Leserbriefe zu „Friedensstadt Osnabrück? Eine Stadt des Westfälischen Friedens feiert das historische Ereignis, aber aktuelle Friedensaktivitäten ruhen“

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In diesem Beitrag hat Christian Reimann das Ruhen der Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Twer durch die Friedensstadt Osnabrück thematisiert. Hinterfragt wird, wer dafür in Osnabrück verantwortlich ist – der Stadtrat, ein Ausschuss oder die Oberbürgermeisterin. Vor dem Hintergrund des 375. Jubiläums des Westfälischen Friedens und des Anspruchs, Friedensstadt sein zu wollen, wird abschließend gefordert: Für Frieden müsse „gerade in schwierigen Zeiten wie heute“ aktiv geworben werden. Die Osnabrücker Stadtvertreter „sollten vorbildlich agieren und permanent Schritte zur Verständigung und Vertrauensbildung unternehmen“. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Reimann,

mit der Logik der Osnabrücker Entscheider und natürlich aller anderen Städte die auch ihre Städtepartnerschaften mit russischen Städten aufgegeben haben oder haben ruhen lassen, dürfte es in Deutschland auch keine Städtepartnerschaften mit den USA geben. Davon habe ich aber bisher noch nichts gehört. Auch hier scheint sich ein Phänomen der heutigen Entscheider- und Journalistengeneration (Siehe auch den Beitrag von Albrecht Müller) zu zeigen welches in der Politik  und in den “unkritischen Medien” immer mehr zum Ausdruck kommt, nämlich das Phänomen der Doppelmoral. Der Zusatz des Schildes in Osnabrück zur Städtepartnerschaft mit der Stadt Twer in Russland zeigt auch auf welche Weise unser Bildungssystem versagt hat, in dem es nun solche Entscheider hervorbringt, die die Grauen eines Krieges nicht selbst erlebt haben und nun bereit sind alles zu zerstören bzw. zerstören zu lassen was die Nachkriegsgeneration für den Frieden erreicht hat. Ein Zitat von Konrad Adenauer beschreibt doch das ganze Dilemma: “Ist es nicht schrecklich, dass der menschlichen Klugheit so enge Grenzen gesetzt sind und der menschlichen Dummheit überhaupt keine?” Insofern muß man Adenauer beipflichten: ja, es ist schrecklich!

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Glahn


2. Leserbrief

375 Jahre WESTFÄLISCHER FRIEDE 1648

Die Stadt Osnabrück hat den Kontakt zu ihrer russischen Partnerstadt wegen des Krieges in der Ukraine abgebrochen – und habe aus der russischen Stadt auch keine Antwort erhalten.

Gott sei dank, muss ich da sagen.

Was wär denn eine passende Antwort darauf, dass Deutschlands Natopartner Ukraine seine russisch sprechende Mehrheit im Donbas seit 8 Jahren bombardiert ?

Was wär eine passende Antwort auf die deutschen Kampfpanzer, die gegen die Russen in der Ukraine schießen ?

Ein Marschflugkörper auf Osnabrück ?
Wäre das eine adäquate Antwort, Frau Bürgermeister?

Auf dass die dem kollektiven Wahnsinn * wieder verfallenen Deutschen zur Vernunft kommen !

G.C.L.

*)
© Rainer Mausfeld, deutscher Kognitionswissenschafter.


3. Leserbrief

Hallo Christian Reimann und an die Nachdenkseiten.
 
Ich möchte mich zum Beitrag “Friedensstadt Osnabrück?” äußern.

Da ich im Landkreis Osnabrück wohne und schon häufig bei den Aktionen der Gruppe “Grundrechte Osnabrück” teilgenommen habe, interessiert es mich natürlich, was politisch in Osnabrück passiert und wie es bewertet wird.

Dem Artikel von Christian Reimann kann ich nur zustimmen und ich habe auch für mich neues erfahren. Die Gruppe “Grundrechte Osnabrück” hat bisher kein Gespräch mit OB Frau Pötter bekommen, sie verweigert sich der Diskussion. Auch ist mir sehr negativ aufgefallen, dass Frau Pötter mitteilte, dass es ihr egal sei, was der Bürgermeister von Twer sagen würde, sie hätte ihre Meinung. Dieses war in der Neuen Osnabrücker Zeitung nachzulesen.

In der Stadt Osnabrück finden sehr viele Veranstaltungen zum Thema 375 Jahre Westfälischer Frieden statt. z.B. eine Nachstellung des Handschlages. Auch mir ist es wie Christian Reimann sehr negativ aufgefallen, dass kein Bezug zum heutigen Konflikt hergestellt wird, sondern dass einseitig Russland die Schuld gegeben wird und dass keine russischen Positionen und Akteure bei den Veranstaltungen willkommen sind. Das ist einer selbsternannten Friedensstadt unwürdig und der Titel “Friedensstadt” wird von “Grundrechte Osnabrück” zu Recht als Marketing Maßnahme aufgefasst.

Interessant war für mich die historische Herleitung der Städtepartnerschaft. Daran darf man die Stadt, die politischen Vertreter und die Medien gerne erinnern!
 
Ihr Beitrag ist in der Gruppe “Grundrechte Osnabrück” positiv wahrgenommen worden!
 
Mit freundlichen Grüßen
Markus Hülsmann


4. Leserbrief

Lieber Herr Reimann,

danke für Ihren Artikel zur einseitig gekappten Städtepartnerschaft zwischen Osnabrück und Twer. Ich habe gerade auf der Website der russischen Stadt nachgesehen: Dort ist über eine “ruhende” Partnerschaft offenbar nichts bekannt. Die Stadt Osnabrück wird weiterhin ganz normal unter den Partnerstädten aufgeführt. Nirgendwo findet sich ein Hinweis auf eine Unterbrechung der Beziehungen.

tver.ru/administration/mezhmunitsipalnoe-sotrudnichestvo/osnabryuk/

Laut einer Meldung vom 28. Februar 2022 sollte ein Vertreter Twers im April 2022 zu einer Lebensmittelausstellung nach Osnabrück reisen und den Twerer Lebkuchen vorstellen. Eine “umgehende” Unterbrechung der Partnerschaft hätte auf diesen Besuch sicherlich Einfluss gehabt und wäre in der Meldung erwähnt worden.

tver.ru/administration/mezhmunitsipalnoe-sotrudnichestvo/news/424532/?sphrase_id=5921789

Eine journalistische Anfrage beim Bürgermeister bzw. der Stadtverwaltung Twers würde sich vermutlich lohnen. ([email protected])

Viele Grüße
Stefan Korinth


5. Leserbrief

375 Jahre (“Westfälischer Frieden von Münster und Osnabrück” – doch Osnabrück (ist heute) kein Atom weiser (z.B. mit dem Abbruch der Partnerschaft mit der Stadt Twer)…
 
[An die Stadtoberen und -historiker von Osnabrück]
 
S. g. D. u. H., es geht nicht um Historie: so wie Dänemark und Schweden sich in den Vernichtungskrieg des römisch-katholischen Kaisers und der Liga [katholischer deutscher Fürsten] gegen den Protestantismus [in Deutschland] einmischten, dann auch Frankreich, so hat sich Russland [2022] zugunsten der diskriminierten russischsprachigen Bevölkerung der Ukraine in den eingefrorenen, aber vom Kiewer Regime wiederbelebten bewaffneten Konflikt im Donbass eingemischt. Das ist also nicht einfach “Russlands Krieg”, sondern ebenso ein “(inner)ukrainischer Krieg”.
 
Kiew fragt so wenig wie damals Kaiser Ferdinand danach, was die Menschen (nun z. B. auf der Krim oder im Osten und Süden der Ukraine) denken und fühlen – und wir hier im Westen genauso wenig!

Aber das Ziehen solcher Parallelen ist ganz und gar unerwuenscht…

Beste Gruesse
Volker Wirth


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