Leserbriefe gegen „Einseitigkeit“ beim Thema Nahost

Ein Artikel von:

Bei vielen uns bewegenden Fragen ist es schwierig, korrekt und nicht einseitig zu berichten und zu kommentieren. Wir veröffentlichen manches verbunden mit der Absicht, eine bisher einseitige Sicht zu korrigieren. Manchmal gelingt das, manchmal nicht: Nach Veröffentlichung dieses Beitrags des US-amerikanischen Autors Chris Hedges beklagt ein Leser dessen Einseitigkeit. Seinen Leserbrief und weitere Leserbriefe finden Sie im Folgenden. Albrecht Müller.


1. Leserbrief

An die Redakteure der Nachdenkseiten!

Ich lese seit ein paar Wochen Ihr Format und war bisher erfreut über die Ausgewogenheit und den Mut, verdrängte Themen aufzugreifen und Experten zu Wort kommen zu lassen.

Ich hatte unter den Corona- Maßnahmen als Ungeimpfter zu leiden und bin erfreut, da einiges auch bei Ihnen zu lesen.

Der letzte Artikel mit Prof. Jörg Matysik ist besonders wichtig, vielen Dank.

Was ich aber ganz verstörend finde: Wie können Sie diesen Artikel von Cris Hedges bringen???

So viel Judenhass, soviel geschichtliche Falschdarstellung (… „Israels Staatsgründung ist auf Lügen aufgebaut“…und vieles mehr), der Vergleich mit dem Genozid an den Armeniern …israelische Schüler wollen nur töten…

Nichts kann den Tod von 5000 Kindern durch Bombardements rechtfertigen, sehr wohl richtig!

Eine furchtbare Sache, wie im Krieg Unschuldige umkommen!

Auch gab es viel Gewalt von israelischer Seite bei militärischen Einsätzen, keine Frage!

Aber wenn man zu der jetzigen Situation sich das Recht herausnehmen will, etwas zu sagen, dann muss man die ganze Geschichte erzählen!!!

Und nicht die andere Seite dämonisieren!!!

Wissen Sie, was in den von Deutschland und der EU finanzierten Schulbüchern palästinensischer Schüler steht? Seit Generationen?

Warum wird nicht berichtet, wieviel Möglichkeiten die palästinensische Führung ausgeschlagen hat, einen eigenen Staat zu gründen?

UN-Entscheidung 1947, 2 Staaten sollen entstehen, Antwort von palästinensischer Seite: Gewalt… einen Tag nach Staatsgründung: Bombardement durch ägyptische Flugzeuge ….

Osloer Friedensprozess, 1979 Camp David, 2000 Camp David, 2008 von Abbas abgelehnt …

Natürlich hat sich die israelische Gesellschaft radikalisiert, im Ergebnis der Selbstmordattentate, des Raketenbeschuss von Hamas, Hisbollah etc. über viele Jahre …

Was glauben Sie, würde in Deutschland passieren, wenn eine ständige Terroraktivität von einem Nachbarland auf uns einwirken würde, über Jahrzehnte, weil dieser Nachbar uns vernichten will? Oder was war 1973 am Jon Kippur Tag?

Es ist für mich sehr enttäuschend, wie einseitig Sie bei diesem Thema agieren!

Sie haben damit dem Antisemitismus in Deutschland weiter den Weg geebnet, der Schreiberling aus den USA hatte wohl eine klare Absicht.

Sehr, sehr schade für Ihr sonst gutes Format

Mit freundlichen Grüßen
Stephan Albani


2. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,

auch wenn Sie es bereits in unzähligen Einleitungen zuvor schon so oder ähnlich gelesen haben:

Es gebührt Ihnen unendlich großer Dank für Ihre großartige Arbeit!

Nun zu meinen Gedanken.

Als ich heute Mittag Ihre Plattform besuchte und besagten Artikel im Titel las, sprang mir auch der Hinweis zu einer neuen Episode der BPK ins Auge. Ich beschloss zunächst den “Zustandsbericht” des Herrn Hedges zu lesen, um danach der (absurden) Haltung unserer Selektivmoralisten aus dem Auswärtigen Amt zu lauschen.

Die Schilderungen in dieser Anklage des Herrn Hedges sind erschütternd und nebenbei, bewundernswert (und vielleicht auch bald lebensgefährlich?) in einer Zeit der Gehirnverdrehung.

Besonders fassungslos machte mich ein Link innerhalb des Textes, in dem auf dieses sogenannte “Freundschaftslied 2023” hingewiesen wurde.

Mit kindlichen Engelsgesichtern singen sie 3 Minuten lang über die Vernichtung der Palästinenser.

Widerlich!

Bezeichnender Weise erscheint zunächst ein Fenster von YouTube, die dieses Video entfernt haben – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Jedoch weiter nach unten gescrollt kann man es sich dennoch anschauen.

In diesem Zusammenhang fällt mir auch ein Artikel ein, den ich unlängst las, als von israelischen Soldaten berichtet wurde die mit einem T-Shirt mit der Aufschrift “One shot, two kills” auf dem Abbild einer schwangeren, palästinensischen Frau umherliefen.

Weiß eigentlich unser Bundespräsident, unsere Außenministerin und letztlich der Herr Bundeskanzler um solche widerwärtigen Auswüchse?

Ich bin mehr als nur irritiert über deren Haltung, die uns als Bevölkerung automatisch mit übergestülpt wird, welche ich mir persönlich nicht zu eigen mache.

Sehr gut in diesem Text waren die ständigen Querverweise zu anderen geschichtlich verbrieften Ereignissen, die unseren “Großkopferten” die Schamesröte nicht nur ins Gesicht treiben sollte.

Die ganze Doppelmoral unseres verkorksten Systems wird uns nun schon seit 3³/4 Jahren in einer bemerkenswerten Offenheit vorgeführt.

Gewissheiten, moralische Ansprüche und Anstand, Respekt die bis dato “noch” galten, sind deformiert und/oder teilweise einkassiert worden.

Sehr gut zu sehen ist dies gerade auch in der BPK zu dem Thema Völkerrecht und Israel.

Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Warweg.

Es kann einem bei dem Gedanken nur noch erschaudern, wenn “diese, jetzige” Politikergeneration mit ihrem Halbwissen weiterhin im Amt bleibt.

Nach der Lektüre dieses erschütternden Berichts war mein erster Gedanke:

„Wie können die Israelis mit ihrer eigenen Geschichte im Blick diese Dinge tun?“

Als Letztes möchte ich, weil die geschichtlichen Querverweise in der Anklage des Herrn Hedges immer wieder mit angeführt wurden, auf einen Dokumentationsfilm von Raoul Peck “Rottet die Bestien aus!” hinweisen. Dieser Vierteiler ist eine annähernd vierstündige Reise durch die Doppelmoral unserer “Zivilisation” und ist noch immer bei YouTube, einst von Arte ausgestrahlt, erreichbar.

Allein dieser Film in unseren Schulklassen könnte vielleicht wieder Bewegung in die heranwachsenden Köpfe bringen, um den heutigen “verwirrten” Köpfen zu widersprechen!

Mit freundlichen Grüßen
J.-M. Juckel


 
3. Leserbrief

Hallo NDS- Redaktion

  1. Einen etwas seltsamen Artikel zu den (angeblichen?) Planern des Hamas – Angriffs vom 7. Oktober fand ich letzte Woche in meiner Regionalzeitung. Und nach Recherche im Internet auch in mehreren anderen Zeitungen.   Nahezu alle Regionalartikel gehen vermutlich auf einen dpa- Text zurück, der (auch) unter verschiedenen Autorennahmen mal mehr, mal weniger gekürzt von dort übernommen wurde. In seiner umfangreichsten Form habe ich ihn (bis jetzt) aus der Website “dw.com” gefunden.

    Es geht in den Texten vor allem um “Israels Staatsfeind Nr.1Jihia al- Sinwar, aber auch um andere Hamas-Terrorplaner.

    Nun wäre das Übernehmen von dpa- Texten zunächst mal nichts Besonderes. Etwas seltsam ist aber das Folgende:
    Der Text beruft sich neben israelischen Regierungsquellen auch auf den “Sohn eines Hamas- Mitbegründers” namens Mussab Hassan Jussef.

    Daneben aber vor allem auch auf einen Herrn namens Mohammed DARAGHMEH.

    Letzterer  wird (in allen Textversionen) ausdrücklich) als “palästinensischer Journalist und Hamas – Kenner” bezeichnet.

    Eine kurze Web- Recherche ergibt allerdings Erstaunliches. Denn alles deutet darauf hin , dass er vor allem (eventuell im “Hauptberuf” ) ein Mitarbeiter der Firma Microsoft mit Spezialisierung auf Internettechnologie bzw. Internetpublikation (usw. usw.) ist. Studiert hat er an einer New-Yorker Privatuni, die auch berufsbegleitende von der Industrie bzw. von Firmen finanzierte Studiengänge zu VWL, BWL , “Internettechnologie”, CIBER- SECURITY ! , Internetpublikation und was weiß ich noch anbietet.

    Ist Herr Daraghmeh eventuell US-Amerikaner UND Palästinenser?  Oder nur eines von beiden?  Oder gar keines von beiden? (-:

    In meiner Regionalzeitung steht jedenfalls (schwarz auf weiß) , er sei “palästinensischer Journalist und Hamas- Kenner”. Doch Vieles deutet eher auf eine Art spezialisierten Web- Influencer für wen auch immer hin. Auf seiner Web- Profil- Seite macht er zumindest seine Microsoft– Herkunft relativ deutlich klar. (Kann man leicht g…)

    Na ja, vielleicht ist Daraghmeh ja “nur” ein Hobby- “Journalist” und “Hobby-Hamas- Kenner”. Aber wo er wohl dazu ausgebildet wurde? Doch nicht etwa im Selbststudium auf eigene Kosten?

    Etwas merkwürdig erscheint mir auch , was in den genannten Texten über die Vergangenheit von (Hamas-) “Staatsfeinden” Israels berichtet wird: Mindestens zwei waren längere Zeit in israelischer Haft . Al- Sinwar wurde 2011 beim legendären “Tausch der Eintausend” freigelassen. (Al Sinwars BRUDER soll an der Entführung des ausgetauschten israelischen Soldaten Gilad Schalit beteiligt gewesen sein). Zu Jussef zitiere ich einen Satz aus dem dw.com- Text: ” Jussef war selbst vom israelischen Geheimdienst angeworben worden und hat sich von der Hamas losgesagt”.

    Im längsten  Text las ich auch etwas über den “Mann mit den neun Leben” namens Mohammed Deif.  ( „Leiter der Kassam- Brigaden“) . Obwohl auch er in israelischer Haft war und zu den „meistgesuchten Männern Israels“ gehören soll, “..konnte er jedoch ” in den Wirren der zweiten Intifada” (von 2000 bis 2005) “entkommen” Aha. Das alles macht mich etwas nachdenklich.  Es wirft Fragen auf, auf die ich in den Artikeln so gut wie keine Informationen finde.

  2. Wegen seiner rhetorischen Propagandawucht eher etwas schockiert hat mich die folgend verlinkte SWR- Radiosendung mit dem Thema: “Sehnsucht nach Europa – Wie westlich ist die Ukraine?” vom 27.11.2023, 16:10 Uhr. 

    Hier nur kurz eine Beispielaussage vom Haupt- Eiferer: “Die Ukraine ist inzwischen viel demokratischer als z.B. Ungarn”. In ähnlichem Stil geht das so über eine halbe Stunde lang.

Mit besten Grüßen
L.S.


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.