Wer solche „Freunde“ hat, braucht keine geopolitischen Gegner mehr: Die belastete US-Politikerin Victoria Nuland wurde zur vorläufigen stellvertretenden US-Außenministerin berufen. Nuland symbolisiert Krieg und Umsturz: Beim Maidan hat sie eine tragende Rolle gespielt, sie steht wie wenige Andere für eine radikale Eskalation gegen Russland, über die Zerstörung von Nord-Stream-2 ist sie „erfreut“. Ihre Beförderung ist ein direkter Affront der US-Regierung gegen die Interessen der Bürger Europas. Ein Kommentar von Tobias Riegel.
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Allerspätestens jetzt müsste es auch für die größten Nostalgiker bezüglich der „deutsch-amerikanischen Freundschaft“ einen Moment der Klarheit geben. Denn die Beförderung der höchst problematischen Politikerin Victoria Nuland zur vorläufigen stellvertretenden Außenministerin der USA ist ein eindeutiges Signal, das (allerspätestens jetzt) einige Realitäten im europäisch/US-amerikanischen Verhältnis überdeutlich machen sollte.
„Antreiberin der Ukraine-Krise“
In einem aktuellen Gastbeitrag bei Telepolis wird Nuland unter dem Titel „Russlandhasserin Nuland steigt zur stellvertretenden US-Außenministerin auf“ treffend als „Antreiberin der Ukraine-Krise“ beschrieben, die nun das Amt der in den Ruhestand tretenden Wendy Sherman übernehme.
So sehr das eine schlechte Nachricht für die Bürger Europas (auch der Ukraine) ist – so gut wird Nuland wahrscheinlich mit jenen Militaristen und Kriegsverlängerern hierzulande zusammenarbeiten können, die bereit sind, die Interessen der USA über jene der Bürger Europas zu stellen.
Einem großen Publikum wurde Nuland bekannt, als sie 2014 in einem geleakten Telefonat die Regierungsbildung in der Ukraine nach dem Maidan-Umsturz mit dem Satz „Fuck The EU“ den US-Interessen unterordnen wollte. Die offizielle Meldung ihrer aktuellen Beförderung findet sich hier.
Nuland „erfreut“ über Terror gegen Nord-Stream
Schon 2021 – mit Abstand zu ihrem Wirken im Zusammenhang mit dem Maidan-Umsturz 2014, der als ein (voraussehbarer) Ursprung des heutigen Ukrainekriegs zu gelten hat, – sollte Nuland politisch rehabilitiert werden. Sie wurde damals zunächst für den Posten als Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten gehandelt. Bereits dagegen hatten über 20 US-Organisationen einen Offenen Brief unterzeichnet, über den Infosperber berichtet hatte. In dem Appell heißt es:
„Nuland spielte eine Schlüsselrolle bei der Ermöglichung eines Putsches in der Ukraine, der einen Bürgerkrieg auslöste, der bisher mehr als 10’000 Menschenleben kostete und über eine Million Menschen vertrieb. Sie spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Bewaffnung der Ukraine. Sie befürwortet radikal erhöhte Militärausgaben, die Erweiterung der NATO, propagiert Feindseligkeit gegenüber Russland und Bemühungen, die russische Regierung zu stürzen.“
Kürzlich fiel Nuland damit auf, dass sie (inzwischen im Amt als Unterstaatssekretärin) unverhohlen ihre Freude über einen Terroranschlag gegen eine nach Deutschland führende Pipeline äußerte, wie die NachDenkSeiten in diesem Artikel berichtet haben:
„Senator Cruz, wie Sie bin auch ich – und ich denke, auch die Regierung – sehr erfreut darüber, dass Nord Stream 2 nun, wie Sie sagen, ein Haufen Metall auf dem Meeresgrund ist.“
Die aktuelle Beförderung Nulands ist ein deutliches Zeichen der politischen Härte gegenüber den Interessen der EU-Bürger. Ihre Berufung ist ein gefährliches Vorzeichen für eine weitere unverantwortliche Zuspitzung beim Ukrainekrieg.
Nuland und die deutschen Medien, Biden und die Kriegstreiber
Die Personalie Nuland wirft zusätzliches Licht auf die problematische Mannschaft von US-Präsident Joe Biden. Das US-Medium The Grayzone hat schon 2020 zu Bidens Übergangsteam geschrieben, es bestehe „aus Kriegsprofiteuren und Unternehmensberatern“. Telepolis hatte hier beschrieben, wie „Joe Bidens Mitarbeiter von der Rüstungsindustrie gesteuert“ würden und dass „ein Drittel des Teams für das Verteidigungsministerium mit Kontakten zu Waffenkonzernen und Lobbygruppen“ auffalle. Monitor hatte angesichts des „Netzwerks von Joe Biden“ geurteilt, dass es eine „Rückkehr der US-Falken“ bedeute. Angesichts dieses Personals und der aktuellen Außenpolitik der USA durch die US-Demokraten ist die Darstellung, dass die regierenden US-Demokraten dem Ex-Präsident Donald Trump politisch-moralisch überlegen wären, nur schwer haltbar.
In einem Beitrag des ZDF wurde kürzlich das Scheitern der Besetzung eines EU-Postens mit einer mutmaßlichen US-Lobbyistin als „Posse“ abgetan: Die Ablehnung von Fiona Scott Morton als Chefökonomin der Generaldirektion Wettbewerb in der EU diffamiert der Sender als Folge eines „Nationalismus der Europäer“ oder gar des „Anti-Amerikanismus der Franzosen“.
Über die Beförderung Nulands erfährt der deutsche Medienkonsument dagegen nur mit Mühe: Laut Google-News haben sich bislang keine großen deutschen Medien mit dem aktuellen Vorgang befasst. Auch die Suche bei Tagesschau oder beim Heute Journal zeigt keine aktuellen Beiträge zum Vorgang (Stand: Mittwoch, 12 Uhr). Vielleicht möchte man die „amerikanischen Freunde“ nicht in ein schlechtes Licht rücken, indem man die personellen Realitäten innerhalb der US-Regierung allzu genau betrachtet.
Titelbild: Screenshot – Twitter