Streubomben: Der tödliche Zynismus der NATO

Streubomben: Der tödliche Zynismus der NATO

Streubomben: Der tödliche Zynismus der NATO

Ein Artikel von Bernhard Trautvetter

Nach der Entscheidung der US-Regierung, der Ukraine Streumunition zu liefern, gehen einige US-Militärs nun noch weiter: Sie fordern, auch Langstreckenraketen mit der geächteten Munition auszurüsten und der Ukraine zur Verfügung zu stellen: „Wenn sie 2000 Streuraketen bekommen, ist der Krieg vorbei.“ Die Munition für diese Raketen könnte demnach auch aus Deutschland kommen. Von Bernhard Trautvetter.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Der Leiter der US-amerikanischen Universität in Kiew, Dan Rice, – ein Veteran, der Offizier im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak war und später als Berater des ukrainischen Armeechefs Walerij Saluschnyj tätig war – drängt in der aktuellen Ausgabe des Magazins Newsweek darauf, der Ukraine mit Langstreckenraketen, die mit Streumunition ausgerüstet sind, zum Sieg zu verhelfen, wie er sagt.

Er war ebenfalls schon an der Entscheidung der USA beteiligt, die Ukraine mit Streumunition zu versorgen, um Mängel im Munitionsnachschub zu überwinden.

Jetzt drängt Rice darauf, M26 DCIPM-Raketen an die Ukraine zu liefern und sie mit Streumunition zu bewaffnen. Dafür sollen die US-Gesetzgeber den Transfer von den umgangssprachlich als HIMARS-Systeme bekannten Raketen genehmigen, die von Kiews Flotte hochmobiler Artillerieraketensysteme abgefeuert werden sollen.

„Wenn sie 2000 Streuraketen bekommen, ist der Krieg vorbei“, sagte Rice gegenüber Newsweek. Und er fügt an: „So einfach ist das … . Die Frontbataillone der Russen … und die Nachhut werden ausgelöscht“, so erläutert er seine Initiative, mit der er beabsichtigt, die ukrainische Armee zu stärken (alle Übersetzungen: B.T. mit Hilfe von deepl.com). Rice fährt fort:

Als wir ihnen hochexplosive Artilleriegeschosse gaben, feuerte man ein Geschoss aus einer Haubitze ab, das landete, und es gab einen großen Knall. Aber wenn man in einem großen Graben liegt – einem Zickzack-Graben – und es nicht direkt auf dem Kopf landet, werden einem die Ohren klingeln, aber man wird nicht sterben.

Wenn man das gleiche Geschoss abfeuert und es über dem Kopf explodiert und 88 Submunitionen niedergehen, hat man die 88-fache Feuerkraft und Chance, Russen zu töten. Deshalb haben DPICM-Artilleriegeschosse bereits das Spiel verändert. Sie haben bereits die Art und Weise verändert, wie die Ukrainer entscheiden, ob sie vorrücken, und wie die Russen sich verteidigen werden.

DCIPM-Raketen, so Rice, seien sogar noch tödlicher als Granaten mit Streumunition, da sie 512 oder 644 Submunitionen im Vergleich zu den 88 der Granaten abwerfen würden. Die Streumunition, um die es in seiner Initiative vor allem geht, soll aus Deutschland geliefert werden:

Wir haben Zehntausende dieser Streumunition in Deutschland, die nur darauf warten, zerstört zu werden. Anstatt sie zu zerstören, geben wir sie einfach den Ukrainern. Und sie werden den Krieg gewinnen.

Geächtete Waffen

Damit wäre Deutschland an Kriegsmanövern mit geächteten Waffen beteiligt. Diese Systeme treffen durch ihren ungezielten Radius nicht nur Soldaten, sondern immer wieder auch Zivilisten. Deutschland zählt zu den über einhundert Staaten, die erklärt haben, auf Streumunition zu verzichten. Die Tatsache, dass sie international geächtet sind, stellt kein Verbot dar.

Die Ächtung dieser Waffen wird auch damit begründet, dass sie sogenannte kleine Bomblets streuen, die billig in großer Menge hergestellt werden; nicht alle Bomblets explodieren im Moment ihres Einsatzes, sondern circa ein Siebtel bleibt – so ähnlich, wie es bei Minen vorkommt – im Zielgebiet liegen. Diese kleinen Bomben können noch jahrelang Menschen und damit immer mehr Zivilisten töten.

Die US-amerikanischen Aktivitäten im Zusammenhang mit Streubomben für die Ukraine sind nicht die ersten ihrer Art: Im Januar dieses Jahres berichtete die taz:

Estland schießt dieser Tage über das Ziel hinaus, und zwar deutlich: Einem Bericht des estnischen Internetportals err.ee zufolge will das baltische Land einer Bitte der Ukraine nachkommen und Kyjiw Streumunition zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich um ‚Ware‘, die in den 90er Jahren in Deutschland hergestellt wurde und die Estland noch auf Lager hat. Ein entsprechendes Ersuchen an Berlin, für die Weitergabe der Munition grünes Licht zu geben, sei bereits ergangen.

In einem Interview mit der ‚Aktuellen Kamera‘, der ältesten Sendung des estnischen Fernsehens, bestätigte Verteidigungsminister Hanno Pevkur die Information. Estland habe beschlossen, der Ukraine Artilleriemunition vom Kaliber 155 mm zu liefern.“

Da endet die Realität der NATO und ihrer Partner, die in den transatlantischen Medien als die guten und die Menschenrechte verteidigenden Kräfte dargestellt werden.

Titelbild: Mike Mareen / Shutterstock

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