Am 2. Januar 1980 erschien in der Welt, dem Flaggschiff des damaligen Springer-Konzerns, dieser Artikel. „Werden wir ein Vielvölkerstaat?“, fragte der Autor in der Überschrift. Im Vorspann behauptete die Welt: „In den nächsten 50 Jahren wird die Bevölkerung der Bundesrepublik von 57,3 auf 38 Millionen schrumpfen.“ Damals war ich Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt und habe zusammen mit einem Mitarbeiter dieser Prognose widersprochen. Deshalb wurden die Planungsabteilung und ich angegriffen. Wir haben damals kritisiert, in der demographischen Debatte werde die Entwicklung dramatisiert. Heute kann man an den Zahlen ablesen, wie berechtigt diese Kritik war. Albrecht Müller.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Bevölkerung, getrennt nach Westdeutschland (blau markiert) und Ostdeutschland (grün markiert). Hier ist der Link und hier die Abbildung:
Sowohl die Entwicklung als auch der letzte verfügbare Wert für 2019 zeigen, dass sich die Welt und die mit ihr verbundenen sogenannten Demographen ordentlich vertan haben. Sie prognostizierten für Westdeutschland im Jahr 2030 eine „Bevölkerung“ von 38 Millionen. Wie viel es 2030 genau sein werden, wissen wir noch nicht. Aber der Wert für 2019 mit 67 Millionen in Westdeutschland zeigt schon, dass sich die Dramatisierer der demographischen Entwicklung völlig geirrt haben.
In Gesamtdeutschland waren es 2022 übrigens 84,36 Millionen.
Anhand des eingestellten Artikels in der Welt kann man angesichts der tatsächlich inzwischen eingetretenen Entwicklung auch nachträglich erkennen, dass die Demographiedebatte der Siebziger- und Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts keine sachliche Debatte war. Dahinter steckte die politische Absicht, die damalige Regierung Schmidt in einem schiefen Licht erscheinen zu lassen.