Als passionierter Freund des Militärischen, als Patriot, der sich in dieser Zeit der Zeitenwende Gott sei Dank nicht mehr verstecken muss, gestehe ich frei heraus: Wir leben in wundervollen Zeiten. Endlich sind wir wieder wer. Wir werden von unseren Nachbarn darum gebeten, zu führen. Tut ja auch not, bei all dem Stress um uns herum. Wir sind genau die Richtigen, zu deeskalieren und Stärke zu zeigen. Mit Freude beobachte ich, wie unsere Politiker neben ihrem schweren Alltag Zeit finden, die Truppe zu besuchen und schöne Fotos zu posten. Auch das noch: Einen richtigen Knaller habe ich gerade im Fernsehen erlebt, da besuchte tatsächlich ein Kamerateam einige heilige Orte unserer stärksten Waffenschmiede. Was die da alles auf die Beine stellen. Ein NachDenkSatire-Beitrag von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Podcast: Play in new window | Download
Was habe ich gestaunt und mich gefreut, als die Fernsehleute von unserer ARD wirklich wahr bei unserem Rüstungsriesen Rheinmetall vorbeischauten. Rheinmetall – das klingt schon mal krass. So eine Reportage ließ dann tief blicken, was sonst geheim bleibt, was gut ist, der Gegner – Sie wissen schon… Für den Fernsehbeitrag für uns Bürger wurde eine löbliche Ausnahme ermöglicht. Die Fernsehleute konnten sogar dem Chef von Rheinmetall nahekommen. Der und einer seiner leitenden Männer haben die neue Munitionsfamilie vorgestellt. Für mich als militärisch Interessierten klang das einfach mal richtig beeindruckend, wie das alles mit der ganzen Technik funktioniert und was passiert, wenn eine kinetische Wuchtwaffe zum Einsatz kommt.
Ein weiteres Mal Gänsehaut bekam ich, als in dem Film so ein Fachmann aus dem Nähkästchen plauderte und emotional wurde. In einem Marderpanzer sitzen und das edle Teil voller genialer Technik und Kraft für die Front vorbereiten – das ist einfach nur etwas für Harte. Ihr wisst schon – nix für Weicheier. Das macht wirklich Freude, verriet der Panzerexperte uns Zuschauern – und wie der gleich noch nachschob, dass es sich dumm anhören würde, dass es ihm Freude bereitete, weil es ja um Krieg und so geht. Ich war ganz bei ihm, als er frank und frei heraus sagte, dass es wie Baggerfahren ist und dass man in so einem großen Kettenfahrzeug sitzt und über alles hinwegbrettern könne. Einwandfrei. Räuber und Gendarm, Indianer spielen. So in etwa. Das Kind im Mann. Ich finde, dass wir unser Kindsein erhalten sollten, immerhin lachen Kinder am Tag bis zu 200-mal und mehr.
Ich war ganz bei ihm, als der gute Mann nachdenklich wurde und vom Ernst sprach, wenn man dann wirklich ins Gefecht müsse. Tja, aus Kindern werden Erwachsene. Die lachen weniger. Da haben Baggerfahren oder Panzer doch eine spielerische Seite, und ein Lächeln formt das Gesicht froh. Nur gut, dass wir in Frieden leben. Der will ordentlich beschützt werden, sage ich. Dabei hilft Sparen an der falschen Stelle wenig. Und Geld verdienen muss ja auch drin sein, schließlich ist Deutschland Industrienation und die Rüstungsindustrie gehört zu uns dazu. Da wird gerade ordentlich Kohle gemacht. Von nichts kommt nichts.
Vorbei sind die Zeiten, in denen wir, die Freunde moderner Militärtechnik, verschämt unter sich blieben. Frieden schaffen ohne Waffen, das geht ja auch nicht. Säbel rasseln, bissel Muskel spielen und so eher – kleiner Scherz. Ich freue mich immer, wenn ich Neuigkeiten über unsere Truppe lese, wenn ich erfahre, wie bei unseren Verteidigungsausgaben endlich geklotzt und nicht mehr gekleckert wird. Wir geben sogar mehr aus für unser Militär und das Drum und Dran als das größte Land der Welt, hab’ ich mal gelesen. Und wie wir mit unseren Freunden von Übersee und im freien Europa zusammenrücken und unseren Feinden zeigen, wo der Hammer hängt, das hat schon was.
Vergangenheit ist, als gesagt wurde, wer nichts wird, wird Wirt. Jetzt geht man zur Armee, zum Bund, egal ob als Soldat oder als Zivilangestellter. Jeder wird gebraucht. Da sind die Verdienstmöglichkeiten topp. Sicherer Job, abgesichert bis zum Ruhestand und so. Unter meinen jüngeren Militärfreunden wird dem Nachwuchs schon mal offensiv geraten und gefragt, ob nicht die Bundeswehr was für sie wäre. Stimmt ja auch, unsere Armee ist längst keine Hustentruppe mehr, und die Panzer, die Gewehre, die Flieger und Hubschrauber funktionieren schon viel besser als noch vor Jahren. Das war ja echt fällig. Ich muss „sauber“ sagen, wenn ich lese, dass unsere Truppe bald so an die 30.000 Leute permanent in Alarmbereitschaft halten könnte. Das wäre eine logistische, personelle, patriotische Glanzleistung. Sofort einsatzbereit sind wir dann, wie haben wir die ganzen Jahre vorher nur überstanden?
Klar, es ist schon so, dass das alles mit der Armee und in den Kampf ziehen nicht einfach ist. Da freue ich mich dann, wenn ein wenig Lockerheit ins Spiel kommt, wenn zum Beispiel unsere stramme Frau Strack-Zimmermann mal in Kampfuniform in so einen Kampfflieger steigt und richtig Gefühle bekommt. Ich habe gelacht, ich war neidisch. Die gute Frau musste sogar einen Gesundheitscheck bestehen. Das hat sie. Respekt. Und was hat sie nach ihrem Eurofighter-Mitflug gleich noch gesagt und sogar gepostet? Sie habe den aufregendsten Tag ihres Lebens erlebt. Da sage einer, bei der Armee, bei der Luftwaffe sei nix los. Sie hat ehrlich geschwärmt, dass da Top-Gun-Feeling aufkam. Ich verstehe sie. Diese Strack-Zimmermann ist schon tough.
Dass dann der Patrick, pardon, der Christian Lindner ihr das irgendwie nachmachen musste und sich in seiner Reserveoffizierskluft ablichten ließ, naja, da ist in Sachen Pablic Riläischen noch Luft nach oben. Ich hab’ das schon verstanden, dass man der Truppe beisteht und für sie wirbt. Mit Zahlen kennt sich der gute Mann, unser Finanzminister, aber besser aus, der weiß, wo man Prioritäten setzen muss, auch wenn es wehtut. Bei diesem komisch klingenden Konstrukt namens Kindergrundsicherung handelt er mit Augenmaß. Das ganze Land im Blick zu haben und tüchtig in die Sicherheit investieren, das macht er gut, weil, das kommt eben auch unseren nachfolgenden Generationen zugute. Einfach mal weiterdenken, gelle…
Apropos Kinder, Nachwuchs, Familie: Ich schaue mich, wenn ich für das Wochenende plane, gern im Netz oder in der Zeitung nach Veranstaltungen um. So Tage der offenen Tür und Militärmessen sind wieder richtig angesagt. Im Sommer war ich in Erfurt, da gab es einen Tag voller Attraktionen für die ganze Familie. Das Highlight war doch tatsächlich ein Leo. Leo? Sie wissen nicht, was ein Leo ist? Das ist der Kosename von Leopard, so heißt unser Prachtstück von Kampfpanzer. Da war ich älterer Herr schon bissel aufgeregt, als ich den Koloss mitten auf dem Marktplatz vor dem Dom sah. Ich war auch angetan: Wie die Kinder da mal hochgeklettert sind. Ohne Worte.
Für dieser Tage habe ich im Netz ein weiteres Event entdeckt, und zwar bei unseren österreichischen Nachbarn: das Flughafenfest von Innsbruck. Da wäre ich gern hingefahren, was die da auffahren, Mann: Eurofighter, Hercules, Black Hawk und so weiter und so fort. Ein Tag voller Spaß und Aufregung für die ganze Familie. Schade, ich kann diese Woche nicht, weil ich mich im Wald zum Reservistencamp treffe, so mit Grill und Gulaschkanone und einbuddeln und Aufklärer spielen. Das Kind im Mann halt.
Titelbild: Filmbildfabrik/shutterstock.com