Modellhafte Darstellung des Verlaufs einer Talkshow – im konkreten Fall „Anne Will“ vom 12.10.2008

Ein Freund der NachDenkSeiten (Th.V.) hat den Ablauf der letzten Sendung von Anne Will beschrieben, die Zeiten gemessen und das ganze kommentiert. Das Ergebnis – siehe Anhang – ist beispielhaft und nützlich für Ihre Urteilsbildung wie auch für Ihre Überzeugungsarbeit bei anderen Menschen. Deshalb stellen wir es ins Netz. Das Dokument könnte ein Modell sein für eine wiederkehrende Beobachtung, Beschreibung und Analyse von Talkshows und anderen Sendungen. Albrecht Müller.

Trotz Rezession – angebotsorientierte Wirtschaftspolitik im alten Trott

Bundeswirtschaftsminister Glos nimmt natürlich das Wort „Rezession“ nicht in den Mund, er sprach gestern lieber beschönigend davon, „dass sich die deutsche Wirtschaft in vielen Bereichen nicht widerstandsfähig gegenüber den Rückwirkungen der Finanzkrise gezeigt hat“.
Was ist es aber anderes als eine Rezession, wenn die Wirtschaft von einer Prognose des realen Wirtschaftswachstums von 1,7 % in diesem Jahr auf 0,2 % im kommenden Jahr abstürzt?
Auch Glos sieht Handlungsbedarf, doch er macht im alten Trott weiter und tut so, als hätte die Finanzmarktkrise nichts mit der Ideologie der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik zu tun. Ihm fällt nichts anderes ein als die alte Leier von Deregulierung („ein generelles Belastungsmoratorium“ für die Unternehmen), Senkung von Steuern und „Lohnzusatzkosten“ und die Kürzung von Sozialleistungen (Senkung von „konsumtiven Verwendungen“). Von Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Pleiten, Pannen und Profiteure: Die Helden im Abwehrkampf
  • “Wir sind nicht der Kanzlerwahlverein”
  • Die Welt neu zusammensetzen
  • Regulierung – Eine Nummer kleiner, bitte
  • Geschäfte mit den Caymans
  • Thomas Fricke: Nach der Krise ist vor der Rezession
  • Bundesregierung senkt Prognose für das Wirtschaftswachstum von 1,2 auf 0,2 Prozent
  • US-Industrie: Stärkster Einbruch seit 1974
  • Konjunkturpaket: EU will die Wirtschaft umfassend stützen
  • Neue EU-Einwanderungsregeln: “Pakt für noch mehr Abschottung”
  • Arbeitgeber mitschuldig an Altersarmut
  • Neonazibekämpfung: Der Blick erlischt
  • Neue EU-Einwanderungsregeln: “Pakt für noch mehr Abschottung”
  • Digitaler Ausweis: Das Ende der Anonymität
  • Bahnprivatisierung: Endstation Sehnsucht
  • Auch die Schweiz stützt ihr Finanzsystem
  • Australien gibt Milliarden an Rentner, Familien und Häuslebauer
  • Chiquita sponserte Paramilitärs: Die Bananenrepublikaner
  • USA: Social Security benefits for 50 million people will be go up 5.8 percent next year, – the largest increase in more than a quarter century
  • Staatsbankrott: Island zahlt nicht mehr
  • Afghanistan-Einsatz: Für die Taliban sind sie die Affen
  • Amerikanische Hochschulen: Kaderschmieden für die Elite
  • Schavan pfeift KfW zurück
  • Knapp 100000 suchen noch einen Ausbildungsplatz
  • Hinweis in eigener Sache zu Ulrich Beck
  • Deutsche Bank kritisiert Rettungspaket – eine Glosse
  • Börsenmakler können nicht logisch denken

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Medienschaffende übersehen gerne die Wirkung von gezielten Kampagnen und damit die Wirkung ihrer eigenen Arbeit

In der Süddeutschen Zeitung erschien gestern ein Kommentar von Heribert Prantl. Er enthält wie üblich Interessantes, ist aber zugleich ein Beleg dafür, wie wenig selbst die verbliebenen, einigermaßen kritischen Journalisten die Rolle der Medien und der Publicrelations für die Meinungsbildung des Publikums erkennen. Sie suchen nach quasi objektiven Gründen für die Meinung der Menschen, wo eine Analyse der abgelaufenen Propaganda den eigentlichen Schlüssel zur Erkenntnis liefern würde. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Steinbrück allmächtig oder wie sich das Parlament selbst entmachtet
  • “Die Finanzkrise hat aus Schurken Helden gemacht”
  • Gier ist gut, Kontrolle ist besser
  • Analysen zur Finanzkrise
  • Zu Schirrmacher: War auf einmal alles schlecht?
  • Aufruf an die Blogosphäre – an unsere Abgeordneten
  • Finanzkrise: Welche Schuld trägt die Politik?
  • Merkels Instinkt versagt
  • Neue Bilanzierungsregel entlastet Banken
  • Lebensversicherungen und Pensionskassen im Sog der Finanzkrise
  • Pensionskassen mit herben Verlusten
  • Finanzen der gesetzlichen Sozialversicherung im 1. Halbjahr 2008
  • Steuern: Das deutsche Unvermögen
  • Privatisierung: Kostenfalle für das Gemeinwesen?
  • Finanzkrise: Wasserversorger droht Millionenverlust
  • Krise trifft Leiharbeiter als erste
  • Inlandseinsätze der Bundeswehr: Steinmeiers Desaster
  • Hoffen auf den Drachen
  • Island: Es ist entsetzlich
  • USA: Welche Teufel im Rettungspaket stecken
  • Riesige Umbrüche in der Bildung, ganz ohne Plan
  • Wohlstand nur für die Gebildeten
  • GEW: „Für einen Kurswechsel im Bologna-Prozess!“
  • Müntefering: Der Habicht auf der Ruine
  • Reich-Ranicki, Nachdenkseiten, ad sinistram und die Medienkritik

(KR/WL/AM)

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Bush-Regierung steigt bei allen US-Großbanken ein
  • Herbstgutachten der Konjunkturforschungsinstitute und Kommentare
  • Banken gerettet, Staat pleite
  • BaFin: “Eher vertuscht als aufgedeckt”
  • “Man muss gemeinsam gegensteuern”
  • Private Equity-Übernahmen: Ende mit Schrecken
  • Interview mit dem Ökonomen Jagdish Bhagwati: „Finanzindustrie hat zu viel Einfluss“
  • Rettungspaket für die Banken: Herr Ackermann, bitte zahlen
  • Ex-IWF-Chef: „Die Politik ist schuld“
  • Kategorien wie Gier führen in die Irre
  • Geldmarkt liegt weiter brach
  • Der weiche Fall der Manager
  • Welthunger-Index 2008: Hunger als Herausforderung
  • Pensionskassen mit herben Verlusten
  • Bundeswehr-Einsatz im Innern steht vor dem Aus
  • Afghanistan: Schlechte Noten für die Nato
  • Bildung – Schein statt Scheine

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Die Landesbanken sind die schlimmsten

„So richtig es ist, dass die Staaten bei den Banken Miteigentümer werden: Glaubt irgendjemand, dass die Politik das Bankgeschäft besser betreibt als Ackermann & Co? Wenn es so wäre, wieso hätte dann in Deutschland die Krise vor allem die öffentlichen Banken – von der SachsenLB bin zur BayernLB – erfasst?“ Das schreibt Uwe Vorkötter, der Chefredakteur der Frankfurter Rundschau in einem Leitartikel der FR – und plappert damit einfach nach, was von den Privatbankern und Apologeten des privaten Bankensystems so vorgesagt wird. Eine Legende wird einfach weitergesponnen.
Von Wolfgang Lieb

Nur der Irre übt Kritik

Wer nicht mit dem Massenstrom schwimmt, wer sogar noch versucht ist, gegen die Strömung anzuschwimmen, quasi einen Wasserfall von unten nach oben bezwingen möchte, dem macht man es gemeinhin schwer. Schlimmer noch, man erklärt solche Zeitgenossen dann und wann für geistig verwirrt, verschroben, vielleicht psychisch schwer angeschlagen, weswegen er die Segnungen des Massenspektakels nicht beherzigen will. Wenn einer nicht tut was alle tun, dann kann er nicht sein wie alle – und wenn sich diese Allgemeinheit als höchst vernünftig und weltzugewandt bezeichnet, vereinfachend gesagt als “normal” wahrnimmt, dann muß derjenige, der nicht gerne in der Wanne der Allgemeinheit badet, höchst unvernünftig, weltfremd und damit “unnormal” sein. Und da man heute vornehm ist, da man niemanden der Idiotie bezichtigen will, strickt man sich daraus das Szenario, wonach der Entgegenschwimmer ein neurotischer Notfall sei, der eigentlich anders wäre, wenn es ihm seine gesundheitlichen Zustände nur erlaubten.

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Der Rettungspakt
  • Hauke Fürstenwerth: “Falscher Begriff vom freien Markt”*
  • Wirtschafts-Nobelpreis für Bush-Kritiker Krugman
  • Empire im Sinkflug
  • Krise trifft Briten ins Mark
  • IWF: Brandstifter als Feuerwehr
  • Casino-Spiel in Deutschland
  • Herbstgutachten: Institute erwarten 223.000 Arbeitslose mehr
  • Ermittlungen gegen G8-Gegner eingestellt
  • CDU mit Kontakten zur NPD
  • Im ersten Halbjahr mehr als 10 000 rechte Straftaten

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Maßnahmepaket zur Stabilisierung der Finanzmärkte oder nur zur Rettung der Finanzinstitute, die sich verzockt haben

Die Bundesregierung hat heute ein „Gesetz zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Finanzmarktstabilisierungsgesetz – FMStG)“ [PDF – 144 KB] auf den Weg gebracht. Darin sind 400 Milliarden Euro als Garantie für sog. Refinanzierungsinstrumente vorgesehen. 80 Milliarden Euro sollen der Rekapitalisierung und der Risikoübernahme durch den Erwerb von problematischen Forderungen von Finanzunternehmen dienen. Schließlich soll noch ein Finanzmarktstabilisierungsfonds mit einem Volumen von maximal 100 Milliarden Euro eingerichtet werden, der durch die Deutsche Bundesbank verwaltet wird. Sehen Sie dazu die Grafik des Bundesfinanzministeriums.

Ist das milliardenschwere Maßnahmepaket in Wahrheit ein Hilfsprogramm zur Rettung der Banken – und zwar gerade derjenigen, die die Krise mit ausgelöst haben?
Von Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Euro-Gipfel beschließt Krisenhilfe für Banken
  • Kampf gegen Finanzkrise: Staatsmänner proben den weltweiten Schulterschluss
  • Köhler fordert Entschuldigung von Banken-Managern
  • Eichels Amnesie
  • Wer bloß die Banken rettet, erreicht nichts
  • Sinn mal wieder: Wir sollten uns nicht verrückt machen lassen
  • Der gefürchtete Oskar
  • Paul Krugman: What should be done?
  • US- Wahlkampf und Finanzkrise
  • Mehrheit der Ostdeutschen gegen Marktwirtschaft
  • Die Krise kann nur bekämpft werden, wenn der Staat mehr sein wird als ein nützlicher Idiot
  • Ist die Altersvorsorge in Gefahr?
  • Leben die Rentner wirklich auf Kosten der Jüngeren?
  • Der Fall Berliner Wasserbetriebe im BMZ
  • Neue Betriebe binden sich nur selten an Tarifverträge
  • Das Ja der Hamburger Alternative Liste gefährdet den Atomausstieg
  • Jeder Schritt in eine neue Nato-Erweiterungsrunde wäre einer in die falsche Richtung
  • Einsatz der Bundeswehr kostet fast drei Milliarden Euro
  • KfW-Studienkredit wird deutlich teurer

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Mit dieser Bundesregierung wird der Bock zum Gärtner – Fortsetzung Steinbrück und Co.

Wir hatten schon zweimal darauf hingewiesen (7. Oktober 2008 und 8. Oktober 2008), wie jetzt systematisch und offensichtlich in einer Publicrelations-Aktion geplant Merkel und Steinbrück zu Krisenmanagern hochstilisiert werden. Wir wurden auf weitere ähnliche Medienprodukte wie im Tagesspiegel und der Zeit aufmerksam gemacht. Siehe Anhang. Gleichzeitig kam von unseren Nutzern die Anregung, auf einige Dokumente aufmerksam zu machen, die zeigen, wie eng die Vertreter unserer Bundesregierung mit der Finanzindustrie und mit der Krise verbunden sind. Diese Anregung greifen wir gerne auf und verbinden dies mit der dringlichen Bitte, die Dokumente zu nutzen und diese Informationen weiter zu geben. Albrecht Müller

„Krieg dem Pöbel“. Die neuen Unterschichten in der Soziologie deutscher Professoren

Die Entdeckung der „neuen Unterschicht(en)“ zu Beginn des neuen Jahrtausends ist kein so­ziologisches, kein wissenschaftliches Datum, sondern das Produkt einer der politischen Pro­paganda dienenden „öffentlichen Soziologie“, in der einige Wissenschaft­ler – vor allem Paul Nolte und Heinz Bude – als professorale Autoritäten, aber auch als akti­ver Teil einer publizistischen Welle fungieren. Diese hat in Deutschland nicht zufällig im Jahr 2004 einen Höhepunkt erreicht: Sie begleitete und legitimierte die Einführung von „Hartz IV“: die Abkehr vom bis dahin dominierenden sozialstaatliche Ziel der Statussicherung hin zum Ziel der Existenzsicherung.
Eine Kritik des Lehrers in einer Abendhauptschule Hans Otto Rößer.