Leserbriefe zu „Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!“
In diesem Beitrag ist der Text des Aiwanger-Flugblattes wiedergegeben worden. Albrecht Müller hat sich dazu und zur Person Hubert Aiwanger kritisch geäußert. Wir danken für die zahlreichen, interessanten und kritischen Leserbriefe. Hier eine Auswahl, die sehr lang geraten ist. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.
Vorab einige ergänzende Anmerkungen von Albrecht Müller:
Es sind außerordentlich viele Leserbriefe eingetroffen. Sie sind mehrheitlich kritisch. Viele sind schon fast eigene Essays der Absender und zugleich Belege für die Präsenz und Qualität der NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser. Beim Lesen habe ich einiges gelernt und so zum Beispiel einen etwas freundlicheren Blick auf das Wirken von Hubert Aiwanger, insbesondere auf seine vernünftige Rolle in der Corona-Zeit, gewonnen.
Bei der Formulierung des kritischen Textes über das Flugblatt, über Aiwanger und die Süddeutsche Zeitung bin ich von meinen eigenen Erfahrungen als 13- bis 16-Jähriger ausgegangen. Ich hatte damals, also Anfang der Fünfzigerjahre, schon großes Interesse an politischen Vorgängen und speziell am Umgang mit der Nazizeit. Prägend war unter anderem eine eigenartige Konstellation von Lehrerinnen und Lehrern am Heidelberger Helmholtz-Gymnasium. Wir hatten in der Quarta, also in der Sieben, einen betagten kurzsichtigen Englischlehrer, der gelegentlich weinend vor der Klasse stand und den Verlust seines Sohnes im Krieg beklagte. Der Kontrapunkt war ein Mathematiklehrer, der zwischen 1940 und 1945 Direktor des gleichen Gymnasiums war und ein bisschen degradiert worden war. Er hatte seine Nazivergangenheit und Kriegsbegeisterung nicht abgelegt; er erzählte oft stundenlang und begeistert von Panzerschlachten. Während einer dieser Erzählungen habe ich mich, damals 13 Jahre, zu Wort gemeldet und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass wir Mathematikunterricht haben. Diese frühe antimilitaristische Erfahrung habe ich – fälschlicherweise – auf die Jugendzeit Aiwangers und des ihm zugeschriebenen Flugblatts übertragen.
Dabei habe ich nicht beachtet, dass die Mehrheit der jungen Menschen heute wie auch in der Zeit von Aiwangers Jugend nicht ähnlich politisiert und antimilitärisch aufwächst, wie das anfangs der Fünfzigerjahre in den Jugendkreisen meiner Heimat üblich war. Wir hatten zum Beispiel in unserem Dorf eine evangelische Jugend-Gruppe, in der wir uns kritisch mit der Wiederbewaffnung West-Deutschlands auseinandersetzten. Wir haben damals einschlägige Texte und Bücher pro und contra Krieg und Wiederbewaffnung gelesen und diskutiert, und sogar einen Demonstrationszug gegen die Wiederbewaffnung organisiert. Wir hatten im politischen Raum Vorbilder für den Widerstand gegen Militär und Wiederbewaffnung, zum Beispiel den späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, der aus Protest gegen die Wiederbewaffnung die erste Regierung Adenauer verließ, zum Beispiel auch Heinemanns Kompagnon Erhard Eppler.
Ich habe bei der Formulierung meines Textes nicht beachtet, dass dies in Hubert Aiwangers jugendlichem Umfeld anders war. Verstehen kann ich trotzdem nicht, dass man in Kenntnis der deutschen Geschichte und im Wissen um die Verbrechen in Auschwitz, Dachau und an vielen anderen Orten einen solchen Text formulieren kann. Insofern kann ich guten Gewissens meinen kritischen Text nicht zurücknehmen. Allerdings hätte ich angesichts der Tatsache, dass der stellvertretende bayerische Ministerpräsident sein Bedauern ausgedrückt hat, meinen Text freundlicher formulieren können.
Die in meinem Text formulierte Einschätzung, die Kampagne der Süddeutschen Zeitung schade vermutlich dem stellvertretenden Ministerpräsidenten von Bayern bei den Wahlen nicht, halte ich nach wie vor für richtig. Sie wird ihm vermutlich nutzen. Damit widerspreche ich vielen Leserbriefschreibern. Diese gehen davon aus, die Kampagne der Süddeutschen Zeitung würde Aiwanger schaden und sei auch so gedacht. Das halte ich für eine Fehleinschätzung.
1. Leserbrief
Guten Morgen Herr Müller,
in der Welt, die Ihnen scheinbar vorschwebt, möchte ich nicht leben. Das ist eine Welt ohne Vergebung, ohne Gnade und mit ewiger Haft für vergangene Worte oder Taten, selbst für die von Jugendlichen. Ihnen reichen die Mittel des Strafrechts nicht, Sie möchten auch noch Jahrzehnte später etwas, das wie Rache wirkt, auch wenn Verfehlungen strafrechtlich längst verjährt sind. Wollen Sie das wirklich, ein Richter sein jenseits der geltenden Rechtsnormen? SED-Funktionäre in dem Land, in dem ich 30 Jahre lebte, waren das auch.
Erinnert Sie das nicht an Wahlkämpfe in den USA, wo man in der Vergangenheit der Kandidaten nach scheinbaren Verfehlungen sucht, mit denen man diese diskreditieren kann?
Das Flugblatt ist extrem unappetitlich. Aber noch viel unbekömmlicher scheint mir eine Welt zu sein, in der jeder in der fernen Vergangenheit nach Dingen suchen darf, mit denen man Menschen kompromittieren und jenseits von geltenden Gesetzen sanktionieren kann. Falls Sie das für moralisch halten, würde mich das sehr irritieren. Das Wort Rechtsstaat verkäme dann zur leeren Floskel. Hätten die schwarzen Südafrikaner nach Ende der Apartheid nach Ihren Maßstäben gehandelt, hätten sie vielleicht alle Weißen erschlagen oder unterdrückt. Dort war man klüger.
Beste Grüße
Reinhard Lange
Nachtrag: An meiner Mittelschule (In der DDR: Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule) kursierte, als wir so 13 oder 14 Jahre alt waren folgender Witz: “Wie viele Juden braucht man für die Olympischen Spiele? Antwort: 1.100 und zwar 100 für das olympische Feuer und 1.000 für die Aschenbahn.” Ich denke, wir waren damals alle schon in Buchenwald gewesen und wir kannten das Schicksal der Juden aus dem Unterricht gut und auch aus den Erzählungen unserer Eltern, z.B. über die Kristallnacht. Pogromnacht sagte damals noch niemand. Keiner wollte Juden verbrennen oder verbrennen sehen. Wir empfanden das als grenzwertigen und sehr schwarzen Humor. Wie würden Sie heute über meine Klassenkameraden entscheiden lassen? Soll der Staatsschutz ermitteln? Sollen die damals 13jährigen rückwirkend in Einrichtungen der Jugendhilfe eingewiesen werden und die älteren, falls sie heute Bürgermeister oder Abgeordnete oder leitende Angestellte sind, aus ihren Positionen entfernt werden? Denken Sie die Dinge bitte zu Ende. Sie haben doch sicher keine doppelten Standards.
Im Zweifel könnte Aiwanger ja Jugoslawien völkerrechtswidrig bombardieren. Das ist erwiesenermaßen straffrei möglich und man darf danach Minister oder Kanzler bleiben. Aber Schröder und Fischer haben ja als Jugendliche kein Flugblatt mit Auschwitz-Bezug verbreitet. Sie haben lediglich den Tod von Menschen zu verantworten. Oder muss man Aiwanger nur entnazifizieren? Dann könnte er noch Kanzler werden wie Kiesinger in einer Koalition mit der SPD, vielleicht mit Ihnen als Redenschreiber.
Gruß
RL
2. Leserbrief
Hallo,
es ist gut, dass Autoren und Leser der Nachdenkseiten auch Kontroversen austragen.
Müllers Verachtung und Abscheu gegenüber dem Text sind voll berechtigt. Allerdings verdrängt er, dass das nicht kontrovers ist. Aiwanger selbst und auch der Bruder teilen heute ausdrücklich diese Verurteilung des Textes. Wenn da auch nur ein winziger Vorbehalt erkennbar oder – begründet – zu vermuten wäre, würde ich Müllers Position zustimmen. Das ist nicht so und einschlägige Vorwürfe sind leicht durchschaubar interessengeleitet. Übrigens: Mit den politischen Positionen der FW bin ich durchaus nicht einig.
Deshalb ist es für die Urteilsbildung wesentlich, den kontroversen Teil der Affaire in den Blick zu nehmen. Wenige Wochen vor der Wahl verbreitet die SZ massiv und bisher ohne Beweis den Verdacht, der FW-Spitzenkandidat habe diesen Text verfasst. Dieser Verdacht muss nach gegenwärtigem Kenntnisstand als falsch gelten. (Die zwischenzeitliche Themenverschiebung auf die Aktentasche soll davon nur ablenken.) Dafür könnte ich noch minimales Verständnis haben, wenn dieser Text in irgendeiner nachvollziehbaren Weise zur Politik des H. Aiw. jetzt und in der Vergangenheit passen würde. Das ist nicht so. H. Aiw. steht politisch rechts und für eine bajuwarische Sprechweise. Das mindert nicht seinen Anspruch auf eine Behandlung durch die Medien, die den akzeptierten moralischen und rechtlichen Maßstäben entspricht. Sonst handelt es sich nicht um eine normale Tendenzpresse, sondern um Kampfpresse. Die SZ als Kampfpresse ist das Thema und die Kontroverse und das ist leider nicht ganz neu.
Ein fortschrittlicher Zweck – der Kampf gegen rechts – heiligt nicht die Mittel. Schon die zunehmende Sprachform “Kampf gegen rechts” halte ich für einen Verfall des Debattenniveaus. Rechts ist ein normaler Teil des demokratischen Spektrums und – gefälligst – von rechtsextrem strikt zu unterscheiden. In dieser zunehmend autoritären Debattenlandschaft kann man fast darauf warten, dass z.B. Herr Hofreiter (vulgo Panzer-Toni) demnächst fordert, ein Verbot der FW dürfe nicht ausgeschlossen werden.
Nicht zuletzt: Meine klassisch linke Umgebung bringe ich gerne mit diesem Sprachspiel in Verlegenheit: Menschenrechte gelten auch für rechte Menschen.
Jürgen Kunze
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
So sehr ich Ihre Beiträge zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung hier auf den Nachdenkseiten schätze und ich mit vielen übereinstimme, so fühle ich mich bei diesem Ihren Beitrag doch aufgefordert, einen anderen Standpunkt zu äußern.
Ich denke, wir sind uns darin einig, dass dieses Pamphlet Aiwangers, bemessen an den Worten und am Ausdruck der Sprache, wohl mehr als geschmacklos ist. Es ist ein völlig gedankenfreies, empathiefreies Spielen mit den nationalsozialistischen Vernichtungsideen.
Allerdings, wenn ich den Text mehrmals lese, dann habe ich das Gefühl, dass die Motivation dahinter nicht nationalsozialistisches Hassdenken ist, sondern eher jugendlicher Frust, vielleicht auch pubertäres Gehabe und Aufbegehren. Eben gedankenfreies Spielen. Es ist daher keine primär ideologische Hassschrift – und daher nach meinem Gefühl auch wesentlich nachsichtiger einzuordnen.
Herr Müller, Sie sehen es anders, aber für mich macht es einen Unterschied, ob die Worte ein 16-Jähriger oder ein Erwachsener, beispielsweise jenseits der 30, geschrieben hat. Ein Jugendlicher sucht die Grenzen und testet sie aus. Auch spielt es schon eine Rolle, wie lange es her ist, als die Schrift verfasst wurde. 35 Jahre ist mehr als eine Generation lang.
Es gibt falsche und irrige Gedanken, die ich selbst vor vielen Jahren gedacht, gesagt und manchmal nach außen geäußert habe, über die ich mich heute nur noch selbst wundern kann, da sie meinem heutigen Denken in keinster Weise mehr entsprechen.
Aber gerade die aufrichtige Reue, die innere Distanzierung, die ich heute darüber empfinde, gibt die Berechtigung und sogar die Pflicht, mich trotzdem an der gesellschaftlichen Meinungsbildung, an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen. Sich klein zu machen und sich zurückzuziehen, wegen Worten, die man in unangemessener Weise vor 30 Jahren ausgesprochen hat, wäre ein falscher Weg. Die freie, soziale und politische Beteiligung darf nicht endlos in Frage gestellt werden. Das gilt meiner Meinung nach auch für Herrn Aiwanger in gleicher Weise.
Eine lebenslängliche Ächtung kann ich nicht gutheißen. Das würde bedeuten, dass man es für ausgeschlossen erachtet, eine Entwicklung als Mensch vollziehen zu können. Jeder Mensch ist zur Entwicklung und zur Läuterung fähig. Jeder kann Fehler machen und sie später eingestehen. Jeder Einzelne hat dadurch auch die Chance, sich selbst an sich selbst zu messen, und dadurch über sich hinauszuwachsen, ohne darauf angewiesen zu sein, lediglich eine andere Person, oder ein Gutmenschsein nachzuahmen. Und gerade ein solcher Mensch, im Bewusstsein eines Fehlers, kann ungeahnte soziale Kräfte entwickeln und sich für die Mitmenschen einsetzen – eben weil er sich einer Schuld bewusst ist und diese korrigieren möchte.
Nicht umsonst stellt man ehemalige Kriminelle, Drogenhändler, Drogenabhängige vor Schüler, damit sie glaubhaft erzählen, wie sie letztlich sich aus der schicksalhaften Situation befreien konnten. Sie werden sogar als Vorbilder vorgestellt. Nicht umsonst gibt es auch ein Jugendstrafrecht, das Taten von Jugendlichen anders bewertet als von Erwachsenen. Nicht umsonst verjähren die meisten Vergehen.
Hätte Herr Aiwanger bis vor kurzem (sagen wir zwei Jahre) weiterhin im Sinne dieses Pamphlets gesprochen, sich entsprechend menschenverachtend geäußert und verhalten, dann würde ich Ihnen, Herr Müller, vollstens zustimmen. Aber darüber ist scheinbar nichts bekannt. Das wäre wohl auch längst medial breitgeschlagen worden.
Im Übrigen folgte dem Pamphlet anscheinend keine entsprechende Tat, die als übergriffig, gewalttätig oder nationalistisch bewertet werden könnte.
Die Denunziation aber ist eine Tat, die nahe an nationalsozialistische ‚Kulturgebräuche‘ heranreicht, begangen anscheinend vom Lehrer Aiwangers. Oder wie in aktuelleren Berichten geschildert durch ehemalige Mitschüler. Das halte ich für erbärmlich und kleingeistig. Die Denunziationsstellen, die heute gesetzlich eingerichtet werden sollen, die ja lediglich den Sinn haben, unerwünschte Meinungen und Äußerungen zu sammeln und auszusortieren (seht: der unterstützt Putin, dieser äußert sich demokratiefeindlich, der ist ein Nazi, usw.), die aber bedeuten, die Meinungsfreiheit zu unterminieren, Menschen gegeneinander aufzuhetzen, gerade diese sind Einrichtungen, die manchen nationalsozialistischen Handlungen (Denunziantentum, Blockwartsystem) recht nahe kommen. Doch diese Taten bleiben von der Öffentlichkeit weitgehend unbehelligt. Wo ist darüber der Aufschrei der SZ?
Mit freundlichen Grüßen
Franz Stettwieser
4. Leserbrief
Guten Tag Herr Müller,
bevor ich Sie kritisiere, möchte ich mich für Ihre Verdienste bedanken. Mit der Gründung der Nachdenkseiten haben Sie ein wichtiges Projekt auf den Weg gebracht. Ohne die Nachdenkseiten gäbe es inzwischen so gut wie keine kritische Berichterstattung mehr aus dem linken Lager. Zudem haben Sie mit Ihren Büchern über Manipulationstechniken wohl nicht nur mir die Augen geöffnet, wie die Eliten ihre Ideen mit den Methoden der Meinungsmache durchsetzen.
Ihrem Beitrag zu dem Aiwanger-Flugblatt kann ich dennoch nicht zustimmen. Zunächst einmal haben Sie natürlich recht, wenn Sie hervorheben, dass die Inhalte des Pamphlets zutiefst menschenverachtend sind. Richtig finde ich auch, dass Sie den Text vollständig veröffentlicht haben. damit wir Leser – endlich – beurteilen können, um was es bei der Sache überhaupt geht. Und ganz ohne Zweifel: Jedes Wort dieses grausamen Texts ist eine Ungeheuerlichkeit.
Zu der Zeit, als Herr Aiwanger den Text geschrieben und/oder verbreitet hat, war ich ungefähr genauso alt wie er. Allerdings besuchte ich kein Gymnasium, sondern bloß eine schnöde Realschule. Hetzerische Parolen, wie sie aus dem Pamphlet hervorgehen, waren damals nicht unüblich. Es war die Zeit der rassistischen Witze. Die Jugendlichen teilten sich in Gruppen, die für unterschiedliche Lebensstile und unterschiedliche politische Gesinnungen standen. Es gab Punker und Popper, Müslis und Metal Freaks, Grufties und Normalos.
Sprüche, wie sie in dem abgelichteten Flugblatt zitiert sind, hörte man damals von den meisten aufgelisteten Gruppen, außer von den Müslis und den Punkern. Man aß „Mohrenköpfe“ und „Negerküsse“, Nacktschnecken nannte man „Judenschnecken“ und wenn es sonntags irgendwo zum Essen ging, standen auf den Speisekarten so abscheuliche Gerichte wie „Zigeunerschnitzel“. „Zehn kleine Negerlein“ war ein populäres Kinderlied, und wenn ein verdienter Mitarbeiter eines Unternehmens, der nicht mehr gebraucht wurde, von seinem Chef einen Tritt bekommen hat, quittierte man das mit Sprüchen wie: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan“. Das mag Ihnen gefallen oder nicht, es ist die Wahrheit.
Erzogen wurden wir Jugendliche damals von den Nachkommen der 68-er Generation, die sich als Weltenretter und ethisch höherstehende Wesen verstanden. Wir haben viel Wichtiges von diesen Menschen gelernt und ich danke es ihnen bis heute, dass sie uns eine kritischere Einstellung zur Obrigkeit gelehrt haben. In mancher Beziehung nervten diese Leute aber auch; vor allem, wenn sie versuchten, uns unser jungentypisches Verhalten auszutreiben und uns alle in unterernährte, birkenstocktragende Bessermenschen zu verwandeln. Wegen dieses stillen Konformitätsdrucks gefielen sich manche männliche Angehörige meiner Generation mit Sprüchen, wie wir sie in Aiwangers Pamphlet finden, gerade weil diese Sprüche so menschenverachtend und grausam waren. Aus meiner Sicht hatten solche Parolen wenig mit dem zu tun, was sie vordergründig ausdrückten. Für die meisten, die so redeten, ging es vielmehr darum, sich explizit gegen das zu stellen, was einem die Lehrer Tag für Tag eintrichterten. Es ging um Reaktanz. Es ging darum, sich von der Erwachsenenwelt möglichst krass zu distanzieren.
Sie schreiben unterschwellig, der Text würde zeigen „wes Geistes Kind der (Aiwanger) ist“. Das dürfe man ja wohl noch fragen, wenn nichts von einer Läuterung bekannt sei. Dabei wissen Sie doch besser als jeder andere, dass Aiwanger nach so einer Medien-Attacke (die er gewissermaßen verdient hat) sagen könnte, was er wollte. Er würde seine Situation auf jeden Fall verschlechtern. Herr Aiwanger hat in der jüngeren Vergangenheit übrigens durchaus gezeigt, „wes Geistes Kind“ er ist. Er hat sich nämlich in einer Zeit, in der die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland wieder einmal Hochkonjunktur feierte, deutlich auf die Seite von denjenigen geschlagen, die von großen Teilen der Gesellschaft die Sündenbockrolle zugeschrieben bekommen haben. Erinnern Sie sich noch? Aiwanger hat es gewagt, sich gegen „die Bewegung“ zu stellen, als die Bundesregierung zwischen 2020 und 2022 rücksichtlos gegen Menschen hetzte, die sich nicht als Versuchskaninchen für einen experimentellen Impfstoff zur Verfügung stellen wollten. Aus meiner Sicht war das der größte Angriff auf die Demokratie, die Menschenwürde und die Freiheit, die es seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegeben hat. Und wer stellte sich auf die Seite der Verlierer? Aiwanger!
Sicher, nachdem der Druck zu groß wurde, hat er seine Haltung revidiert und eine aus meiner Sicht opportunistische Position eingenommen. Bis dahin hatten ihn die Hyänen der Mainstream-Presse allerdings schon so durch den Kakao gezogen, dass ich mir an seiner Stelle längt einen Strick besorgt und mich aufgehängt hätte. Die “linken” Alt-Achtundsechziger a la Lindenberg, Niedecken und Grönemayer hetzten indessen gegen Ungeimpfte, als handele es sich bei dieser Minderheit um wahre Ausgeburten der Hölle. Sie wirkten dabei nicht viel souveräner als Bundeskanzler Scholz, als er die Friedensbewegten Münchens kürzlich als „gefallene Engel“ titulierte.
Nochmals: Der Text, den Aiwanger da in seinem Schulranzen mit sich herumtrug, spottet jeder Beschreibung. Er ist grauenhaft, menschenverachtend und geschichtsvergessen. Wir sollten uns aber in Erinnerung rufen, dass es gerade Aiwanger gewesen ist, der sich in einer finsteren Zeit als einer der wenigen Politiker wenigstens einigermaßen bewährt hat. Während des Corona-Terrors hat er sich eben nicht auf die Seite von denjenigen gestellt, denen es darum gegangen ist, unser Grundgesetz durch zweifelhafte Maßnahmen zu einer besseren Hausordnung zu degradieren. Stattdessen hat er öffentlich eine klare Gegenposition zum Mainstream eingenommen und sich offen auf die Seite der Sündenböcke gestellt. Das war mutig und hat vielen Kraft gegeben, die sich damals als „Blinddarm der Gesellschaft“ und als „Sozialparasiten“ haben beschimpfen lassen müssen. Er stand damit übrigens explizit auch auf der Seite der vielen Ausländer, deren mangelnde Impfbereitschaft unsere Pressevertreter offen auf mangelnde Bildung, religiöse Verbohrtheit und fehlerhafte kulturelle Prägungen zurückführten. Haben Sie das schon vergessen, Herr Müller?
Wenn ein Jugendlicher im Eifer des Gefechts einen anderen Jugendlichen erschlägt, ersticht oder auf andere Weise ermordet, wird das von unserer Rechtsordnung in vielen Fällen zurecht als Jugendsünde betrachtet. Das Jugendstrafrecht findet sogar Anwendung, wenn ein Erwachsener bis 21 Jahre so handelt und er noch nicht über die notwendige Reife verfügt, um das Unrecht seiner Tat einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln. Jugendstrafrecht bedeutet, dass die Strafe der Erziehung dient. Im Klartext heißt das, die Rechtsordnung glaubt selbst bei jugendlichen Mördern noch daran, dass man sie durch Erziehung läutern kann. Sie dagegen stellen die Frage, wes Geistes Kind einer IST, der im Alter von 17 Jahren ein fragwürdiges Pamphlet verfasst oder verbreitet hat. Dafür habe ich kein Verständnis, selbst wenn der Text, den Herr Aiwanger da vor vielen Jahren mit sich herum getragen hat, ohne Zweifel jeder Beschreibung spottet.
Ganz zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein kriminologisches Faktum mit auf den Weg geben: Jugendliche haben zu allen Zeiten und an allen Orten schon immer gegen die Rechtsordnung verstoßen – zum Beispiel durch Volksverhetzung wie in dem Aiwanger-Pamphlet oder durch Raubüberfälle, Diebstähle oder Schlimmeres. Die allermeisten der jungen Delinquenten fangen sich wieder und führen als Erwachsene ein normkonformes Leben. Kriminologen sprechen in diesem Zusammenhang von einer Spontanremission, weil sich die kriminelle Phase meist von selbst erledigt, ohne dass es hierzu einer äußeren Intervention bedarf. Man kann sich das veranschaulichen, indem man die Kriminalitätsbelastung nach Altersstufen auf einer Kurve aufträgt. Das können Sie zum Beispiel hier Jugendkriminalität: Aktuelle Entwicklung und Ausstieg nachlesen.Im Kern geht es bei der Affäre Aiwanger um die Frage, wie man mit einem Menschen umgehen sollte, der sich als junger Mensch nicht normkonform verhalten hat.
Meiner Meinung nach sollten Sie vorsichtig sein, wenn Sie aus dem Verhalten eines Menschen als Jugendlicher Rückschlüsse auf das Verhalten dieses Menschen als Erwachsener ziehen möchten. Aus diesem Grund finde ich in der Tat, dass die Affäre Aiwanger mehr eine Affäre der Süddeutschen Zeitung als eine Affäre des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten ist.
Vielleicht habe ich Sie mit meinen Argumenten ja zum Nachdenken angeregt, so wie Sie das normalerweise mit mir tun. Falls nicht, wäre es schön, wenn Sie meinen Standpunkt wenigstens nicht als rechtes Gefasel beiseite wischen würde.Ob Sie diesen Leserbrief veröffentlichen oder nicht, ist mir egal, solange Sie im Falle einer Veröffentlichung nur mein Kürzel angeben.
Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen und wohlgesonnen Grüßen
M. F.
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich meine, dass Sie sich irren! Natürlich kann kein Zweifel darüber bestehen, dass dieses Flugblatt abstoßend und menschenverachtend war. Aber es gibt auch Rechte auf Persönlichkeitsentwicklung, Reue und Vergebung. Das gilt insbesondere bzgl. Verhaltensweisen, die man in (spät)pubertierendem Alter gezeigt hat. Dabei dürfen insoweit für Politiker keine anderen Maßstäbe gelten als für Bürger. Dass, wie der Fraktionsvorsitzende der SPD im bayerischen Landtag behauptet hat, die mediale Kampagne nichts mit der Landtagswahl am 8. Oktober zu tun habe, ist offensichtlich Quatsch. Allerdings kenne ich Herrn Aiwanger nicht persönlich. Sollte er immer noch der Typ sein, der er zurzeit des Flugblatts allem Anschein nach war, muss er aus der Regierung entfernt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Militzer
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Ich muss Ihnen recht geben, dieses „Machwerk“ ist unterirdisch.
Allerdings bleiben Fragen:
Gilt für Herrn Aiwanger nicht zunächst auch die Unschuldsvermutung? Sind Sie da nicht auch in eine der von Ihnen hinreichend beschriebenen Fallen getappt?
Auch Sie plädieren doch dafür, dass Menschen ihren Verstand gebrauchen/entwickeln (so habe ich Sie zumindest bisher verstanden) – warum gestehen Sie Herrn Aiwanger nicht zu dies eventuell getan zu haben?
Gibt es in Zusammenhang mit der Veröffentlichung möglicherweise Rechtsverstöße? Die Unterlagen kommen ja offenbar von einem Lehrer; der wäre ja wohl zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist doch äußerst merkwürdig; ich unterstelle mal die sogenannten „interessierten Kreise“ haben das schon lange in der Schublade. Und damit wären wir wieder bei den von Ihnen so treffend beschriebenen Manipulationstechniken.
Die Liste ließe sich noch weiterführen; Fragen über Fragen….
Ich muss auch feststellen, dass das Krisenmanagement von Herrn Aiwanger äußerst mangelhaft ist – vor allem, wenn wie behauptet, das Problem seit Jahren latent bekannt ist. Kann ein „Politprofi“ echt so doof sein hier keine Strategie zu entwickeln?
Und so bleibt auch Ihnen und uns Allen wieder mal nur anzuraten:
Glaube wenig, Hinterfrage alles, Denke selbst!
Herzlichen Dank an Sie und Ihr Team für die wertvolle Arbeit – dank Ihnen verkümmert der gesunde Menschenverstand nicht ganz so schnell!
Freundliche Grüße
Josef Müller
7. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Erst einmal meine Hochachtung vor ihnen und ihrem Einsatz für eine bessere Welt. Ich verfolge dies seit Jahren mit Interesse und nahezu völliger Zustimmung.
Im obigen Beitrag kann ich Ihnen aber nicht mehr folgen.
Ich bin auch schon 70, aber kann mich an meine Jugend noch gut erinnern.
Ein solches Schreiben, als Jux gemeint, ohne jeglichen Bezug zur Realität kenne ich zur Genüge.
Ich würde es keinem meiner Jugendkameraden pauschal übel nehmen.
Dazu wäre eine Überprüfung der Gesinnung (ob es in Anbetracht der dahinterstehenden Verbrechen) noch aufrechterhalten würde, notwendig.
Sprüche und ähnliches aus dieser Zeit kenne ich noch genug. Keinem dieser Sprücheklopfer würde ich ernsthaft eine derartige menschenfeindliche Gesinnung unterstellen.
Es war schlicht “interessant und nur lustig” so etwas von sich zu geben, ohne das eigentlich erforderliche Durchdenken, was es für Andere, Betroffene bedeutet.
Nein, es ist das Gleiche, was sich in unserer Gesellschaft breit macht, ein grundsätzliches Verurteilen von Aussagen und Handlungen, die ich bei rein einseitiger Betrachtung nicht teile.
Hochachtungsvoll
Günter Mantoan
8. Leserbrief
Hallo liebes Nachdenkseiten-Team,
Zuallererst: Dieses Pamphlet ist auch in meinen Augen ein ganz starkes Stück und in keinster Weise zu tolerieren!
Jedoch stellen sich mir folgende Fragen:
Wurden die Schüler damals zu einer Erklärung seitens der Lehrerschaft bzw. des Direktorats aufgefordert und was waren die Konsequenzen, die sie ziehen mussten?
Gab es daraufhin Wiederholungsfälle in der gleichen Art?
Wer und wann wurde dieser Vorfall bei Frau Esken (oder wem auch immer) gemeldet und was waren die Beweggründe dieser Person, es erst jetzt zu tun?
Vergessen wir nicht: Menschen können Fehler machen, können sie bereuen und können sich ändern.
Das gilt für alle – ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene.
Beste Grüße
Martina R.
9. Leserbrief
Hallo Herr Müller!
Vielen Dank für die Klarstellung und vor allem, daß Sie den Text des “Flugblattes” öffentlich machen.
Das hat mich in der medialen Diskussion nämlich bis jetzt am meisten gestört, daß man immer nur die sich darauf berufenden Anschuldigungen gegen Aiwanger zu hören bekam, nicht jedoch das Delikt selbst beurteilen durfte. Und die wenigsten von uns lesen die SZ, wo das Flugblatt wohl auch abgedruckt war.
Der Vorgang (also die von Ihnen genannten Leserbriefe) zeigt wohl auch, diesmal im negativen Sinn, wie groß der Vertrauensverlust der Menschen in die großen Medien inzwischen ist, daß sie spontan, und wohl ohne Kenntnis der Tatsachen hier eine weitere Kampagne gegen einen unliebsamen Politiker vermuten, wie das ja in den meisten Fällen inzwischen so ist. Es wird instinktiv das Gegenteil dessen, was in den Medien gemeldet wird, für wahr gehalten, was auch nicht hilfreich ist. So zerstört ist die Debattenkultur in diesem Lande inzwischen.
Das “Flugblatt” ist natürlich indiskutabel. Und wenn Aiwanger etwas damit zu tun hat, sollte er schleunigst den Hut nehmen. Aber trotz aller Beteuerungen führender bayrischer Oppositionspolitiker ist es eben doch auch Wahlkampf, und die Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt sicher kein Zufall! Und wenn sich ausgerechnet eine Katharina Schulze, in Bayern Fraktionsvorsitzende der Grünen, darüber echauffiert, stellen sich mir die Nackenhaare auf! Denn sie selbst hat sich mehr als einmal schwer im Ton vergriffen. Bei vielen Themen MeToo genauso wie Corona. So forderte sie in der TAZ (13.2.22) “Schluß mit der Appeasementpolitik gegenüber Querdenken” und im Bayrischen Landtag sprach sie sich am 1.12.2021 allen Ernstes dafür aus, Ungeimpften (!! nicht Infzierten!) den Zugang zum Handel zu verwehren. Sie also buchstäblich auszuhungern! Das ist von der Sprache der Nazis in den 30er Jahren nicht mehr so weit enfernt!
Die Aufregung um Aiwanger mag sachlich begründet sein. Moralisch aber empören sich mal wieder die Falschen.
Gruß Ole.
10. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Ihre Haltung ist völlig unverständlich. Zum einen hat er diesen Text nicht selbst verfasst. Wieso ist er dann schuldig? Dann: Natürlich ist es ein übler Text. Aber welchen Unsinn haben wir in diesem Alter alle verfasst! Denke ich nur an unsere Abiturzeitung von 1967 – so pubertär und peinlich! Und wenn man man manche Publikation aus dieser Zeit liest, so findet man immer wieder Peinlichkeiten und Geschmacksverletzungen jeder Art- nicht nur von pubertierenden Jugendlichen. Also, lassen Sie doch mal das Kind im Dorf!
Aber dass Sie mit keinem Wort darauf eingehen , dass dieses Pamphlet ausgerechnet so kurz vor der Wahl veröffentlicht wird und dass eindeutig die Absicht des Rufmords besteht, das ist enttäuschend. Zumindest hätten Sie doch die Nähe von SPD-Politikern wie Steinmeier etc. zu dem mörderischen SED-Regime erwähnen müssen – hat sich von denen einmal für ihr Verhalten und ihre Texte entschuldigt?
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie mit zweierlei Maß messen.
MfG
GN
Anmerkungen Albrecht Müller:
- Mir ist nicht bekannt, dass Steinmeier der SED nahe stand oder nahe steht. Das ist frei erfunden.
- Auf den Versuch, mit der Veröffentlichung des Aiwanger zugeschriebenen Flugblatts Wahlen beeinflussen zu wollen, bin ich doch ausdrücklich eingegangen.
11. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten, sehr geehrter Herr Müller,
so empörend der Text des Flugblattes ist, es geht nicht daraus hervor mit welcher Absicht es verfasst wurde, es könnte auch als Provokation gemeint worden sein, ein 17 jähriger verfügt zwar (um es mit Fromm auszudrücken) über genügend “manipulative Intelligenz”, aber wohl noch nicht über die Vernunft eines Erwachsenen.
Vor einer Verurteilung sollte eine wirklich genaue Untersuchung stehen, das sind wir dem demokratischen Grundsatz der Unschuldsvermutung schuldig.
Darüber hinaus ist uns allen bewußt, daß die “Nazikeule” heutzutage ein beliebtes Kampfmittel ist, um politische Gegner zu diskriminieren. Auch diese Tatsache sollte in einer umfassenden Untersuchung faktenbezogen berücksichtigt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
M. Häusler
12. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
Ich bin schon erstaunt über Ihre Einschätzung, die anscheinend von einem Menschenbild ausgeht, das besagt: einmal gefehlt, immer gefehlt.
Man kann gar nicht anders als die Aktion der SZ als eine (miese) politische Aktion zu sehen. Ob damit die Grünen oder Söder gestärkt oder die Freien geschwächt werden könnten, soll an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben.
Allem Anschein nach ist das Flugblatt der SZ schon länger bekannt und man hat möglicherweise nur auf den „richtigen“ Moment gewartet, um es zu veröffentlichen. Der SZ ist es sogar wert, einen Gutachter einzuschalten, der feststellt, dass der Schreibmaschinentyp, mit dem das Flugblatt erstellt wurde, identisch ist mit einem Aufsatz, den Aiwanger dereinst geschrieben hat!
Zu untersuchen wäre, wie es möglich war, an diesen Aufsatz zu gelangen, der vor Jahrzehnten geschrieben wurde. Werden Schulunterlagen wirklich so lange aufbewahrt? Und wenn, wem war es möglich, das Material mit eindeutigem Ziel ans Tageslicht zu hieven?
Zu den „Jugendsünden“: Dass die Rechtsprechung ein besonderes Jugendrecht formuliert hat, das nicht einem Rachegedanken folgt, sondern dem Täter ermöglichen soll, wegen eines Jugendlichen Fehlverhaltens nicht sein zukünftiges Leben zu zerstören, ist ein ausgesprochen humaner Gedanke, der davon ausgeht, dass sich Menschen ändern können!
In diesem Zusammenhang ist es gleichgültig, ob Aiwanger oder sein Bruder das Machwerk produziert hat. In jedem Fall ist es verjährt.
Hier hat die SZ sich entweder zum Handlanger machen lassen oder gar selbst diese Schmutzkampagne inszeniert. Eine Zeitung, die derart aktiv in einen Wahlkampf eingreift, hat jedes journalistische Verständnis verspielt und wird damit von mir zur „Unethischen Zeitung des Jahres“ gekürt.
Wenn man meint, Aiwanger sei politisch nicht mehr tragbar, müssen aktuelle Belege geliefert werden.
Ansonsten vielen Dank für eure Arbeit.
Viele Grüße
Joachim Groß
13. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
ihre Empörung in allen Ehren, aber sie liegen falsch! Als ehemaliger Brandt-Wahlkampfhelfer, ex-Grün-Mitbegründer und Ex-Linkswähler und mit meinen heutigen 65 Jahren weiß ich noch sehr gut, wie provozierend ich mit 16 Jahren sein konnte. Dieses Flugblatt ist m.E. lediglich ein geschmacksverirrter Provokationsversuch eines gekränkten Pubertierenden, dem auch leider sie eine größere Bedeutung Beimessen als nötig. In ihrer AltSozi-Betroffenheit vergessen sie, das undurchdachte Provokationen von Jugendlichen diese nicht gleich zu Nazis und Antisemiten machen. Auch ich habe mit 16 u.a. über böse Judenwitze gelacht, weil es einfach nur böse Provokationen gegen das Establishment, gegen den gesellschaftlichen Mainstream und seine Doppelmoral waren. Sicherlich falsch kanalisiert, aber verzeihlich für Heranwachsende. Wie wollen sie denn als Schüler ihren mutmaßlichen AltNazi-Lehrer provozieren? Durch Solidaritätsbekundungen mit Israel? Oder durch eine (verfehlte) Satire auf doppelmoralische Bürgerwettbewerbe? Hatten wir nicht Ministerpräsidenten, Bundespräsidenten und Bundesminister mit Nazi-Vergangenheit? Nach 45 wollte es doch angeblich niemand gewesen sein und alle zeigten sich so was von Betroffen über den Holocaust.
Im übrigen bin ich gegen die Herabsetzung des Wahlalters.
Lieber Herr Müller, gehen sie bitte nochmal in sich, und richten sie ihr Augenmerk auf den eigentlichen Skandal!
Mit besten Grüßen
H.Burghardt
14. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller ich verstehe in Grenzen die Empörung über das Aiwanger-Elaborat von vor dreißig Jahren. Der oder die Täter waren 17 jährige Schüler, die wohl auch bestraft wurden. Ich wünschte, es gäbe ähnliche nationale Aufregung über den Fall der beiden Lehrer, die eine Schule im Spreewald, Burg, verlassen mussten, weil Neonazis ihnen das Unterrichten unmöglich machten im Jahre 2023, Land Brandenburg. Als Nicht Bayerin ist mir die Landespolitik nicht sehr vertraut, aber wenn es rassistische Entgleisungen in der Landespolitik der letzten 30 Jahre gegeben hätte, wäre das sicher in der Presse angekommen. Aber Wahlkampf belebt offenbar die Erinnerungskultur.
B.Isensee
15. Leserbrief
Hallo Herr Müller,
es hat einen selbst ebenfalls gewaltig gestört und geärgert, daß aus allen MSM-Rohren, angefangen beim Regierungsfunk ARD und ZDF, seit Tagen tagundnacht darüber gelabert wird, daß der Herr Aiwanger, der dem Dummschwätzer Lanz mal ganz hervorragend und erfreulich Paroli geboten hatte, als Schüler irgend ein Pamphlet im Ranzen gehabt haben soll. Nichts – also absolut überhaupt gar nichts – ist in dieser verrottenden, verkommenden BRD unwichtiger als das! Und die SZ und Konsorten sollten sich endlich und überhaupt mal darum kümmern, was unsere Polit-(mitnichten)Elite so alles auf dem Kerbholz hat, zu aller erst bei dem die Politikrichtlinien bestimmen sollenden CumEX-Scholz.
Beste Grüße
Hartmut Wohler
16. Leserbrief
Hallo Miteinander,
wenn ich das so verfolge , dann soll hier ein Kritiker der jetzigen „Demokratie“ geschlachtet werden. Und das mit einem Jahrzehntealtem Flugblatt.
Ganz aktuell und was ich wesentlich schlimmer finde ist, das Herr Kiesewetter mit seinen Äußerungen vollkommen ungeschoren davon kommt.
Wer darf schon Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes ungeschoren als „ KZ-Wärter „ bezeichnen ? MdB R. Kiesewetter !
Mit freundlichen Grüssen
Donald Fellendorf
17. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller!
Ich habe Verständnis für Ihre Argumentation. Allerdings wäre dazu noch etwas anderes zu sagen.
Die Art von konzertierte Kampagne durch sogenannte Leitmedien gleicht Hetzjagden.
Und das ist übel! Von dieser Art Kampagnen gab es in letzter Zeit so einige.
Aus allen möglichen Gründen. In den allermeisten Fällen ohne jede Konsequenz.
Für die Presse.
Völlig unabhängig von den Gründen die jeweils dazu geführt haben, ich denke das geht so nicht.
Nun sind zum Beispiel Ulrike Guerot und Till Lindemann absolut nicht zu vergleichen, was an beiden Fällen gleich ist, ist die mediale Hetzjagd die orchestriert stattgefunden hat.
Und von dieser Art Berichterstattung, Geraune, Hetze, Clickbait gibt es eine Menge!
Und das ist das Problem.
Beginnend immer mit einem Medium, und dann fällt der Rest des Chores ein.
Die einzelnen Medien muss ich hier gar nicht aufzählen, die dürften Ihnen bekannt sein.
Schönen Gruß!
Alexander Langenhagen
18. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
der Verfasser des Pamphlets war wohl als Jugendlicher, wenn es denn ein Jugendlicher war, schlicht und ergreifend politisch unbedarft, wichtigtuerisch und saudumm.
Da nun die Briefwahl für den bayerischen Landtag schon begonnen hat, ist es nicht so weit hergeholt, dass es Kreise geben mag, die den Vorsitzenden der Freien Wähler politisch-moralisch ächten wollen.
Die Diskussion um dieses Pamphlet kann deshalb durchaus den Freien Wählern Wähler in die Scheune treiben, statt sie abzuschrecken. Dann wäre der Schuss nach hinten losgegangen.
Freundliche Grüsse
U.R.
19. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
tatsächlich bin ich verwundert , um nicht zu sagen verärgert über das, was sie zum sogenannten „Aiwanger- Flugblatt“ schreiben.
Der ganze Vorgang ist über 30 Jahre her, schlimmstenfalls ein dummer Jungenstreich.
Wollen sie uns weismachen, dass Herr Aiwanger (aufgrund des Flugblattes) Antisemit und Nazi ist und deshalb untragbar als Regierungsmitglied geworden ist?
Fällt Ihnen nicht auf, dass es mittlerweile normal in unserem Land geworden ist, unliebsame Personen in die rechte Ecke zu stellen und damit politisch zu vernichten?
Ist es für Sie auch nicht auffällig, dass diese Vorwürfe kurz vor der bayrischen Landtagswahl erhoben werden in einer konzertierten Aktion der SZ und des BR?
Ist es nicht viel mehr so, dass Herr Aiwanger einfach zu unbequem geworden ist, in dem er zum Beispiel auf der Demo in Erding gegen das Heizungsgesetz sinngemäß sagte, die Menschen müssten sich die Demokratie zurückholen. Oder bei Lanz ebenfalls sinngemäß, Deutschland sei nur formal eine Demokratie?
Wenn sie mich fragen, hat er damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Darüber müsste man in einer funktionierenden Demokratie diskutieren und nicht, ob er vor 35 Jahren ein geschmackloses Flugblatt in der Tasche hatte!
Freundliche Grüße
CG
20. Leserbrief
verehrtes NDS Team ,lieber Herr Müller,
natürlich verfolgt die SZ das Ziel der politischem Zerstörung Aiwangers zugunsten der Grünen mit dieser wohl terminierten Veröffentlichung.
Aber ich stimme Ihnen zu, daß das Öffentlichmachen von “Sauereien” eigentlich auch die Aufgabe der Medien ist.Leider nehmen sich die Haltungsjournalisten aber nur Leute vor ,die ihrem grünen Weltbild nicht in den Kram passen,denn die Journalisten mit abweichender Haltung wurden ja längst aus den Redaktionen weg gemobbt und so kommt es derzeit eben zu diesem ” Propagandajournalismus.
Aber zum Thema Aiwanger: der Inhalt des Flugblattes ist alleinstehend komplett unverständlich,muß sich aber doch auf irgend einen Vorgang oder Wettbewewerb an dieser Schule beziehen.Für mich wäre sehr interessant zu wissen auf was .
Ich stimme ihnen nicht zu,daß 16 jährige ihr Handeln überblicken können und vor allem politische Reife haben.Genau das Gegenteil ist der Fall,sie befinden sich in Ihrer aufrührerischen, unbesonnen Phase.Das Wahlalter herabzusenken ,genau das zeigt auch dieser Fall,ist absurd und skandalös.Der Inhalt dieses Flugblatts ist natürlich abscheulich,aber erinnern Sie sich mal was in den 70igern zu RAF Zeiten alles an den Hauswänden in den Städten zu lesen war: z.b. : “Buback,Ponto Schleier der nächste ist ein Bayer” etc.,etc..Ich selbst,17 jährig lief immer mit der roten Bibel von Mao und einem roten Stern an der abgewetzten Jacke in meiner bayerischen Schule rum,obwohl damals z.b. ein Pol Pot in Kambotscha wütete.Da ging es doch viel mehr um Auffallen und Opposition als um durchdachte politische Meinung.Aber diese Zeiten waren auch viel freier und die Menschen gelassener als jetzt in der Hyperventilierer- Gesellschaft,da hat man sich,Gott sei Dank,noch so manchen Blödsinn erlauben können.
Die ” Jugendsünden eines Joschka Fischers und anderer später führender Politiker sollte man auch mal als Vergleich heranziehen.
Aber nun ist Steinigung angesagt..also steinigen und ein jeder Haltunsbürger sollte schnell den ersten Stein werfen um gutes Vorbild zu sein.(würg)
mit freundlichen Grüßen: Kählig Bruno
21. Leserbrief
Hallo Herr Müller!
In der Sache gebe ich Ihnen absolut recht. Dass Sie jedoch über das mögliche Motiv der SZ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht eingehen, macht mich nachdenklich. Insbesondere im Hinblick der Erfahrungen, die Sie selbst mit diesem Blatt machen mussten.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz Weber
22. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
so sehr wir meistens Ihre Beiträge schätzen, so sehr können wir Ihnen hier nicht zustimmen.
Der Text ist sarkastisch und eine Satire, wenn auch geschmacklos. Mit 16 oder 17 Jahren sind viele Jugendliche rotzfrech und noch MINDERJÄHRIG. Irre ich mich, oder wurde in den NachDenkSeiten nicht vdLeyen vorgeworfen, sie hätte als Verteidigungsministerin bei Minderjährigen, also bei 16 bis 17jährige Kindern, für den Militärdienst geworben? War da nicht von Kindersoldaten die Rede? Und jetzt soll das nicht gelten?
Warum zieht man dieses Pamphlet jetzt aus der Tasche? Sucht man in Zukunft schon bis in das Baby-Alter, ob sich irgendetwas Belastbares finden lässt? Und das zum richtigen Zeitpunkt? Nennt man das nicht Denunziantentum? Darf man sich geistig und seelisch nicht weiterentwickeln, nur körperlich?
“Wes’ Geistes Kind ist der Verfasser des Flugblatts gewesen und ist er das heute noch? Das darf man doch wohl fragen, wenn nichts von einer Läuterung bekannt ist.“ Haben Sie, Herr Müller, Anzeichen, dass des Verfassers Geist noch immer derselbe ist wie mit 17? Inwiefern?
Außerdem hat ja offenbar der Bruder diesen Text verfasst. Sippenhaft gab es doch unter Hitler, oder nicht? Gibt es sie jetzt auch in einer (noch) Demokratie?
„Jenen Zeitgenossen, die den Jugend-Rabatt einfordern, ist in Erinnerung zu rufen, dass von verschiedenen Seiten die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre gefordert worden ist, auch von Seiten der Freien Wähler:“
Noch hat Deutschland keine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre und wir sind auch dagegen. Außerdem gibt es unseres Wissens nach keine rückwirkenden Strafgesetze.
Dass Söder vorsichtiger in dieser Causa vorgeht, wundert uns nicht. Er müsste um die herrschende Koalition fürchten.
Vielleicht schauen Sie sich das Interview mit dem deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn an.
Von ihm haben wir Folgendes gelesen: ‘Ist jenes Flugblatt antisemitisch? Es ist menschenverachtend, aber ist es deswegen automatisch antisemitisch? Antisemiten machen Juden als Juden verächtlich. Sie fordern die Benachteiligung und sogar Ermordung. Kein Wort davon in diesem dreckigen Text. Merke: Nicht jeder Dreck ist zugleich antisemitisch. Als Jude wehre ich mich dagegen, dass Denunzianten uns Juden für ihre tagespolitischen Zwecke missbrauchen.
Mit besten Grüßen
I.Bleier und G.Kessler
Anmerkung Albrecht Müller: Reicht „menschenverachtend“ nicht zur Empörung, muss „antisemitisch“ hinzu kommen?
23. Leserbrief
Zu Herrn Aiwangers „Entlastung“ gibt es zwei Punkte . Erstens kommen solche Dinge immer im Wahlkampf ans Tageslicht . Zweitens werden selbst Mörder , so nicht eine besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde , nach 25 Jahren in der Regel wieder freigelassen , bei zur Tatzeit Jugendlichen werden noch weichere Samthandschuhe angezogen .
Doch diese Punkte ändern nichts an der in diesem Flugblatt deutlich werdenden Verachtung für die anderen Mitmenschen und deren eigener Lebensweise .
Solche Leute möchte ich nicht gerne in Regierungsverantwortung sehen , kann aber nicht viel von Brandenburg aus dagegen tun . Aber es scheint heutzutage ja normal zu sein , an krankhafter Vergesslichkeit leidende oder die ganze Welt belehren wollende Leute Staaten regieren und international vertreten
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Nethe
24. Leserbrief
Guten Tag
Ich beziehe mich auf einen Artikel von Albrecht Müller mit dem Titel «Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!» und möchte in diesem Zusammenhang ein paar Anmerkungen anbringen:
Ich stimme ja mit vielen Analysen und Bewertungen von Albrecht Müller überein, aber im Fall «Aiwanger» macht er es m.E. ein bisschen zu einfach. M.E. ist bereits der Kontext des Flugblattes völlig unklar, wenn man nur den Text von Albrecht Müller liest. In welchem Kontext entstand dieses Flugblatt? Wer hat es geschrieben und weshalb? Was war die Intention des Verfassers? Wollte der Verfasser einen «makaberen Scherz» machen? Wollte er die Opfer bewusst verhöhnen, war ihm das Leid der Opfer völlig egal und vieles andere mehr müsste man hier m.E. Wissen.
Dann: Für Albrecht Müller spielt es keine Rolle, ob der Verfasser des Flugblatts damals ein Jugendlicher von 16/17 Jahre war. Nur stellt sich die Frage, weshalb es dann ein Jugendstrafrecht gibt. Hier wird ja auch davon ausgegangen, dass es kinder- und jugendspezifische Faktoren gibt, die es erlauben, ein abweichendes Verhalten eines Jugendlichen anders zu beurteilen als das eines Erwachsenen. Ich verweise beispielsweise auf folgendes Buch:
Böhnisch Lothar: Abweichendes Verhalten. Eine pädagogisch-soziologische Einführung:
beltz.de/fileadmin/beltz/inhaltsverzeichnisse/978-3-7799-2187-5.pdf
Das heisst natürlich nicht, dass bei Jugendlichen der Wissensstand fehlt, dass ihr abweichendes Verhalten normwidrig ist. Aber gerade in der Jugendphase kann Abweichendes Verhalten beispielsweise als ein Bewältigungsverhalten in kritischen Lebenssituationen verstanden werden und vieles andere mehr.
Wenn ich sonst sehe, wie gerade die Nachdenkseiten sehr differenziert und verstehensbasiert mit Russland im Kontext des Ukrainekrieges umgehen, müsste man m.E. mit demselben Massstab auch bei Aiwanger rangehen. Das heisst nicht, dass man das Verhalten gutheisst, aber Kontextualisierung und Differenzierung sind m.E. wichtig.
Viele Grüsse
Daniel Reinhard
25. Leserbrief
Werter Herr Müller,
die Lektüre Ihres Beitrages „Nicht Aiwanger, die SZ …“ lässt mich verärgert zurück und treibt mich, Ihnen zu schreiben.
Ihrer gefühlten „entweder / oder“-Argumentation setze ich ein „sowohl / als auch“ entgegen.
Natürlich macht mich dieses Flugblatt und der Geist, der dahinter verborgen ist, fassungslos. Herr Aiwanger sollte von sich aus sofort die Konsequenzen ziehen und sich aus dem verantwortlichen politischen Leben verabschieden.
Ohne Wenn und Aber!
Gleichzeitig widert mich aber auch der Kampagnen-Journalismus der SZ an. Mit der Instrumentalisierung dieses Pamphlets zu wahltaktischen Zwecken, anders kann die Terminierung der Publikation nicht verstanden werden, wird die Auseinandersetzung mit menschenverachtenden, rassistischen Gedanken zum tagespolitischen Strategiemittel herabgesetzt.
Mit dem fehlenden Respekt und Anstand, den die SZ-Redakteure damit andeuten, bewegen sie sich im übertragenen Sinn de facto in der Nähe des „Aiwanger-schen“ Gedankengutes.
Für die SZ galt wohl der Spruch „Der Zweck heiligt alle Mittel.“
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Hoppe
26. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, Herzlichen Dank für diesen wichtigen Hinweis.
Der Vorgang beweist nachdrücklich, die fehlende Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit in der BRD. Und sie beweist, das die Menschen der BRD von Kindheit an staatlich zu dieser Vergesslichkeit erzogen wurden. Es geht nicht um Aiwanger an sich. der war damals fast noch ein Kind, was den Umgang mit Kindern damals so wie heute deutlich macht. Das beweist die SZ selbst. Es geht darum die Geschichte so umzuschreiben, das sie zum System passt. Und wenn dies aus der Feder von sogenannten Linken in der heutigen politischen Landschaft stammt, dann beweisen diese “Linken” das sie nicht allein menschenverachtende sondern faschistische, sprich auch rechtsradikale Propaganda betreiben. Goebbels hätte dieses Schreiben nicht besser aufsetzen können. Es sind keine Linken. Hinweis . Es sollte mal klar gemacht werden, warum sich die Faschisten Nationalsozialisten nannten. Es ist mit Namen wie mit Farben in der politischen Auseinandersetzung. Sie sind Bedeutungslos, aber rufen im Menschen bestimmte bildliche fast fotografische Regungen hervor. Es sollte denke ich immer das Ziel derer die hinter einem Namen und einer Farbe stehen herausgearbeitet und hinterfragt werden. Außerdem sollte klar gemacht werden wer sie finanziell in jedweder Form unterstützt. Und das ist schwer genug, da diese Gruppierungen ja ihre wahren Neigungen hinter monströsen, mysteriösen und pompösen Programmen und Statuten sowie Farben und irre leitenden Namen verstecken. Wer klar Schiff machen will, muss das mit allen Konsequenzen tun. Auch wenn es selbst dem eigenen Denken widerstrebt. Geschichte ist ein scharfes Schwert, wenn sie wirkungsvoll eingesetzt wird. Sie erfordert aber zuallererst eine unabhängige Sichtweise von den System die die Menschheit durchlebt. Und das wiederum sehe ich kaum.
Mit freundlichen Grüßen J. Karsten
27. Leserbrief
Lieber Albrecht,
was einer der Aiwanger Brüder damals geschrieben hat und was beide wohl an der Schule verteilt hatten, ist an Geschmacklosigkeit schwer zu überbieten. Da bin ich bei dir. Inhaltlich sehe ich zunächst keinen Antisemitismus, wie die Presse teilweise unterstellt.
Es geht um Verräter und es ist offen, wer damit gemeint ist. Was war 1987 in Bayern und Deutschland los? .Streit um eine Wiederaufarbeitungsanlage? Friedensdemos, Schüsse auf Polizisten in Frankfurt. Verpflichtender Aids Test in Bayern? Annäherung zwischen BRD und DDR? So etwa meine Erinnerung. Könnte da eine überkochende Wut bei Jugendlichen sich ein Ventil gesucht haben? Ich will das Schriftstück weder verharmlosen, noch relativieren, nur der geschichtliche Kontext wäre interessant.
Was aber absolut nicht geht, ist die Verletzung von Datenschutz. Die Angelegenheit wurde intern an der Schule verhandelt und es gab wohl ein Referat als Strafe. Damit hat die Schule die Sache erledigt und zu den Akten gelegt. Wie kann es sein, dass ein Beamter solche internen Unterlagen eigenmächtig veröffentlicht? Wäre es zu einer Anklage gekommen, hätte eine Jugendkammer geurteilt und die Öffentlichkeit wäre ausgeschlossen gewesen. Die Strafe wäre längst aus den Registern getilgt und nicht mehr relevant.
Nach 35 Jahren kann man einen Menschen nicht mehr nach einer jugendlichen Verfehlung beurteilen. Es gibt genug aktuelle Kritik an Aiwanger, das sollte heute im Vordergrund stehen.
Mit besten Grüßen
M. M.
28. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
das Erschreckende an dieser Veröffentlichung ist für mich die Veröffentlichung. Mein Großvater väterlicherseits wurde im Juli 1944 durch das Fallbeil ermordet. In meiner Familie war der Faschismus immer ein sehr schmerzhaftes Thema. Wie unerträglich muss es für Juden sein? Ich kann es nicht ermessen.
Solche Flugblätter reißen Wunden auf.
Die Veröffentlichung aus egoistischem Interesse ist vielleicht noch widerlicher als die Jugendtat.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Ballmann
29. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
hier mein Kommentar zum Thema, den ich vorgestern auf unsere Seite gestellt habe:
Die „Affäre Aiwanger“ und der (hoffentlich) absolute Tiefpunkt
Die „Affäre Aiwanger“ zeigt die widerwärtig verlotterte Polit-Kultur auf, in der wir uns derzeit befinden.
Die einstmals ernsthaft gemeinte Warnung vor „Antisemitismus“ ist mit den Jahren durch den inflationären Gebrauch als Keule gegen politische Gegner völlig entwertet und schäbig geworden. Den derzeitigen Tiefpunkt hat der Begriff durch den jüngsten Missbrauch der SZ erreicht. Weil vor 35 (fünfunddreißig !!!) Jahren ein 17-jähriger Gymnasiast einen ziemlich geschmacklosen, aber ironisch gemeinten Text geschrieben hatte, in dem von Konzentrationslagern und Vergasung die Rede war, aber eigentlich nichts direkt Antisemitisches vorkam, weil dieser Text nun dem heute 52-jährigen Politiker Aiwanger zugeschrieben wird, was einige anonyme Zeugen behaupten, soll dieser Politiker heute als Antisemit abgestempelt und zum Abschuss freigegeben werden können. Aiwanger ist offenbar einigen Leuten in Bayern im Weg und soll abgeräumt werden mit dem scheinbar für alles verwendbaren Antisemitismus-Vorwurf.
Welch ein Missbrauch! Was für eine Verharmlosung von schrecklichen Ereignissen in der Vergangenheit wird hier aus offensichtlich niedrigen Motiven betrieben!
In der Öffentlichkeit wird gestritten, ob er es war oder nicht und wie der Text gemeint war. Aber kaum jemand empört sich über das eklige Denunziantentum, das Ausgraben uralter Jugendsünden, den Missbrauch des Holocausts für kleinliche Politquerelen. Dass eine ehemals seriöse Zeitung sich dafür hergibt! Dass so etwas möglich ist! Man könnte kotzen!
Viele Grüße und Danke, dass es Sie gibt
Bernhard Meyer
30. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
sehr geehrte NDS-Team,
vielen Dank für die wortgetreue Übermittlung des skandalösen, zynisch-sarkastischen Textes eines Jugendlichen von 16 oder 17 Jahren aus dem Jahr 1988.
Ich frage mich allerdings, was bisher alle Medienvertreter, einschließlich Ihrer Person, Herr Müller, davon abhält, zu fragen, ob dieser Wortlaut nicht auch einfach nur die Überforderung widerspiegelt, mit der dieser Schüler auf das im Geschichtsunterricht, erstmals (?) Gehörte noch 1988 so heftig reagierte.
Auf etwas aus der deutschen Vergangenheit, das in seiner Herkunftsfamilie, der seiner Eltern und Großeltern vielleicht tabuisiert worden war.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Frau, die heute über 80 Jahre alt sein dürfte, die mir von dem traumatischen Erlebnis erzählte, das sie nach dem Krieg in der Schule, noch als Grundschülerin, gehabt habe, nachdem “die Engländer” angeordnet hätten, den Schülern in ihrem damaligen Besatzungsgebiet in Norddeutschland, die Bilder und Filme von Ausschwitz zu zeigen… Sie sei weinend von der Schule nach Hause gekommen, und ihre Eltern hatten lt. eigener damaliger Aussage angeblich von all’ dem Schrecklichen “nichts gewusst”.
Dieses Erlebnis schien die Frau dann fast lebenslang daran gehindert zu haben, sich mit der deutschen Geschichte ernsthaft auseinandersetzen zu wollen. – Hinzukam kam wohl auch für diese Frau, dass sich dann für sie als Jugendliche herausstellte, dass ihre Eltern so etwas wie systemgetreue Nazis gewesen waren.
Reue und Einsicht lassen sich eben nicht erzwingen. “Strafe ist kein Verhaltensmodell”, so lautet eine Pädagogenweisheit.
Und, wie man in letzter Zeit wieder sieht, krankt ein Teil unserer Gesellschaft immer noch unter den nicht gerade zimperlichen Strafmaßnahmen der “Siegermächte” nach dem II. Weltkrieg
Trotzdem finde ich es richtig, dass die “SZ” mit der Veröffentlichung dieses “Zeitdokuments” noch einmal auf den Zustand der nicht verarbeiteten Nazizeit aufmerksam machte, womit allerdings auch die Erfolgsaussichten der CSU in den nächsten Landtagswahlen beeinträchtigt werden könnten.
Das schreibt Ihnen eine ehemalig praktizierende, als systemische Familientherapeutin Ausgebildete.
Mit grundsätzlichem Dank für Ihre Öffentlichkeitsarbeit
und herzlichen Grüßen
Johanna Michel-Brüning
31. Leserbrief
Moin,
Wenn ich die Ausgelobten Preise betrachte kommt dieses “Flugblatt” bei mir als sehr Schwarzer Humor an!
Günter Weller
32. Leserbrief
Ich halte die Einschätzung, die Veröffentlichung des Vorgangs um das Flugblatt schade den Freien Wählern, für höchst zweifelhaft. Umgekehrt könnte ein Schuh d’raus werden: Die Veröffentlichung und die Diskussion darum könnte den Freien Wählern konservative bis rechte bayerische Wähler in die Scheunen treiben statt sie abzuschrecken.
Hallo Nachdenkseitenteam,
betrachte ich die Zeitschiene, in der der Vorfall begann das Alter, desjenigen, der sich dazu bekannte, den Beweggrund, der zur “Provokation” führte
komme ich nicht umhin darüber nachzudenken, was sich in der Bundesregierung abspielte und wie da die Verhältnismäßigkeit von im übrigen Erwachsenen OHNE Frustration zu bewerten ist.
Stichworte wären da: Polizistenattacken, Hochstapler, Lügner, Betrüger, Vergessliche usw.
Zurück zu den Beiden Geschwistern: Kollektivhaft, Sippenhaft wurde doch gerade wegen den Vorgängen in dem Zeitraum , über das das “Flugblatt ” handelt, verboten.
Oder irre ich mich da.
Was bleibt ist im Strafgesetz unter Zeugnisverweigerungsrecht nachzulesen.
Ich muss Niemanden belasten, der mir verwandschaftlich nahe steht.
Ich muss aber auch nichts zugeben, was ich nicht selbst verbrochen habe.
Pattsituation
Söders 25 Fragen würde ich ihm direkt wieder unausgefüllt zurückgeben.
Meine Einschätzung ist, das eher eine Flucht von Wählern, die ansonsten nicht wüssten, wem sie eine Wahlstimme erteilen, eher den Freien Wählern gegeben wird.
Ministerpräsident Söder wäre gut beraten,
den Ball flach zu halten.
Und die SZ wird demnächst neue Stellen ausschreiben müssen. Rufmord ist alles andere als ein Kavaliersdelikt.
Ferdinand von Schirach hatte dazu etwas sehr eindrückliches gesagt,
es darf nicht dazu führen, das eine Verdachtsberichtserstattung zur Vernichtung von Existenzen führen wird.
Mit freundlichen Grüßen
D. Mittelbach
33. Leserbrief
Hallo
zu dem im Betreff angegebenen Artikel moechte dann mal mein Befremden ausdruecken:
So sehr ich die Nachdenkseiten schaetze – aber der Beitrag geht ja nun wirklich in die voellig falsche Richtung.
Das meiste dazu ist ja schon in Kommentaren in anderen Publikationen zu dem Vorfall gesagt worden, das will ich hier nicht wiederholen.
z.B. im Artikel in Telepolis oder auch im Interview mit Timo Rieg im Overton Magazin
Das Flugblatt ist von vor 35 Jahren und gerade jetzt im Wahlkampf passend zur SZ gekommen … Zufaelle gibt’s ….
Und dann von Menschen, die sich nicht einmal trauen, mit ihren Namen dafuer einzustehen. Mit solchen Mitbuergern wird das Deutschland in dem wir alle gut und gerne leben doch noch ein bisschen heller.
>>Wer auf diesem Tripp unterwegs ist, sollte vorher besser mal den Text des Flugblattes lesen, um das es geht.
Und was folgt daraus?
Ueber den Inhalt muessen wir nicht streiten – der ist absolut inakzeptabel. Nur steht da nicht “gezeichnet Hubert Aiwanger” oder etwas Aehnliches.
>>Klar zu sein scheint jedoch, dass der bayerische Vize-Ministerpräsident dieses Blatt als 17-jähriger Schüler in seiner Tasche hatte.
Und nochmal: Was folgt daraus?
und btw:
“Klar zu sein scheint ” : bisher war mir nicht bekannt das “scheint zu sein” inzwischen ein Beweis fuer etwas ist …
und selbst wenn er das Flugblatt in der der Tasche gehabt haben sollte: Daraus kann ich beliebige Spekulationen ableiten aber keine logischen Schluesse ziehen.
>>Wes Geistes Kind ist der Verfasser des Flugblatts gewesen und ist er das heute noch?
>>Das darf man doch wohl fragen, wenn nichts von einer Läuterung bekannt ist.
Ernsthaft jetzt? Und der Verfasser ist natuerlich Hubert Aiwanger weil die SZ und ihre anonymen “Informanten” das sagen ?
Und auch wenn er nicht der Verfasser ist haette er schon frueher von sich aus, aus freien Stuecken zugeben muessen das er sowas auch als 17 Jaehriger nie geschrieben hätte?
Diese Art der “Argumentation” habe ich bisher, soweit ich mich erinnere, in keinen Artikel der Nachdenkseiten gelesen. Und ich hoffe, das das eine Ausnahme bleibt.
Um die Ansichten eines Menschen zu ergruenden schaue ich mir an was er heute sagt und macht — und nicht was er vor 35 Jahren als 17 Jaehriger mal laut der Erinnerung von irgendwelchen feigen Menschen gemacht haben soll.
Man kann zu den Ansichten von Huber Aiwanger unterschiedlicher Auffassung sein (und ich bin sicher kein Anhaenger von ihm) – aber dann bitte seine aktuellen Aeusserungen mit Argumenten widerlegen aber nicht so.
Gruss
Bernd Schemmer
34. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Ihr harsches Urteil über Herrn Aiwanger in Ihrem Artikel “Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!” ist nicht nachvollziehbar. Wenn alle Personen, die in jungen Jahren sich in irgendeiner Form unkorrekt verhalten haben, in Acht und Bann geschlagen werden, bleiben wohl nicht mehr viel übrig.
Ich glaube auch nicht, dass ein solches Pamphlet alleine Hinweise darauf liefert „wes Geistes Kind“ jemand ist. Wenn später keinerlei Hinweise auf genau diesen Geisteszustand auftauchen, steht eher zu vermuten, dass Wut, Ärger, Enttäuschung, Protest oder Provokation als Motive in Frage kommen.
Wie dem auch sei. Der Vorfall ist vierzig Jahre her. Wenn seitdem keinerlei weiteren Vorwürfe gegen Herrn Aiwanger im Sinne des damaligen Pamphlets erhoben wurden, ist das Pamphlet völlig irrelevant. Warum die SZ diese Geschichte dennoch brachte? Es riecht nach Wahlbeeinflussung.
Freundliche Grüße
Hajo Zeller
35. Leserbrief
Sehr geschätzter Albrecht Müller,
an dieser “Diskussion” – die mir bis zu Ihrem heutigen Artikel entgangen ist – kann man doch sehr schön ablesen wer die Verharmloser des Holocausts bzw. der Nazi-Diktatur in Deutschland ab 1933 sind.
Gegenüber der insbesondere in Deutschland nicht existierenden/bewusst unterdrückten breiten Debatte/Information rund um den Bandera/Nazi-Kult in der Ukraine insb. seit 2014 wirkt diese Diskussion auf mich recht heuchlerisch.
Zudem polarisiert Aiwanger aufgrund seiner kritischen Einstellung während der “Corona-Zeit” – was die gesamte Diskussion nicht einfacher machen dürfte.
Herzliche Grüße
Andreas Rommel
36. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
Sie haben ja recht, dass der Inhalt der Pamphlets mehr als geschmacklos ist.
Ihrer Argumentation, die zu einer Forderung des Rücktritts führt, kann ich jedoch nicht folgen, obwohl ich diesen Herrn weder wählen würde noch sympathisch finde.
Im Unterschied zu Ihnen hatte ich als 16 jähriger Gymnasiast wohl auch nicht die von Ihnen geforderte sittliche Reife, denn es gibt an diese Zeit durchaus Erinnerungen, die mir manches damaliges Verhalten als sehr peinlich erscheinen lassen. Und ich möchte mich fast 40 Jahre später auch nicht rechtfertigen wollen für Dummheiten, die ich als Pubertierender damals gemacht habe.
Das Jugendstrafrecht zivilisierter Nationen ist eine große humanitäre, pädagogische und entwicklungspsychologische Errungenschaft, weil es eben an Jugendliche nicht die gleichen Maßstäbe anlegt wie an Erwachsene.
Und schließlich: Ist es angesichts der riesigen Probleme und Skandale in diesem Land nicht geradezu obszön, sich auf 35 Jahre alte Jugendsünden von Politikern zu stürzen?
Mit freundlichen Grüßen
Werner Fack
37. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie sind 25 Jahre älter als ich und haben als Kind noch so einiges vom Krieg und dem Terror der Nazis erleben müssen. Wahrscheinlich aber haben Sie den größeren Horror erst erlebt, als nach dem Krieg die Verbrechen der Nazis an den Juden und anderen Völkern der breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Das als 7-10 Jahre altes Kind mitzuerleben, und sich dann ständig fragen zu müssen, wer aus der eigenen Familie eventuell daran beteiligt war, muss doppelt schrecklich gewesen sein. Und die Tatsache, daß Sie und andere Kinder aus dieser Zeit bei Schulbeginn sicherlich viele Lehrer hatten, die — um es knallhart zu sagen — den Nürnberger Prozessen irgendwie entkommen waren, hat es bestimmt auch nicht leichter gemacht.
Darum kann ich Ihre Gefühle, die dieses Flugblatt auslöst, sehr gut verstehen. Dennoch muss ich Ihnen als jemand, dessen Schullaufbahn 1970 begann, ein klein wenig widersprechen. Auch wir hatten immer noch vereinzelte Lehrer, die morgens die Hacken zusammenschlugen, wenn sie den Klassenraum betraten. Nur den Arm haben sie unten gelassen…
Wenn ich dieses Flugblatt betrachte, erinnert mich das an meine Schulzeit in der Unter- und Mittelstufe. Ich will der Familie Aiwanger keine Absolution erteilen, und auch ich habe meine Probleme beim Betrachten des Textes, aber auch bei uns geisterten äußerst dumme Sprüche über Bevölkerungsminderheiten und Angehöriger andere Ethnien umher. Und was noch schlimmer war: viele Lehrer und Lehrerinnen zuckten nur mit den Schultern, wenn man sie darauf hinwies. Und das noch bis in die Oberstufe hinein!
Was mich aber an diesem Flugblatt ganz speziell irritiert, sind die einzelnen und speziellen Formulierungen. Der Verfasser richtet sich an “alle Deutschen”, die als “Bewerber” an einem “Wettbewerb” teilnehmen können. Die ausgeschriebenen Preise sind absolut geschmacklos, keine Frage. Aber wer wären denn die “Gewinner” dieses “Wettbewerbes” und dieser “Preise”? So, wie ich das sehe, müssten das doch dann diejenigen sein, die am “Wettbewerb” teilgenommen haben, also “alle Deutschen”. Und wer sich selber als Preisträger Nummer 1, also der “größte Vaterlandsverräter”, qualifiziert, muss demnach ein Deutscher sein.
Und genau das verwirrt mich an diesem Pamphlet so sehr.
Nehmen wir einen Moment lang an, die “Preise” wäre etwas weniger morbid und widerwärtig gestaltet und formuliert. Dann hätte dieses Flugblatt in meinen Augen das Zeug zu einer bitterbösen und triefend zynischen Satire, die zeigen soll, wie verlogen und doppelmoralisch der deutsche Umgang mit dem Thema WW2 und Naziterror auch am Ende der 80er Jahre immer noch war. Ich kann mir sogar mindestens zwei sehr bekannte deutsche Satiriker vorstellen, die diesen Text in ihrem ganz eigenem Zynismus auf der Bühne im entsprechenden Tonfall vortragen.
Wie gesagt: das Blatt verwirrt mich, ich weiß nicht, was der Verfasser wirklich damit ausdrücken will. Auch ich kann nur spekulieren, und es liegt mir absolut fern, den Autor in Schutz zu nehmen. Aber wie Sie schon sagten: bisher steht nur gesichert fest, daß es im Ranzen des 17jährigen Hubert Aiwanger steckte. Niemand weiß, warum es dort drin war, wie es dort hinein gelangt ist. Ob er es verteilen wollte oder wieder eingesammelt hat, weiß niemand außer den damals Beteiligten und Anwesenden.
Was mich aber absolut nicht verwirrt, ist das Auftauchen eines 30 Jahre alten Schriftstückes genau jetzt, kurz vor einer Wahl, die für “Seine Bajuwarische Eminenz, Markus Der Erste Söder” gefährlich werden kann. Und was mich auch nicht verwundert, ist die Tatsache, daß die SZ allen Anschein nach die Artikel zu der Gegenreaktion Aiwangers schon zuvor geschrieben hatten, inklusive des Gutachtens zur verwendeten Schreibmaschine. Und was auch nicht außer Acht gelassen werden sollte, Widerwärtigkeit des Blattes hin oder her: wie gelangte dieses Blatt 30 Jahre später an die Öffentlichkeit? Wer hat den Auftrag gegeben, nach einem verwertbaren Skandal in der Familie Aiwanger zu suchen? Oder wer hielt sich für berufen, damit genau jetzt an die Öffentlichkeit zu treten, statt schon beim ersten Antreten Aiwangers zu einer Wahl vor Jahren?
Das sind Fragen, die ebenfalls dringend gestellt und geklärt werden müssen!
Wie gesagt: ich will weder Ihre Gefühle zu diesem Blatt noch Ihre lebenslange politischen und gesellschaftlichen Erfahrungen zwischen 1940 und 1980 (dem Beginn meines politischen Beobachtens und Interessiertseins) infrage stellen. Es sind Gedanken, die mir beim Betrachten des Blattes und Verfolgen der sehr widersprüchlichen und obskuren Berichterstattung darüber durch den Kopf gehen. Mediale Berichterstattung ist etwas, dem wir seit einigen Jahren absolut kein blindes Vertrauen mehr schenken dürfen, besonders nicht im Voraus! Auch als ein Nicht-Bayer und Nicht-Wähler der dortigen Parteien sage ich ganz klar: diese Schmutzkampagne muss aufgeklärt werden! Aber nicht von selbsternannten “Qualitätsmedien”, die unter der Knute einer der Beteiligten stehen!
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein
38. Leserbrief
Sehr geehrter Albrecht Müller
Was Sie und Ihr Team mit den Nachdenkseiten tun, ist ein unverzichtbarer
Kompass der mir hilft, mich zu positionieren. Ich lese sie regelmäßig und seither weiß ich, nicht ich bin verrückt, sondern die Welt in der ich lebe.
Was den Fall Aiwanger und den Artikel in der Süddeutschen Zeitung betrifft, teile ich Ihre Auffassung nicht.
Es geht mir nicht um die Person Aiwanger und dessen Funktion, sondern wie Sie die Dinge einordnen.
Knapp 60 jährig will ich nicht vergessen, was ich als 16/17 jähriger gesagt und getan habe. Dabei gibt es einiges, wofür ich mich heute schämen könnte.
Dazu gehören unter anderem auch Sprüche, sogenannte Judenwitze, die wir uns auf dem Schulhof erzählt haben. Die stehen in ihrer abstoßenden Widerwärtigkeit dem Inhalt des fraglichen Flugblattes in nichts nach.
Aber ich entscheide mich als Ergebnis bewusster Überlegung, mich dafür nicht zu schämen. Weil ich überzeugt bin, dass es falsch ist, mit der Lebenserfahrung und dem gewachsenen Geist des jetzigen Alters die Worte und Taten eines Pubertierenden zu werten, als hätte man alles damals schon genauso wissen müssen. Wenn ich mich einer Wertung unterziehen sollte, dann doch bitte unter Berücksichtigung dessen, was ich in den vergangenen Jahrzehnten gesagt und getan habe. Das kann durchaus die Frage beinhalten, wie ich denn heute zu den besagten Sprüchen von damals stehe.
Spätestens mit 18, nach einem Besuch des Konzentrationslagers Dachau, während dessen mir so unwohl war, dass mir physisch regelrecht übel wurde, sind mir keine Judenwitze mehr über die Lippen gekommen. Nicht zuletzt weil mir klar wurde, dass mit der Vernichtung Homosexueller meinesgleichen auch betroffen waren.
Mein gewachsenes Misstrauen gegenüber den Medien bezieht sich in gleichem Maße auch auf die Süddeutsche Zeitung. Dass sie die Aiwangerbombe zum jetzigen Zeitpunkt zündet, ist ja kein Zufall. Dass sie damit, wie Sie vermuten, möglicher Weise den Freien Wählern zu mehr Stimmen verhilft, kann dabei kaum beabsichtigt gewesen sein. Nein, dass ist wieder einmal in die Hysterietröte geblasen um eine mediale Hinrichtung zu inszenieren. Was ja offenkundig auch funktioniert, dieses Vorgehen entspricht dem aktuellen Zeitgeist wo das Diffamieren zu etwas normalen geworden ist.
Wenn mich heute jemand mit den vor über 40 Jahren gemachten Äußerungen konfrontieren würde, ich könnte sie nicht ungeschehen machen. Das gilt allerdings auch für Hr. Aiwanger. Wie soll er denn reagieren, was ist die richtige Reaktion? Zudem ist die Unschuldsvermutung (ein in Vergessenheit geratener Begriff aus besseren Zeiten) noch aus einem weiteren Grund angebracht, solange nicht klar ist, ob nicht der Bruder oder sonst wer der Verfasser war.
Ich kann nicht wissen wie Hr. Aiwanger zu dem Papier steht, aber ihn allein dafür im Kontext der anstehenden Wahlen jetzt anzuprangern, ist nach meinem Empfinden nicht richtig sondern hinterf…. Wer profitiert davon?
Mit Dank und besten Grüßen
– Stephan Korth –
39. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
man ist immer auf der richtigen Seite wenn man mit den Wölfen heult Insbesondere bei dem Thema Antisemitismus. Interessant war aber das Interview mit Herrn Wolffsohn (immerhin Enkel von Holocaustüberlebenden) zu diesem Thema. Er sprach über zweierlei Maß unter Verweis auf die Untaten unseres ehemaligen Außenministers J. Fischer. Polizisten halbtot prügeln mutiert zum Kavaliersdelikt. Die Umwelt in der ein Jugendlicher aufwächst prägen sein Verhalten. Darüber sollte die SZ mal recherchieren. Die Erkenntnis wäre vielleicht sehr überraschend. Alles was nicht an die Öffentlichkeit kommt existiert für viele nicht. Welch ein Irrtum. Erinnert alles ein bisschen an die Untaten innerhalb der katholischen Kirche. Eine Vereinigung die sich die Nächstenliebe auf die Fahnen geschrieben hat. Insbesondere die Nächstenliebe. Na dann.
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental
40. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei ein Leserbrief von mir, mit der Bitte um Veröffentlichung.
Vielen Dank, Steffen Teichmann.
41. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten,
ich verstehe nicht , weshalb Albrecht Müller die Süddeutsche Zeitung in Schutz nimmt.
Diese halbgare Veröffentlichung einen Monat vor der Landtagswahl in Bayern ist eine gezielte Kampagne.
Vor 35 Jahren war Aiwanger ein Schüler und alles andere als eine reife Persönlichkeit. Nun zu schreiben,er wäre “als Minister nicht haltbar” ist infam. Alles ,was der Mann in der langen Zeit geleistet hat , wird so in einem Handstreich weggefegt .
Dass sich die Grünen und SPD Bayern nun besonders profilieren wollen ,hat ja wohl ganz besondere Gründe in den Wahlprognosen.
Michael Singer
42. Leserbrief
An Ihrer Argumentation ist was dran. Absolut!
Aber ich wünsche mir, dass die Nachdenkseiten mit den Genossinnen und Genossen ähnlich umgehen, die bis heute die Verbrechen der DDR totschweigen.
Von unserem Leser J.P.
43. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
nicht nur die SZ mischt hier mit sondern auch der BR. Hier mein Mail an die Chefin des BR
Gruß
Helmut Lang
Sehr geehrte Frau Wildermuth,
wo wir sind ist vorne. Da wird mal ein unliebsamer Politiker namens Aiwanger zur medialen Schlachtbank geführt und keiner regt sich darüber auf. Natürlich kann da der BR nicht abseits stehen, sondern mischt kräftig mit Sie sollten sich merken: wer mit dem Finger auf andere zeigt muß sich im Klaren sein, dass drei Finger auf ihn selbst zeigen.
telepolis.de/features/Antisemitismus-Affaere-Hubert-Aiwanger-am-SZ-Pranger-9286135.html
Wenn ein CDU Bundestagsabgeordneter zu einem Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes sagt:” Ihr seit ja schlimmer als KZ – Wächter, dann hat das keine medialen Konsequenzen. Der Öffentlich-Rechtliche SWR berichtet darüber und dann ist gut. Nun ist dieser CDU Mann auch für NATO und Waffenlieferungen ins neue Bundesland Ukraine. So einen kann man doch nicht wegen Volksverhetzung anzeigen. Doch das kann man. Es wird uns doch immer wieder erzählt, dass vor dem Gesetz alle gleich sind. Aber manche sind eben gleicher. Schließlich gibt es §§ 146 und 147 GVG.
Freundliche Grüße aus dem Herzogthum Baden
Helmut Lang
44. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir brauchen uns wohl nicht zu unterhalten, ob der Inhalt inhuman und menschenverachtend ist. Aber es bleiben eine Menge andere Fragen:
- Bis dato ist angeblich nicht klar, WER der Verfasser ist, Hubert oder sein Bruder Helmut, der älter ist und die Verfassung aber zugegeben hat. Was glauben Sie was ich und andere Jugendliche alles in unseren Taschen hatten, ist das relevant? Sie verurteilen Hubert Aiwanger wie in einem Tribunal, obwohl Sie angeblich nicht wissen wer der Verfasser ist und nur der Tascheninhalt als Indiz herhalten muss.
- Strafunmündigkeit herrscht in diesem Land bis vierzehn Jahre, also gerade mal zwei/drei Jahre jünger als ein Junge der dieses Flugblatt angeblich entworfen hatte. Heute begehen vierzehnjährige Morde und kommen ungeschoren davon und das nicht mehr als Einzelfall, Tendenz steigend – und weitgehend nicht in den Mainstreammedien hinreichend erwähnt. „16-Jährige sind keine unwissenden Kinder mehr“. Richtig, und Vierzehnjährige so unendlich weit entfernt? Absenkung des Alters der Strafmündigkeit überreif.
- Warum wirft das heute solche Wellen und wurde nicht schon 1987 „abgearbeitet“, sanktioniert und ad acta gelegt? Weil man heute einen Trumpf in der Hand hat, um die Geschicke Bayerns nach Gusto zu lenken bzw. die Zügel nicht zu verlieren?
- Selbst Prof. Dr. Wolffsohn, gebürtiger Israeli, möchte nicht, dass die Juden und ihre Geschichte hier wieder als böser Fingerzeig benutzt und missbraucht werden. Aber wir Deutschen sind ja schon lange gewohnt uns selbst zu geißeln, dazu bedarf es keines Auslandes.
- „Die Veröffentlichung und die Diskussion darum könnte den Freien Wählern konservative bis rechte bayerische Wähler in die Scheunen treiben statt sie abzuschrecken“. Wo sehen Sie hier rechte Wähler? Meinen Sie die AfD-Wähler, dann gehen Sie dem Mainstream ebenso auf den Leim wie viele in diesem Land, welche rechts und links nicht unterscheiden können. Patriotismus ja, aber da ist noch ein weiter Weg bis rechts, wobei links auch ein Irrweg ist, wie die Zeit eindeutig zeigt.
Mit freundlichen Grüßen
Edgar Bauer
45. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten,
nur ein kurzes statement: Meines Erachtens hat dieses Flugblatt eine Vorgeschichte, die wir nicht kennen, und somit das Ganze nicht deuten können. Ich lese es nämlich komplett anders als von Ihnen dargestellt: Der Zynismus ist derart überhöht, dass es eine Reaktion auf eine vielleicht nazifreundliche Diskussion innerhalb der Schule gewesen sein könnte. Eine Überhöhung, die in der Überzeichnung etwas klar machen will. Das sollte man bedenken.
Mit freundlichen Grüßen
B.S.
P.S. Für mich ist eher der Zeitpunkt des Auffindens und Publikmachens aussagekräftig. Ein Herr Kiesewetter darf ungestraft den Holocaust banalisieren, aber bei einem Herrn Aiwanger sucht man jetzt nach jeder noch so lang zurückliegenden Möglichkeit der Diskreditierung, und findet dann dieses zugegebenermaßen geschmacklose Pamphlet aus der Schulzeit.
46. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, Sehr geehrtes Nachdenkseiten Team,
beim Lesen Ihres Artikels “Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!” musste ich das erste Mal vor mir selber zucken, was das Verständnis bzw. meine Gedanken zu einem Artikel aus Ihrem Haus angeht.
Im Normalfall fällt mir ein „Nachvollziehen“, ein in den Autor versetztes Wahrnehmungsbild und / oder eine klare Haltung recht einfach, soweit man das heute noch von sich und den vielfältigen Situationen sagen kann.
Ebenfalls sind mir Ihre Artikel seit Jahren ein Wegbegleiter zum groben Kategorisieren und (oh Wunder, oh Wunder) regen zum sachlichen „Nachdenken“ an.
Hier eröffnet sich mir aber ein (gedanklicher) Wiederspruch an sich.
Als Baujahr 1979 und von einem politisch, akademischen und von Bildung geprägten „älteren“ Vater (Baujahr 1935) mit hohem Kommunikationstalent und dem Willen sein Wissen weiterzugeben, sind mir in der Schulzeit schon unterschiedliche Dinge im Verhalten zu der „deutschen“ Vergangenheit aufgefallen. In diesem Zusammenhang „stolperte“ ich über den Artikel und kam gedanklich ins „Stocken“.
Das Verständnis Ihrerseits über die Wahl der Formulierungen und der Thematik in diesem „Flugblatt“ ist natürlich nachvollziehbar, habe mich zusätzlich erinnert, dass zu diesen Jahren in der Schulzeit (leider) viele Witze über die Holokaust Zeit gemacht wurden. Diese Witze waren, um es diplomatisch zu formulieren, negativ der jüdischen Bevölkerung gegenüber ausgelegt.
Oftmals habe ich das, auch damals schon, als Verarbeitungsprozess der „Jugend“ gesehen mit der theoretischen Themenbewältigung von Leid, Schuld und vielen Toten, mit den jeweiligen Einschlägen aus den familiären Einflüssen. Einer Jugend in unserer westlichen Welt, in dieser Zeit, mit einem von den Wirtschaftsjahren befeuerten Wohlstandsleben, ist ein echtes Nachempfinden dieser Thematik sehr schwergefallen und ist es wie man öfters sehen kann auch heute noch so. (Hierfür ist zusätzlich ein enormes Maß an Empathie von Nöten). Das grundsätzliche thematische oder schulische Auseinandersetzen in breiter Masse zieht auch immer Schattenseiten mit sich.
Allerdings waren die Gedanken nach dem Lesen des veröffentlichten „Flugblattes“ eigentlich das genaue Gegenteil von den Vorwürfen bzw. dem „allgemeinen Entsetzen“… meiner Wahrnehmung nach geht dies in die zynische Richtung (negativ zu Lasten der „Rechten, der deutschen Bevölkerung“), da hier „scheinbar“ die „deutsche Bevölkerung zur Bewerbung“ aufgerufen wird. Die „ausgeschriebenen Preise“ sind für die „Bewerber“, daher empfinde ich es als Grundgedanken; „mal mit den eigenen Methoden spüren lassen oder konfrontieren“, aus Sicht der Verfasser.
Ich möchte hier weder Position für oder gegen Herrn oder Familie Aiwanger beziehen, hier geht es mir ausschließlich um die (meine) Wahrnehmung dieser Zeilen, von damals Jugendlichen verfasst, und musste (an mir) feststellen, dass mir hier ein Widerspruch an sich bei der Beurteilung auffällt. Mit ist ein zynischer, ironischer auch mit schwarzem Humor angeregter Umgang mit so schwerwiegenden Themen nicht fremd und nach meiner Auffassung grundsätzlich lieber als sich mit Taten oder ernst zu nehmenden „Aufrufen“, die heute zum Teil Alltag sind, auseinander zu setzten.
Könnte man dies nicht auch mit einem falschen oder zu einseitigen Blickwinkel betrachtet haben? Liege ich mit der Einschätzung, dass es auch als zynischer Aufruf und Konfrontation oder als gegenteilige „Ironie“ an das „Umfeld“ (aus pubertären oder eventuell gruppendynamischen Gründen) verstanden werden könnte, falsch?
Mir ist natürlich Ihr Seitenhieb auf die Wahlberechtigung junger Generationen aufgefallen, eventuell ist mir auch nicht ausreichend in den Sinn gekommen, dass dies Ihr eigentlicher Gedankengang war und in diesem Kontext ein hinreichender Anstoß sein soll.
Über den einen oder anderen weiteren Gedankengang Ihrerseits für mich wäre ich dankbar, auch um meine Sicht in ein eventuell besseres Licht rücken zu können.
Mit freundlichen Grüßen
V. S.
47. Leserbrief
Sehr geehrte NDS-Redaktion,
sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
man mag zu dem Flugblatt stehen, wie man will (Antisemitismus kann ich auf den ersten Blick nicht erkennen, wenn man im Hinterkopf behält, daß mit die ersten Insassen in KZs kritisch denkende Menschen waren, welche den Faschismus aufhalten wollten), aber wenn man Menschenverachtung als Rücktrittsgrund anführt, dann muß man im selben Atemzug mindestens 80% aller prominenten Politiker feuern, insbesondere jene, die gegen “Ungeimpfte” und Friedensaktivisten hetzten & teilweise immer noch hetzen oder Waffen wie auch viel Geld (das man dafür im Inland kürzt) in die Ukraine schickt.
Hat man bereits vergessen, daß (weltweit) teilweise wieder über “Lager für Ungeimpfte” nachgedacht wurde? In China wurden ganze Wohnblöcke zugenagelt, während die Menschen in ihren Wohnungen hausten. Unter diesem Aspekt kann man das Flugblatt auch ganz anders werten, nämlich als ein Wachrütteln zum Erkennen totalitärer Zustände, wie sie sich heute nicht mehr nur regional begrenzen (“3. Reich”), sondern weltweit durch Digitalisierung (-> Steuerung, Überwachung, Kontrolle) und einem permanentem Ausnahmezustand (“Corona v2.0” steht vor der Tür, der “Klimawandel” ist noch lange nicht ausgestanden, und dann tobt in der Ukraine ja noch ein Krieg), welcher der Politik die Erosion demokratischer Prozesse ermöglicht.
Ein Flugblatt von vor Jahrzehnten? Fragen Sie doch mal Markus Söder, welche Leichen er im Keller hat; Eine kenne ich bereits, in seiner Rolle als Hardliner pro “Corona-Maßnahmen”, die ihn schon lange hätten suspendieren müssen. Bayern war IMHO das einzige Bundesland, das zur “Corona”-Hochzeit den Menschen im Fernverkehr illegal FFP2-Atemschutzgeräte oktroyierte & den medizinischen Datenschutz aushebelte, indem auf Maskenbefreiungsattesten für Jedermann einsehbar die medizinische Diagnose stehen mußte, um vielleicht akzeptiert zu werden. Diese zutiefst entwürdigenden Maßnahmen sind auch menschenverachtend.
Ob Söder oder Aiwanger am Ende den Posten des Ministerpräsidenten bekleiden, spielt maximal in Nuancen in Bezug auf die allgemeine Politik eine Rolle.
Die Zeiten werden immer seltsamer, so auch die Debatten.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schauberger
Anmerkung Albrecht Müller: Sehr geehrter Herr Schauberger,
danke für Ihren Leserbrief. Ich will nach Lektüre der ersten Zeile spontan mal fragen, wo in meinem Text die Behauptung vorkommt, das Flugblatt habe Antisemitismus enthalten.
Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Müller
Anmerkung unseres Lesers M.S.: Sehr geehrter Herr Müller,
Sie haben keine Behauptung aufgestellt, daß das Flugblatt Antisemitismus enthalte. Dies habe ich auch nicht so formuliert, sondern bewußt allgemein gehalten.
Das war eine Einbringung von mir, weil sich die Medien, die Sie in Ihrem Artikel auch verlinken, über das Flugblatt mit KZ-Bezug natürlich mit Antisemitismus-Vorwürfen überschlagen, welches insbesondere auf der politischen Bühne einem K.O.-Argument gleicht. Gerade das ist aber, wie ich anmerkte, vorschnell geschossen, weil die ersten Insassen eben nicht (nur) Juden waren, sondern Oppositionelle, Dissidenten etc. (auch heute landen wieder Dissidenten im Gefängnis oder erlangen zumindest empfindliche Strafen vor Gericht, siehe Richter Dettmar & Co.).
Wie hätte ich es denn formulieren können, ohne, daß Sie den “Antisemitismus”-Begriff in Bezug auf sich oder Ihren Artikel setzen? Ich will gerne lernen, solche Mißverständnisse — gerade bei solch diffizilen Begriffen — in Zukunft zu vermeiden.
Beste Grüße,
Michael Schauberger
48. Leserbrief
Sehr geehrter Albrecht Müller,
als Leser Ihres Buches “Glaube wenig, Hinterfage alles, Denke selbst” habe ich von Ihnen einiges gelernt.
Desto überraschter bin ich, mit welcher Verve Sie sich in diese “Schlammschlacht” einmischen und ohne Recherche mit “Dreck” werden.
Als Pädagoge und Therapeut, der ich lange mit verhaltensauffälligen männlichen Jugendlichen und erwachsenen Straftätern gearbeitet habe, möchte ich auf das unsägliche, “menschenverachtende Pamphlet” von 1987 eingehen.
Wer von all den aufgeregten Schreiberlingen hat recherchiert, in welchem Kontext dieses Pamphlet entstanden ist. Gegen wen richtet es sich, war es “geheim” und nur in einer Klasse unterm Tisch gehandelt, oder wurde es im Treppenhaus und auf dem Schulhof verteilt. Welche Lehrerinnen und Lehrer bekamen es zu lesen und wie reagierten sie. Gab es Sanktionen, Diskussionen, die Möglichkeit zur “Läuterung”. Wie schnell sind Sie mit Ihrem Urteil – Zitat: “Wes Geistes Kind ist der Verfasser des Flugblattes gewesen und ist er das heute noch? Das darf man doch wohl fragen (so,so!?), wenn nichts von einer Läuterung bekannt?” Haben Sie recheriert, welche Läuterung es gab. Sie können mir sicher gleich mitteilen, welche Manipulationsmethode Sie bei o.g. Zitat anwenden…
Und noch ein Zitat: “Klar zu sein scheint(aha!?) jedoch dass der bayerische Vize-Ministerpräsident dieses Blatt als 17-jähriger Schüler in seiner Tasche hatte” (so,so – Kontaktschuld!)
Nun zu den Jugendlichen von 1987/88 in Aiwangers Klasse. Als Lehrer dieser Klasse und als geschichtsbewußter Mensch im Jahre 2023 muß ich mich doch fragen, was reitet einen Jugendlichen sich so zu erblöden und mit diesem unfassbaren und schrecklichen Geschehen in der deutschen Geschichte sich so skurrile Scherze zu erlauben. Das muß von Seiten der Pädagogen Konsequenzen haben, aber immer auch Herausforderung sein zum Dialog mit den jungen Menschen.
Was hat den Schreiber bewogen so etwas Unsägliches von sich zu geben? Päd. Fachkräfte, die mit jungen Menschen über dieses unfassbare, industriell organiserten Massenmorden sprechen möchten, weil es ihr Unterrichtauftrag ist, brauchen hier ein großes”Fingerspitzengefühl”. Junge Menschen sind (nach Klaus Hurrelmann) produktiv-realitätsverarbeitende Individuen., d.h. sie machen sich Ihre eigenen Gedanken und merken schnell die gesellschaftlichen Widersprüche zwischen offizieller Geschichtsschreibung und Vergangenheitsbewältigung und den realen Verhältnissen, die sie erleben. Wollte da jemand die Erwachsenen provozieren und auf die Verlogenheit hinweisen, die bis in die Gegenwart reicht. Wieviele Nazis waren lange Zeit in der Bundesrepublik in machtvollen Positionen, z.B. im BND und und ein KZ- Judenmörder lebte bis zu seinen Tod unbehelligt in München unter seinem eigenen Namen, nur weil er der CIA und dem BND im Kampf gegen die “Kommunisten” in der Sowjetunion dienlich war. (Habe leider die Quelle im Bayrischen Fernsehen nicht mehr gefunden)
Die Kampagne gegen Aiwanger, dessen politische Ansichten ich nicht teile, ist so durchsichtig und schäbig. Cicero hat das wunderbar auf den Punkt gebracht. Wir sollten uns nicht am Vernichten von Personen beteiligen, gerade auf dem Hintergrund unserer Geschichte.
MIt freundlichem Gruß
Horst-Uwe Scheck
Nachtrag: Ich habe die Quelle wieder gefunden, auf die ich in meinem Leserbrief hinweise:
“Eichmanns geheimer Komplize”, eine Reportage von Report München extra vom 09.04.2021…und die deutschen Leitmedien schweigen…
Sie echauffieren sich lieber über ein Flugblatt eines Schülers von 1988.
br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/eichmann-100.html
Mit freundlichem Gruß
Horst-Uwe Scheck
49. Leserbrief
Vielen Dank, Herr Müller, dass Sie den Nachdenkseiten-Lesern das Original des ominösen Aiwanger-Flugblattes zur Verfügung gestellt haben. Beim Lesen desselben fiel mir aber einiges auf:
„Wenn man einen Text mit Erwartungen auf einen bestimmten Sinn hin liest, zeigt sich denn auch ein solcher Sinn, und alles, was dagegen spricht, wird ausgeblendet.“ (Hans Georg Gadamer, in „Wahrheit und Methode“, 1960)
Als Literaturwissenschaftlerin, die sich mit dem Problem der Interpretation von Texten beschäftigt, habe ich den Text des Aiwanger-Flugblatts genau gelesen, von oben (der Überschrift) bis unten. Dabei fiel mir auf, dass sich die „Einladung“ zu einem „BUNDESWETTBEWERB: Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ an „Jeden, der Deutscher ist und sich auf deutschem Boden aufhält“ (Hervorhebung von mir), richtet. Die Einladung zu einem „Vorstellungsgespräch im Konzentrationslager Dachau“ richtet sich nach allen Regeln des Textverständnisses also an „Deutsche“. Die Annahme, dass sich die „Einladung“ an deutsche Juden richtet, entbehrt jeglicher Textgrundlage. Die „Einladung“ richtet sich an „Deutsche“, und Deutsche, die das Recht hatten, auf deutschem Boden zu leben, waren im Nazi-Sprech nur „Arier“.
Natürlich ist die Beschreibung der folgenden „Preise“ eine Formulierung des Unvorstellbaren und Unaussprechlichen, wie man sie nur damaligen eingefleischten Nazis zuschreiben würde, jenem Auswurf der menschlichen Spezies zwischen Hannah Arendts „Banalität des Bösen“ und hasserfüllten Lustmördern.
Der Text ist mir ein Rätsel: Sollte hier ein Jugendlicher in seinem Entsetzen über Verbrechen der eigenen Vorfahren zum Mittel der Satire gegriffen haben, indem er die „Deutschen“ aufgefordert hat, sich in die Situation der Opfer hinein zu versetzen, indem er das Wort „Juden“ mit „Deutsche“ ersetzt hat? Man könnte einen solchen Versuch als etwas mißglückt und ziemlich mißverständlich bezeichnen, aber was junge Menschen alles tun, um ihr Entsetzen auszudrücken, sehen wir ja gerade bei den Klimaklebern.
Nun, jeder Text hat einen Kontext, und bevor ich nicht aufgrund anderer Quellen, die von Herrn Aiwangers jugendlicher Weltanschauung Zeugnis ablegen, Kenntnis habe, kann ich den Text seines damaligen Flugblattes nicht abschließend deuten.
Vielleicht kann mir ein anderer Nachdenkseiten-Leser oder -Autor dabei weiter helfen?
Mit freundlichen Grüssen – Joanne Nykrin-Schaller
50. Leserbrief
Ähnliche “Auswüchse” sind mir bekannt von jungen Menschen, die nach ‘Auschwitz-Klassenfahrten’ auf der Rückfahrt im Reisebus sich in schlimmsten Obszönitäten ergingen.
All das bedarf sozialpsychologischer Untersuchungen, warum das Wissen um die Nazi-Mord-und Vernichtungsmaschinerie bei Menschen solche ‘Reaktionen’ hervorrufen kann, trotz Aufklärung und Vermittlung über all die barbarischen Verbrechen?
Könnte dieses schreckliche Flugblatt nicht auch als Ausdruck einer seelischen Überforderung gerade junger Menschen verstanden werden, dass AUSCHWITZ nie”verarbeitet” werden kann und es mehr braucht als Wissensvermittlung, z. B. die ‘Fähigkeit zum Trauern’ ?
Wurde die dafür so notwendige Unterstützung und Begleitung den jungen Aiwanger-Brüdern zuteil?
Die politmediale Empörungsindustrie sollte sich angesichts all der Verwerfungen in diesem Lande Mitscherlichs “Unfähigkeit zu trauern” zu Gemüte führen!
Traurige Grüße
Ute Plass
51. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
als jahrelange Leserin und auch Spenderin Ihrer Nachdenkseiten macht mich Ihr Artikel zu dem Vorgang SZ/Aiwanger wirklich fassungslos, und ich möchte das nicht unwidersprochen so stehenlassen.
Ganz ehrlich, der antisemitische Kontext erschließt sich mir beim Lesen nicht. Ich halte das Blatt für ein reichlich geschmackloses, dummes Machwerk eines unreifen Jugendlichen. Vielleicht ein gründlich daneben gegangener Versuch einer Satire? Zudem sollte die Zeit der Entstehung des Flugblattes berücksichtigt werden. Ob man´s gut findet oder nicht: In den 80ern war man in vielen Dingen noch nicht so politisch korrekt, wie das jetzt der Fall ist.
Näher eingehen möchte ich aber auf ihr Argument, dass ein 16-jähriger Gymnasiast so viel von der deutschen Geschichte mitbekommen hat, dass sich derartiges Schreiben verbietet. Natürlich sind Jugendliche keine unwissenden Kinder mehr, was für eine Binsenweisheit! Aber – ich habe in meinem immerhin schon über sechzig Jahre währenden Leben bemerkt, dass es der Jugend und auch den jungen Erwachsenen oft gewaltig an Erfahrung (notgedrungen) und Information fehlt, um Geschichte und Zeitgeschehen vernünftig einzuordnen. Im Leben der Jugend ist Geschichtsverständnis definitiv nicht die erste Priorität! Meine Generation hat sich für Mao und Che Guevara begeistert und erst später auch die dunklere Wahrheit über diese erfahren. Und auch die heutigen, oft weitgereisten jungen Leuten lassen sich nur allzu leicht vor die verschiedensten politischen und weltanschaulichen Karren spannen. Ich denke nicht, dass ein Mensch im Pubertätsalter charakterlich schon so festgelegt ist, dass er nicht mehr dazulernen und sich ändern kann, man also über ihn auf Grund seiner Ansichten in dieser Zeit kein lebenslang gültiges Urteil fällen kann.
Und was die Süddeutsche Zeitung anbelangt, da braucht es schon eine gehörige Portion Gutgläubigkeit. So ein Zufall aber auch, dass man kurz vor der Wahl in Bayern dieses kompromittierende Detail aus dem frühen Leben eines etwas widerspenstigen Politikers publik macht. Und dabei möchte ich anmerken, dass ich nicht zu seinen Wählern gehöre. Aber Hetzkampagnen gegen unbequeme Personen sind immer zu verurteilen, egal, ob uns diese Person passt oder nicht.
Mit freundlichem Gruß
Liane Stecher
52. Leserbrief
Hallo Nachdenkseiten,
nur ganz kurz: daß der Text unter aller Kanone ist, ist klar. Er richtet sich – offensichtlich gegen Deutsche. Nicht gegen Juden, ist also nicht antisemitisch, wie von interessierten Stellen zu Beginn der Affaire noch verbreitet wurde. Jeder Interessierte sollte sich fragen, wieviel Blödsinn er selbst im Alter von 17 Jahren verbreitet hat. Wenn aber ausgerechnet die SZ, die sich inzwischen als antirussisches, rassistisches Hetzblatt hervortut, hier glaubt, sich produzieren zu müssen – um Aiwanger im Wahlkampf zu schaden – wird es geschmacklos. Dies klarzustellen wäre Eure Aufgabe.
Zur Klarstellung: als Linker bin ich kein Fan von Herrn Aiwanger.
Dieter Heinert
53. Leserbrief
Sehr geehrte Herr Müller,
danke Ihnen auch für diesen kritischen Artikel, aber hier muss ich doch teilweise widersprechen.
Ohne Zweifel ist dieses Flugblatt eine Schande und gerade auch ein zeitgeschichtlicher Hinweis, dass dieses Gedankengut damals (und vermutlich auch noch heute) noch weit verbreitet unter der sichtbaren Oberfläche existierte.
Ich glaube allerdings nicht an Zufälle und so ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Skandals letztlich nur eine weitere Kampagne eines “Qualitätsmediums”, um die Landtagswahl in Bayern zu beeinflussen. Stellen Sie sich nur vor, RT DE hätte so etwas zum rechten Zeitpunkt über grünes Spitzenpersonal ausgegraben (als es noch nicht zensiert wurde).
Da sich jetzt auch der Kriegsfreund Habeck und andere Schlauberger zur Sache zu Wort melden, sei einfach noch einmal daran erinnert, dass derzeit in der Ukraine mittelbar auch echte Nazis mit echten Waffen ausgerüstet werden, kann man da die (m.E. gespielte) Empörung über dieses Nazipamphlet tatsächlich glauben?
Herrn Aiwanger will ich damit nicht verteidigen, aber der ganze Vorgang erinnert sehr stark an andere Kampagnen und ich nehme einer zunehmend manipulierenden und verschweigenden Presse einfach nicht mehr ab, jetzt plötzlich “Investigativ” und “kritisch” aufzutreten, dafür gebe es weiß Gott gewichtigere Anlässe, wo sie uns aber im Interesse der Regierenden eher in die Irre führen.
Insgesamt für mich ein weiterer unappetitlicher Vorgang mit fragwürdigen Protagonisten auf allen Seiten – die Absicht erscheint einfach zu offensichtlich.
Der viel gepriesene Arbeitskräftemangel wird, wenn überhaupt, doch besonders deutlich beim derzeitigen politischen Personal.
Beste Grüße
P.Sieber
54. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
ich gebe ihnen insofern recht, als wir in einer verkehrten Welt leben, in der die Grünen sich als braun entlarvten und die Roten sich einen grünen Anschein geben. Was aber die “Affäre” Aiwanger anbelangt möchte ich ihnen widersprechen. Ich war noch nie Wähler der Freien Wähler und werde es auch nicht. Mich stört aber die Art und Weise wie in unserem Land Politik betrieben wird schon lange. Statt auf die Argumente politischer Gegner einzugehen wird in deren Vergangenheit gekramt, bis man etwas findet, das man für diese Schlammschlacht, die man als Politik ausgibt, gebrauchen kann. Deutsche Politiker und Medien scheinen sich da an unserem großen Bruder USA zu orientieren, wo die politische Auseinandersetzung auf einem Niveau stattfindet, die man schon fast als kriminell bezeichnen könnte. Ich zähle mich auch nicht zu den AFD Wählern, finde es jedoch absolut undemokratisch , wie mit ihr umgegangen wird.
Der SZ wurde diese Info (Flugblatt) gesteckt um einen politischen Gegner zu diffamieren und zu diskreditieren. Die SZ hat den Zeitpunkt (mit dem Beginn der Briefwahl in Bayern) wohl gewählt, um in den Wahlkampf einzugreifen, denn die Info muss sie schon früher erhalten haben. Immerhin hatte sie Zeit, ein Gutachten über die benutzte Schreibmaschine in Auftrag zu geben. Die SZ hatte offenbar aber keine Zeit mehr, Herrn Aiwanger um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen die sie gegen ihn erhebt zu bitten, wie es das Presserecht vorschreibt. Ich lese die SZ (Sch… Zeitung) schon lange nicht mehr. Sie war von Beginn an transatlantisch ausgelegt, hat sich dem neoliberalen Zeitgeist verschrieben und hat sich während der Corona Maßnahmenkrise, wie auch jetzt im Ukrainekrieg nicht mit journalistischen Ruhm bekleckert, sondern agiert als Hetzblatt, wie alle anderen Mainstream Medien. (Seien sie anspruchsvoll, auch in der Hetze) Ich kenne einige dressierte SZ Leser, die ich früher einmal für intelligent hielt als sie studierten aber heute springen sie über jedes Stöckchen das die SZ ihnen hinhält, sei es Assad, Putin oder Trump. Sie werden sich auch über Aiwanger bestens informiert fühlen, obwohl sie nichts wissen, als das was die Medien in ihre Köpfe implementieren.
Das Flugblatt ist für mich ein Ausdruck spätpubertärer Gefühlswallungen eines einseitig politisierten Jugendlichen, der seine gesellschaftliche Reife noch nicht erreicht hat. Wenn wir anfangen Jugendsünden (vor 35 Jahren) als Stigma und damit als Ausschlusskriterium anzuerkennen, hätte Joschka Fischer, der bekanntlich einen Polizisten verprügelt hat, nie irgend ein Amt antreten dürfen. Ich bin gegen eine Wahlberechtigung unter 18 Jahren, denn so richtig reif und lebenserfahren wird man erst, wenn man selbst Kinder erzogen hat.
Wer von uns ist eigentlich frei von Sünde, der werfe den ersten Stein. Ich habe vom Gutmenschentum a la Bärbock, Hofreiter, Habeck und Konsorten die Schn… gehörig voll und plädiere für Realismus und Diskurs, statt Diskriminierung. Man sollte Herrn Aiwanger an dem messen, was er jetzt sagt und tut, anstatt, wie die Ampelmännchen (und -weibchen) die Nazikäule zu schwingen.
MfG ihr treuer NDS Leser
Jürgen Dennerlein
55. Leserbrief
Hallo NachDenkSeiten,
Ihr habt gerade einen sehr fragwürdigen Beitrag über Aiwanger und die SZ veröffentlicht. Ich hab so den Eindruck, nachdem man bei Rammstein-Lindemann nicht zum erwünschten Ziel gekommen ist, ist nun eben der nächste dran. Rufmord und Denunziation scheint mittlerweile zum guten Ton, besonders in den Medien, zu gehören. Dabei wird auch von Ihnen liebe NDS vergessen, dass genau das ein Anzeichen für eine aufkommende Diktatur ist und genau das zum Faschismus führt(e).
Sehr schade, dass der ansonsten so ehrenhafte Herr Albrecht Müller so denkt, was er da schreibt. Er sollte mal ein wenig über die „Jugendsünden“ so mancher seiner ehemaligen SPD-Genossen nachlesen. Auch die sprichwörtlichen „Leichen im Keller“ so mancher Grüner und Genossen der Linkspartei, stehen da in nichts nach. Aber das ist ja dann ‚Whataboutism’. Einer der neuen Kampfbegriffe, mit dem man jede Fakten basierte Diskussion abwürgen kann. Man sollte sich gelegentlich einige Reden der kommunistischen Genossen der Linkspartei auf ihren Parteitagen anhören. Da erfährt man dann, wie diese edlen Erscheinungen der Sorte Mensch mit ihren Gegnern umgehen möchten, wenn sie dereinst mal an der Macht sind. Da wird dann auch gleich mal über Erschießungen der Reichen gesprochen (welt.de/politik/deutschland/article206296277/Linke-Konferenz-Erschiessungen-von-Reichen-Skandal-in-Kassel.html), ohne dass das Führungspersonal faschistische Züge, oder gar Volksverhetzung in diesen Reden sehen wollen. Was sie ja gerne bei jeder anderen Gelegenheit bei ihren politischen Gegner tun. Bis auf ein paar sanfte Beschwichtigungen, man müsse sie ja nicht gleich erschießen, arbeiten (Vielleicht in einen Lager?), sollte auch erst mal genügen. Insofern ist die Debatte über das antisemitische Pamphlet einiger unreifer bayerischer Schüler, wo noch immer nicht klar ist, wer sie wirklich verfasst hat, recht heuchlerisch. Wenn dann noch die SZ in Schutz genommen wird, ist das Fass dann schon übervoll. Mich hat das verdammt an die Hitlertagebücher des Sterns erinnert. Man sollte nicht vergessen, dass hier ein paar ehemalige Lehrer und Schüler, in STASI-Manier und hinterrücks ausfindig gemacht wurden, die aber bisher schön in der Deckung der Anonymität bleiben wollen, die hier ein übles politisches Spiel mitmachen, um einen ihnen unliebsamen Politiker abzusägen. Für mich ist das KEINE Charakterstärke; sondern das Gegenteil. Ich würde nicht einmal meinen größten Feind, so ans Messer liefern, wie es hier getan wird. Und ich verachte solche Lehrer und ehemalige Mitschüler.
Herr Müller bringt das Argument „Wahl ab 16“ ins Spiel. Diese Argumentation erschließt sich mir nicht, im Bezug auf den Fall. Denn, wenn man mit 16 zwar reif und charakterlich gefestigt sein soll, um zu wählen, aber NICHT für eine Straftat (bis hin zu Gewaltstraftaten) verantwortlich gemacht werden darf und das teilweise bis in die 20er hinein (Jugendstrafrecht). Dann sollte man auch nicht solche üblen Dinge, die 35 Jahre zurückliegen, so verachtenswert sie auch immer sind, so moralisch ausschlachten. Ich bin mir eben nicht sicher, ob die Urheber wirklich reif genug waren, für die Tragweite, die dies nun nach sich zieht. Und zeigen sie mir diesen tollen Menschen, der noch ganz genau weiß, was er vor 35 Jahren alles gesagt, getan oder geschrieben hat. Hier geht es einzig und alleine um Rufmord und „canceln“. Wo sie sonst immer so gerne gegen Cancel Culture schreiben.
Sie schreiben auch gerne und viel über die „Corona-Zeit“ und die gewünschte Aufarbeitung. Dann lesen sie mal dass hier, wie sich so manche grüne Politiker dazu äußern. Das sind übrigens die, die überall Nazis sehen, oder suchen, gerne von Toleranz und Demokratie schwadronieren. Ja, auch das passt zum Fall Aiwanger und den Medien. Die bei ihren grünen Lieblingskindern da nichts Übles sehen wollen. Nur die bösen Alternativen greifen sowas gelegentlich auf. Sie liebe NDS leider, in diesen Fall, auch nicht.
Beste Grüße
J. G.
56. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
als langjähriger, begeisterter Leser (und Unterstützer) der Nachdenkseiten ist mir Ihr Artikel zur Causa Aiwanger mit einer recht voreiligen Verurteilung sauer aufgestoßen.
Ihre Grundsätze sollten auch hier gelten: Glaube wenig, hinterfrage Alles, denke selber.
Ich habe bei der Causa Aiwanger den Eindruck, dass der zu “Schmutzeleien neigende” M. Söder sich viel für seine eigene Politikkarriere verspricht, wenn Aiwanger zurücktritt und der Weg für eine CSU/Grüne Koalition in Bayern frei wird. Oder zielt das schon auf eine CDU-CSU/Grüne Koalition im Bund (mit Söder als Kanzler)?
Trotz meiner Kritik, weiter so Ihr Nachdenkseitenmacher!
Eine gute Zeit wünscht
G. Rittmann
57. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
bitte bestätigen Sie, dass ich Ihren Beitrag richtig verstanden habe:
- Hubert Aiwanger hat gesagt, er sei nicht der Verfasser des Flugblattes
- Helmut Aiwanger hat gesagt er sei der Verfasser des Flugblattes
Sie erwähnen das mit keinem Wort und schreiben “Ob der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger der Verfasser ist oder ob dies sein älterer Bruder Helmut war, ist nicht klar.”, betreiben also Manipulation durch Weglassen
- Sie spekulieren “Klar zu sein scheint jedoch, dass der bayerische Vize-Ministerpräsident dieses Blatt als 17-jähriger Schüler in seiner Tasche hatte.”
- Sie spekulieren “Vermutlich hat es an seiner Schule damals schon eine Diskussion um diesen Vorgang gegeben.”
Sie schreiben “Es sei von einem 17-Jährigen oder einem 16-Jährigen verfasst worden.”, lassen dabei weg, das Hubert Aiwanger nach eigener und nach Aussage des älteren Bruders, nicht der Verfasser ist und dass die “verschiedenen Seiten” das ebenfalls unterschlagen.
Dann ein länger Abschnitt über den “Verfasser”, wobei sie weglassen, das dies nicht Hubert, sondern Helmut Aiwanger ist.
Ab dann beziehen Sie sich so auf “Aiwanger” bzw “16-Jährige”, als ob Hubert Aiwanger den Text geschrieben hätte.
Um den Text zusammenzufassen, so wie ich ihn (etwas überspitzt formuliert) verstanden habe:
- Sie behaupten, Hubert Aiwanger lügt, wenn er sagt, er sei nicht der Verfasser des Flugblattes
- Sie behaupten, Helmut Aiwanger lügt, wenn er sagt, er sei der Verfasser des Flugblattes.
- Sie behaupten, Hubert Aiwanger sei der Verfasser des Flugblattes
- Sie schreiben, “Das darf man doch wohl fragen, wenn nichts von einer Läuterung bekannt ist.”, obwohl Helmut Aiwanger zitiert wird mit “Ich schäme mich für diese Tat und bitte vor allem meinen Bruder um Verzeihung für die damals verursachten Schwierigkeiten, die auch noch nach 35 Jahren nachwirken.”, wieder Manipulation durch weglassen. Und Hubert Aiwanger muss für nichts eine Läuterung zeigen.
- Sie meinen, aufgrund der Behauptungen (sowohl von Ihnen als auch von Seiten einiger MSM) sei Hubert Aiwanger nicht mehr als Minister und stellvertretender Ministerpräsident zu halten, d.h Sie unterstellen ihm eine Lüge oder wollen ihn für eine vor 35 Jahren begangene Tat seines Bruder in Sippenhaft nehmen.
- Sie können es nicht fassen, dass Söder die Behauptungen nicht reichen und er “noch mehr verlangt”, d.h. sich nicht für die o.g. Sippenhaft ausspricht.
Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich da etwas grundlegend falsch verstanden haben sollte.
Falls dies nicht der Fall sein sollte: Möchten Sie nicht noch einmal über ihren Beitrag schlafen, nachdenken und sich ggf. davon distanzieren? Ansonsten muss ich Ihnen zustimmen: “Diese Argumentation macht sprachlos.”
Mit freundlichem Gruß
Thomas Paulsen
Anmerkung Albrecht Müller, beispielhaft zu den ersten fünf Zeilen: Ich lasse nichts weg, ich bezweifle allerdings die Korrektheit der Aussagen der Aiwanger-Brüder. Sie können richtig sein, sie können – abgesprochen – falsch sein.
58. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten, sehr geehrter Herr Müller,
eine Musik-Combo bzw. ihr Sänger wird diffamiert wegen einer sehr lange schon auch bei anderen Combos bekannten Tatsache, weil die Gruppe in das “böse” Moskau reisen will, um Konzerte zu geben.
Ein altes Pamphlet eines bayrischen Politikers – oder seines Bruders – wird hervorgekramt, um ihn zu diffamieren, weil er nicht mehr “spurt” (“Markus Lanz”); nicht mehr den nützlichen Idioten geben will.
Während meiner Ausbildung in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die damals auch noch Bildung beinhaltete, habe ich gelernt, dass Sippenhaft, Kontaktschuld und Vorverurteilung Methoden der Faschisten und Nationalsozialisten sind. Ich habe gelernt, warum die Verfassung des Landes Hessen und das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland so geschrieben wurden, wie sie geschrieben wurden. Deshalb habe ich auch 1993 bei meiner Verbeamtung frohen Mutes geschworen, die “freiheitlich demokratische Grundordnung” zu verteidigen. Orwellsche Verdrehungen waren damals nach meiner Erinnerung noch nicht das Problem.
Meine beiden Großväter sind lange vor meinem 17. Geburtstag gestorben. Die beiden ältesten Brüder meines Vaters haben ihre posttraumatischen Belastungsstörungen als zweiter-Weltkriegs-Veteranen zum größten Teil mit ins Grab genommen. Die Einflüsse von Schulkameraden, deren Großväter noch gelebt haben, haben sich bis zu meinem 17. Geburtstag verflüchtigt, so daß ich mich als Sozialdemokraten, Pazifisten und künftigen Kriegsdienstverweigerer gesehen habe. Das mit der Kriegsdienstverweigerung hat dann nicht funktioniert, weil in dem Anhörungsausschuß alte Kameraden eines meiner Kriegsveteranen-Onkels saßen und sich dann von mir zu einem 14 Seiten DIN A 4 Ablehnungsbescheid genötigt sahen. Aber wenigstens klappte es dann mit dem Wehrersatzdienst beim THW – was im Nachhinein gesehen auch nicht viel besser war (Fulda-Gap Strategie der NATO; das THW als Feigenblatt).
Vielleicht hat ja auch der Großvater von Herrn Aiwanger länger überlebt – genauso wie wohl der von Frau Baerbock?
Mit freundlichen Grüßen
Udo Mittendorf
59. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
von Ihrem Artikel halte ich wenig, um das mal vorsichtig auszudrücken.
Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!
Zu den Fakten
Es geht nicht darum wer ist der Halunke, sondern darum das eine Straftat nicht eine andere gerechtfertigt.
Und es geht um der Zeitpunkt der Veröffentlichung bzw. um die Dauer der Verheimlichung.
Gesichert ist, das Hubert Aiwanger solche Flugbätter im Schulranzen hatte.
Behauptet wird von dem Bruder, das er der Autor war und diese Blätter verteilte.
Behauptet wurde vo Bruder, das Hubert Aiwanger diese Flugblätter wieder einsammelte. Also damit die Verbreitung verhindern wollte.
Ob das stimmt was der Bruder behauptet wissen wir nicht.
Die Süddeutsche Zeitung behautete aber, das Hubert Aiwanger der Autor der Flugblätter war und diese verbreitete.
Wir wissen aber nicht ob das so war.
Damit haben wir mindestens 3 kriminelle Fälle
- Die Erstellung und Verbreitung des Flugblattes und damit wahrscheinlich die Straftat der Volksverhetzung.
- Besitz eines Flugblattes im Schulranzen, das höchstwahrscheinlich die Straftat der Volksverhetzung erfüllt.
Wenn Hubert Aiwanger diese Flugblätter tatsächlich eingesammelt hat, um die Verbreitung zu verhindern, hätte er sie sofort zerreißen müssen. - Wenn sich die Behauptungen der Süddeutschen Zeitung nicht bestätigen sollten, haben wir mindestens die Strafttat der Diffamierung
Der Fall in der Schule ist wohl sehr bekannt, so das ich mich frage, wie konnte jemand jahrelang Stellvertretender Ministerpräsident des größten Bundeslandes zu sein, ohne das eine Aufklärung des Falles gefordert wird.
Dass das jetzt “rein zufällig” vor der Wahl erfolgt und dann wahrscheinlich sogar mit Diffamierungen belegt wurde, sieht für mich nach einer Schlammschlacht aus, die mich an die Wahlkämpfe in den USA erinnert.
Sie schrieben
“Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!
Umgekehrt könnte ein Schuh d’raus werden: Die Veröffentlichung und die Diskussion darum könnte den Freien Wählern konservative bis rechte bayerische Wähler in die Scheunen treiben statt sie abzuschrecken.”
Anmerkung
Ich fürchte mit dieser Einschätzung haben Sie Recht.
AfD nahe Blogger schlachten das aus.
Ein Zuwachs der AfD, deren Parteiführung in der Hayek Gesellschaft zur Umsetzung markradikaler Ideen ist, können wir nicht gebrauchen.
Vor der Wahl erwarte ich Sachthemen z.B. welche Konzepte gibt es zur Eindämmerung
- der Kinderarmut
- Altersarmut
- Pflegenotstand
- Bildungsnotstand
- Zerfall der Infrastruktur
- Absinken des Produktivitätswachstums
- Abwanderung von Spitzenfachkräften ins Ausland
- Wohnungsnot
- usw.
Grüße
Dieter Gabriel
60. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich halte es besonders in diesen Zeiten für notwendig, nicht in emotionale Aufgeregtheiten zu verfallen.
Das Flugblatt richtet sich an Volksverräter, die zu einem Wettbewerb aufgerufen werden, sich in Dachau melden können und als Preise winken die eigene Ermordung oder Inhaftierung durch Gräueltaten, die die Nationalsozialisten begangen haben. Nach Auffassung der heutigen Leser sind mit den Volksverrätern Juden gemeint, somit ist es ein antisemitisches Pamphlet. Das ist mir zu einfach.
Wer ist für einen jungen Menschen 16 Jahre alt 1987 ein Volksverräter? Ich habe mich in die Zeit zurückversetzt und spekuliere natürlich. Welche bundespolitischen Themen waren damals aktuell?
Es gab Auseinandersetzungen um Wackersdorf, das Jahr 1987 war geprägt von der Barschel-Affäre und ihren Unappetitlichkeiten, es gab den Flick-Prozess mit der Aussage Steuerhinterziehung lohnt sich und Ende 1986 wurden die Ermittlungen gegen die Mitglieder des Volksgerichtshofs eingestellt und ein Deckmantel des Schweigens über die Juristen, die die Verbrechen der Nazis legitimiert hatten gedeckt.
Wir wissen nicht, wer mit den Volksverrätern gemeint ist, vielleicht bringt Aiwanger Licht in die Sache, aber ich glaube nicht dass zugehört wird.
Ich sehe das Flugblatt als schwarze bitterböse (und geschmacklose) Satire, in der Form sicher nicht zulässig und zu Recht gerügt, aber haben wir uns schon so sehr an die Zensurschere in unseren Köpfen gewöhnt, dass wir sie selbst anwenden? Sprache, Diskussionen, Auseinandersetzungen verliefen 1987 heftiger und ehrlicher.
Grit Reichert
61. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten,
Ich bin entsetzt, dass Albrecht Müller auch auf die mediale Hetze gegen Hubert Aiwanger aufspringt! Sollen jetzt ALLE Politiker ihre Schulranzen von vor 35 Jahren offenbaren, oder nur Herr Aiwanger? Vollkommen vergessen scheint, das damals eine CSU in Bayern regierte – Erwachsene in Regierungsverantwortung, keine minderjährigen „Titanic“- und „MAD“-lesenden Schuljungs – mit einem menschenverachtenden homophoben Weltbild: Wenn der Beurteilungsmaßstab von Politikern und Parteien nicht das Hier und Heute ist, sondern was sie vor 35 Jahren dachten und taten – dann möchte wohl keiner mehr mit der CSU koalieren!? Der Maßstab muss also das aktuelle Verhalten sein – man hat nie rassistische oder antisemitische Äußerungen von Hubert Aiwanger gehört – und nur darauf kommt es an. Außerdem fürchte ich, dass vor 35 Jahren auch rassistische Äußerungen in der Politik salonfähig waren, die sich zB an die Seite eines Weiß dominierten Apartheid-Südafrika stellten. Vor diesem gesamtgesellschaftlichen Hintergrund ist es völlig abstrus, sich einzig auf ein widerliches antisemitisches Flugblatt eines minderjährigen Schülers zu stürzen!?
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Matthes
62. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich schätze Sie als unermüdlichen Aufklärer über die Manipulationsmethoden der “Mainstream”-Medien. Sie selbst haben ein Buch darüber verfasst, und ich kann nicht verstehen, daß sie es jetzt vergessen zu haben scheinen. Ich teile Ihre Abneigung gegen den reaktionären Politiker Aiwanger, aber nicht Ihre Kurzsichtigkeit gegenüber dem billigen Manöver der SZ, mit einer krachenden Klatsche auf eine einzelne Fliege (bildlich gesprochen) von einem stinkenden Scheißhaufen abzulenken.
Es gibt SZ-Kritiker, die vermuten, daß mit dieser SZ-Fliegenklatsche erreicht werden soll, daß die CSU/FW-Regierungskoalition diskrediert wird, um die grüne Kriegspartei in Bayern an die Macht zu bringen. Es geht um eine ursprünglich pazifistische Anti-NATO-Partei, die ihre eigenen Grundsätze und “Umweltschutz”-Ziele verraten hat und in der Ukraine nicht nur exzessive “Umweltverschmutzung” betreiben, sondern Ukrainer für die NATO sterben läßt und letztlich einen Atomkrieg provoziert, der die finale globale “Umweltverschmutzung” bewirken kann. Das halte ich für wesentlich kritikwürdiger als diesen wo auch immer aufgetriebenen Schmierzettel, der Aiwanger angelastet wird.
Zu dem inkriminierten Flugblatt:
Der Verfasser, wer auch immer das war, hatte nicht alle Tassen im Schrank, erst recht, wenn er sich bewußt als Nazi definiert hat. Ich vermisse jede Logik in diesem Pennäler-Machwerk. Wo soll der “Antisemitismus” zu finden sein ? Unterstellt, mit dem “Wer ist der größte Vaterlandsverräter” sei “der Jude” gemeint. Wieso sollte ausgerechnet “Jeder, der Deutscher ist und sich auf deutschem Boden aufhält”, also im Nazi-Sinne ein Arier ist, als Belohnung für die Meldung von “Vaterlandsverrätern” (also Juden) selbst in einem KZ landen oder sonstwie gefoltert und umgebracht werden (“Preise 1 – 1000”) ? Der Text ist reiner Irrsinn und kann lediglich durch die gehäufte Verwendung von “Reizwörtern” (Auschwitz, Dachau, Schornstein, Massengrab, Fallbeil, Gestapokeller) Aufmerksamkeit und Abscheu erregen.
Zur SZ:
mein Leserbrief, den ich an web.de zum Artikel “web.de/magazine/politik/ex-mitschueler-erhebt-schwerwiegende-vorwuerfe-hubert-aiwanger-38579390” gesendet habe:
>>”Haltet den Dieb!” war schon immer die beste Taktik, von sich auf Andere abzulenken. Ausgerechnet die braune Kriegsführung in Berlin (rot+grün+gelb=braun), die in Hitlers Fußstapfen “Russland ruinieren” (Baerbock) will und dafür zu gerne die ukrainische Jugend verbluten läßt, spielt sich als moderne deutsche AntiFa auf. Und ausgerechnet der ständig von Gedächtnisausfällen heimgesuchte Führer Scholz, der nicht nur seine CUM-EX-UND-HOPP-Machenschaften vergessen hat, sondern auch, daß er mal Wehrdienstverweigerer war, der wagt es, den neu entdeckten Hitlerjungen Aiwanger an seine angeblichen Jugendsünden zu erinnern. Geht es noch grotesker ? Um Mißverständnisse auszuschließen: ich bin kein Fan irgendeines deutschen Politikers. Ich wurde mit 19 als Kriegsdienstverweigerer anerkannt, unterstützt von meinem kriegsblinden Vater, der 1943 als 19-jähriger an die Ostfront geworfen wurde und 1944 in der Krimgegend durch Granatsplitter seine Augen, aber nicht seinen Verstand verloren hat.<<
Zum ritualisierten Anti-Antisemitismus:
Der bundesrepublikanische aggressive Anti-Antisemitismus ist erstens die billigste Masche, sich aus der historischen Schuld Deutschlands zu stehlen.
Das “unermessliche Leid” lasse sich ohnehin nicht (mehr) angemessen entschädigen, zumal man damit so lange gewartet hat, bis die letzten Überlebenden gestorben sind. Jüngstes Beispiel: 2022 wurden 50 (!) Jahre nach dem Olympia-Attentat in München Hinterbliebene in Israel “entschädigt”.
Spätestens seit 1972 blüht der Anti-Antisemitismus, über die Ächtung des BDS bis hin zur 2022 als “Antisemita 15” diffamierten “Dokumenta 15”.
Und ganz aktuell geht der bundesdeutsche ritualisierte Anti-Antisemitismus damit hausieren, daß er die letzten überlebenden Zeitzeugen zu digitalisierten Hologrammen gemacht hat und als Avatare der bedingungslosen Israel-Unterstützung instrumentalisiert.
blog.dnb.de/das-interaktive-zeitzeugen-interview-von-kurt-s-maier-auf-tour/
juedische-allgemeine.de/kultur/der-zeitzeuge-als-hologramm/
Der bundesrepublikanische aggressive Anti-Antisemitismus ist zweitens die billigste Rechtfertigung für die Unterstützung Israels als militärischer Atom-Stützpunkt des NATO-Westens in Nahost.
Es geht überhaupt nicht um den Schutz von Juden. Der ist nur dann gewährleistet, wenn man auf die Verständigung zwischen Israel und Palästina hinarbeitet.
Solange der Konflikt existiert, sind “die Juden” b.z.w. Israelis von Antisemitismus bedroht.
Aber auch darum geht es ja nicht, denn der offen gehaltene “Nahost-Konflikt” bietet die beste Basis für eine ständige Nahost-Einmischung des NATO-Westens, getarnt als “Vergangenheitsbewältigung”, “Wiedergutmachung”, “Friedensmission” und “Schutz der Juden”.
Gruß
B. Weber
63. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
in Ihrem Beitrag zur Causa Aiwanger vom 30.08. schließen Sie von einem höchst fragwürdigen „Flugblatt“ eines Jugendlichen auf die (offenbar zeitlose?) Gesinnung des heutigen stellvertretenden Ministerpräsidenten, dessen Ablösung Sie fordern.
Auch wenn ich Ihre politischen Analysen in der Regel hoch schätze, so haben Sie sich in dieser Frage meines Erachtens schwer vergriffen: Der literarische Status dieses „Flugblatts“ ist in keiner Weise ein antisemitischer Hetz- oder Bekenntnistext, sondern eine – gleichwohl geschmacklose – Provokation eines Jugendlichen gegen eine damals wie heute zwangspädagogische und hochmoralisch aufgeladene „Erinnerungskultur“, über die man auch unter Erwachsenen geteilter Meinung sein kann und darf.
Hubert Aiwanger, der noch nicht einmal als Autor dieser Provokation denunziert werden konnte, hat sich zeit seines aktiven politischen Lebens zu keinem Zeitpunkt antisemitisch oder faschistisch positioniert. Er hat sich freilich seine innere Distanz zu einem politischen Mainstream bewahrt, der seinerseits in vielen Aspekten (und zu Recht monieren Sie auf den Nachdenkseiten Menetekel wie die Corona-Politik oder die Kriegshetze gegen Russland oder eine sektiererische Klimadiskussion) totalitäre Züge angenommen hat.
Ich fürchte, Sie prügeln den Falschen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Thomas Busch
64. Leserbrief
Sehr geehrte NDS-Redaktion,
Sehr geehrter Herr Müller,
Grundsätzliche Zustimmung zum Aiwanger-Text. Leider ergeben sich dennoch zwei Einwände:
- Die deutsche Gesellschaft hat Anfang des Milleniums einen Gewalttäter (Ziegelsteine gegen Polizisten) und RAF-Sympathisanten zum Außenminister gewählt. Dieser Außenminister zettelte einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit der geschichtsrevisionistischen Begründung “Nie wieder Auschwitz!” an. Dieser Mann wurde trotz seiner gewalttätigen Handlungen in seiner Jugendzeit von der deutschen Gesellschaft vollständig rehabilitiert, obwohl sie es hätte besser wissen müssen.
Fakt (in Bezug auf Aiwanger) ist: Sein Fehlverhalten war grob Sittenwidrig und hätte rechtliche Konsequenzen ZUM DAMALIGEN ZEITPUNKT haben müssen. Gewalttätg war es nicht. Die eigentliche Frage: Wie tickt Aiwanger heute? Die Antwort: wir wissen es nicht, weil wir nicht in seinen Kopf sehen können. - Die SZ hat sich des Begriffs Verleumdungsjournalismus verdient gemacht. Die SZ hat den Organisator der “Druschba”-Friedensfahrten genauso verleumdet genauso wie Sie, die Nachdenkseiten selbst, anno 2019. Nur um zwei Beispiele zu nennen. Von der antisemitischen Netanjahu Karikatur ganz zu schweigen. Mein letzter “Lesegenuss” dieser Schmonzette lautete so: in einer SZ-Kolumne wurden junge Frauen in Blümchenkleidern zu neuen Rechten erklärt, wenn Sie bindungsorientierte Erziehung und Naturromantik bevorzugen und gleichzeitig die “Wokeness” ablehnen. Die Autorin dieses Machwerks war eine Initiatorin der Kampagne “Impfen gegen Rechts”. So geht Infantilisierung.
Es geht mir explizit nicht darum Aiwanger für sein antisemitisches Machwerk aus der Vergangenheit zu verteidigen. Die Schmutzkübelkampagnen-Methodik der SZ und das Messen mit zweierlei Maß sollte aber als solches benannt werden. Das zu benennen ist nicht verkehrt.
Was die NDS betrifft, so können Sie sich entspannt zurücklehnen, denn in dieser Causa gibt es nichts zu gewinnen. Persönlich empfand ich es auch erfrischend, dass sich die NDS bei diesem Thema bisher weitgehend herausgehalten und sich anderen Themen gewidmet hatte. Bitte Beibehalten!
Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Jacob
P.S.: Jenen Lesern die es anders sehen und unbedingt ein Statement von den NDS diesbezüglich erwarten, können sie als Antwort das Schlusswort des Bauers aus “Max und Moritz” wiedergeben der die Lausbuben zu Schrot verarbeitet hatte: “WAT JEHT MICK DÄT AN.”
65. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich muß gestehen, das mich Ihr Artikel etwas ratlos macht. Um es ganz klar zu sagen: Auch ich finde dieses Flugblatt des Schülers Hubert Aiwanger inhaltlich abstoßend, zynisch, unvorstellbar empathielos und dämlich! Dem ist nichts hinzuzufügen und ich stimme Ihnen zu, das man von einem 16 oder 17jährigen erwarten kann, das er sich anders verhält als diese Schüler, die dieses Machwerk verfasst haben.
Und trotzdem geht mir die ganze Diskussion um dieses 35 Jahre alte Stück Papier in diesem Land gewaltig gegen den Strich und ich möchte das auch begründen. Wenn man den heute 58jährigen Ulrich Guhl an den 16jährigen Ulrich Guhl messen würde,der ich einst war, ergäbe das ein ziemlich schiefes Bild meiner Person mit dem ich kaum einverstanden wäre. Würde es Ihnen nicht ähnlich ergehen? Es hat auch seinen Grund, das wir in diesem Land zwischen Erwachsenen- und Jugendstrafrecht unterscheiden und die Taten Heranwachsender anders bemessen als die Handlungen erwachsender Täter. Ich bin in der DDR aufgewachsen und kann mir außerdem nur schwer vorstellen wie es war im Bayern der 80er Jahre zur Schule zu gehen aber ich frage mich schon in welchem Umfeld jemand als Mensch gereift sein muß der solche Flugblätter verfasst. Auch das sollten sich die fragen, die jetzt ein Urteil über Aiwanger fällen. Nebenbei gesagt: Wir leben in einem Land, in dem völlig zu recht das Andenken der Männer vom 20.Juli 1944 in Ehren gehalten wird. Aber wie dachte z.B. Stauffenberg mit 16 oder 17? Fest steht das viele dieser Männer glühende Hitler-Anhänger waren als dieser noch von Sieg zu Sieg eilte. Und da waren diese Menschen nicht mehr 16 oder 17 sondern erwachsen. Es ist eben so eine Sache, wenn man einem Menschen nur nach einem winzigen Ausschnitt aus seiner Biographie beurteilt.
Aber darum geht es gar nicht wirklich. Was mich wirklich an der Causa Aiwanger anekelt ist die Doppelmoral die sich hier wieder deutlich zeigt. Zum einen sehe ich das an der gespielten Empörung mit der behauptet wird, das dieses Flugblatt die Opfer des Holocaust verhöhnt. Ja, das tut es! Aber nur die? Ich kann nicht sehen, das darin explizit nur die Juden genannt werden. In Auschwitz oder Dachau waren aber auch Kommunisten, Sozialdemokraten und Menschen aus allen möglichen von Hitler überfallenen Ländern eingekerkert und auch von ihnen wurden Tausende ermordet! Darunter übrigens auch Russen! Und nun werde ich mal so richtig zynisch! Ich stelle mir gerade vor, ein Schüler von heute würde ein Flugblatt mit demselben Inhalt wie das von Aiwanger verfassen-nur mit dem Unterschied, das er darin direkt auf Russen als Opfer seiner abartigen Träume anspielt. Würde das überhaupt negative Konsequenzen für ihn haben oder wäre das nicht ein wunderbarer Start für eine politische Karriere z.B. bei den Grünen?
Ich will es ganz deutlich sagen: Ich habe Probleme mit der Empörung über das in der Tat ekelerregende 35 Jahre alte Flugblatt eines 16jährigen Schülers solange ich in einem Land lebe in dem sich die,die sich über dieses Flugblatt erregen ein faschistisches Regime in Kiew hofieren, keinerlei Scham für die 27 Millionen durch die deutschen Faschisten ermordeten Menschen in der Sowjetunion empfinden sondern ganz im Gegenteil den alten Rassenhass wieder zu neuem Leben verholfen haben und durch deren Politik wieder Russen durch deutsche Waffen getötet werden. Damit meine ich natürlich nicht Sie, Herr Albrecht! Ich meine die Verlogenheit und Doppelmoral, die mir in der Aiwanger-Diskussion entgegenschlägt, wenn ausgerechnet Mitglieder der Parteien die diese BRD derzeit regieren sich über dieses Flugblatt erregen.
Mir macht weniger dieses uralte Schriftstück eines offenbar fehlgeleiteten Jugendlichen Sorgen, das ein 16jähriger vor Jahrzehnten in seiner Schulmappe mit sich herumschleppte, sondern die Tatsache, das wir heute und jetzt in einem Staat leben, wo bekennende Russenhasser, die alles das was in diesem Flugblatt zum Ausdruck gebracht wird durchaus in Ordnung finden wenn es wieder auf den «Untermenschen» im Osten angewendet wird. Ich habe keinen Zweifel daran, das die besten Freunde dieser Russenhasser- nämlich die Machthaber in Kiew -bei diesem Gedanken geradezu jubeln würden! Ich finde die Tatsache tausendmal schlimmer als diese Jugendverfehlung Aiwangers das wir heute und jetzt in Zeiten leben, in denen bestimmte Personen erst dann richtig als Bundeskanzler, Außen- oder Innenminister oder als Journalisten Karriere machen, wenn sie als Erwachsene den Höhepunkt ihrer moralischen Verkommenheit, Korruption, Verlogenheit, Kriegsgeilheit, Geldgier, Dummheit, Geltungssucht und ihres Hasses erreicht haben. Aiwanger ist da unser kleinstes Problem. Ich kenne die Süddeutsche Zeitung nicht, aber ich habe jedenfalls noch nichts davon gehört das dieses Blatt irgendwie aus den medial gleichgeschalteten Rahmen fällt. Eine Zeitung die aber weder Waffenlieferungen noch Russophobie anprangert ist als Stimme moralischer Entrüstung unglaubwürdig.
Ich schätze Sie sehr und die Arbeit die Sie mit den Nachdenkseiten leisten und ich hoffe, dass Sie es mir nicht allzu übel nehmen, wenn ich hier wirklich anderer Meinung bin als Sie. Ich bin und bleibe ein treuer Leser und unterstütze Sie im Rahmen meiner Möglichkeiten auch. Ich finde es aber wirklich falsch, den Menschen Hubert Aiwanger von 2023 an den Hubert Aiwanger von 1988 zu messen. Sein Leben heute durch dieses wirklich schlimme Pamphlet von damals aus der Bahn zu werfen finde ich nicht richtig.
Mit freundlichen Grüßen,
Ulrich Guhl
66. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion der Nachdenkseiten,
Ich habe ein paar Tage überlegen müssen, wie und wo ich im Moment zu diesem Thema stehe.
Dabei habe ich auch viel über meine Kindheit und Jugend nachgedacht.
Mit ca. 12 – 13 Jahren begann ich mit großer Begeisterung Plastikmodelle von “Düsenfliegern” zu basteln und mich für deren Technik zu interessieren.
Ich las Landser Heftchen, welche ich auf dem Dachboden meines Elternhauses fand.
Mit dem Geschichtsuntericht auf unserem Gymnasium begannen dann unter uns Schülern Diskussionen darüber, wie “wir” den WK2 geführt hätten und eben nicht verloren hätten.
Dabei lernten wir auch die Gräueltaten des Nazi-Regimes, besuchten lokale KZ-Gedenkstätten etc.
Trotzdem war ich und viele meiner Mitschüler im irrigem, jugendverklärtem Glauben, es damals “besser” getan zu haben.
Mit diesen Erinnerungen an Handlungen und Taten bin ich wohl vordergründig in großer Nähe zu Aiwanger.
Ich erinnere aber auch mehrere Schüleraustausche mit unserer französichen Partnerstadt, mit Engländern, später US-Schülern und Tschechen (vor 1990).
Diese Begegnungen öffneten mir im gleichen Zeitraum einen Blick in die Welt.
Sehr prägend und faszinierend, wenn man in einer ländlichen Kleinstadt aufwächst.
Ebenso erinnere ich viele Gespräche und Erzählungen mit meinem Opa, welcher im WK2 als Soldat in Frankreich, der UdSSR und Italien war.
Diese Erzählungen, welche für meinen Opa nicht einfach waren und oftmals abgebrochen wurden, gingen auch zu Themen, wie in der Heimat das Nazi-Systrm funktionierte.
Dass auf einmal ein namhafter Viehhändler “verschwand” (weil jüdischer Abstammung), dass Häuser, Vieh und Fahrzeuge beschlagnahmt wurden usw. usf.
Dies alles führte in meinem weiteren Werdegang dazu, dass ich zwar z.B. noch meinen Wehrdienst absolvierte, aber die ersten Auslandseinsätze in Somalia und später dem Balkan von erster Minute an ablehnte.
Keiner meiner Söhne trat seinen Dienst mehr an und ich selbst schätze meine Freunde und Bekannte mit Herkünften aus allerlei Ländern und unterschiedlichsten Religionen sehr.
Wer nun meine Vita mit 16 – 17 Jahren auf den ersten Abschnitt meines Textes reduziert, mag vieles finden um mich als rechts und Anhänger des Nazi-Regimes zu verdammen.
Die damaligen Handlungen gäben das wohl her.
Ob damit aber ein vollständiges Bild meiner Jugend und daraus ableitend ein korrektes Bild von mir heute abzuleiten wäre, wage ich sehr zu bezweifeln.
Im Falle Aiwangers wird wohl auch nur ein Teil seiner Jugendzeit momentan beleuchtet und nicht eben alles. Und ja, Menschen, gerade wenn sie jung sind irren und verirren sich.
Aber sie können Erkenntnis gewinnen, Einsicht erlangen und sich ändern.
Dies sollte man evtl. bei einer Bewertung dieses Falles mit berücksichtigen.
Abschliessend bitte ich darum, in diesem Falle, meinen Namen nicht zu veröffentlichen.
Zu dem Geschriebenen stehe ich gerne zu direkten Gesprächen bereit, möchte aber für mich und meine Familie eine direkte Öffentlichkeit in diesen Zeiten vermeiden.
mit freundlichen Grüßen
G. M.
67. Leserbrief
Sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,
eigentlich schätze ich Ihre Berichterstattung und viele Ihrer Beiträge sind lesenswert.
Hier verschlägt es mir aber die Sprache! Nicht nur, dass sie die illegale Veröffentlichung des „Flugblatts“ anprangern, sie müssen es auch gleich selbst (doppelt) drucken.
Sie machen es heute, sie sind nicht mehr 16. Schämen Sie sich!
Ja, es ist ein SZ-Skandal und es ist ein Nachdenkseiten-Skandal.
Viele Grüße
S. Bernstein
68. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
man wird älter, aber nicht weiser?
Ihre Jugend ist viele, viele Jahre her.
In Ihrem verantwortungsvollen Leben haben sie vieles vergessen, das ging gar nicht anders.
Erfolgreich haben Sie die Untiefen des Lebens junger Leute hinter sich gelassen.
Außerdem hat in Ihrer Jugend Auschwitz noch einen anderen Stellenwert gehabt.
Viele Jugendliche hat man mit dem Thema ziemlich genervt. Der Deutsche hat einen richtigen Besitzstolz auf seine schreckliche Vergangenheit. Das hat man ihm eingebläut, nicht etwa, sich künftig vernünftig zu verhalten.
Sie sind nun eines der Opfer, auf die es die heutigen Meinungsmacher abgesehen haben. Statt die Manipulation anzuprangern, kommt Ihr anerzogenes schlechtes Gewissen hoch. So wird es vielen gehen.
Nebenbei leben wir in einem Rechtsstaat. Da gelten selbst schwere Verbrechen irgendwann als gesühnt. Wenn Sie das nicht sehen können, müssen sie davon ausgehen, das hier Ihre Psyche mit Ihnen Ihr Unwesen treibt.
Nehmen wir einmal an, Herr Aiwanger wäre ein Politiker, den sie beraten. Was würden sie jetzt empfehlen?
Mit freundlichen Grüßen
A.Hellmann
69. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller, verehrtes Team der Nachdenkseiten,
Ihr oben genannter Beitrag zeigt meines Erachtens die Schwierigkeiten beim Umgang mit dem Thema und mit politischen Gegnern in exemplarischer Deutlichkeit auf. Vorab, der Inhalt dieses “Flugblatts” ist ekelhaft und durch nichts zu relativieren. Ich denke allerdings, in diesem Zusammenhang darf auch die zeitlichen Einordnung der Ereignisse nicht unbeachtet bleiben. Bei aller Verurteilung des Aiwangerschen Verhaltens damals, worum geht es denjenigen, die das Thema hochgebracht haben denn heute wirklich? Wollen die tatsächlich eine ehrliche und aufrichtige Aufarbeitung des Umgangs Deutschlands mit seinem belastenden Erbe oder geht es denen nur um die Vernichtung eines unbequemen politischen Gegners? In einem Land wie dem unsrigen mit seiner sehr fragwürdigen Geschichte des Westteils ab 1945, ich denke nur exemplarisch an Globke, Gehlen usw. usf. muß die Frage schon gestattet sein und eine fiktive Antwort darauf fällt nicht allzu positiv aus. Ich sehe deswegen hier eine nicht zu unterschätzende Gefahr, in politische Ränke hineinzugeraten, denen es nicht um die Bekämpfung derartiger Ungeheuerlichkeiten geht, sondern einfach nur darum, diese als wirksames Werkzeug in der politischen Auseinandersetzung einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr treuer Leser Jürgen Keller
70. Leserbrief
Zunächst herzlicher Dank für die Bereitstellung des Hetz- und Hasstextes in lesbarer Form.
Zur Sache selbst, der Berufung auf pubertätsbedingte “Entgleisungen”:
In Bayern galten schon immer sehr unterschiedliche Maßstäbe für die Zulässigkeit dessen, was man als politische Meinung bezeichnet. Es wird gerne vergessen, dass v. a. ein gewisser Herr Strauß und z. B. das Haus derer von Thurn und Taxis eine Politik verfolgten, die der extremen politischen Rechten durch Integration beizukommen versuchte. Das ist nichts anderes als eine wissenschaftlich tönende Version des dem Herrn Strauß zugeschriebenen Satzes, zwischen die dem Namen nach christliche und soziale Union und den rechten Rand dürfe kein Blatt Papier passen.
Das ist mir bekannt, seit ich etwa 14-jährig zum ersten Mal zur Direktorin der Schule gerufen wurde, in deren Auftrag ich die damals an Gymnasien verbreitete Schulplatzmiete betreute. Ich wurde belehrt, dass ich für die richtige Kultur zu werben hatte. Zur richtigen Kultur gehörten weder der Kartenvorverkauf für das Kabarett “Die Hintertreppe” von Horst W. Blome noch Anmerkungen aus der letzten Bank zu Sätzen der Lehrerin für Geographie, Geschichte und Deutsch wie z. B. “Der Kaukasus gehört uns. Da waren wir Deutschen auch.”
Später lernte ich einen Schulleiter kennen, der in Sachen Meinungsvielfalt eher aufgeschlossen war. Ein kurzer Hinweis genügte, und der “Bayernkurier” im Studierraum der Oberstufe wurde ergänzt durch den “Vorwärts”. Der um die Verbreitung der russischen Sprache bemühte Direktor nahm mich später auch in Schutz, als Herr Strauß ihn aufforderte, mir wegen Haltungsfehlern die “Reife” zu verweigern, was mit Bezug auf die Schulleistungen formalrechtlich für die Gegenseite bedauerlicherweise nicht möglich war.
Dass diese feinen Unterschiede nicht allein in Bayern gepflegt wurden, sondern auch in anderen Bundesländern, die traditionsgemäß als “Rote” galten erfuhr ich als Jugendliche in Zusammenhang mit ersten grenzüberschreitenden Kontakten zu Grüppchen, die sich seinerzeit in Frankfurt oder Hannover trafen. So weit die Erinnerungen unter der Überschrift “Die rote Oma erzählt”.
Dass sich das Blatt inhaltlich irgendwie gewendet hatte, wurde mir klar, als der gleiche Journalist stellvertretender Chefredakteur des Lokalblättchens wurde, der uns anlässlich einer lautstarken Gegenveranstaltung zu einem Wahlkampfauftritt der NPD hinsichtlich unseres demokratieunwürdigen Verhaltens belehrt hatte. Der stellvertretende Chefredakteur des Lokalblättchens trug in den letzten 3 Jahren nach bestem Wissen und Gewissen dazu bei, die von links vorgetragene Kritik an Impfunwilligen aufzugreifen und jegliche öffentliche Kritik an der Coronapolitik als von rechts angeleitetes Tun zu bezeichnen. Leider nicht erfolglos. Dieser Art von Propaganda folgte vor Ort eine umfassende Schwächung der Friedensbewegung und der Arbeiterbewegung für existenzsichernde Löhne und Sozialleistungen. Als “Up to date” zu betrachten sind Verfechter einer durch Uranmunition gestützten weltweiten Bewegung gegen die verbrecherische Erzeugung von Kohlenstoffdioxid, angeblich frei von Partikularinteressen.
Der Sturm um den von Kindesbeinen an rechten Aiwanger soll dem nicht weniger rechten Söder einen Wahlkampfvorteil verschaffen. Nicht mehr und nicht weniger. Worum es ganz bestimmt nicht geht: faschistische Umtriebe hierzulande, die Teile der heute um die 70-jährigen gegenwärtig darüber nachdenken lassen, ob es besser ist zu gehen als zu bleiben.
Wem nützt eine Verkürzung der zugrunde liegenden Interessenkonflikte zwischen Kapital und Arbeit auf einen Streit um pubertär genannte persönliche Dispositionen eines Politikers in verantwortlicher Position?
Christa P. Meist
71. Leserbrief
liebe NachDenkSeiten-Macher,
auch das kommt vor: Ich kritisiere einen Artikel in den NDS – und zwar den von Albrecht Müller zu o.g. Thema!
Meine Anmerkungen hierzu:
- Ja, das Flugblatt ist abscheulich!
- Vermutlich war Aiwanger daran auch beteiligt;
- Dass es erst jetzt auftaucht, ist zweifellos bewusste Wahlbeeinflussung;
- “Er wurde vom Saulus zum Paulus!“ Ein ziemlich bekannter Spruch. Das heißt: Im Leben von Menschen können sich Ansichten und Verhaltensweisen um 180 Grad drehen! Das berühmte Beispiel aus der Bibel ist der Apostel Paulus, auf den sich der Spruch auch ursprünglich bezieht. Quelle: 1. Timotheus 1,12. – Dies gilt übrigens nicht nur für unreife, fehlgeleitete Jugendliche, wie im Fall Aiwanger.
Paulus hieß eigentlich Saulus, war jüdischer Schriftgelehrter und als solcher hat er vor knapp 2000 Jahren Christen verfolgt – und es dann bereut und eine Kehrtwende vollzogen. Aus dieser persönlichen Kehrtwende gewinnt Paulus aber auch die Einsicht: Das, was mit mir geschehen ist, das kann jedem Menschen passieren! Deshalb macht er anderen Menschen immer wieder Mut: Jeder Mensch – und sei er noch so sehr in die falsche Richtung unterwegs – hat eine Chance zur Umkehr. Was Paulus damals erkannte, gilt auch noch heute. - Ich zitiere Goethe: “Der Irrtum ist recht gut, solange wir jung sind; man muss Ihn nur nicht ins Alter mitschleppen” (Quelle: mdr Kultur in FB am 28.8.2023);
- Aiwanger hat sich in Sachen Corona-Wahn und Heizungswahn der Ampel als einer der wenigen führenden Politiker als mutiger Demokrat gezeigt. Auch ist nicht erkennbar, dass er sich als erwachsener Politiker als Antisemit hervorgetan hat.
- Diese Beispiel ist ein Beleg dafür, dass die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre nicht verantwortbar ist. – Auch das Jugendstrafrecht verdeutlicht, indem mildere Strafen für Jugendliche vorgesehen sind, dass Verantwortlichkeit auch eine Frage der Reife bzw. des Alters ist.
Von unserem Leser E.B.
72. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
bisher war ich der Meinung, die Nachdenkseiten würden neutral berichten, um das was im Mainstream zu lesen ist, sachlich aufklären.
In der Causa Aiwanger scheint mir dies nicht so zu sein, Sie bewegen sich genauso im Mainstream!!.
Für mich ist dieses Flugblatt von vor 35 Jahren eine grausame Satire auf die Naziverbrechen. In diesem Flugblatt werden die Deutschen eingeladen, sich freiwillig zu melden, um diese Todesarten selbst zu erleiden. Es wird sich aber keiner melden!!
Es kommt weder das Wort Juden vor, noch ist es antisemetisch. Sobald bei uns in Deutschland das Wort Auschwitz fällt = Antisemitismus.
Auch Herr Wolffson betrachtet dies als eine eklige Angelegenheit, aber von Antisemitismus keine Spur.
Diese mediale Jagd und der Versuch den Politiker Aiwanger zu vernichten, erinnert mich stark an die Vernichtung der politischen Karriere des ehemaligen Bundespräsidenten Wulff.
Mit freundlichem Gruß
Heinz Sander
73. Leserbrief
Hier irrt Albrecht Müller, für ihn ist der skandalöse Inhalt des Flugblatts und der Umfang der sich daraus ergebenden moralischen Empörung der einzige Maßstab zur Beurteilung des „Falls Aiwanger“. Hier steht er wahrscheinlich ziemlich allein. Die anderen heucheln nur Empörung, sind aber in Wahrheit hocherfreut, endlich eine Handhabe zur Demontage eines Politikers zu haben, der gesagt hat, „die schweigende Mehrheit müsse sich die Demokratie zurückholen“. Ohne diese zutreffende Aussage hätte es diesen Wirbel nicht gegeben. Herr Müller sollte doch zur Kenntnis nehmen, was seine Pressekollegen dazu sagen, wenigstens die Unverdächtigen: Die Weltwoche spricht von einem Jugendstreich, der zur Staatsaffäre hochgekocht wird. Hier geht es um eine Provokation mit einem sehr brisanten Thema, nicht um Antisemitismus, auch bei den Anklägern geht es nicht um die Verteidigung des Semitismus. Das Thema ist als Waffe hervorragend geeignet, weil sich niemand traut den Beschuldigten zu verteidigen (würden Sie mit Hitler verhandeln?). Leisten kann sich das der deutsch-jüdische Historiker Wolffson, der von politischer Hinrichtung und Denunziation spricht. Selten deutlich wird die NZZ, die damit den Journalismus allgemein (ungewollt) charakterisiert: „Die SZ behandelt die Aussagen ihrer anonymen Quellen wie Gewissheiten. Aus ihrer Absicht macht sie keinen Hehl: Sechs Wochen vor der Landtagswahl sollen Aiwangers mit der CSU regierende Freie Wähler in ihrem Höhenflug gestoppt werden. Die SZ betreibt das Geschäft von Aiwangers politischer Konkurrenz und nennt das Journalismus…. Letztlich zeigt das ‘Auschwitz-Pamphlet’ in welchen Abgründen ein Journalismus landen kann, der sich von der eigenen Weltanschauung die Sinne benebeln lässt.“ Vor allem sollte Albrecht Müller aber den Artikel von Dagmar Henn in RT D (29.8.23) zur Kenntnis nehmen: „Die Ankläger von Hubert Aiwanger, den Denunzianten eingeschlossen, halten sich für ungeheuer fortschrittlich. Dabei ist das, was sie tun, und das Menschenbild, das sie dabei antreibt, das reaktionärste, das sich finden lässt.“ Nach dem Jugendstrafrecht dürfen einem Erwachsenen Verfehlungen aus seiner Jugendzeit nicht vorgehalten werden. Das Problem hätte damals in der Schule gelöst werden müssen. Henn verweist auch auf das damalige Umfeld: „Die Redakteure der Süddeutschen, die sich mit so viel Vergnügen über diesen vermeintlichen Festschmaus stürzten, sind sich vermutlich nicht einmal ansatzweise bewusst, wie reaktionär die Position ist, die sie eingenommen haben. Nicht nur, dass sie die Trennung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen völlig ignorierten und so taten, als könne man dem Hubert Aiwanger von heute alles zuschreiben, was der Hubert Aiwanger von damals getan oder gedacht hat. Nein, mehr noch, sie folgen in ihrer Erregung auch noch der derzeit grassierenden Mode, Wort und Tat nicht mehr voneinander zu unterscheiden und Aussagen so zu behandeln, als seien sie Taten.Die Reaktion heute mag damit zu tun haben, dass die meisten zu jung sind, um noch wirklichen Tätern begegnet zu sein. Davon gab es mehr als genug in Deutschland, und in Bayern besonders. Wie den ehemaligen bayrischen Justizminister Seidl, der 1981 als letzter deutscher Minister, der als Nazijurist tätig war, zurücktreten musste. Das war sieben Jahre vor dem besagten Flugblatt. Damals gab es auch ein vom bayrischen Kultusministerium verantwortetes Blatt namens “Schule und Wir”, das alle Schüler monatlich ihren Eltern bringen sollten, in dem beispielsweise ausführlich argumentiert wurde, warum Schwarze aus genetischen Gründen weniger intelligent seien als Weiße. Noch Mitte der 1980er führte die CSU-Staatsregierung eine Debatte, ob man nicht die Gedenkstätte in Dachau schließen solle. Man müsste auch das Umfeld wahrnehmen, ehe man dem jungen Aiwanger Vorhaltungen macht.“ Da hoffen wir doch mal, dass die Falschaussage unseres Bundeskanzlers zur Steueraffaire, die den Steuerzahler Millionen gekostet hat, auch solche moralische Aufregung erzielt oder die in die zig Tausende gehenden Toten in der Ukraine als Folge der deutschen Politik.
Wolfgang Doster
74. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ergänzend zu Ihrem Artikel über Herrn Aiwanger, untenstehend ein Artikel der jüdischen Rundschau, der die heuchelnde Doppelmoral der sogenannten Leitmedien entlarvt:
juedischerundschau.de/article.2021-01.wie-anetta-kahane-in-der-ddr-juden-denunzierte.html
Ich kann mich nicht entsinnen, dass das Thema damals von unseren sogenannten Journalisten aufgegriffen wurde. Konsequenzen natürlich keine.
Und gestatten Sie mir noch eine Anmerkung. Das eine Frau Schulze, B90/Grüne Bayern, sich erdreistet am vehementesten den Rücktritt von Aiwanger zu fordern setzt dem Ganzen die Krone auf. Die Dame wollte vor nicht allzu langer Zeit Ungeimpfte vom Einkauf im Supermarkt ausschließen. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Schramm
75. Leserbrief
Durchsichtig, sehr durchsichtig, was da in Bayern inszeniert wird.
Da wird ein Flugblatt aus den 80ern ausgegraben und sogar ein Experte aufgeboten, der dessen Echtheit bezeugt, um die bayrischen Wahlen zum Landtag zu beeinflussen.
Der Text ist eine wilde Provokation eines Jugendlichen, andere malen Runen auf ihre Haut oder an Wände.
Warum ?
Um anzuecken, zu provozieren !! Wirkliche Nazi sind vermutlich wenige.
Die Reaktionen auf diesen vermeintlichen Skandal sind nur mehr peinlich.
Statt gegen gefährliche Nazi vorzugehen, z.B. den nazi Untergrund in D oder die in der Ukraine anzuprangern, die zum letzten Kampf [ZITAT:] der weißen Rasse gegen die von Semiten geführten Bolschewisten aufrufen und ausgezogen sind, Russen zu töten, …
wird in Deutschland ein Sturm im Wasser -glas produziert. Lachhaft.
G.C.L
76. Leserbrief
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
der Text ist „so ungeheuerlich“ und „ jenseits des Begreifbaren“. Albrecht Müller mit Schaum vor dem Mund; so kennt man ihn ja gar nicht. Welches sind seine Argumente, mit denen die nunmehr tagelange Kampagne der SZ gerechtfertigt werden soll? 1. Der von den Journalisten ausgegrabene Text sei zynisch und „oberflächlich“ 2. Der Text zeige, wes Geistes Kind der Verfasser gewesen sei. 3. Es sei nichts von einer Läuterung bekannt. 4. Schon mit 17 Jahren sei eine Person für ihre Äußerungen voll verantwortlich. So sei „von verschiedenen Seiten“ die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre gefordert worden. 5. Die Verfasser des Artikels hätten nicht die Förderung der Grünen beabsichtigt, da die Veröffentlichung eher den Freien Wählern nützen werde.
Zu 2.: Dass Aiwanger der Verfasser des Flugblattes ist, ist zumindest nicht bewiesen. Bei demjenigen, in dessen Tasche das Flugblatt gefunden wurde, darauf zu schließen, wes Geistes Kind er ist, erscheint gewagt. (Oder wird etwa daraus, dass möglicherweise sein Bruder der Verfasser war, darauf geschlossen, dass solch böses Blut auch in den Adern des Angeklagten fließt?) Es ist nach allem was über die Sache bekannt geworden ist, zudem nicht unwahrscheinlich, dass dieses ‘Werk’ in seiner Klasse kursierte und auch andere Schüler Exemplare in Besitzt (wenngleich nicht unvernünftigerweise in ihren Schultaschen) hatten. Zu 3.: Wenn man von dieser Person dennoch eine Läuterung verlangt, so ergibt sich die Frage, wie sich diese vollziehen soll. Hierfür den Umstand ausreichen zu lassen, dass die Person sich mehr als 30 Jahre lang nicht offen für den Nationalsozialismus oder dessen Gedankengut ausgesprochen hat, dürfte eine durchaus vertretbare Auffassung sein. Zu 4.: Wenn teilweise die Herabsetzung des Wahlalters gefordert wird ‑ schließt sich Albrecht Müller dieser Forderung an? ‑ , so ergibt sich daraus nicht, dass dies auch sinnvoll ist. Zu erinnern sei daran, dass im Zivilrecht mit guten Gründen die volle Geschäftsfähigkeit, also die Fähigkeit, z. B. allein ein Auto zu kaufen, erst ab einem Alter von 18 Jahren angenommen wird. Ob demgegenüber die Stimmabgabe bei Wahlen eine weniger schwerwiegende Willenserklärung ist, mag angezweifelt werden. Zu 5.: Welche Motive der Veröffentlichung zugrunde liegen, muss sich nicht daraus ergeben, welche Wirkung sie tatsächlich hat. Journalisten sind bekanntlich nicht per se intelligente Wesen.
Die zahlreichen Leser der Nachdenkseiten, die der SZ unseriösen Journalismus vorwerfen, dürften sich durch diesen Beitrag nicht eines Besseren haben belehren lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ritter
77. Leserbrief
Hallo Redaktion,
“Klar zu sein scheint jedoch, dass der bayerische Vize-Ministerpräsident dieses Blatt als 17-jähriger Schüler in seiner Tasche hatte (meine Hervorhebung“). Das ist die Basis für die Verurteilung ?
Man hätte auch die Überschrift wählen können: “Nichts Genaues weiß man nicht, aber …”.
Ich kann und will nicht glauben, dass der Artikel tatsächlich von Albrecht Müller ist!
Peter Quitschau
78. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
bitte nehmen Sie meine Dankbarkeit zur Kenntnis, dafür daß Sie einen Dreck als das einschätzen, was er ist – ein bodenloser, menschenverachtender Dreck. Ich bin einundachtzig Jahre alt und mir ist schon viel begegnet, aber ein solches Schriftstück und solche Reaktionen darauf noch nicht. Ich muß mich berichtigen, natürlich ist mir bei meinen Versuchen, die Nazizeit zu verstehen, einiges in den Quellen untergekommen, was aufs I-tüpfelchen zu dieser Geisteshaltung paßt. Aber daß man sich damit gemein machen könnte, habe ich mir niemals vorstellen können. Wie es auch jenseits meiner Gedankenwelt liegt, daß man so was als Jugendsünde abtun könnte. Ich habe mein gerüttelt Maß an Jugendsünden selbst verbrochen, aber eine solche hätte ich schlicht nicht leisten können, wofür ich meinen Eltern und ihrer Erziehung bis heute dankbar bin.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Ernst Meist
79. Leserbrief
Liebes Nachdenkseiten Team,
warum ausgerechnet jetzt, diese „Aufregung“ um Aiwanger?
Der eigentliche Skandal meiner Meinung nach ist, dass so jemand mit dieser Vorgeschichte
unbehelligt Vize Ministerpräsident von Bayern werden konnte.
Oder?
Liebe Grüße
Jens Biester
80. Leserbrief
Liebes NDS Team,
lieber Herr Müller,
eine interessante Stellungnahme, die auch zu spannenden Diskussionen unter den Kommentatoren geführt hat.
Ich kann diesem “einmal eine Jugendsünde begehen, und dann für alle Zeiten darunter leiden” nicht zustimmen.
Wir haben nicht umsonst ein Strafrecht, das Jugendliche anders behandelt als Erwachsene. Wobei sich die Jugendrichter sehr oft dafür entscheiden, dass dieses Strafrecht sogar bis zum 21. Lebensjahr gilt.
Wäre es damals zu einem Verfahren gekommen, es hätte sicherlich noch nicht einmal eine Strafe zur Folge gehabt, sondern wenn überhaupt eine sehr geringe.
Jugendlichen wird eben zugestanden, dass Fehler auch aufgrund geringer Lebenserfahrung und Information machen, und dass sie sich durchaus ändern können.
Die Akte wäre danach zugeklappt worden und nicht mehr zur Anwendung gekommen.
Jetzt wurde genau diese Linie überschritten, das Jugendstrafrecht sozusagen außer Kraft gesetzt.
Dagmar Henn hat dazu eine hervorragende Analyse geschrieben: freedert.online/meinung/179209-wer-ist-hier-rechts-hubert/
Ferner steht im Focus der Bericht über die Aussage eines Mitschülers, der erklärte, der ehemalige Lehrer (75) habe ihn zu einer Unterschrift überredet mit den Worten:
“Es ist an der Zeit, die braune Socke Aiwanger zu stürzen.“
Bei dem Schüler handelt es sich um Roman Serlitzky, der im Schuljahr 1988/89 bei einem bundesweiten Geschichtswettbewerb, ausgelobt vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, mit dem zweiten Preis ausgezeichnet worden war. Seine Arbeit beschäftigte sich mit dem Todesmarsch von 67 jüdischen KZ-Häftlingen, die in den letzten Kriegstagen 1945 durch Mallersdorf-Pfaffenberg getrieben und anschließend erschossen wurden.
m.focus.de/politik/deutschland/dann-sagte-mir-mein-ex-lehrer-jetzt-ist-an-der-zeit-den-aiwanger-zu-stuerzen_id_203254753.html
All dies deutet doch eindeutig darauf hin, dass es um Machtkampf geht, um einen persönlichen Angriff.
Gerade die NDS kennt das doch: Es wird mit Dreck geworfen, irgendwas davon bleibt hängen.
Etwas aus der Jugendzeit auf jetzige Gesinnung abzuleiten, ohne dafür Beweise zu haben, halte ich aus vorgenannten Gründen für mich nicht als einen korrekten Weg. Ebenso halte ich es für einen Kampf um die Macht und die Zerstörung unliebsamer Parteien.
Dass Scholz nach Aufklärung ruft und Habeck nach Entlassung, das ist nach dem was die beiden sich leisten als Lügner geradezu lächerlich.
Wenn wir bei jedem bis in die Jugendzeit oder gar Kindheit alles zurückbeleuchtet und untersuchen – wer darf dann den ersten Stein werfen?
Wir bekommen allmählich amerikanische Verhältnisse bei den Wahlkämpfen
Liebe Grüße
Susanne Bur
81. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
mit Erstauen habe ich Ihre Meinung zu dem Aiwanger-Thema vom 30. August auf den Nachdenkseiten gelesen. Ich kann nicht verstehen, wie ein kritischer Mensch wie Sie einer Zeitung wie der Süddeutschen in dieser Sache beispringen kann.
Ein zugegebenermaßen hanebüchenes Flugblatt wurde vor 35 Jahren im Schultornister von Aiwanger gefunden. Er soll es weder verfaßt noch verteillt haben. Bis zum Beweis des Gegenteils muß also davon ausgegangen werden. Darf ein Mensch hier im Land sich nicht mehr ein Flugblatt ansehen, auch wenn es der größte Dreck ist? Oder haben wir jetzt schon Sippenhaft? Und das alles nach 35 Jahren. Unsere Politiker haben kriminelle Handlungen vor zwei Jahren begangen und einige haben nachweislich eine extremistische Vergangenheit.
Hören Sie sich bitte dazu an, was auf Reitschuster.de dazu gesagt wurde: rumble.com/v3d1hb0-um-aiwanger-zu-diffamieren-sder-macht-den-hitler.-aber-bei-ihm-scheint-das-.html
Beste Grüsse
Rolf Freitag
82. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
zunächst bin ich sehr froh über Ihre hervorragenden Nachdenkseiten, die als 4. Gewalt zur Information und Meinungsbildung dringend notwendig sind, da sie in keiner Weise von den „großen Medien“ geleistet wird. Besonders freut mich auch die Einbeziehung der vielfältigen internationalen Medien. Dafür möchte ich mich bei Ihnen und Ihrem ganzen Team herzlich bedanken.
Mein Anliegen:
Ich habe zuerst nur das Pamphlet der Aiwangers gelesen und zum Einen das nicht als Antisemitismus betrachtet, weil die fürchterlichen Preise, die dort ausgeschrieben sind, nur als auf die Spitze getriebene Ironie betrachtet werden können, keineswegs als Verharmlosung unser schrecklichen Vergangenheit an den Juden.
Diese Äußerung der/des Jugendlichen kann auch aus dem damaligen Zeitgeschehen verstanden werden. Die damalige rechte Partei der NPD war im Niedergang, dafür wurden 1983 die rechten Republikaner gegründet. Bei der Wahl 1986 erreichten die Republikaner in Bayern 3 %, 1990 stand die nächste Wahl an.
Könnte man das nicht so verstehen, dass die damals jungen Gymnasiasten aufzeigen wollten, dass ein Wähler der rechten Republikaner riskiert, in einem dritten Reich aufzuwachen?
Problem ist die Ansprache „an die Vaterlandsverräter“. Bitte, wer war damals damit gemeint? “. Lt. Wiktionairy: „Eine Person, die sich gegen ihr Vaterland gewendet hat.“ Wir wissen nicht, wer damit gemeint war: Rechte Wähler, wer für die Ostannäherung war, wer nicht für die Ostannäherung war , es ist völlig unbestimmt. Eine heutige Erklärung der Betroffenen ist problematisch.
Auf jeden Fall finde ich es beschämend, Jugend(evtl)sünden nach ca. 35 Jahren ausfindig zu machen und darüber jemanden zu stürzen.
Waltraud Faaß
83. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
im Gegensatz zu vielen ihrer bisherigen Beiträge, kann ich diesmal ihren Gedankengängen nicht folgen. Mich bedrückt dieses unglaubliche Denunziantentum, das sich ich Deutschland ungehindert breitmacht und das jeden Unbequemen aus dem Wege räumt, indem man ihn mit der moralischen Keule erschlägt. Nach fünzig Jahren zieht einer ein widerliches Nazi-Flugblatt aus der Tasche und versucht damit einen unliebsamen Konkurrenten bei den anstehenden Wahlen in Bayern aus dem Feld zu schlagen. Das geht natürlich nicht, indem er sich in Bad Tölz auf den Markt stellt und den Aiwanger zur Sau macht. Dazu braucht’s eine Zeitung. Was hat Aiwanger eigentlich verbrochen? Er hat dieses Flugblatt in seiner Schulmappe gehabt – verfaßt von seinem Bruder, wie der uns mitgeteit hat. Beide waren zur dieser Zeit minderjährig, sie waren also nicht strafmündig. Rechtlich liegt also gegen Aiwanger nichts vor. Bleibt also nur die Moral. Die herrschende Moral ist bekanntlich die Moral der Herrschenden. Das sich Aiwanger von diesem Flugblatt distanziert hat, nutzt ihm nichts – man glaubt ihm nicht. Das reicht allemal, beweisen muß man das nicht. Moral geht vor Recht. Mittlerweile kennt man auch den Denunzianten: seinen ehemaligen Lehrer. Sehr spät hat der sich dazu entschlossen, diese “braune Socke” zu erledigen. Warum gerade jetzt? Ist Aiwanger wieder mit faschistischem Gedankengut aufgetreten? Offensichtlich nicht. Bleibt also doch nur die Moralkeule: einmal Nazi – immer Nazi. So einer kann sich nicht ändern.
Ich bin als Antifaschist erzogen worden und bin es bis heute geblieben. Mein Erziehungsberechtigter, mein Vater, hat von ’42 bis ’45 als freiwilliger Unteroffizier des Führers Engländer, Russen und Amerikaner erschossen, bis er begriff, wofür er in diesen Krieg gezogen ist. Im Gegensatz zu Aiwanger bin ich eine “rote Socke”. Nach der Wende hat man mich als besonders DDR-staatsnah nach der gleichen Methode aus dem Verkehr gezogen.
Der bayrische Oberzensor hat dem Aiwanger 25 Fragen gestellt, die dieser beantworten soll, bevor er sein “absolvo te” verkünden wird (oder nicht). Bis dahin dürfen alle nach Bedarf schreien: “Kreuziget ihn, kreuziget ihn!” Welche Fragen das sind, hat er nicht gesagt. Das ist für mich – gelinde gesagt – hochnotpeinlich.
Eigentlich ist mir der Aiwanger mitsamt seiner Partei wurscht. Es ist die Methode, die mir stinkt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Günter Pelzl
84. Leserbrief
Lieber Herr Müller!
Mir fällt schon lange auf, dass in der politischen Debatte die große Moralkeule dazu dient, von wesentlichen Dingen abzulenken.
So auch hier. Über den Inhalt des Flugblattes muss man nicht diskutieren. Ich würde hier aber auch von einer Jugendsünde sprechen, da der Verfasser bestimmt wusste, dass er mit solchen Formulierungen provozieren kann. Ein typisches pubertäres Verhalten.
Über die Verlogenheit der Aufregung und eine massive Verurteilung hat schon telepolis sehr gut berichtet.
Ein weiterer Aspekt: Was hat diese Flugblatt mit meiner aktuellen Lebenswirklichkeit zu tun? Nichts!
Aber wir haben einen Kanzler, der uns anlügt, wir haben “Freunde”, die höchstwahrscheinlich einen wesentlichen Teil unserer Infrastruktur in die Luft jagten, wir sind von Kriegstreibern umgeben, die ohne Scham Milliarden für Rüstung ausgeben und und…
Wie schön, dass sich jetzt alle über ein 35 Jahre altes Flugblatt echauffieren.
Mit freundlichen Grüßen
Johann-Peter Franz
85. Leserbrief
Grüß Gott,
diesem Artikel, dem ich widerspreche, möchte ich noch einen Artikel von Norbert Häring hinzufügen.
norberthaering.de/news/br-aiwanger/
Bayerischer Rundfunk: Im Zweifel gegen den Angeklagten Aiwanger und für den ARD-Partner Süddeutsche Zeitung
27. 08. 2023 | Für den BR ist es kein Thema, dass die Süddeutsche Zeitung kurz vor der Landtagswahl ohne Beweise schwere Anschuldigungen gegen den Spitzenkandidaten einer Partei aus dessen Jugend erhoben hat. Stattdessen meint der BR-Landespolitikchef, Aiwanger müsse beweisen, dass sein Dementi und das Schuldeingeständnis seines Bruders korrekt seien. Ein schlimmes Exemplar antijournalistischer Meinungsmache – und noch dazu mit nicht offengelegten Interessenkonflikten.
(…)
Die Süddeutsche schrieb trotz eines Dementis des Verdächtigten, der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, stehe im Verdacht, als 16-Jähriger ein antisemitisches Pamphlet verfasst zu haben. Sein Bruder Helmut hat die eigene Autorenschaft des Pamphlets inzwischen erklärt.
Der Medienskandal besteht darin, dass die Süddeutsche sich in unzulässiger Verdachtsberichterstattung ergangen hat und keine Beweise vorlegen kann. Selbst abgesehen davon ist fragwürdig und verdächtig, wenn kurz vor einer Wahl jahrzehntealte vermeintliche Jugendsünden von Kandidaten an die Presse durchgestochen werden.
(…)
Weil es leider in diesen Zeiten nötig ist, will ich feststellen: Ich mag die Politik von Aiwanger nicht, weil sie mir zu konservativ im schlechten Sinne ist. Ihn selbst kenne ich nicht. Wer allerdings meint, mit Leuten, deren politische Einstellung einem nicht passt, dürfe man umspringen wie man will, es träfe ja keinen falschen, der ist dumm. Morgen kann das einen selbst oder andere, die man mehr mag, genauso treffen, wenn rechtsstaatliche Prinzipien und journalistische Integrität erst einmal ausgehebelt sind.
Herzliche Grüße
Ilse Bleier
86. Leserbrief
Liebe NDSler,
zunächst ein paar Disclaimer…:
Ich bin kein bedingungsloser Aiwanger-Fan oder/und FW-Wähler, obwohl mir seine „Erdinger Rede“ durchaus, natürlich relativ, gut gefallen hat.
Obwohl ich in den 70ern an meinem Gymnasium durchaus auch am Austausch von Judenwitzen teilgenommen habe, war und bin ich nie ein Antisemit gewesen – im Gegenteil. Ich kann heute zwar keinen einzigen dieser „Witze“ rekapitulieren, aber die waren aus heutiger, zigmal reiferer Sicht, sicherlich gruselig, ekelhaft und saudumm.
Zweifellos erfüllt auch das „Flugblatt der Aiwangers“ diese Kriterien, wenn es nicht sogar weit über die unmenschliche Qualität von Judenwitzen hinausgeht.
Dennoch glaube ich, dass Albrecht Müller in seiner Bewertung des Vorganges nicht ganz richtig liegt. Zumindest geht es hier nicht darum, ob Aiwangers Jungendverhalten oder das SZ-Verhalten richtig oder falsch oder schlechter oder besser ist.
Das eine muss das andere nicht ausschließen und gerade Albrecht Müller weiß genau, welche Qualität heutzutage hinter der SZ steckt. Er weist zu Recht oft genug auf die Rolle der MSM hin. Natürlich fährt die SZ eine Kampagne an, auch unabhängig davon, welche Beweggründe und Ziele dahinterstecken mögen und wer damit nun wem schaden oder nutzen möchte. Eine Kampagne zu unterstellen, wird auch nicht dadurch falsch, dass, wie Albrecht Müller richtig schließt, der Hubert Aiwanger und die Freien Wähler am Ende vielleicht sogar von der Affäre profitieren…
Die Einordnung des Kampagnen-Themas selbst sehe ich auch nicht so klar und eindeutig wie AM. Ob und wie Hubert Aiwanger heute noch dieses „Geistes Kind“ ist, vermag ich natürlich nicht wirklich zu beurteilen. Anlässe zur Vermutung, er wäre ein Antisemit, sind mir persönlich in den vergangenen Jahren nicht aufgefallen. Von daher bleibt bzgl. eine Rücktrittsforderung tatsächlich nur die Interpretation des Vorgangs eines Jugendlichen in den 80er Jahren. Dabei tendiere ich eher dazu, den Vorgang selbst noch als „Jugendsünde“ durchgehen zu lassen, auch in Erinnerung an meine eigene Unreife (wie auch teilweise Unwissenheit) in diesem Alter. Zumindest scheint es mir in dieser Altersstufe gravierende Abweichungen beim Reifegrad zu geben.
Heute ist mir zum Thema dieses Interview mit einer Zeitzeugin im Spiegel (!) untergekommen. Es wirft ein interessantes Licht auf die damalige Zeit und den Umgang mit Geschichte, insbesondere in Aiwangers Heimat Niederbayern: Fall Hubert Aiwanger: Anna Rosmus über den Zeitgeist der Achtziger – DER SPIEGEL (archive.ph)
Ob Aiwangers Aufarbeitung der, ja, Medienkampagne klug und richtig ist, kann man wohl noch nicht abschließend beurteilen. Gegen einen sofortigen Rücktritt hätte ich prinzipiell auch Nichts einzuwenden. Aber diese Schwelle liegt ja heute erfahrungsgemäß quer durch alle Parteien und Politiker-Altersklassen auch nicht mehr da, wo sie früher einmal lag…. . Von daher ist ein Verbleiben im Amt eben auch nicht überraschend und auch nicht unerträglich.
Wie auch immer, vielleicht lenkt das Ganze mal wieder von den wirklich wichtigen Themen und politischen Hintergrundaktivitäten ab.
Schönen Gruß
Max Glogger
87. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Ist die Aufregung von Ihnen um eine uralte Jugendsünde ernst gemeint ? Das kann doch nur ein Witz sein in die Hetzjagd auf Herrn Aiwanger einzusteigen,der, ganz zufällig, neulich auf der Bühne mal seinem Unmut rausgerufen hat (Ihr habt doch den Arsch offen in Berlin)und ,schwupps,zaubert irgendwer diesen Schmierzettel aus dem Keller. Sonst sind Sie doch auch immer ,was ich voll unterstütze,auf Seiten der diskreditierten (Stichwort G.Krone-Schmalz,D.Ganser,suspendierte Uniprofessoren usw.).
Früher wurden viel solch ein Mist geredet,z.B. beim Ausdauertraining draussen im Sportunterricht Sätze wie ” Danke nochmal an die Juden für die Aschebahn” oder ähnliches.
Und nicht vergessen,in den 80er war ein 16 Jähriger meiner Meinung nach sehr wohl anders drauf als heute.Und heutzutage gibt es jede Menge rassistisch angehauchter Scherznachrichten über z.B. WhatsApp,was ja einigen Polizisten auch schon zur Stolperfalle wurde.
Also ich persönlich finde es voll affig sich über ein 35 altes Quatschpapier aufzuregen.
Liebe Grüße Nicholas Jones
88. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
Die Heuchlei & die ständigen Hetzkampagnen, wo ständig irgendwelche Menschen als “rechts” oder “NAZIs” beschimpft werden, egal welcher politischen Ausrichtung sie nun entstammen, ob gegen Dr. Ganiele Ganser, Hubert Aiwanger, mRNA-Gentechnik-Skeptiker oder sonst wen (unter anderen werden progromartige Stimmungen erzeugt: “KILL TILL”), finde ich nur noch unerträglich, während echte NAZI-Täter in Deutschland auch noch 1988 in Amt & Würden standen…
Dass Sie Herr Albrecht Müller (dessen NachDenkSeiten ja ebenso von diesen Hetzkampagnen betroffen ist) in das gleiche Horn pusten finde ich höchstbefremdend.
WOLFFSOHN VERTEIDIGT AIWANGER: „Es geht nicht um die Person. Es wird mit zweierlei Maß gemessen“
youtube.com/watch?v=TKE-V85LFDI
Vorneweg ich bin überhaupt kein Anhänger von Hubert Aiwanger – zumal er viele unsäglichen Entscheidungen seiner Amtsperiode von Markus Söder mitgetragen hat.
Ja, das Flugblatt ist widerlich! Trotzdem, die Gesellschaft der man den Spiegel vorhält erkennt ihr eigenes Böses nicht – sie verurteilt denjenigen der das Spiegelbild zeigt. Man kann dieses Flugblatt nur aus der Zeit von 1988 verstehen. Etwas explizit “Antisemitisches” kann ich darin eigentlich nicht entdecken (zumal in KZs ebenso auch Sinti & Roma oder andere Personen vernichtet wurden). Richtet sich dieses “Traktat” doch namentlich (in zweifelsfrei geschmacklos ironisch sarkastischer Weise) an den “größten Vaterlandsverräter […] der Deutscher ist und sich auf deutschem Boden aufhält”. W E R könnte damit gemeint sein? Vielleicht die damaligen – gern & oft noch prügelnden(!) – Eltern (und zum Teil sogar auch Lehrer)?! Damit könnte ebenso die Doppelmoral dieser “bleiernen geistig-moralisch-gewendete-Helmut Kohl” 80er Jahre gemeint sein. Eine Zeit in der diese ihre Kriegsenkel oftmals misshandelnden, traumatisierten Kriegskinder oder sogar straffreie(!) Alt-Nazi-Eltern zum Teil höchstangesehene politische Würdenträger waren (man denke z. B. an Reinhard Gehlen oder an die Operation Overcast & Paperclip). Wohingegen meine Generation der Kriegsenkel die “Zeche” (unter anderen mit körperlichen Züchtigungen) für diese NS-Verbrechen “zahlen” durfte. Und darüber hinaus in der Schule (im Deutsch-, im Fremdsprachen-, im Geschichts-, im Geographie, im Philosophie-, im Gemeinschafts- & Sozialkundeunterricht, usw. & usf.) permanent mit einer “Überdosis NS-Geschichte” (Vgl. Sabine Bode: Kriegsenkel – die Erben der vergessenen Generation) traktiert worden sind. Wir konnten es irgendwann einfach NICHT mehr ertragen(!) “[…]während der Schulzeit eine Überdosis eingetrichtert [zu] bekommen[…]” (Sabine Bode, Seite 19). Ich selber habe Jahrzehnte gebraucht, um mich von dieser ständigen “Gehirnwäsche” und den damit verbundenen Schuldkomplexen zu lösen. Insofern ist dieses unsägliche Flugblatt für mich psychodynamisch SEHR GUT erklärbar.
Quellenangabe:
Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation von Sabine Bode https://www.medimops.de/,bode-sabine/
Schuldig geboren: Kinder aus Nazifamilien von Peter Sichrovsky https://www.medimops.de/,peter-sichrovsky/
Mit freundlich Grüßen Stephan Baltzer
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
ich habe mich ziemlich über Ihren Podcast geärgert: Ich bin Ende der 60er Jahre in Frankreich aufgewachsen & wurde dort als Kind mit 5-6-7-8-9 Jahren wegen meiner deutschen Herkunft als NAZI & “sale boche” beschimpft – mit 5 Jahren(!) – ich wusste garnicht was NAZIs sind!!! Ich habe im wörtlichsten Sinne des Wortes in der Schulzeit in Frankreich meinen eigenen Kinderarsch zur “Wiedergutmachung” für die Verbrechen der NAZIs hinhalten “dürfen”!
In Deutschland zurückgekehrt ging es gleich weiter mit der “Gehirnwäsche” & der “Überdosierung” der NS-Geschichte in nahezu sämtlichen(!) Unterrichtsfächern. Während gleichzeitig mindestens hunderttausende (wenn nicht gar Millionen) NAZI-Täter der SS, der SA & der Wehrmacht 1988 straffrei herumliefen. Diese davongekommenen NAZI-Verbrecher sind die “wahren” Vaterlandsverräter! Über einen 17Jährigen Hubert Aiwanger mag man denken was man will, die Frage ist jedoch, ob sie z. B. genauso über Herrn Günter Grass der meines Wissen damals mit 17 Jahren aus ÜBERZEUGUNG(!) freiwillig zur Wehrmacht & zur SS ging!
Ich bin kein politischer Anhänger von Hubert Aiwanger. Dass ausgerechnet aber die NachDenkSeiten in die gleiche (offenkundig wahlpolitisch motivierte) Hetzkampagne der Süddeutschen sich einschwingt, finde ich unerträglich. Bei “KILL-TILL-Lindemann” (ich bin auch kein Ramstein-Fan) wurde bereits in der Wohnung & im Studio eingebrochen – Gottseidank war er nicht zugegen, sonst läge er wohl im Krankenhaus. Muss es erst Tote geben, bevor die Menschen endlich diese widerlichen Hetzkampagne unterlassen?
Was antworten Sie der Familie Aiwanger, wenn dieser (ggf. auch durch Ihre Hetze inspiriert) von irgendwelchen selbsternannten “Antifaschisten” umgebracht wird?!
Neben 6 Millionen Juden sind über 20 Millionen Slawen sowie viele, viele Sinti & Roma von den NAZIs ermordet worden. Bemerkenswerter Weise ist immer “nur” vom Antisemitismus die Rede? Was ist (auch anlässlich der aktuellen Situation) eigentlich mit Antislawismus oder Antiziganismus??? Sinti & Roma wurde (dank “weitergepflegten” Akten aus der NS-Zeit) bis weit in die 1980er Jahre(!) in Deutschland verfolgt! WER sind denn bitteschön die Vaterlandsverräter???
Mit freundlichen Grüßen
S. Baltzer
89. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihren richtigen und wichtigen Einordnungshinweis.
Dass es sich aber dennoch mit der Veröffentlichung durch die SZ so kurz vor der Wahl (Zeitpunkt!) um einen Manipulationsversuch handelt, werden auch Sie nicht anders sehen. Dass die SZ mit der Veröffentlichung die Stärkung der Freien Wähler (Zulauf Rechter) beabsichtigt hätte, steht ebenfalls nicht zu vermuten.
Außerdem müssten Sie unter dem Strich schon sagen, was das seinerzeitige Flugblatt mit dem heutigen Aiwanger zu tun hat: Ist es tatsächlich relevant, was die heutige Politik und Amtsführung anbelangt? Dass Sie Jugend heute und im bundesdeutsch/bayrischen Nachkriegsmief mit seinem tausendjährig angelernten Antisemitismus miteinander vergleichen, kann man auch anders sehen – ein solches Flugblatt heute zu entwerfen und zu verbreiten, gälte viel eher als Geistesschwäche als damals.
Herzliche Grüße,
EJ
90. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
bezüglich des Inhalts des damals bei Hubert Aiwanger gefundenen Flugblatts stimme ich mit ihnen überein: Er ist abscheulich! Der Verfasser wusste offenbar durchaus, wovon er schrieb, und hat absichtlich eine menschenverachtende Sprache verwendet. Und ich respektiere selbstverständlich auch ihre Sicht auf die Affäre. Allerdings kann ich Ihre Schlussfolgerung, dass die Erstellung eines derartigen Dokuments mit 16 (oder 17) Jahren absolut und endgültig unverzeihlich sei und eine Entlassung Aiwangers somit selbst 35 Jahre danach unausweichlich, nicht teilen.
Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine sogenannte Jugendsünde des selbst erklärten Verfassers Helmut Aiwanger. Aber auch wenn es doch Hubert Aiwanger gewesen sein sollte: Offensichtlich hätte sich seine politische Weltsicht seit damals erheblich gewandelt, denn er ist ja seitdem nach meinem Wissensstand nicht annähernd durch Holocaust-verharmlosende oder antisemitische Äußerungen oder Taten aufgefallen – was ich durchaus als den Nachweis einer Läuterung betrachten würde.
Weiterhin möchte ich daran erinnern, dass eine Reihe anderer heutiger oder früherer Spitzenpolitiker in ihrer Jugend oder als junge Erwachsene extremistischen Organisationen angehört haben und in der Folge teilweise gar gewalttätig wurden. Alle haben sie sich seitdem von diesen Überzeugungen mehr oder weniger öffentlich abgewandt und sich stark gemäßigt, in manchen Fällen gar regelrecht gedreht in ihrer Weltsicht. Dabei waren sie in ihren radikalen Zeiten sämtlich bereits älter als damals die Aiwanger-Brüder und sind trotz entsprechender Forderungen aus den Reihen des politischen Gegners später nach Bekanntwerden ebenfalls nicht zurückgetreten oder entlassen worden. Was zeigt: 16- oder 17-jährige sind zwar, wie Sie richtig feststellen, in aller Regel keine unwissenden Kinder mehr, aber ihre politischen Ansichten können sich danach durchaus noch erheblich ändern – nach meiner Erfahrung ist das vielleicht sogar eher die Regel als die Ausnahme, und setzt sich häufig während des gesamten Erwachsenenlebens fort.
Daher halte ich den an die NachDenkSeiten herangetragenen Verdacht, es handele sich bei der aktuellen “Flugblatt-Affäre” um eine gezielte politische Diffamierungskampagne, für sehr nachvollziehbar. Insbesondere wenn man den Zeitpunkt der Veröffentlichung kurz vor den bayerischen Landtagswahlen bedenkt, die Art der Verdachtsberichterstattung durch ein Medium, dass den Freien Wählern ablehnend gegenübersteht, und den ehemaligen Lehrer als Quelle wahrnimmt, der anscheinend schon länger versucht hat, Aiwanger persönlich und den FW als politischen Konkurrenten der von ihm unterstützten SPD durch Veröffentlichung des Flugblatts zu schaden. Dass der ganze Vorgang Aiwanger und seinen Freien Wählern letztlich zum politischen Vorteil gereichen könnte, würde an der von manchen vermuteten ursprünglichen Absicht, die Grünen anstatt der FW in die bayerische Landesregierung zu hieven, nichts ändern.
Und auch wenn Hubert Aiwanger nicht gerade besonders souverän auf die Vorwürfe reagiert hat, halte ich seine Entschuldigung für die durch den Flugblatttext ausgelösten Verletzungen und seine Distanzierung von diesem für aufrichtig, und ich sehe anhand seines bekannten Verhaltens seit damals keinen Anlass, daran zu zweifeln. Damit wäre für mich die Affäre von der Seite des Beschuldigten her abgeschlossen – allerdings könnte es durchaus noch interessant sein, einen genaueren Blick auf die Seite der Beschuldigter zu richten …
Vielen Dank für die NachDenkSeiten und freundliche Grüße
Rainer Lanz
91. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
als langjähriger Leser und Unterstützer der Nachdenkseiten bin ich auch immer an Ihrer Meinung interessiert und unterstütze sie auch sehr häufig. Zu Ihrem jüngsten Kommentar zur Affäre Süddeutsche/Söder/Aiwanger bin ich allerdings konträr anderer Ansicht.
Ich versuche das Thema in verschiedene Themenblocks aufzugliedern.
- Die Ereignisse in den 80er Jahren.
- Das Flugblatt ist in seinem Inhalt und seinem Ton absolut widerlich, darüber braucht man nicht diskutieren.
- Der Verfasser Herbert (gemeint ist wohl Hubert, A. M,) Aiwanger hat die Umstände der Entstehung inzwischen aus seiner Sicht dargelegt, dass es sich um eine Kurzschlusshandlung nach einer narzistischen Kränkung handelte, nämlich seinem Schulversagen, für das er damals der Schule die Schuld gab.
- In der Schultasche des jüngeren Bruders Hubert fanden sich Exemplare des Flugblatts, wobei ungeklärt ist, ober er diese auslegen wollte oder ob er im Gegenteil die ausgelegten Flugblätter wieder einsammeln wollte. Zeitpunkt und Umstände der Entdeckung in seiner Schultasche sind offen.
- Es fand eine schulinterne Klärung statt, in deren Verlauf sich Hubert Aiwanger entschuldigte und entsprechende Disziplinarmassnahmen, u. a. das Schreiben einen Aufsatzes über das menschenverachtende NS-Regime akzeptierte.
Damit war einerseits der Schulfrieden wieder hergestellt und im Interesse des Schülers dessen weitere Entwicklung nicht zerstört worden. - Nicht anders wäre der Ablauf gewesen, wenn es zu einer Anzeige gekommen und es eine Verhandlung vor dem Jugendgericht gegeben hätte. Denn das gerade hundert Jahre alte gewordene Jugendstrafrecht geht eben nicht davon aus, dass Jugendliche fertig ausgebildete Erwachsende sind sondern dass es sich noch um Menschen in der Entwicklung handelt, die durch Anleitung und Förderung auf den rechten Weg gebracht werden können, Dies gilt sogar für jugendliche Mörder.
- Anscheinend ist keiner der Aiwanger-Brüder in den folgenden über 30 Jahren wieder durch irgendeine einschlägige Äußerung oder Tat aufgefallen, was für eine vollständige Rehabilitierung spricht.
Bei dieser Faktenlage überrascht und irritiert mich Ihre unbarmherzige Aussage einmal Nazi – immer Nazi, mit der Sie ganz nebenbei alle Erkenntnisse der Jugendpsychologie und Jugendgerichtsbarkeit in den Abfalleimer schmeißen wollen.
Sie schreiben:
“Es gibt im Deutschen einen treffenden, einschlägigen Ausdruck: „Wes’ Geistes Kind der ist“. – Wes’ Geistes Kind ist der Verfasser des Flugblatts gewesen und ist er das heute noch? Das darf man doch wohl fragen, wenn nichts von einer Läuterung bekannt ist.”
“Jenen Zeitgenossen, die den Jugend-Rabatt einfordern, ist in Erinnerung zu rufen, dass von verschiedenen Seiten die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre gefordert worden ist, auch von Seiten der Freien Wähler”
- Hier könnte man höchstens fragen, wes Geistes Kind der ältere Aiwanger zum Zeitpunkt des Flugblatts gewesen ist (siehe meine obigen Ausführungen)
- “Das darf man doch wohl fragen/sagen” ist übrigens eine Redewendung, die man geistigen Brandstiftern von rechts aus gutem Grund nicht durchgehen lässt.
- “Wenn nichts von einer Läuterung bekannt ist” ist auch eine sehr gefährliche Formulierung, die genau in die Beweislast-umkehr führt, mit der jeder jederzeit und auch gegen jeden Rufmord seine Unschuld beweisen muss. Hatten wir das nicht schon mal bei den Radikalenerlassen der 70er Jahre? Will Frau Faeser das nicht gerade wieder ins Beamtengesetz einführen?
- “Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre” Egal wer dieses zeitgeistgerecht fordert, bekommt dafür von mich keine Unterstützung gerade aus dem von mir oben genannten Grund des noch nicht voll ausgeformten Abschlusses der Entwicklung zum Erwachsenen. Die aktuellen Kinderkreuzzüge von “Fridays for Future” bis zu den Klimaklebern von “Last Generation” sind da für mich abschreckende Beispiele. Und mit dem Ampelprojekt, durch das schon 14-Jährige mitten in der Pubertät und gegen den Willen der Eltern willkürlich ihr Geschlecht ändern können, zeigt sich, was da noch mehr kommen wird.
- Nachwirkungen des Faschismus in der frühen Bundesrepublik
- Bis 1963 war der Leiter des Bundeskanzleramts ein gewisser Hans Globke, der seinerzeitige Kommentator der Nürnberger Rassengesetze. Nachdem dieses bürokratische Monster in erbarmungslosem Juristendeutsch die Entrechtung und Entmenschlichung der jüdischen Bevölkerung im Faschistenstaat gerechtfertigt hatte, wurde er zur unantastbaren Figur der Adenauerzeit und durfte im schönen Bonn bis zu seinem Lebensende 1973 friedlich und unbehelligt leben, obwohl von ihm keine Entschuldigung für seine Taten oder gar eine Läuterung bekannt wurde.
- Sie selbst hatten in Ihrer Karriere als Mitarbeiter für Karl Schiller in der Regierung eines Kurt-Georg Kiesinger mit zwei Parteimitgliedern der Verbrecherpartei zu tun, von denen der Kanzler auch noch eine wichtige Position im Reichspresseamt von Goebbels bekleidete. Mir ist nicht bekannt, ob sich diese Herren jemals für ihre Verstrickung in das Mörderregime entschuldigt haben.
- Auch der bayrische Ministerpräsident der 80er Jahre Franz-Joseph Strauss hatte als Mitglied des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps seinen braunen Schleier.
All diese Personen und die stehen nur als Beispiel für zigtausend andere Täter und Mitmacher der faschistischen Diktatur haben keine pubertären Gewaltphantasien verbreitet, sondern durch ihre tätige Unterstützung das mörderische Tun einer kriminellen Bande erst möglich gemacht.
- Cui bono?
- Da es seinerzeit noch keine Massenspeicherung von Daten gab und das Treiben von zwei unbekannten Schülern niemanden außerhalb ihrer Schule interessiert haben dürfte, kann nur einer aus dem damaligen am Verfahren beteiligten Leitungspersonal der Schule Zugriff auf das Flugblatt gehabt haben und ist somit der Kreis der Informanten für die Süddeutsche sehr klein. Ein Mann mit CSU-Parteibuch (sonst wird man in Bayern nicht Schulleiter), kristallisiert sich da schon heraus. Da er offensichtlich einen Verwahrungsbruch begangen hat, welcher ihn durchaus seine Beamtenpension kosten könnte, dürfte da wenig Bekennermut zu erwarten sein.
- Profitieren wollte offensichtlich der Meister der “Schmutzeleien” (Seehofer über Söder). Einen unbequemen Konkurrenten einer Partei, die der CSU Stimmen wegnimmt per öffentlichem Shitstorm aus dem Amt drängen und mit den Grünen willfährige Partner im Geiste einbinden. Bei der Hexenjagd gegen Ungeimpfte passte zwischen Söder und Frau Schulze kein Blatt Papier. Den gnadenlosen, kalten Bestrafungsduktus der Hassrede dieser “Grünen Hoffnung” im Landtag sollte man sich ruhig noch mal zu Gemüte führen. twitter.com/i/status/1695691111992295873
- Dass die Süddeutsche so ein schlecht recherchiertes Machwerk (Verwechseln der Aiwanger-Brüder) mit vielen anonymen Zeugen und noch mehr Anleihen aus dem Reservoir von “Hätte, Könnte, Offenbar, Wahrscheinlich”, das hart an der Justiziabilität vorbeischrammt, veröffentlicht hat, zeigt nur den Niveauverlust heutiger Haltungsjournalisten, die man besser Agitprop-Verbreiter nennen sollte. Übrigens haben da auch alle sonstigen “Qualitätsmedien” wie auf Kommando und mit identischer Schussrichtung zum Halali geblasen. Gerade Sie als Autor von “Glaube wenig, Hinterfrage alles, Denke selbst” sollten sich daran erinnern, wie im Streiflicht der Süddeutschen anlässlich dieses Buchs über Sie hergezogen wurde. Die NZZ hat über die Süddeutsche nichts Verkehrtes geschrieben.
- Zur allgemeinen Qualität der Berufspolitiker kann ich abschließend nur sagen, dass beispielsweise die gegenwärtigen SPD-Vorsitzenden Esken und Klingbeil sowie ein Herr Kühnert es zu Zeiten von Willy Brandt und Helmut Schmidt nicht einmal zur Position des Hilfskassierers des OV Hintertupfingen gebracht hätten.
- Nachdem mich nacheinander SPD, Grüne und Linke enttäuscht haben und die anderen Parlamentsparteien für mich nicht wählbar sind, fühle ich mich im in Wahlumfragen schon fast 10% erreichenden Pool der sonstigen Parteien ganz gut aufgehoben. Das weitet den Blick auf die politische Landschaft und schützt vor parteipolitischem Tunnelblick.
Sehr geehrter Herr Müller, ich würde mich freuen, wenn Sie sich noch einmal mit etwas Abstand mit dem Thema befassen und zu einer etwas weniger harschen Einschätzung kommen würden.
Viele Grüße
Manfred Grzybek
92. Leserbrief
Sehr geehrter Empfänger,
Lieber Albrecht Müller
de.rt.com/meinung/179209-wer-ist-hier-rechts-hubert/
So einen Kommentar hätte ich mir von Heribert Prantl gewünscht.
Mit freundlichen Grüßen
Koch
93. Leserbrief
Warum tut ihr Deutschen euch so schwer mit der Geschichte, mit euerer Geschichte? Und was ist an diesem Flugblatt denn so ungeheuerlich? Merkt ihr nicht, dass ein 16- oder 17 jähriger euch den Spiegel vorhält? Habt ihr denn das Gefühl der oder die Verfasserin hätten Freiflüge durch KZ-Kamine, kostenlose Genickschüsse und Kopfkürzungen durchgeführt oder auch nur angeboten? Oder ist das Flugblatt etwa ein Werbegag? Warb da einer für die Nazi-Narrative? Merkt ihr wirklich nicht mehr das hier jemand zeigte dass ihr im Begriffe seid die ganze Scheisse 2WK zu wiederholen? Merkt ihr nicht das euch da jemand half gründlich zu zeigen wie diese Scheisse konkret aussieht? Schaut euch das an, lest es durch, hängt eine Kopie davon über euere Betten….es sind einfach zu viele Nazis ungeschoren davongekommen, damals….wer immer das geschrieben hat, ich wähle den vom Fleck weg, soviel ist schon mal ganz klar und sicher.
Erich von Sury
94. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich beziehe mich auf ihren Beitrag
Ich schätze ihre Beiträge in der Regel sehr, aber an dieser Stelle gesellen Sie sich leider zu den „anderen“, welche vorschnelle Schlüsse ziehen.
Soweit ich verstanden habe, ist die Sache noch nicht klar, wieso der Brief in der Tasche Herr Aiwangers gewesen ist und was er vorhatte. Nun ihrerseits „einfach“ eine Unhaltbarkeit Herrn Aiwangers aufgrund des Textes zu postulieren, finde ich nicht angemessen. Lassen doch auch sie bitte zuerst die Fakten sprechen und anschließend können Sie ein Urteil fällen.
Freundliche Grüße
M. P.
95. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
ich schätze die Nachdenkseiten wirklich sehr und es kommt äußerst selten vor, dass ich mal mit einem Artikel nicht übereinstimme. Beim Kommentar “Nicht Aiwanger, die SZ ist der böse Bube. Verkehrte Welt!” ist dies aber der Fall.
Ich muss mich sehr über Ihre unbarmherzige Haltung gegenüber Herrn Aiwanger wundern. Das Papier, was zweifellos ein extrem geschmackloser Witz und wahrscheinlich eine gezielte Provoklation gewesen ist, wurde mit 17 Jahren geschrieben. Es mag ja Ihre Meinung sein, dass man in diesem Alter schon reif genug ist, aber ich denke, da gibt es individuell sehr große Unterschiede. Und vorallem die Tendenz zum Rebellischen. Wie dem auch sei, sollen wir wirklich eine Verfehlung im Jugendalter von vor 35 Jahren als Grundlage dafür nehmen, einem Menschen jegliche politische Karriere abzusprechen? Warum gerade hier diese Unbarmherzigkeit, wenn a) Täter viel schlimmererer Taten (wie Gewaltdelikte) längst resozialisiert wären und b) der Betreffende in neuerer Zeit keine auch nur ansatzweise in eine ähnliche Richtung gehende Äußerungen getätigt hat?
Welche Relevanz hat diese Begebenheit von vor 35 Jahren denn heute noch, außer gegen eine Person verwendet zu werden?
Nein, wesentlich interessanter finde ich da als kritischer Nachdenkseiten-Leser Fragen zum Hintergrund dieser SZ-Veröffentlichung:
Warum wurde hier eine Information über einen Minderjährigen weitergegeben, die zweifelsohne der schulischen Schweigepflicht unterlag?
Warum wurde das Dokument so lange aufbewahrt?
Warum erfolgt die Veröffentlichung gerade jetzt, mitten im bayrischen Wahlkampf?
Es ist mehr als offensichtlich, dass es sich wohl nicht um Investigativ-, sondern um klaren Kampagnenjournalismus handelt mit dem Ziel, den Wahlkampf zu beeinflussen und Aiwanger zum Rücktritt zu zwingen. Jetzt behauptet ein angeblicher Mitschüler der 7. – 9. Klasse, Aiwanger hätte einen Hitlergruß in der Schule gezeigt.
Ist das wirklich das Niveau, mit dem wir zukünftig Personen bewerten wollen? Auf dem Journalismus agieren soll?
Viele Grüße
Ein weiterhin treuer Leser
96. Leserbrief
Cui bono ?! Und wer hat’s verwahrt ?! Und nach nach 35 (!) Jahren wieder ’neu’ aufgelegt ? Das würde mich schon eher interessieren, als der dümmlich-dreiste Inhalt dieses Pamphlets, geschrieben von einem 16-17-jährigen Jugendlichen 1987/88
Und nein, Herr Albrecht; NEIN ! Ein Jugendlicher zur damaligen Zeit, schreibt als in damaliger Zeit aufgewachsener Jugendlicher, der ‚was auch immer‘ aufgeschnappt hat, sich brüsten will, sich hervortun, aber sicherlich nicht der Tragweite seines Handelns bewußt. Und Sie selbst sind in dem Alter, der noch wie ich wissen muss, dass sogar in den 70-igern selbst bei vor Gericht verhandelten Kriegsverbrechen für Ausdrücke ungestraft quer durch den Saal gerufen wurden, wenn z. B. Frauen als Zeugen bei den ekelerregenden Juden-Prozessen aussagten. Diese Typen erhielten dann eine ‚Ermahnung‘ ! Undenkbar, unvorstellbar, aber eben aus heutiger (!) Sicht in Retrospektive ! Und genauso ist die Sichtweise auf damals lebende Jugendliche, die keinesfalls die Reife hatten, wie die heutige Jugend. Da werden mir alle Eltern / Groß-Eltern recht geben.
Und ohne abzulenken, jedoch weil’s auch um die heutige Jugend geht: Es bedeutet ein Abwälzen von der höchsten Verantwortung eines Amtes in unserem Deutschland, auf ein Kind, einen Jugendlichen, wenn mit 16 gewählt werden darf. Darf der dann auch in den Bundestag ‚gewählt’ werden, also z. B. als ein Oberschüler ?! Oder bleibt’s bei der Volljährigkeit 18 Jahre mit Verfügungsmöglichkeit von 40’TEUR mtl. ?!
Vorrangig wäre dann eher, zumindest zeitgleich, das Absenken der Strafmündigkeit auf 12 Jahren, wie’s in den meisten Ländern der Erde üblich ist, bei uns bis 1952/53. In dem immer wieder hochgelobten Land USA ist die Straf-TAT massgeblich für die Straf-Zuweisung, weniger bzw. nicht zwingend das Alter = im judikativen Sprachgebrauch: …Strafbarkeit erforderliche Einsicht…geistige und sittliche Entwicklung des Kindes / Jugendlichen. Und die beiden unter 14 Jahre alten Mädchen, die ihre Klassenkameradin durch wohl 70 Messerstiche ermordeten, nachdem sie es nicht schafften, sie zu ersticken, waren sich ihrer Straftat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bewußt; warum sonst hatten sie sich zuvor der Tat erkundigt, ob sie wirklich nicht strafmündig sind ?! Oder der Junge, ein 14-15-jähriger, der einen Gleichaltrigen mit einem Stein vorsätzlich erschlug und fragenden Pressevertretern grinsend den Stinkfeiner zeigte !? Und meine in diesem Kontext immerwährende Frage nach dem Elternhaus, den erziehenden Eltern, leider nicht auf der Anklagebank sitzend, aber m. E. dahin gehörend.
Mit freundlichem Gruß
Werner O. Hamann
97. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
bzgl. des Flugblattes teile ich eher die Meinung mit Roger Köppel von der Weltwoche. Ein dummer Jungen Streich wird von vor 40(?) Jahren ausgegraben um ggfs. Aiwanger loszuwerden. Ja wenn man keine anderen Argumente hat, muss man eben schmutzige Wäsche waschen. Sie sagen das Flugblatt ist menschenverachtend. Ich behaupte, die Formulierungen lassen das eher nicht vermuten. Schließlich ist es ein “Wettbewerb”, der auf freiwilliger Basis erfolgt und an dem auch nur die Deutschen, als eigentliche Kriegsverbrecher teilnehmen können. Ist es geschmacklos? Sicherlich. Mit viel(!) schwarzen Humor könnte man es aber sogar ein wenig lustig finden (nicht, dass ich das tun würde).
Sollte das Pamphlet menschenverachtend gewesen sein, hätte man Hr. Aiwanger damals schon nach Jugendstrafrecht zur Rechenschaft ziehen können. Hat man aber nicht. Das daher heute noch ein Hahn nach dem Thema kräht, verwundert.
Sie tappen in die gleiche Moralfalle, wie unsere werten Regierungsvertreter in Bezug auf Russland. Objektiv betrachtet war es damals nicht strafbar (also das Flugblatt) und heute also auch nicht.
Zudem hat es Hr. Aiwanger selbst wohl nicht verfasst und sein Bruder distanziert sich mittlerweile davon, insofern ist die Messe an der Stelle gesungen.
Die Moralkeule kann zu Hause bleiben
Beste Grüße
H.D.
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