Am 16. Juli sollte die Veranstaltung „Frieden in planetaren Grenzen – gemeinsame Sicherheit heute“ im Mainzer Haus der Kulturen stattfinden. Träger des Veranstaltungsorts sind die Malteser, Veranstalter ist die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative „Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ e. V. (NatWiss). Die Veranstaltung, an der unter anderem Ulrike Guérot und Gabriele Krone-Schmalz teilnehmen, wurde nun auf Basis eines infamen Schreibens abgesagt. Sie findet jetzt in Wiesbaden statt. Malte Albrecht, der Vorsitzende von NatWiss, nimmt zu dem Vorfall und dem Verhalten des Veranstaltungsmanagements in einem NachDenkSeiten-Interview Stellung. „Fest steht“, so Albrecht, „dass sich die Malteser dem Druck hinter verschlossenen Türen gebeugt haben, eine vollständig transparente und offene Veranstaltung zu verhindern“. Von Marcus Klöckner.
Hintergrundinformation: In einem Schreiben, gezeichnet von Julian Lankes vom Veranstaltungsmanagement (MW Malteser Werke gemeinnützige GmbH), wurden schwere Geschütze gegen die Veranstalter und die Veranstaltung aufgefahren. Der von NatWiss organisierten Veranstaltung wird wörtlich unterstellt, „pro-russische Propaganda, Verschwörungsmythen und Halbwahrheiten“ zu verbreiten. Außerdem solle sich NatWiss auf sozialen Kanälen nicht klar „zu antidemokratischen, antisemitischen und postfaktischen Tendenzen“ distanziert haben. Dies sei „als unvereinbar mit dem Wertekompass des Hauses der Kulturen und der MW Malteser Werke gGmbH anzusehen“. Von einem „klaren Bruch unserer Hausordnung“ ist die Rede.
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Herr Albrecht, am 16. Juli sollte eine von NatWiss initiierte Veranstaltung unter anderem mit Ulrike Guérot und Gabriele Krone-Schmalz im Mainzer Haus der Kulturen stattfinden. Nun kam es anders. Was ist passiert?
Malte Albrecht: Wir haben am 20. Juni einen Anruf erhalten vom Leiter des Hauses der Kulturen in Mainz, das von den Maltesern betrieben wird. In diesem Telefonat wurde uns die Kündigung des Vertrags mitgeteilt. Wir haben dann eine schriftliche Begründung erbeten.
Was genau sind die Gründe für die Absage?
In der schriftlichen Begründung wird unterstellt, dass mit unserer Veranstaltung pro-russische Propaganda, Verschwörungsmythen und Halbwahrheiten verbreiten würden. Diese Annahme wird mit den beiden Referentinnen begründet.
Können Sie die Gründe nachvollziehen?
Nein. Wir haben zu jedem Zeitpunkt größtmögliche Transparenz hergestellt. Die Referierenden und Vortragsthemen haben wir von Anfang an im persönlichen Gespräch genannt. Auch auf die zu erwartenden Einschüchterungsversuche Einzelner haben wir hingewiesen. Deshalb waren wir erstaunt über die Anschuldigung der Malteser, diese Informationen verschwiegen zu haben.
Ein erhobener Vorwurf lautet, NatWiss habe sich auf sozialen Kanälen nicht von „antidemokratischen, antisemitischen und postfaktischen Tendenzen“ distanziert. Was sagen Sie dazu?
Warum sollten wir uns von etwas distanzieren, was wir nicht vertreten? Der Vorwurf ist der billige Versuch, den Verein zu einem Bekenntnis zu zwingen, es geht dabei nicht um die Sache. Das Ringen um die beste Lösung von gesellschaftlichen Problemen auf der Basis von Wissenschaftlichkeit ist die Gründungsaufgabe von NatWiss, wie sie im Mainzer Appell von 1983 formuliert wurde. Die Arbeit von NatWiss gibt damit beredtes Zeugnis unseres Engagements gegen die genannten Tendenzen. Die von den Maltesern vertretene gesinnungsethische Bekenntnispolitik ist zwar en vogue, sie ist aber wissenschaftsfeindlich und autoritär.
Von wem kam denn die Absage? Von den Maltesern direkt?
Die schriftliche Begründung der einseitigen Vertragskündigung kam vom Veranstaltungsmanagement des Hauses der Kulturen, das von den Maltesern betrieben wird.
Wie erklären Sie sich das Verhalten vonseiten der Malteser in Mainz?
Darüber lässt sich nur spekulieren. Im Unterschied zu uns, haben die Malteser ihre Beweggründe nicht transparent gemacht. Wir wissen, dass in den digitalen Netzwerken von den üblichen Verdächtigen Stimmung gegen die Veranstaltung gemacht wird. Fest steht, dass sich die Malteser dem Druck hinter verschlossenen Türen gebeugt haben, eine vollständig transparente und offene Veranstaltung zu verhindern.
Die Veranstaltung findet jetzt aber an einem Ort statt, oder?
Wir hatten großes Glück, in der Kürze der Zeit eine alternative Räumlichkeit zu finden. Das Startimer Oldtimer-Museum in Mainz-Kastell auf der anderen Rheinseite hat sich dankenswerter Weise bereit erklärt, die Diskussionsrunde zu ermöglichen. Leider sind wir dort auf 200 Plätze begrenzt. Die Anmeldungen übersteigen bereits jetzt bei Weitem die verfügbaren Plätze.
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Neuer Veranstaltungsort (16. Juli):
Startimer Oldtimer-Museum
Ludwig-Wolker-Straße 2a, 55252 Mainz-Kastel (Wiesbaden)