohne lange zu recherchieren, fällt meiner Generation sofort der Roman „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert oder der Film „Die Mörder sind unter uns“ von Wolfgang Staudte ein, beide erschienen 1946/47. Aber dann gab es in den 1950-1960er Jahren auch die „Bleierne Zeit“, denn führende Kreise im NS-Regime entließ man fast straflos in die Nachkriegsgesellschaft, weil sie nach Ansicht der Alliierten angeblich für den Wiederaufbau gebraucht wurden. Sie waren aber in Teilen mitverantwortlich für die Verbrechen seit 1933.
Ähnlich bewerte ich die Situation nach der Corona-Pandemie. Die von langer Hand geplante und zentral gelenkte Inszenierung dieses Angriffs gegen die Menschheit musste Tausende von Menschen weltweit aus Wissenschaft, Medien, Politik, Verwaltung, Justiz usw. auf dieses Unternehmen vorbereiten und trainieren, denn die kommunikativen Methoden und Strukturen mussten sich gegen die heutigen Bedingungen der Mediennutzung bei den Menschen („Soziale Medien“) behaupten können. Man wird noch Jahre brauchen, um diesen ersten „Überfall“ auszuwerten, nicht nur medizinisch/wissenschaftlich, um den nächsten „Durchgang“ noch besser vorzubereiten.
Und weil auch die Publizistik in diese „Transformation“ vollkommen eingebunden ist, wird sich kein Verlag und keine Filmproduktionsgesellschaft mit Rang und Namen auf dieser Welt finden, welche Projekte wie vergleichsweise die von Camus, Borchert oder Staudte heute oder morgen realisieren dürfte, denn Unabhängigkeit im relevanten Kunst- und Kulturbetrieb gibt es schon lange nicht mehr. Aber ich kann das nur aus begrenzter Rückschau auf die letzten sechzig Jahre beurteilen.
Mit großem Dank und mit den besten Grüßen
Erich-Günter Kerschke
14. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vermutlich werden alle von Ihnen aufgezählten Gründe eine Rolle spielen, weswegen die Corona-Maßnahmen nicht in der Kunst vorkamen und vorkommen.
Ich kenne nur ein Beispiel aus dem US-Fernsehen, wo die Schauspieler Masken trugen und dies auch mit einer Pandemie begründet wurde. Es wurde allerdings nicht direkt thematisiert, es wurde eher als gegeben dargestellt. Ich weiß gerade nicht mehr, welche Serie das war, aber die Protagonisten waren Sicherheitsleute/Polizisten. Sonst ist mir insbesondere aus dem deutschen Fernsehen kein Film und keine Sendung bekannt, wo das Maske tragen aufgrund der Corona-Verordnungen erwähnt worden ist. Oder die Impfpflicht etc.
Was mir aber auffiel, waren z.T. unnatürlich große Abstände zwischen den Schauspielern, bei einer deutschen Ärzteserie war das besonders auffällig. Man versuchte, dies relativ plump innerhalb der Handlung zu überspielen, was aber eher lächerlich rüberkam. Zum Teil gab es Folgen, in denen Infektionsschutzmaßnahmen vorkamen, aber wenn, dann nur in Bezug auf eine Grippewelle/-epidemie. Mittlerweile hat sich das wieder normalisiert.
Alles in Allem wurden die Verordnungen hinter den Kulissen umgesetzt, sie wurden allerdings vor den Kulissen nicht dargestellt. Und thematisiert erst recht nicht.
Man wollte vielleicht den Zuschauern eine „alte Normalität“ im Fernsehen bieten, welche sie in der realen Welt nicht erlebten. Dort war die „neue Normalität“ mit Diffamierung, Diskriminierung, Impfpflichten, Masken usw. ja mehr als vorherrschend. Muss man den Leuten dann auch noch den letzten angenehmen Raum nehmen? Vielleicht wollte man das nicht.
Ich meine darin aber vielleicht auch einen Aspekt der Unterwürfigkeit und des Zwangs zu erkennen. Man hat es zwar hinter den Kulissen umgesetzt, war aber eigentlich nicht so ganz davon überzeugt. Man hätte doch auch sehr offen diese Themen in die Handlung einbringen können, wenn „die Experten“ und sowieso auch der Großteil der Zuschauer davon ausgingen, dass die Maßnahmen rechtens, sinnvoll, angemessen und notwendig waren?! Oder nicht?
Ich denke, die „Coronazeit“ ist für jeden persönlich und für die Gesellschaft irgendwie ein Trauma, welches erst noch bewältigt werden muss. Momentan befindet man sich vorrangig noch in der Phase der Verdrängung.
Mit freundlichen Grüßen
Pierre Lutomski
15. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
Sie sprechen ja einige Gründe an, die alle etwas zutreffen mögen.
Es handelt sich aber nach allem, was wir inzwischen wissen, um das größte Medizinverbrechen der Menschheit. Und ein solches Verbrechen, das die gesamte Erde umfaßt hat, ist nur möglich, wenn es eine ungeheure Macht im Hintergrund gibt, die die Fäden gezogen hat. Der will man auf keinen Fall in die Quere kommen. Das wird letztlich der entscheidende Grund sein.
Beste Grüsse
Rolf Freitag
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