Leserbriefe zu „Auf ins Heizchaos! Ampel verschlimmbessert Heizungsgesetz“
Jens Berger thematisiert hier den „Durchbruch beim geplanten Gebäudeenergiegesetz“, das noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll. Fest stehe eins: „Es wird teuer. Sehr teuer.“ Als eines der dümmsten politischen Schlagworte in die Jahreschronik eingehen könnte der Begriff „Klima-Geschwindigkeitsbonus“. Gemeint sei damit eine Sonderzulage, die all diejenigen in Anspruch nehmen könnten, die von ihrer alten Heizung früher als gesetzlich vorgeschrieben auf eine Wärmepumpe umsteigen würden. Offenbar gehe es um einen „Feldzug gegen das Gas“. Die auch beschlossene „Technologieoffenheit“ könne „bei zahlreichen Haushalten zu sehr teuren Fehlentscheidungen führen“. Wir danken für die interessanten E-Mails. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Hallo,
was ich auch sehr irritierend finde, ist das man den Leuten, die noch fossile Heizungen haben, über Preissteigerungen den finanziellen Spielraum nimmt um was neues anzuschaffen. Was soll denn passieren, wenn bis zum Zeitpunkt der Zwangsumstellung Häuser noch nicht umgestellt sind? Eine Geldstrafe? Damit es noch länger dauert bis sich was ändert? Oder das Haus abreissen? Bei der aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt auch ein Witz. Verkaufen kann man so ein Haus auch kaum noch, da durch die hohen Investitionen die Preise in den Keller gehen, wenn man überhaupt noch jemanden findet, der das Haus kaufen will.
Vielleicht sollte man jedem, der dadurch in finanzielle Probleme gerät einen Platz im Bundestag als Abgeordneter zuweisen. 6 Monate sollten reichen um sich ne neue Heizung kaufen zu können. Wobei das immer noch nicht das Problem der Verfügbarkeit lösen wird.
Diese Leute wurden gewählt, unsere Probleme zu lösen und nicht um alles kaputt zu machen.
Mfg
AZF
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
viel einfacher wäre es mit der Lüge von dem menschengemachten Klimawandel aufzuräumen.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Wegen der Klimaänderung wurde ein Alpenpass in der Schweiz in der Höhe von ca. 2700m eisfrei. Und als die Menschen dorthin kamen, entdeckten sie zu ihrem Erstaunen die Reste einer Römerstraße. Denn in der Römerzeit waren die Durchschnittstemperaturen in Europa ca. 2° bis 3° höher als heute. Und als Hannibal mit seinen Elefanten im Winter über die Alpen zog, möglicherweise den Mont Cenis, brauchten die Elefanten nicht durch Eis und Schnee zu pflügen, denn das gab es dmals nicht, die Alpen waren eisfrei.
Und dieser Klimawandel funktionierte ganz ohne Autos und Industrie!
MfG
GN
3. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
Gratulation zu Ihrem wie gewohnt vortrefflichen Artikel („Auf ins Heizchaos“).
Dennoch erlaube ich mir einen Hinweis: das vorhandene Erdgasnetz in Deutschland kann NICHT einfach für die Versorgung von Haushalten mit „Grünem Wasserstoff“ genutzt werden.
Begründung: Wasserstoff ist extrem leicht (das leichteste Element im Universum überhaupt). Das bedeutet, dass 22,4l Erdgas, also 1 Mol, (bei Normaldruck/Temperatur) eine Masse von 16g hat. Das selbe Volumen Wasserstoff (ebenfalls 1 Mol) wiegt aber nur 2g.
Der Brennwert von Wasserstoff ist deshalb mit 3,54 kWh/m³ sehr viel geringer als der von Erdgas (10…13,1 kWh/m³)!
Ein bestimmtes Volumen (und Gasleitungen transportieren nun mal Volumina, nicht Massen!) Wasserstoff hat also nur 1/3 des Brennwertes von dem selben Volumen Erdgas, sprich was im Haushalt ankäme, wäre 3 mal weniger Energie. Das reicht niemals.
Wer also ernsthaft das völlig absurde Ziel des „Heizens mit Wasserstoff“ (absurd wegen der enormen Gestehungskosten für Wasserstoff) verfolgt, wird um ein völlig neues, 3 mal leistungsfähigeres Leitungsnetz nicht herumkommen. Und so etwas kann nur erwägen, wer am Gymnasium Chemie und Physik abgewählt hat.
Mit freundlichen Grüßen,
André Karutz (Chemiker)
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger, die Senkung der Strompreise wäre auch eine Rettung für Häuser, die nicht für den Ausbau mit einer Wärmepumpe geeignet sind, denn für schlecht gedämmte Häuser ist der Wirkungsgrad der Wärmepumpe so schlecht, dass man wohl auch gleich mit Strom heizen kann. Da das Problem regenerativer Energien die Speicherung ist, könnte man hier über Heizkörper mit Wärmespeichern nachdenken, ähnlich dem Kachelofen aus früheren Zeiten. Strom ist zudem eine Form der Fernwärme und scheint mir deshalb für den Heizungsausbau lohnenswerter zu sein als sämtliche Straßen einer Stadt aufzureißen, um Fernwärmerohre zu verlegen. Verbindet man das mit lohnenswerten Konditionen für private Solardächer ließe sich auch das Problem der Stromversorgung und Durchleitung entschärfen, ohne immer mehr Grünflächen mit Windrädern und Solarflächen zustellen zu müssen. Das man solche naheliegenden Lösungen nicht in Betracht zieht, lässt sich wohl am einfachsten mit dem Einfluss von Lobbyismus erklären.
Viele Grüße S.Thomas
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
In Ihrem Artikel “Auf ins Heizchaos! Ampel verschlimmbessert Heizungsgesetz” schreiben Sie:
Es ist völlig illusorisch, die Fernwärmeversorgung für ländliche Gebiete als Alternative zur jetzigen Gasheizung auch nur in Betracht zu ziehen. Dort wo es weder Industriebetriebe, die Wärme erzeugen, oder passende Kraftwerke gibt, wird es auch keine Fernwärmeversorgung geben können.
Dieser Satz wird durch zahlreich Bioenergiedörfer widerlegt.
herzlichst
Hajo Zeller
6. Leserbrief
“Es gäbe ja eine Alternative, die Klimaschutz, Wärmepumpe und Klimaneutralität mit den sozioökonomischen Fragen in Einklang bringt. Man fördere den Ausbau regenerativer Energien und ändere die Strompreis-Mechanismen in der Form, dass nicht die teuren Gaskraftwerke, sondern die preiswerten regenerativen Energien den Strompreis setzen. Dann wäre Strom auch als Heizenergie für Wärmepumpen preiswert; preiswerter als Erdgas und preiswerter als Wasserstoff.”
Hallo Herr Berger,
wenn das mal so einfach wäre – aufgrund des europäischen Verbundnetzes (50-Hertz-Wechselstrom-Spannung) müssen sie mindestens 25 Prozent der Gesamtstromerzeugung mittels der großen Synchronmaschinen der zumeist fossilen Großkraftwerke erzeugen, sonst gibt es gar kein Netz, in das man regenerativ erzeugten Strom einspeisen kann. Heißt, mit dem Ausbau der Erneuerbaren müssen sie ebenfalls fossile Kraftwerke, bzw. AKW zubauen. Oder die wasserstofffähigen Gaskraftwerke – es soll aber weltweit nur drei Firmen geben, die die bauen können. Ich bin gespannt, wann die in Deutschland anfangen.
Beim “Grünen Wasserstoff” werden ohne Ende Potemkinsche Dörfer gebaut. (in jedem 2. Satz verlangt man mehr staatliche Fördermittel). Aus einem Liter (gereinigten) Wassers kann 111 Gramm Wasserstoff und 889 Gramm Sauerstoff (als Abfall?) gewinnen. Woher kommt das ganze Wasser? (Allein für die jährlich 720.000 Tonnen Wasserstoff für Thyssenkrupp benötigt man rund 16 Mrd. Liter Wasser). Zwei, drei Sommertage in Deutschland und schon geht das Gejammer um die anhaltende Dürre und die Wasserknappheit los. Um ein Kilo Wasserstoff zu erzeugen, benötigt man 53 kw/h Strom. Dieser hat dann eine Leistung von 33 kw/h. Wasserstoff hat etwa ein Drittel der Heizleistung von Erdgas. Die Pumpen müssen dann das 4-fache leisten, um den Wasserstoff durch die Pipelines zu pumpen. Wasserstoff ist ein Leichtgewicht – ein Kubikmeter wiegt 90 Gramm. Bei einem Transport über weite Strecken per Schiff, hat man enorme Probleme. usw. usf…..
Viele Grüße
Michael Wrazidlo
7. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
o.g. Artikel habe ich mit Interesse gelesen, weil ich selbst vor der Frage stehe: Wärmepumpe – Fernwärme, oder was?
Sie berichten natürlich über den aktuellen Stand in der Gesetzgebung. Ich kenne den aktuellen Entwurf leider noch nicht.
Leider kommt bei Ihnen Biogas/BioMethan nur am Rande vor.
“Wird die Erdgasversorgung am konkreten Standort durch Zugabe von Biomethan auch längerfristig gesichert sein, was wird das kosten und kann meine Heizung das überhaupt verarbeiten?”
BioMethan ist die ideale Alternative zu Erdgas (ich bin Sprecher des Arbeitskreises Gaseinspeisung im Fachverband Biogas, d.h. ich kenne mich damit aus):
- es kommt über dieselbe Leitung
- die brenntechnischen Eigenschaften sind vollständig kompatibel zu Erdgas (seit 2021 ist BioMethan ein Grundgas in Gasnetzen der 2. Gasfamilie → siehe DVGW G 260), d.h. JA, Ihre Heizung kann BioMethan verarbeiten!
- Auch Wasserstoff kann methanisiert werden und ist dann genauso kompatibel.
Das Problem: es gibt noch zu wenig davon. Das hat Gründe: der Ausbau der Biogastechnologie wird seit 2012 durch die Bundespolitik massiv behindert. Potentiale für eine Verdopplung der Anlagenzahl (bei gleicher mittlerer Leistung wie heute) ist gegeben. Allein die tierischen Exkremente werden heute nur zu 20 … 25 % in Biogasanlagen vergoren. Aber auch die Ausweitung der Anbaubiomasse (z.B. auf den neuerdings wieder einer Zwangsstilllegung der EU unterworfenen landwirtschaftlichen Flächen) ist möglich, OHNE die Produktion von Nahrungs- und Futtermittel zu beeinträchtigen.
Auch zur Fern- (Nah-) wärme muss ich Sie korrigieren:
“Es ist völlig illusorisch, die Fernwärmeversorgung für ländliche Gebiete als Alternative zur jetzigen Gasheizung auch nur in Betracht zu ziehen. Dort wo es weder Industriebetriebe, die Wärme erzeugen, oder passende Kraftwerke gibt, wird es auch keine Fernwärmeversorgung geben können.”
Es gibt in D meines Wissens bereits ca. 900 Bioenergiedörfer, die die Wärmeversorgung komplett auf erneuerbare Energie umgestellt haben. Meist steht im Mittelpunkt eine Biogasanlage, die Wärme aus der Stromproduktion in das Netz einspeist. Dazu gibt es eine Reihe von Spitzenlasttechniken auf Basis Holz, Pflanzenöl oder Biodiesel und Wärmespeicher = alles erneuerbar.
Richtig ist natürlich, dass sich Wärmenetze nicht rechnen (nicht die Kosten decken), wenn sich nur jedes 2. oder 3. Haus anschließt. Deshalb sollte es bei Wärmenetzen generell (nicht nur in Dörfern) einen Anschluss- und Benutzungszwang geben, den es bisher nur für die Abwasserentsorgung gibt.
Es wäre übrigens ein Irrsinn, wenn das Gasnetz rückgebaut würde: Das Gasnetz ist DER GROSSE ENERGIESPEICHER, DEN WIR DRINGEND BRAUCHEN, UM DIE VOLATILEN ENERGIEN WIE SONNE UND WIND AUSGLEICHEN ZU KÖNNEN.
Ich selbst heize mein Haus mit einem Erdgasprodukt mit einem Anteil von 30 % Biogas (BioMethan). Gern würde ich diesen Anteil erhöhen, leider finde ich keinen Gashändler, der mir das bietet.
PS: über eine Antwort Ihrerseits würde ich mich freuen. Falls Sie Fragen haben, schreiben Sie mir gern oder rufen mich an.
mit freundlichen Grüßen aus Wilhelmsruh
Lars Klinkmüller
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