Nur der Irre übt Kritik

Wer nicht mit dem Massenstrom schwimmt, wer sogar noch versucht ist, gegen die Strömung anzuschwimmen, quasi einen Wasserfall von unten nach oben bezwingen möchte, dem macht man es gemeinhin schwer. Schlimmer noch, man erklärt solche Zeitgenossen dann und wann für geistig verwirrt, verschroben, vielleicht psychisch schwer angeschlagen, weswegen er die Segnungen des Massenspektakels nicht beherzigen will. Wenn einer nicht tut was alle tun, dann kann er nicht sein wie alle – und wenn sich diese Allgemeinheit als höchst vernünftig und weltzugewandt bezeichnet, vereinfachend gesagt als “normal” wahrnimmt, dann muß derjenige, der nicht gerne in der Wanne der Allgemeinheit badet, höchst unvernünftig, weltfremd und damit “unnormal” sein. Und da man heute vornehm ist, da man niemanden der Idiotie bezichtigen will, strickt man sich daraus das Szenario, wonach der Entgegenschwimmer ein neurotischer Notfall sei, der eigentlich anders wäre, wenn es ihm seine gesundheitlichen Zustände nur erlaubten.

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Der Rettungspakt
  • Hauke Fürstenwerth: “Falscher Begriff vom freien Markt”*
  • Wirtschafts-Nobelpreis für Bush-Kritiker Krugman
  • Empire im Sinkflug
  • Krise trifft Briten ins Mark
  • IWF: Brandstifter als Feuerwehr
  • Casino-Spiel in Deutschland
  • Herbstgutachten: Institute erwarten 223.000 Arbeitslose mehr
  • Ermittlungen gegen G8-Gegner eingestellt
  • CDU mit Kontakten zur NPD
  • Im ersten Halbjahr mehr als 10 000 rechte Straftaten

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Maßnahmepaket zur Stabilisierung der Finanzmärkte oder nur zur Rettung der Finanzinstitute, die sich verzockt haben

Die Bundesregierung hat heute ein „Gesetz zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG)“ [PDF – 144 KB] auf den Weg gebracht. Darin sind 400 Milliarden Euro als Garantie für sog. Refinanzierungsinstrumente vorgesehen. 80 Milliarden Euro sollen der Rekapitalisierung und der Risikoübernahme durch den Erwerb von problematischen Forderungen von Finanzunternehmen dienen. Schließlich soll noch ein Finanzmarktstabilisierungsfonds mit einem Volumen von maximal 100 Milliarden Euro eingerichtet werden, der durch die Deutsche Bundesbank verwaltet wird. Sehen Sie dazu die Grafik des Bundesfinanzministeriums.

Ist das milliardenschwere Maßnahmepaket in Wahrheit ein Hilfsprogramm zur Rettung der Banken – und zwar gerade derjenigen, die die Krise mit ausgelöst haben?
Von Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Euro-Gipfel beschließt Krisenhilfe für Banken
  • Kampf gegen Finanzkrise: Staatsmänner proben den weltweiten Schulterschluss
  • Köhler fordert Entschuldigung von Banken-Managern
  • Eichels Amnesie
  • Wer bloß die Banken rettet, erreicht nichts
  • Sinn mal wieder: Wir sollten uns nicht verrückt machen lassen
  • Der gefürchtete Oskar
  • Paul Krugman: What should be done?
  • US- Wahlkampf und Finanzkrise
  • Mehrheit der Ostdeutschen gegen Marktwirtschaft
  • Die Krise kann nur bekämpft werden, wenn der Staat mehr sein wird als ein nützlicher Idiot
  • Ist die Altersvorsorge in Gefahr?
  • Leben die Rentner wirklich auf Kosten der Jüngeren?
  • Der Fall Berliner Wasserbetriebe im BMZ
  • Neue Betriebe binden sich nur selten an Tarifverträge
  • Das Ja der Hamburger Alternative Liste gefährdet den Atomausstieg
  • Jeder Schritt in eine neue Nato-Erweiterungsrunde wäre einer in die falsche Richtung
  • Einsatz der Bundeswehr kostet fast drei Milliarden Euro
  • KfW-Studienkredit wird deutlich teurer

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Mit dieser Bundesregierung wird der Bock zum Gärtner – Fortsetzung Steinbrück und Co.

Wir hatten schon zweimal darauf hingewiesen (7. Oktober 2008 und 8. Oktober 2008), wie jetzt systematisch und offensichtlich in einer Publicrelations-Aktion geplant Merkel und Steinbrück zu Krisenmanagern hochstilisiert werden. Wir wurden auf weitere ähnliche Medienprodukte wie im Tagesspiegel und der Zeit aufmerksam gemacht. Siehe Anhang. Gleichzeitig kam von unseren Nutzern die Anregung, auf einige Dokumente aufmerksam zu machen, die zeigen, wie eng die Vertreter unserer Bundesregierung mit der Finanzindustrie und mit der Krise verbunden sind. Diese Anregung greifen wir gerne auf und verbinden dies mit der dringlichen Bitte, die Dokumente zu nutzen und diese Informationen weiter zu geben. Albrecht Müller

„Krieg dem Pöbel“. Die neuen Unterschichten in der Soziologie deutscher Professoren

Die Entdeckung der „neuen Unterschicht(en)“ zu Beginn des neuen Jahrtausends ist kein so­ziologisches, kein wissenschaftliches Datum, sondern das Produkt einer der politischen Pro­paganda dienenden „öffentlichen Soziologie“, in der einige Wissenschaft­ler – vor allem Paul Nolte und Heinz Bude – als professorale Autoritäten, aber auch als akti­ver Teil einer publizistischen Welle fungieren. Diese hat in Deutschland nicht zufällig im Jahr 2004 einen Höhepunkt erreicht: Sie begleitete und legitimierte die Einführung von „Hartz IV“: die Abkehr vom bis dahin dominierenden sozialstaatliche Ziel der Statussicherung hin zum Ziel der Existenzsicherung.
Eine Kritik des Lehrers in einer Abendhauptschule Hans Otto Rößer.

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Joseph Stiglitz: “Die Philosophien der Deregulierung und des Neoliberalismus in den westlichen Ländern sind tot”
  • Finanzkrise: Jenseits der Panik
  • Das Spiel ist aus
  • Nobelpreisträger Yunus: “Der Kapitalismus ist zum Spielcasino verkommen”
  • Berlin prüft Banken-Verstaatlichung
  • Pensions: Downturn has wiped one fifth off retirement funds
  • Serientäter Bundesbank
  • Lafontaine: Bundesregierung hat Krise verschärft
  • Sparer: Betrogen oder blauäugig?
  • Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe im August 2008: Real + 2,2% zum Vorjahr
  • Deutsche Ausfuhren im August 2008: – 2,5% zum August 2007
  • Managerhaftung und Managervergütung
  • Arbeitsmarktpolitik: Weniger Fördertöpfe
  • Anwalt für Hartz-IV-Empfänger soll teurer werden
  • Keine Entwarnung trotz Verschiebens des Börsengangs der Bahn
  • Zypries: „Alles, was schießt“
  • Ein halbes Grad zu viel
  • Weiter mit Schwarz-Grün
  • Analyse des Berichts zu Lobbyisten in Ministerien

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Hinweise des Tages

(WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen

  • Lohnverzicht: Nutzen für den Arbeitsmarkt unbewiesen
  • IWF: Deutsche Wirtschaft stagniert 2009
  • IMK: Finanzmarktkrise kann innerhalb des kommenden Jahres überwunden werden
  • Sieben Zentralbanken senken Zinsen
  • Zur Bekämpfung der Finanzmarktkrise
  • Bundesregierung glaubt noch an Markt
  • Steinbrück fordert Acht-Punkte-Plan
  • Lucas Zeise: Ende der Party
  • Wie weiter mit dem sozialen Europa?
  • Köhler billigt EU-Reformvertrag
  • Warum wichtige Leistungen für Patienten gekürzt werden
  • Amtshilfe per Schützenpanzer
  • Bertelsmann-Stiftung fordert eine “harte Anpassung” der Wirtschafts- und Sozialpolitik Venezuelas
  • Akademischer Aderlass in Italien

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Wendehälse

Wie wurden doch noch vor kurzer Zeit die positiven Auswirkungen der Liberalisierung der Finanzmärkte in höchsten Tönen gelobt. Jede Kritik wurde als Verstoß gegen die „herrschende Lehre“ gegeißelt.

Wenn man dagegen die gestrigen Äußerung von Kanzlerin Angela Merkel, des 1. Parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen, oder des haushaltspolitischen Sprechers der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter, hörte, gilt offenbar der Satz: Was stört mich mein Geschwätz von gestern.

Lesen Sie einmal selbst das Loblied auf die freien Kapitalmärkte, das die CDU/CSU noch im Mai 2002 als Minderheitsvotum zum Bericht der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderung und Antworten“ abgegeben hat.

Nachtrag PR für Steinbrück. Diesmal in der „Zeit“ – und die Redaktionen nehmen das so hin?

Nach dem Tagesspiegel kommt jetzt auch die „Zeit“ mit einer Lobeshymne: „Peer Steinbrück – Macher am Rande des Abgrunds. Der Finanzminister profiliert sich im Drama um die Rettung der Hypo Real Estate als erfolgreicher Krisenmanager“.
Der Artikel steht jenem im Tagesspiegel in nichts nach. Etwas weniger Schmonzes. Ansonsten aber erkennbar die gleiche Quelle der geplanten Botschaften der Spindoktoren. Wir hatten Nachahmer des Tagesspiegel erwartet. Die PR-Maschinerie ist offensichtlich gut geschmiert.
Einige Fragen sind allerdings angebracht. Und auch einige Hoffnungen anzumerken. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

(WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Absturz der Finanzmärkte
  • Sofortprogramm von ver.di
  • Im Nachhinein wussten es alle schon vorher
  • Die neuen Kapitalverbrechen
  • Die kapitalgedeckte Rente ist sicher
  • Der Motor stockt
  • Wie teuer wird die Krankenversicherung?
  • Terrorverdächtige wieder frei
  • Vage Vorstellungen von Exit
  • Friedrich Merz’ neues Buch: Ein echtes Risikopapier

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Regierung unter der Reichstagskuppel: ratlos

Da sind wir mitten in einem weltweiten Finanzstrudel von historischem Ausmaß, da drohen Rezessionsgefahren, da sind Menschen in Angst um ihr Erspartes und um ihre Arbeitsplätze und unsere Bundeskanzlerin bietet eine der kürzesten und nichtssagendsten Regierungserklärungen. Da wurde vor dem Parlament eine Banalität nach der anderen aneinandergereiht. Da wurde so getan, als sei das Unglück von Amerika über uns gekommen wie eine Grippeepidemie. Da wurde nicht analysiert, was bei uns falsch gelaufen ist und stattdessen viel von „Vertrauen“ und „sozialer Marktwirtschaft“ geschwafelt. Da wurde so getan, als könne man mit ein paar kleinen Maßnahmen alles wieder in Ordnung bringen. Und da wurde vor allem die konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Reformkurses propagiert, gerade so als hätten nicht einige der Reformpakete, wie z.B. die Privatisierung der Rente oder die steuerliche Begünstigung der Verbriefung von Krediten zu Wertpapieren die Finanzspekulationen in Deutschland nicht wesentlich angeheizt. Wolfgang Lieb

Wie Steinbrück hoch- und Lafontaine niedergeschrieben wird – zwei Musterbeispiele für gelungene PR.

Im Mai 2003 war ich einmal zur Sendung „Sabine Christiansen“ eingeladen. Ein Freund, der sich in der Berliner PR-Szene auskennt, ließ mich vorher wissen, ich solle darauf achten, wer vor und nach der Sendung scheinbar unbeteiligt herumstehe. Ich folgte seinem Rat und entdeckte den Publicrelations-Berater von Sabine Christiansen, der zugleich der Berater des damaligen Finanzministers Hans Eichel war. Er hatte aus einem gescheiterten hessischen Ministerpräsidenten einen bestens angesehenen Bundesfinanzminister gemacht, den Sparkommissar Hans Eichel. Mit der Realität hatte sein Image wenig zu tun. In seiner Zeit wurde weder gespart noch wurde die Wirtschaft durch die Sparversuche nach vorn gebracht. Steigende Schulden und wirtschaftliche Stagnation waren das Ergebnis. An den davon unabhängigen PR-Erfolg wird man erinnert, wenn man in diesen Tagen die Geschichten über Eichels Nachfolger Peer Steinbrück liest. Und sozusagen als PR-Gegenstück die Agitation gegen Oskar Lafontaine. Es folgen zwei Beispiele für eindeutig PR-geprägte Medienprodukte. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Heiner Flassbeck: Die drehen einen unglaublichen Salto
  • Schnelle Ausgaben, späte Reue: Amerikas jüngstes Rettungspaket
  • Der öffentlich-rechtliche Bankensektor gerät zusehends ins Visier der Privaten
  • Deregulierer als Regulierer
  • Konjunktur nicht vergessen
  • Sozialverbände fordern 440 Euro
  • Verrat an Kindern
  • Entlastung nur befristet
  • Steinbrück zweifelt am Börsengang der Bahn
  • Bundeswehr darf im Inland eingreifen
  • Schäubles Scheinargumente – Teil 2
  • Zweifel nach Kölner Festnahmen
  • Afghanistan: NATO sucht Ausweg
  • Irren wie die Iren
  • Wie selbst der Nobelpreis für Schleichwerbung missbraucht wird
  • Pro Student und Jahr mindestens 6.875 Euro

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.