Hier folgt eine satirische und ausgedachte Agenturmeldung: Rechtsextreme Delegitimierer des Staates und sogenannte Medienkritiker versuchen schon wieder einen Skandal beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) zu konstruieren. Aufhänger ist erneut eine Verwechslung bei Straßen-Interviews – so wurde Außenministerin Annalena Baerbock aus Versehen als shoppende Bürgerin im Supermarkt vorgestellt. Experten warnen nun davor, dass russische Trolle und Querdenker anhand von solchen bedauerlichen, aber kaum zu vermeidenden Fehlern ihr trübes Süppchen auf dem Rücken von Journalisten kochen könnten. Der zivilgesellschaftliche „Verband der privaten Konzernmedien“ wiederholte dagegen seine Forderung nach einer Abschaffung des ÖRR. Von Tobias Riegel.
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Nach der kürzlichen Verwechslung einer WDR-Mitarbeiterin mit einer zufälligen Passantin ist der „Tagesschau“ nun ein ähnliches Missgeschick mit Außenministerin Annalena Baerbock (GRÜNE) unterlaufen: Zur Frage, ob die Russlandsanktionen wie erhofft wirken oder ob sie vor allem hierzulande über die Inflation die Lebensmittelpreise treiben, hatte die „Tagesschau“ für die gestrige Sendung Bürger in „Penny“-Märkten interviewt. Dabei wurde aus Versehen auch Baerbock als Passantin befragt – die Außenministerin hatte dort zufällig zur gleichen Zeit ihren alltäglichen Einkauf verrichtet.
Baerbock stellte sich in dem Interview hinter die Sanktionen, schließlich dürfe Putin nicht siegen. Außerdem könne man sich angesichts des großen Ziels eines ruinierten Russlands als doch wohl ziemlich verwöhnter deutscher Konsument beim Einkaufen auch mal zurückhalten. Sie riet, das Positive zu sehen. Mangel könne auch Solidarität erzeugen, so Baerbock: „Rücken Sie zusammen!“
„Saublöder Fehler“
Nun stehen aber Vorwürfe der Manipulation im Raum – weil die „Tagesschau“ Baerbocks politische Rolle angeblich vorsätzlich unterschlagen habe, als diese als einfache Bürgerin beim Einkaufen gezeigt wurde. Ein ARD-Sprecher tritt dem entgegen:
„Glaubt ernsthaft jemand, gestern hätte kein Penny-Kunde die Russland-Sanktionen gut gefunden, so dass wir eine Ministerin als Schauspielerin hätten einsetzen müssen? Passiert ist ein saublöder Fehler.“
Wie die Verwechslung zustande kam, schildert der Sprecher so:
„Frau Baerbock ist zufällig nach ihrer Frühschicht in der Umfrage angesprochen worden. Sie hat dem Reporter, der sie nicht kannte, sinngemäß gesagt: ‘Ich komme gerade von einem Treffen zu GLADIO.’ Wegen Nebengeräuschen im Supermarkt habe der Reporter die Aussage missverstanden als ‘ich habe es in Radio mitgekriegt’.“
Auf die Aufregung in sozialen Netzwerken über diese zufällige Verwechslung reagierte der Sprecher folgendermaßen:
„Es gibt ja – das wissen wir natürlich auch – ich sag mal eine Handvoll, vielleicht auch zwei Handvoll von Accounts, die vor allen Dingen jetzt bei ‚X‘ früher bei Twitter unterwegs waren und ganz konsequent unsere Angebote, die wir erstellen (…), scannen und immer danach suchen, um daraus nach Möglichkeit einen Skandal zu konstruieren.“
Ein trübes Süppchen wird gekocht
Wie die Konstruktion eines solchen Skandals aufgrund von im Journalistenalltag kaum vermeidbaren Fehlern vonstatten geht, konnte man erst vergangene Woche erfahren: In einer Reportage des Heute Journal vom ZDF war Wirtschaftsminister Robert Habeck (GRÜNE) bei einem Installateur von Wärmepumpen versehentlich als ein interessierter Kunde vorgestellt und interviewt worden. Faktenchecker der DPA haben diesen Vorgang aber längst als bedauerliche Verwechslung und eben nicht als vorsätzliche Täuschung eingeordnet. Trotzdem springen immer noch vor allem Rechtsextreme und mutmaßliche russische Bots auf dieses angebliche Beispiel für „Manipulation mit Gebührengeldern“ auf – und das sogar noch, nachdem auch ein bekannter Reichsbürger einen entsprechenden Tweet geteilt hatte.
Ein Sprecher der unabhängigen zivilgesellschaftlichen Initiative „Zentrum Transatlantische Moderne“ sagte dagegen:
„Fehler passieren nun mal. Dagegen ist kein seriöser Journalist gefeit. Darum ist es inakzeptabel, wenn bedauerliche Verwechslungen wie kürzlich mit Baerbock und Habeck als absichtliche Irreführung bezeichnet und dann als Munition für Hass und Hetze genutzt werden. Die Demokraten müssen geschlossen dagegen einstehen, dass rechtsextreme Delegitimierer des Staates und sogenannte ‚Medienkritiker“ ihr trübes Süppchen auf dem Rücken unseres Rundfunks kochen.“
Der „Verband der privaten Konzernmedien“, eine regierungsunabhängige Initiative aus der Zivilgesellschaft, forderte aber angesichts der Vorgänge:
„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss endlich abgeschafft werden – die Gebühren sollten dann je nach Größe auf die privaten Konzernmedien verteilt werden. Wir – die privaten Konzernmedien – sprechen uns in aller Deutlichkeit gegen versuchte Manipulationen durch große Medien und koordinierte Kampagnen aus.“
Hinweis: Dieser Artikel ist ein ausgedachter und nicht ernst gemeinter Satire-Beitrag.
Titelbild: Alexandros Michailidis/Shutterstock
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