Für ein gemeinsames Marinemanöver sind diese Woche russische und chinesische Kriegsschiffe in iranischen Gewässern eingetroffen. Nach Aussagen des iranischen Militärs sind daran Russland mit zwei Zerstörern und einem Versorgungsschiff beteiligt, China mit einem Zerstörer und einem Versorgungsschiff, während der Iran mit seiner Marine und den Revolutionsgarden insgesamt zehn Schiffe stellt. Das Manöver demonstriert die fortschreitende militärische Vernetzung der drei BRICS-Staaten am Persischen Golf. Von Ramon Schack.
Iran, China und Russland sind als Mitglieder der BRICS-Staatengruppe auch in diesem politischen Verbund gemeinsam organisiert, insofern folgt der politischen somit auch eine militärische Kooperation.
An dem Marinemanöver, welches unter dem Titel „Meeresgürtel-Sicherheit 2025“ fungiert, nehmen auch der Oman, Aserbaidschan, Südafrika, Kasachstan, Pakistan, Katar, der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Sri Lanka als Beobachter teil. Als Ziele nannte die iranische Nachrichtenagentur Tasnim „die Stärkung der Sicherheit in der Region und die Ausweitung der multilateralen Zusammenarbeit zwischen den teilnehmenden Staaten“.
Das Pekinger Verteidigungsministerium erklärte, dass bei der Übung unter anderem die Bekämpfung von Zielen auf See, Festnahmen und gemeinsame Rettungsaktionen trainiert würden. Ziel sei es, das Vertrauen zwischen den Armeen der teilnehmenden Länder zu vertiefen, hieß es.
Teheran und Peking bauen Partnerschaft aus
Im März 2021 traf der chinesische Außenminister in Teheran ein und unterzeichnete mit seinem iranischen Amtskollegen Mohammed Dschawad Sarif ein auf 25 Jahre angelegtes Abkommen über die „politische, strategische und wirtschaftliche“ Kooperation beider Länder. Teheran sei der Ansicht, dass das Abkommen „sehr effektiv zur Vertiefung der chinesisch-iranischen Beziehungen“ beitragen könne, sagte der iranische Außenamtssprecher Saeed Khatibzadeh. Dieser diplomatische Schachzug Pekings ist noch bemerkenswerter als die vorangegangenen, da China damit die westliche, unter Führung der USA und Israel betriebene Sanktionierung und Isolierung des Irans durchbricht. Es ist daher auch keine Übertreibung, davon auszugehen, dass Pekings Initiative in Richtung Persischer Golf das Potenzial besitzt, die Machtverhältnisse im Nahen und Mittleren Osten spürbar zu verschieben. Das Kooperationsabkommen ist auf 25 Jahre angelegt, was wieder einmal beweist, dass die chinesische Staatsführung strategisch in historischen Dimensionen zu denken pflegt – eine Eigenschaft, die früher westlichen Staatslenkern eigen war, aber dort inzwischen größtenteils verloren gegangen scheint.
Ein Investitionsvolumen von 400 Milliarden US-Dollar
Die Summen, welche China im Iran zu investieren gedenkt, sind beträchtlich – nämlich um die 400 Milliarden Dollar, wie gut informierte Kreise berichten. Diese Summen sollen beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und der Telekommunikation, im Finanzwesen und in der Informationstechnologie investiert werden. Iran avanciert damit zu einem Land, das ein tragendes Teilstück der chinesischen Neuen Seidenstraße werden kann. Ein Blick auf die Landkarten bestätigt dieses. Irans geographische Lage – zwischen dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf, zwischen Zentralasien und dem Mittleren Osten gelegen, bei einer Fläche von etwa 1,6 Millionen Quadratkilometern, also fünfmal so groß wie die Bundesrepublik, und rund 80 Millionen Einwohnern – stellt geopolitisch bezüglich der globalen Ambitionen der Volksrepublik so etwas wie ein Filetstück dar. Der Rohstoffreichtum Irans führt außerdem dazu, dass Peking – gemäß des Abkommens – von Teheran vergünstigtes Öl geliefert bekommt, was das westliche Sanktionsregime nivellieren wird. Gerüchte kursierten, dass auch gemeinsame Manöver zwischen beiden Ländern vorgesehen sind, welche aber bisher weder von Teheran noch von Peking bestätigt wurden. So viel bleibt aber festzustellen: Niemand wird weder die Regionalmacht Iran noch die Supermacht China daran hindern können, dass der ökonomischen Partnerschaft auch eine militärische folgt.
Der Persische Golf, ein Mare Nostrum der BRICS-Staaten
Durch die Erweiterung der BRICS-Staatengruppe vom Januar 2024 ist der Persische Golf so etwas wie ein Mare Nostrum der BRICS-Anrainer geworden. Damals traten neben dem Iran auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bei. Die Erweiterung der BRICS durch Hinzunahme wichtiger Energieexporteure wie der VAE und des Iran verbessert die nominale Bedeutung dieser Gemeinschaft als Energie- und Finanzpartnerschaft. Länder wie Iran, Russland und China sind aufgrund ihrer Sorge vor Sanktionen und davor, aus dem Dollar-basierten System ausgeschlossen zu werden, stärker motiviert, ein alternatives Währungssystem zu entwickeln. Dadurch erweitert sich das Potenzial für die Nutzung von Nicht-Dollar-Währungen bei Energiepreisen, -handel und -abrechnung. Die Erweiterung der BRICS mit der Hinzunahme von neuen Energiemächten beinhaltet das Potenzial, dass alternative Märkte für den Energiehandel – sowohl für Erdöl wie auch für Erdgas – entstehen. Die militärischen Kooperationen der Akteure erschweren das Agieren des Westens.
„Wir sind stärker als sie alle“, ließ Donald Trump bezüglich des Manövers im Golf von Oman verlautbaren. Diese These darf bezweifelt werden, nicht nur aufgrund der sich abzeichnenden geopolitischen und ökonomischen Verschiebungen zu Ungunsten der USA. Im Falle eines militärischen Angriffs von Seiten Israels und der USA könnte der Iran für den Westen fatale Gegenmaßnahmen starten, zum Beispiel durch die Versenkung von Öltankern im Persischen Golf und der Straße von Hormus. 40 Prozent des maritimen Erdöltransports laufen über diesen Seeweg.
Titelbild: Shutterstock / capitano footage