Leserbriefe zu „Über die unentwegte Pflege des Hasses zwischen den Völkern (Fortsetzung)“

Ein Artikel von:

Albrecht Müller geht in seinem Artikel weiterhin der Frage nach, wie verantwortungslos in Medien und Politik Volksverhetzung gegen Russland angesichts der leidvollen gemeinsamen Geschichte betrieben wird. Er befürchtet, dass dies der Kriegsvorbereitung dient. Die Leserbriefsammlung hat Ala Goldbrunner für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Sie im Kontext der Frage “Wo kommt der Hass auf die Russen her?” auf ein Buch aufmerksam machen, dass sich mit diesem Thema sehr profund beschäftigt. Das Buch heißt “Creating Russophobia” von Guy Mettan, 2017 in der Clarity Press erschienen (zumindest meine Ausgabe, das Original ist glaube ich 2015 auf Französisch erschienen, von einer deutschen Übersetzung ist mir nichts bekannt).

Im Buch sind auch historische, länderspezifische Kapitel enthalten sowie eine Beschreibung der entsprechenden kognitiven Manipulationen. Ich kann zum Inhalt noch kein abschließendes Urteil fällen, da ich erst mit der Lektüre begonnen habe, aber bedenkenswert erscheint es mir allemal.

Weiter so.

Rudolf Aichner


2. Leserbrief

Hallo Herr Müller und Nachdenkseiten-Redaktion,

Ich bin Jahrgang 1955 und habe seit vielen Jahren ein Augenmerk auf die Berichterstattung über Russland. Bis 1945 war die Einstellung der Deutschen stark rassistisch geprägt (Untermensch), nach 1945 überwog bei Weitem der Antikommunismus. In den Jahren nach dem Zerfall der UdSSR fand ein Wandel statt, der erstmal nicht durch negative Berichterstattung gestört wurde. Wir erinnern uns, Putin, noch ein Nobody, wurde Anfangs bei uns bejubelt, wobei gleichzeitig seine ausgestreckte Hand, wie schon bei Gorbatschow, wiederholt ignoriert oder ausgeschlagen wurde. Erst, als er den Niedergang des Landes stoppte u. sogar rückgängig machte, setzte umgehend eine durchweg negative Berichterstattung ein.

Interessanterweise hinkte die öffentliche Meinung über die Russen bis vor kurzem weit hinter dieser negativ-Propaganda her, was ich selbst mit Verwunderung -und auch Stolz- beobachtete, u. im Westen war die Meinung der Deutschen Anlass für große Sorge.

Ich fragte mich, wie lange die Öffentlichkeit dem Propagandabeschuss standhalten würde, aber Umfrage für Umfrage erbrachte immer wieder eine 50+%ige Mehrheit für gute Beziehungen zu Russland. Paradebeispiel war die Nordstream-Pipeline.

Ich habe mir keine Notizen gemacht u. krame in meiner Erinnerung. Für mich wirklich augenfällig wurde der Schwenk in der Berichterstattung in den Jahren der Bauarbeiten vor Sotschi 2014, an denen man kein gutes Haar ließ; der Dopingskandal war das hochwillkommene Sahnehäubchen.

Dieser Schwenk war für mich so augenfällig, dass ich in meinen Rundmails an meinen Freundeskreis zum Jahresende mit Sorge auf die zunehmende Propaganda gegen Russland verwies.

Es ging dann ungebrochen weiter mit der Krim/Ukraine und, ab 2015, Syrien. Es grenzte oft ans Lächerliche, welche Probleme in der Welt man mit den Russen in Verbindung brachte. Nichts desto trotz blieben die Umfragewerte in Deutschland erstaunlich stabil – sie kippten erst mit dem Ukrainekrieg.

Im Laufe dieser Jahre war ich über das Russland-Bashing so alarmiert, dass ich noch das eine o. andere Mal sehr besorgt in einer Rundmail an meinen Freundeskreis darauf hinwies. Ich war sehr verärgert, dass die zunehmende Hetze nur wenigen auffiel, auch bei den Nachdenkseiten ging man wenig darauf ein, wenn ich mich recht erinnere. Besonders ärgerte mich meine Abozeitung seit über 20 Jahren, Der Freitag, wo das auch nicht thematisiert wurde. Als man dort meinte, beim Bashing sogar mitmachen zu müssen, schaute ich mir das 2-3 mal an und habe sie vor 2 Jahren schweren Herzens gekündigt.

Ich behaupte, erst mit dem Ukrainekrieg hat man es geschafft, die relativ positive Einstellung der Deutschen zu brechen.

Den Russenhass hat es bei vielen Deutschen sicherlich über all die Jahre gegeben, aber man kann nicht übersehen, dass er -zumindest für gute 20 Jahre- keine Mehrheit hatte.

Mit freundlichen Grüßen
Rony B. Liebheit


3. Leserbrief

Hallo Herr Müller,

was genau als Genozid bezeichnet werden kann ist zuweilen strittig, wie z. B. das mit der Türkei und den Armeniern (zumindest seitens der Türkei). Unstrittig ist aber, dass das, was wir, die Deutschen, im “Dritten Reich”, ebenso wie der Yankee mit der Ausrottung der indigenen Bevölkerung – als “Indianer” bezeichnet – in Nordamerika angerichtet haben, “Genozid” war. Und mir geht es so wie Ihnen wenn ich im Regierungsfunk die Unterstellung “Genozid” in Zusammenhang mit dem Ukrainekonflikt höre – ich bin entsetzt!

Und die Frage ob wir es hier mit “Volksverhetzung”, StGB § 130, zu tun haben, wie z. B. auch bei den Hetzkampagnen im ÖRR gegen Impfverweigerer (s. z. B. Sarah Bosetti mit dem überflüssigen Blinddarm des Volkskörpers im ZDF), scheint berechtigt. Daß diesbezüglich aber im Lande nichts geahndet wird, beruht wohl darauf, daß die Staatsanwaltschaften in D weisungsgebunden sind, was nach persönlicher Auffassung darauf hinweist, daß die BRD im Grunde weder de facto noch de jure ein wirklicher Rechtsstaat ist. Die aktuell als “Ampel” bezeichnete Regierung tut ja auch wirklich alles, um diese bittere Erkenntnis zu erhärten.

Beste Grüße
H. Wohler


4. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

zum o.g. Thema fand ich diesen Beitrag: multipolar-magazin.de/artikel/die-langen-linien-der-russophobie

Sicher kennen Sie ihn schon; er ist bei Multipolar im April erschienen.

Vielleicht habe ich es übersehen, aber falls Sie auf diesen Artikel noch nicht hingewiesen haben, bitte ich Sie zu erwägen, es noch zu tun, weil er doch gerade sehr gut zu der jetzt von Ihnen (dankenswerterweise) in den Vordergrund gestellten Thematik passt.

Herzliche Grüße und alles Liebe und Gute für Ihre so wichtige und gute Arbeit,

Adelheid Patzlaff


5. Leserbrief

Woher der Hass kommt ?

Der Hass auf DIE Russen ? Der Hass auf DIE Franzosen ? Auf DIE Deutschen ? Auf DIE Juden ?

Die Plakate [das Doppelplakat stammt vom Grafiker Klaus Staeck ! ] erzeug(t)en

ihn ja nicht !

Der politische Hass wird oft produziert, weil z.B. die Herrschaft einen Feind braucht und so wurden die Untertanen gelehrt, den Feind zu hassen, …oder es wird gehasst, weil es tatsächlich einen Feind gab.

Warum hassen die Türken die Griechen? Warum die Griechen die Deutschen ?

Im griechischen Urlaub wurden wir als deutsch Sprechende so lang scheel beäugt, bis klar war, dass wir keine Deutschen, sondern Österreicher sind. Dann wurden

wir freundschaftlich empfangen.

DIE Griechen haben die Gräuel der deutschen Besatzer im II. Weltkrieg nicht

vergessen.

Mit der massenmedialen Propaganda und den Methoden der Kognitionspsychologie kann heute jede Hysterie, jeder Hass erzeugt werden. Der Große Bruder hat mächtig dazugelernt.

Wichtigster Schritt dagegen: das herrschende Vokabular vermeiden und demaskieren. Kritisch bleiben ! Alles hinterfragen !

G.C.L.

Antwort Albrecht Müller:

Danke vielmals, lieber Herr L. für Ihre guten Anmerkungen.

Nur als Fußnote will ich anmerken: als ich mit einem Freund im Jahre 1961 fünf Wochen lang durch Griechenland trampte, haben wir nur einmal Feindseligkeit zu spüren bekommen. Beim Wandern über den Peloponnes warf eine Bäuerin Steine hinter uns her. Ansonsten Freundlichkeit und Gastfreundlichkeit – nur 15 Jahre nach einem schrecklichen Krieg der Deutschen gegen die Griechen. Das hat uns sehr erstaunt.

Dass Sie es jetzt anders erlebt haben, hat vermutlich auch etwas damit zu tun, dass wir Deutschen mit den Griechen in den letzten 20 Jahren bei währungspolitischen Auseinandersetzungen nicht gerade freundschaftlich waren.

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Müller


6. Leserbrief

Liebes NDS-Team!

Die interessanten Leserbriefe zum Thema Russen Hass beschreiben richtig viele historische Anlässe.

Ein Gedanke scheint mir bislang zu kurz gekommen zu sein. Nämlich die tiefe Demütigung der Deutschen Seele, als „Herrenvolk”, so die Propaganda, von den “minderwertigen” slavischen Völkern der Sowjetunion im 2. Weltkrieg vernichtend geschlagen worden zu sein. Dieses (vermutete) Trauma ist bis heute nicht wirklich aufgearbeitet worden, auch wenn Richard von Weizäcker als Bundespräsident seinerzeit von Befreiung 

statt Niederlage gesprochen hat.

Nun bietet der Krieg die Gelegenheit, diese Schmach mit einem siegreichen Krieg gegen das verhasste Russland auszubügeln.

Ein Gedanke, mit dem sich vermutlich schon Historiker beschäftigt haben. 

Viele Grüße

G. Rudat


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie haben da ja wieder eine perfekte Propagandageschichte gefunden, mit der man wunderbar erklären bzw. lernen kann, wie Krieg funktioniert (nämlich nicht ohne die Medien). Da geht es also um die 14-jährige Katya, die von ihrer Mutter abgeholt worden sein soll, und zwar von der südöstlich gelegenen Krim, indem diese von einer Hilfsorganisation in nordwestlicher Richtung das Land verlassen hat und ins nördlich gelegene Weißrussland gefahren ist, um von dort aus nach Russland zu kommen…

Da ist also eine Frau mit Kind und dann lächeln die auch noch so glücklich, dann muss es ja stimmen, man fragt sich direkt: Können diese Augen lügen?

Spaß beiseite, es ist natürlich fürchterlich, was da passiert. Ob ein Kind von den Eltern getrennt wird oder der Mann vor den Augen seiner Frau entführt oder eingezogen wird, das sind alles Tragödien, zu denen es nie kommen dürfte und ich sage: Ohne die koordinierte Medienunterstützung wäre es auch nicht dazu gekommen. Denn solche Geschichten haben genau einen Zweck, nämlich die Unterstützung für den Krieg durch den Westen zu fördern (zu verhindern, dass sich das westliche Publikum gegen die Kriegsbeteiligung stellt). Ein realistisches Bild des Alltags bekommt man so nicht, dazu sind derartige Geschichten nicht gedacht.

Nehmen wir doch einmal für einen Moment an, dass die Geschichte tatsächlich im Kern stimmt. Die Stadt Cherson war, soweit ich weiß, tatsächlich für kurze Zeit unter russischer Kontrolle. Vielleicht haben dann einige der Bewohner das Angebot bekommen, kostenlos auf die Krim zu fahren, um sich zu erholen – schließlich sind solche Reisen sehr beliebt und früher soll es dafür sogar staatliche Hilfszahlungen gegeben haben, habe ich mir sagen lassen. Und als die russischen Truppen Cherson verlassen haben, haben die russischen Behörden mglw. nicht miteinander gesprochen, um die Urlauber rechtzeitig zurückzuschicken. Nachdem Cherson dann aus westlicher Sicht “befreit”, aus russischer Sicht “besetzt” wurde, war diese Heimatstadt für die Urlauber also plötzlich feindliches Gebiet, dessen Behörden ja jede Reise auf die Krim unter Strafe stellen.

Was wäre wohl passiert, wenn die Urlauber ins “westlich besetzte” Cherson zurückgefahren wären? Ja, vermutlich wäre es ihnen so ähnlich ergangen, wie den Bewohnern, die willkürlich als Sympathisanten oder pro-russisch identifiziert worden wären, sie wären verschunden worden. So, wie es traurigerweise in vielen Gebieten der Ostukraine seit 2014 passiert, denn westliche Geheimdienste haben jahrelang die radikalsten Elemente, die sie finden konnten, an die Spitzen der Behörden befördert und noch weiter radikalisiert – etwa so, wie in fast jedem anderen amerikanischen oder angelsächsischen Stellvertreterkrieg der letzten hundert Jahre. Solche Extremisten haben schon in den ersten 8 Kriegsjahren grauenvolle Verbrechen begangen und da sie von unseren westlichen Medien dabei gedeckt und geschützt werden, wissen viele nichts davon. Es ist auch davon auszugehen, dass die Opfer auch nichts von der westlichen Unterstützung abbekommen, wenn sie noch leben – außer wenn man solche Gefangennahmen und weiteres als Ergebnis der westlichen Unterstützung betrachtet.

In der Ostukraine, die von ukrainischen Truppen beschossen wird, seitdem sie 2014 von der CIA dazu motiviert wurde (“ATO”, schon damals hat man die Wasserversorgung dorthin gekappt), wurden und werden immer wieder Kinder von ihren Eltern getrennt, indem jemand auf eine der vielen ukrainischen Minen tritt oder von einer ukrainischen Rakete getroffen wird. Nur wird daraus keine Hollywood-Geschichte gemacht, wie in diesem Fall. Es könnte beim westlichen Publikum Zweifel auslösen, wen man da bewaffnet und unterstützt.

Zitat:

Zwei Tage zuvor zogen Mutter und Tochter ihre Koffer bei Mokrany über die ukrainisch-belarusische Grenze.

Dieser Grenzübergang ist übrigens geschlossen, aber wahrscheinlich gelten für solche Transporte besondere Regeln.

Das Mädchen tut mir Leid. Sie hat schon mit 14 ein Piercing und raucht, hatte also offenbar eine schlechte Kindheit und wird nun für westliche Kriegspropaganda missbraucht.
Erinnern Sie sich noch an die 7-jährige Bana Alabed, die durch die Medien geisterte, als der Westen für den Syrienkrieg begeistert werden musste? (Syrien ist übrigens immer noch amerikanisch besetzt und hat Schwierigkeiten, an seine eigenen Rohstoffe zu kommen.)

Bana Alabed (7) auf Twitter:

twitter.com/UN/status/916695639072808962

Dear world, it’s better to start 3rd world war instead of letting Russia & Assad commit #HolocaustAleppo

twitter.com/victorunelleri/status/916815688286855169

Mit Unterstützung von der PR-Firma “The Blair Partnership”.

Weiteres Beispiel: 2014 haben die amerikanischen Geheimdienste noch mehr Geld in Medienkampagnen gesteckt, um ihre Terroristen, welche die staatlichen Strukturen zerstört und unterlaufen haben, nicht als solche dastehen zu lassen. Dazu gab es ein bekanntes Youtube-Video “I am Ukrainian” von Yulia Marushevska, die für den naiven Zuschauer eine ganz gewöhnliche Durchschnitts-Ukrainerin darstellen sollte (natürlich auf Englisch, aus den USA):
worldaffairs.org/event-calendar/speaker-directory/yulia-marushevska

Mit freundlichen Grüßen
P.S.


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

was an Russenhass möglich ist, kann man sehr gut bei den Diskussionsbeiträgen des Spiegel nachlesen. Obwohl der Kommentarbereich durch ein Moderations-Team überwacht wird, sind Lesermeinungen wie folgende möglich und werden nicht gelöscht:

Zum Spiegel Artikel

»Notfall« auf Krimbrücke – Berichte über Explosionen und Tote

vom 17.07.2023 08:00 Uhr

Veröffentlich wurde:

Mit freundlichen Grüßen
Lutz Mager


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