Leserbriefe zu „Köln und seine Städtepartnerschaften – Nichts aus der Geschichte gelernt“

Ein Artikel von:

Hier weist Jens Berger darauf hin, dass die Stadt Köln seit Oktober letzten Jahres eine Projektpartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Dnipro habe. Die werde seit acht Jahren mit eiserner Hand von einem rechtsgerichteten Oligarchen namens Boris Filatow als Bürgermeister regiert. Zeitgleich habe Köln seine seit 1988 laufende Städtepartnerschaft mit dem russischen Wolgograd, ehemals Stalingrad, eingefroren – mit der Begründung, man könne keine Partnerschaft mit einem Land pflegen, das einen Angriffskrieg führe. Wir haben hierzu interessante E-Mails bekommen. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe, zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geschätzter Jens Berger,

mein Herz klopft wie wild nach lesen Ihres Artikels!

Meine Abscheu über das was in Deutschland seit einiger Zeit schleichend aber offen für jede(n) erkennbar (insbesondere seit dem Maidan-Putsch 2014 in Kiew) und meines Erachtens (m.E.) selbstverständlich bewusst (!) wieder Einzug hält, insbesondere veranlasst/vorangetrieben durch höchste, öffentlich institutionelle Stellen auf kommunaler, Länder- und Bundesebene, kann ich nur schwer in Worte fassen!

Dennoch vielen Dank an Sie für die mutigen, klaren, deutlichen und aufklärenden/entlarvenden Worte in ihrem Artikel!

Möge Ihr Artikel vielen Millionen Menschen insbesondere in Deutschland zu mehr Erkenntnis verhelfen – nochmals Danke!

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

danke für Ihren Artikel, der ein weiteres Mal dokumentiert, wie bei der Reaktion auf den Ukrainekrieg im Vergleich zu anderen, vom Westen geführten Kriegen stets mit zweierlei Maß gemessen wird. Unser engster Verbündeter, die USA, führten nahezu während der gesamten Geschichte dieses Staates Krieg, führten Regierungsumstürze in anderen Ländern durch oder zettelten sie an – sei bleiben unsere “Freunde”, auch wenn sie ab und zu auf dem Grund der Ostsee tätig werden. Der Masochismus Deutschlands kennt keine Grenzen.  Millionen Tote gehen nach 1945 auf das Konto unseres wichtigsten Verbündeten – egal. Nichts wird an dem engen Bündnis mit den USA rütteln.  Man wird den Eindruck der permanenten Heuchelei  nicht los. Sie erwähnten bereits, dass Köln keinerlei Städtepartnerschaften während westlicher Angriffskriege ruhen ließ. Auch Russland ließ seine Partnerschaften mit deutschen Städten während des deutschen Angriffskrieges auf Serbien nicht ruhen. Man sollte es in Deutschland hoch einschätzen, dass die Russen nach all dem, was Deutschland dort im 2. Weltkrieg anrichtete ( und das war kein üblicher Angriffskrieg, sondern ein Vernichtungskrieg, der alle bis dahin geltenden Kriegsregeln außer Kraft setzte) , dass Russland also nach all dem überhaupt Partnerschaften mit  deutschen Städten einging. An Stelle der Russen würde ich die jetzt unterbrochenen Partnerschaften auch nach Ende des Ukrainekrieges nicht mehr aufnehmen, sondern mir andere Länder dafür suchen, die gegenüber Russland weniger Schuld auf sich geladen haben und in denen in der öffentlichen Debatte mehr Gerechtigkeitssinn herrscht. Es ist beschämend.

Herzliche Grüße von Ihrem ständigen Leser  Fred Buttkewitz


3. Leserbrief

Sehr geehrte NDS Redaktion und Herr Berger,

das zeigt für mich mal wieder wunderbar, wie verlogen die Kritik an der AFD hierzulande ist und es nicht wirklich um Kritik geht, sondern nur darum, das eigene fehlerhafte Handeln in ein besseres Licht zu rücken.

Würde man den Kampf gegen Rechts ernst nehmen, würden man sich auch nicht mit Ultrarechten im Ausland in ein Bett legen, so wie hier die Stadt Köln.

Aber mit einer wirklichen Abgrenzung zu Rechten haben wir uns ja hierzulande schon immer schwer getan, deshalb “redet” man auch immer nur darüber und unterlässt es entsprechend zu handeln.

mfg
Ronny Dietzsch


4. Leserbrief

Werter Herr Berger,

die BRD hat es zu keinem Zeitpunkt geschafft, sich vom Nationalsozialismus zu lösen.

Das kann man mit endlosen Personalbesetzungen der beginnenden BRD belegen, und hat bis heute in weiteren Generationen nicht geendet.

Ganz nebenbei ist die Jugendsünde des Herrn Aiwanger ein guter Beleg, wie auch in den 60er Jahren das Gedankengut des 3. Reiches aktuell war.

Schaut man sich die KZ Gedenkstätten in ihrem aktuellen Stadium an, so ist auch hier der Geist zu spüren, die Schrecken des 2.WK weichzuspülen, zu verharmlosen und vergessen.

Bundeswehr Kasernen hießen noch bis vor kurzer Zeit nach Nazi Helden, bis ein paar Friedensbewegte das öffentlich bemerkbar machten. Traditionszimmer mit bewegter NS Vergangenheit in den Kasernen, oder auch eine Bandera Gedenkstätte auf dem Friedhof München – deutliche Hinweise, wie lebendig Nazi Gedankengut hier in der BRD ist.

Übrigens: das war in der DDR undenkbar.

Selbst das Auswärtige Amt hieß auch damals schon so.

Seit Beginn des 2. Teils des Ukraine Krieges haben die Lenker dieses Landes alle Masken fallen gelassen. Hat man vor Februar 2022 noch geringe Nazistische Elemente bemerkt, so mutierte die Ukraine öffentlich urplötzlich zu einem mustergültigen demokratischen Staat.

Und endlich können die Herrschenden öffentlich Nazi Propaganda predigen, ohne sich hinter Mäntelchen verstecken zu müssen. Dazu muß man nicht in der NPD oder AfD sein, auch Grün und Schwarz sind schon länger für neue Weltherrschaftspläne zu haben.

Man sollte nicht vergessen, daß die BRD sich aktiv am erfolgreichen Verlauf des Maidan 2014 beteiligt hat. Ist doch die Ukraine in den Plänen der westlichen Weltlenker der Hebel zur unumstrittenen Weltherrschaft.

Es ist also nur folgerichtig, daß ein parteiloser Bürgermeister zusammen mit seinem bunten Stadtrat ausnahmslos die Politik ausführt, die von höherer Seite vorgekaut wird und dabei den Ballast von irgendwelchem Friedensgedöhns abwirft und sich stattdessen den eigentlichen Interessen zuwendet. Wo doch jetzt die Ukraine so vorbildlich demokratisch ist.

Seit dem Corona Spektakel habe ich verstanden, warum und wie das 3. Reich entstehen konnte, was ich mir nie vorstellen konnte.

Seit Februar 22 hoffe und bete ich (als Atheist), daß meine Enkel noch eine Zukunft haben, denn ich stehe täglich fassungslos vor den aktuellen Nachrichten.

Noch ein kleines Schmankerl aus der jüngeren Geschichte: bis 1989 gab es offiziell die deutschen Staaten BRD und DDR.

Seitdem heißt die BRD immer noch BRD – also Bundesrepublik Deutschland – , läßt sich aber überall möglichst als ‘Deutschland’ bezeichnen, was im öffentlichen Sprachgebrauch niemanden wundert und jeder so macht.

Und Deutschland war einmal…

traurige Grüße an die NDS
Ulli Schott


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

die Bundesmarine besucht regelmäßig die Hafenstadt Riga. Bei jedem Besuch findet ein Open-Ship statt, ein Tag der offenen Tür. Diese Termine wurden und werden von Neonazis, SS-Bewunderern und schlichten Russenhassern für Dankbarkeits- und Unterstützungsbezeugungen wahrgenommen. Gut erinnere ich mich an meinen Besuch und den Länderkunde-Unterricht, in dem der verantwortliche Offizier zwei wesentliche Forderungen formulierte. Erstens sollte kein deutscher Soldat auf kompromittierenden Bildern auftauchen. Und zweitens sollte man überaus gastfreundlich sein. Schließlich sei man EU- und Nato-Partner. Und natürlich lobten die Besucher die Leistungen der SS und der Wehrmacht in Lettland, gemischt mit Flüchen für die russischen Letten.

Wenn es gegen den russischen Feind geht, ist offenbar alles erlaubt. Und nein, nichts ist gelernt aus der Geschichte.

Mit freundlichen Grüßen
von unserem Leser L.L.


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

herzlichen Dank für diesen Artikel eines tatsächlichen Skandals im Rahmen der Städtepartnerschaft (Projektpartnerschaft)  Köln – Dnipro. Wie kann eine deutsche Stadt einerseits diesen Schulterschluss mit Anhängern von Nazi-Kollaborateuren schließen und andererseits die Partnerschaft mit Wolgograd “ruhen lassen”?  Das ist doch ein Schlag ins Gesicht für die Bürger der ehemaligen Stadt Stalingrad und ein Schlag gegen uns alle als Bürger dieses Landes.
Das Foto der Beteiligten bei der Eintragung in das Gästebuch der Stadt Köln lässt tief blicken.
Ich darf abschließend Ziff. 2.1 des aktualisierten Konzepts der Stadt Köln zu Städtepartnerschaften (Stand Nov. 22) zitieren:

Werte und Grundpfeiler der städtischen Außenpolitik Kölns

  • Alle Kölner Städtepartnerschaften und internationalen Beziehungen bewegen sich auf dem Wertefundament der drei Generationen der Allgemeinen Menschenrechte, des internationalen Völkerrechts, der Anerkennung des unverhandelbaren Existenzrechtes und der Sicherheit Israels, der Überwindung von Feindbildern, der Versöhnung und Völkerverständigung in Europa und der ganzen Welt, der Kultur der Kooperation auf Augenhöhe, der Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung aller Völker – einschließlich des palästinensischen Volkes – und des Friedens.

Herzliche Grüße an Sie und das gesamte NDS-Team
Klaus Herrmann


7. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Berger,
 
vor den östlichen “Toren” der Stadt Köln gibt es die Kreisstadt Bergisch Gladbach. Deren Stadtobere hatten nach den Berichten zu den aufgefundenen Toten in den Straßen von Butcha (April 2022 ??), Tage nach dem Abzug der Russen, nichts besseres zu tun, als mit Butcha recht bald eine Städtepartnerschaft einzugehen.
 
Seither weht vor dem Rathaus auch die gelb-blaue Fahne. Alle paar Tage berichtet die örtliche Hofberichterstatterpresse über irgendwelche gemeinsame Aktionen.
 
Die Nichtaufklärung der Morde, das Unterlassen / Unterbinden einer international und neutral durchzuführenden Untersuchung interessierte die Stadtoberen hier nicht, da die offizielle Schuldzuweisung ja keinen Zweifel ließ, daß “es die Russen” waren.
 
Wenn irgendwann eine andere Wahrheit ans Licht kommen sollte, wird es allerdings hierzulande auch niemanden stören, denn die “normalen” Bürger vor Ort und die dortigen Stadt-Offiziellen hatten ja sicher mit den Vorgängen nichts zu tun, und bei Städtepartnerschaft geht es ja nur um das Miteinander und Kennenlernen der Bürger, hat mit Politik und deren schon mal “unsauberen” Begleiterscheinungen sicher nichts zu tun, auch nicht, wenn die Toten Bürger von Butcha komischerweise alle -zu denen es Bilder gab- weiße Armbinden trugen, was ein Zeichen der Solidarität mit den Russen war.
 
Und niemand hat vor Ort etwas mitbekommen??
 
Kommt mir aus der Geschichte irgendwie bekannt vor.
 
Mit freundlichen Grüßen – Wolfgang Richter.


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich habe mal in die Suchmaschine die Begriffe “WDR Projektpartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Dnipro” eingegeben. Als einzige Seite des WDR die diese Projektpartnerschaft behandelt fand ich diese hier vom Februar 2023: wdr.de/nachrichten/landespolitik/nrw-ukraine-100.html Nichts von dem was Sie berichten ist auf der Seite des WDR zu lesen. Vermutlich können unsere politisch Verantwortlichen ebenso wie die Redakteure des WDR sich nicht auch noch mit so unbequemen Wahrheiten beschäftigen. Wenn es um die Ukraine geht (oder grundsätzlich gegen Rußland, China, usw.), dann wird man vom WDR sehr einseitig informiert. Man erfährt so gut wie nichts von den rechtsextremen Haltungen vieler politischer Führungspersonen in der Ukraine. Und man hat dies auch zu Zeiten des ehemaligen ukrainischen Botschafters Melnyk feststellen können, dass die damaligen verbalen Ausfälle dieses Mannes kaum kritisiert worden sind. Eher hatte man den gegenteiligen Eindruck, dass man die seinerzeitigen Unverschämtheiten auch noch entschuldigte. Rechtsextreme und Antisemiten scheint es für den WDR und die anderen ÖRR-Sender nur in der eigenen Bevölkerung zu geben. Statt über derartige Skandale wie Sie ihn beschrieben haben zu informieren, informiert man uns lieber über irgendwelche Amerikaner die im Schlamm stecken geblieben sind. Über Karnevalsskandale wird man eher unterrichtet als über Rechtsextremismus in der Ukraine. Das ist das Niveau auf dem “hier im Westen” informiert wird. Die Redakteure dieses Senders sind ebenso wie die jetzigen politischen Entscheider hier bei uns von diesem Virus mit Namen Doppelmoral befallen. Dies läßt sich fast täglich in den Nachrichten des WDR nach hören. Am Beispiel Nawalny läßt sich dies immer wieder feststellen. Es gibt vermutlich mehr ausführliche Meldungen des WDR über den “Kremlkritiker” Alexej Nawalny als über Julian Assange. Grundsätzlich wird die Abhängigkeit von China als negativ dargestellt und die Abhängigkeit von den USA wird erst gar nicht thematisiert. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass wir im WDR oder der ARD und dem ZDF so gut wie nichts von den rechtsextremen Machenschaften dieser “ukrainischen Eliten” hören. Wie will man sich gegen eine derartige Propaganda wehren? Der aufmerksame Hörer kommt doch nicht umhin zu vermuten, dass diese einseitigen Informationen das Ergebnis einer gesteuerten Kampagne ist. Ich höre immer wieder in Gesprächen, dass viele Menschen nicht mehr bereit sind sich diese manipulierenden Informationen unseres ÖRR  anzuhören, sie schalten dann einfach ab. Leider gilt dies auch für die anderen MSM “hier bei uns Westen”. Und leider gibt es immer noch zu viele Menschen die den Berichten im ÖRR uneingeschränkt glauben schenken.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Glahn


9. Leserbrief

Hallo liebes Team der Nachdenkseiten, liebe Leserinnen und Leser,

“In Deutschland würde man wohl sagen, Filatow habe ein Problem mit der Abgrenzung zum rechten Rand.”

Schlimmer. Ok….  In Deutschland würde man zunächst – wie dargestellt – den übergroßen Teppich suchen, unter den man diese Geschichte kehren könnte. Wenn das jedoch nichts nutzt, dann würde man Kritiker, die die faschistische Ideologie dahinter verurteilen der “Verharmlosung der NS-Diktatur” bezichtigen und anklagen oder – wenn Personen entsprechend tituliert würden – sie dem Vorwurf der Beleidigung aussetzen. Will sagen: in Deutschland hat man schon immer alle Mittel und Wege genutzt, um die braunen Umtriebe zu verschleiern und unter den Teppich zu kehren. Mit der beispielhaften Anwendung (eher Vergewaltigung) von Gesetzen a la “Verharmlosung der NS-Diktatur”, um ausgerechnet jene mundtot zu machen, die vor dem Faschismus warnen und nicht etwa jene, die damit hausieren gehen oder ihn wieder gesellschaftsfähig machen (zB Manfred Weber, Fraktionsvorsitzender der EU-Fraktion EVP, der die sich selbst zum Faschismus bekennende Enkelin oder Urenkelin von Mussolini in seine Fraktion geholt hat), scheint man nun aber nochmal eine Schippe oben drauf legen zu wollen. Weiß nicht, ob es solche “Justiz”-Stunts früher auch schon gegeben hat. Dafür bin ich dann doch zu jung.

Ich jedenfalls hab kein gutes Bild mehr von unserer “Justiz”.

Übrigens war es die Justiz in Köln, die – unter gegen Friedensaktivisten gerichteten Mordaufrufen vor dem Gerichtsgebäude (unbehelligt, wohlgemerkt) -, Anklage gegen eine Friedensaktivistin erhoben hat wegen angeblicher Befürwortung einer kriegerischen Aggression. Der Versuch Gründe für Russlands REAKTION (!!) auf bereits acht Jahre zuvor währenden Krieg zu finden (<> Gutheißen, was da passiert!!) und sein Recht zur freien Meinungsäußerung wahrnehmen zu wollen ist nämlich ebenso strafbar, wie es umgekehrt Faschist zu sein, sich offen für den Faschismus einzusetzen, im Dienste der NATO über 100 Menschen wegzubomben, den Irakkrieg mit 1,5 Mio Toten unter Zuhilfenahme von Ramstein zu verbrechen oder jetzt den Niger dann mit vll Mio Toten aushungern zu wollen bei dieser offensichtlich braun gefärbten deutschen “Justiz” nicht ist.

Ich kann diese Verbrecher nicht leiden, die das Recht verbiegen und zur Geisel nehmen, um – erbärmlich – ihre Macht zu demonstrieren.

Viele Grüße,
R.A.


10. Leserbrief

Partnerschaften mit ukrainischen Städten bereiten deutschen Städten zunehmend Probleme

Ternopil ist eine Grossstadt in der Westukraine. Die rechtsextremistische Svoboda ist in der Stadt gut verankert. Auch der aktuelle Bürgermeister kommt aus diesem politischen Milieu. Aber Ternopil bemühte und bemüht sich intensiv um Partnerschaftsabkommen mit Städten in EU-Ländern, speziell Polen und Deutschland.

Doch 2020 machte man in Ternopil einen Fehler. Man benannte das städtische Stadion nach Roman Schuchewytsch. Schuchewytsch war nicht nur ein gewöhnlicher Kollaborateur von Wehrmacht und SS. Er war als Vize-Kommandant der Legion “Nachtigall” 1941 wie auch als stellvertretender Befehlshaber des SS-Schutzmannschafts-Bataillons 201 im Zeitraum 1941/42 an vorderster Stelle für die Tötung ukrainischer Juden verantwortlich. Aus beiden Einheiten rekrutierte sich dann nicht ganz unwesentlich das ukrainische Wachpersonal deutscher Konzentrationslager. Schuchewytsch selbst befehligte 1943/44 die “Ukrainische Aufstandsarmee” (UPA), die in Wolhynien und Galizien ca. 80.000 polnische Dorfbewohner, z. T. bestialisch, ermordete. 

Auf die auch für die Westukraine ungewöhnliche Faschisten-Ehrung durch die Widmung eines Stadions reagierten die Botschafter Israels und Polens mit geharnischten Protestschreiben. Die polnischen Partnerstädte Zamosc, Tarnow und Nysa erklärten die Kooperation mit Ternopil für beendet, Elblag setzte sie aus, Jelenia Gora zeigte sich in einem Brief “beunruhigt und verärgert”.

Das deutsche Iserlohn allerdings störte sich nicht am “Roman-Schuchewytsch-Stadion” und schloss im Juni 22 mit Ternopil ein “Freundschaftsabkommen”. Das nahe Köln gelegene Erftstadt wurde dann auf Initiatve der örtlichen Grünen im Juni 23 Partnerstadt Ternopils. Doch diesmal gab es Probleme. Die Linke in Erftstadt machte auf den inakzeptablen Umgang mit der faschistischen Vergangenheit in Ternopil öffentlich aufmerksam. Auch SPD und Grüne zeigten sich nun betroffen. Am 11. September wird im Stadtrat darüber entschieden, ob die Partnerschaft beendet wird oder in anderer Weise auf das “Roman-Schuchewytsch-Stadion” reagiert wird.   

Derweil wurde bekannt, dass Ternopil, offenbar auch mit Unterstützung deutscher Stellen, sich auch andernorts nach Partnerschaften umgesehen hat. Leverkusen und Braunschweig haben offensichtlich, aus welchen Gründen auch immer, frühzeitig “abgewunken”. Auch in Trier, wo Ternopil-Sympathisanten hunderte Unterschriften für eine Städtepartnerschaft sammelten, hat man die geplante Partnerschaft mit Blick auf die Probleme Erftstadts platzen lassen. Und plötzlich kommen auch andere ukrainische Hochburgen des Rechtsextremismus in den Fokus. Ivano-Frankivsk, unweit Ternopils in Galizien gelegen und mit einem pompösen Bandera-Denkmal ausgestattet, soll demnächst Partnerstadt von Koblenz werden. Mal sehen. 

Richard Kallok


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