Steinbrücks Osterhasen für seine Freunde (Finanzkrise Teil XIII)

Man mag den Bundesfinanzminister Steinbrück für einen makroökonomischen Versager halten (mit Recht), man mag ihn für jemanden halten, der mit der Finanzwirtschaft aufs engste verflochten ist (mit Recht) und ihr seit Amtsantritt im Jahr 2005 wesentliche Vorteile verschafft hat. Einige Fähigkeiten kann man ihm aber wahrlich nicht absprechen: die clevere Prägung des eigenen Images und eine insgesamt geschickte Öffentlichkeitsarbeit. So hat er jetzt die Osterfeiertage abgewartet, um zwei höchst fragwürdige Entscheidungen unter die veröffentlichte Meinung zu bringen. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Staatssekretär Jörg Asmussen: Attacke auf den Banken-Retter
  • Hallo, bitte nicht totlachen: Deutschlands “klügster Ökonom” (laut BILD), Hans-Werner Sinn, hat noch im Oktober 2008 (!) vor einer Überhitzung der Wirtschaft durch Konjunkturprogramme gewarnt
  • “Armut beschämt unsere Gesellschaft”
  • Der Kapitalismus frisst seine Kinder
  • 1,8 Milliarden Menschen arbeiten ohne Vertrag
  • Anleger fürchten jetzt Pleiten von Bundesländern
  • Kleine Anfrage von Abgeordneten der Grünen: Strafrechtliche und haftungsrechtliche Verantwortung von Bankmanagern und die Wahrnehmung der Finanzaufsicht
  • Bundeswehr kauft Maschinenpistolen aus Konjunkturprogramm-Mitteln
  • US-Börsenaufsicht SEC diskutiert Leerverkäufe
  • Die EU will unser Hartz IV den Asylanten geben!
  • AutoBild Greencars: Werbeblatt für Klimasäue
  • Die Erde wird knapp
  • Ratschläge aus der Steueroase an Berlin
  • HSG verzichtet auf weitere Schritte gegen Thielemann
  • Vermögensverteilung: Steinbrück spielt Unschuldslamm
  • Paul Krugman: Das Konjunkturprogramm
  • Irland wird zum Bad-Bank-Vorreiter
  • Großer Sieg für die Textilarbeiter in der Türkei
  • Schweiz: Volk wird über Rentenkürzung abstimmen

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Obama ist Merkel, Berlusconi & Co auf den Leim gegangen

Der gedruckte Spiegel bringt diese Woche „ein Protokoll der entscheidenden Sitzung“ beim Treffen der G20 in London. Die Hauptbotschaft dieses Protokolls: „Obama übernimmt erstmals Verantwortung für Finanzkrise“. So lautet auch die Überschrift über einem kurzen Bericht bei SpiegelOnline vom 4. April 2009 (siehe Anlage).
Präsident Obama ist damit auf ein wichtiges Element der Meinungsbildungsstrategie zumindest der deutschen Seite eingegangen. Angela Merkel, Peer Steinbrück und die Koalition insgesamt legen es erkennbar darauf an, zwei Botschaften ans Wahlvolk heran zu bringen. Erstens: die Krise kam aus den USA; sie hat uns zweitens völlig überrascht. Damit wird drittens vermittelt, dass die Regierenden dafür nicht verantwortlich sind, dass sie nichts mit den Milliardenhilfen zur Rettung der Banken zu tun haben und so weiter. Albrecht Müller.

NATO-Gipfel

Am 3. und 4. April fand der NATO-Gipfel in Straßburg, Kehl und Baden-Baden statt. Die Veranstaltung wurde begleitet von Demonstrationen, zu denen rund 600 Organisationen darunter Globalisierungskritiker, Friedens- und Menschenrechtsbewegungen aus insgesamt 33 Ländern aufgerufen hatten. In einer Zeit, in der offenkundig wird, dass die neoliberale Wirtschaftsordnung selbstzerstörerisch ist und schon gar nicht ein Angebot für Frieden, Wohlstand und Sicherheit in der Welt ist, setzten sich die Demonstranten für eine gerechtere Weltwirtschaft, konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz und gegen Militäreinsätze im Kampf um einen privilegierten Zugriff auf die Rohstoffe in aller Welt ein. Christine Wicht

Schwarz, schwärzer… eine Lidl-Chronik

Inzwischen warnen Verbraucherschützer bei Lidl mit EC-Karte und Pin-Geheimnummer zu zahlen, weil nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden an der Kasse gefilmt werden.
Dass die Bespitzelung bei dem Discounter nicht erst seit den „Enthüllungen“ von „Spiegel“ und „Stern“ bekannt waren, sondern schon fünf Jahre vorher, belegt eine Chronik, die Petra Arana für uns zusammengestellt hat. Es scheint so, dass immer erst die sog. Leitmedien einen Skandal aufgreifen müssen, damit daraus eine öffentliche Debatte entsteht. Das belegt einmal mehr, wie stark der Mainstream bei uns die Meinungsbildung prägt und bestimmt.

Rezension: „Hochschule im historischen Prozess“ von Jens Wernicke

Es kann mittlerweile kein Zweifel mehr daran bestehen, dass wir am Beginn einer epochalen Umstrukturierung des deutschen Hochschulsystems stehen, die einige Kommentatoren mit der Zäsur der von Humboldt inspirierten preußischen Universitätsreform (1810) vergleichen. Die treibenden Kräfte dieses Umbaus bringen selbst zum Ausdruck, dass es nicht um die Reform einer überlieferten Struktur ginge, sondern um eine gänzliche Neukonstruktion der Hochschulen in ihren tragenden Säulen. Als Leitbild wurde dafür aus dem angelsächsischen Raum der Terminus der »unternehmerischen Hochschule« importiert.
Die vorliegende Veröffentlichung ist hervorragend dazu geeignet, das Verständnis dieses Umbaus und die mit ihm verbundenen politischen Widersprüche und Auseinandersetzungen zu fördern und begrifflich zu schärfen. Dieses Vorwort von Torsten Bultmann ist zugleich eine gute Rezension.

Hinweise des Tages

(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Seit Anfang 2008 Hinweise auf Probleme bei der HRE
  • Hauke Fürstenwerth: Systemische Erpressung
  • Peter Bofinger: Neue Balance von Staat und Markt
  • Verstaatlicht die Banken!
  • Zu wenig Regulierer für die neuen Regeln
  • Fehlprognosen zur Finanzkrise: Wird schon gutgehen!
  • Dummes deutsches Geld
  • Joseph Stiglitz: Obamas Ersatzkapitalismus
  • Makroökonomie: Über die Tücken der Konjunkturpolitik
  • Mieser Export belastet EU-Wirtschaft schwer
  • G20 geben „Helikopter-Geld für alle“
  • Robert von Heusinger: Hilfe, Inflation
  • Joseph Stiglitz: Obamas Ersatzkapitalismus
  • A Tale of Two Depressions
  • Transfergesellschaften: Rettung vor dem Absturz
  • Scholz: Sozialkassen sind krisenfest
  • Arbeitslosengeld I als Auslaufmodell
  • Netzwerke der Korruption operieren am Genfer Finanzplatz
  • Steinbrück: Wir wurden nicht so gefeiert wie Obama
  • Kleine Anfrage zu PPP im Straßenbau
  • Baumängel: Es bröckelt im Regierungsviertel
  • 60 Jahre Tarifvertragsgesetz – WSI-Schwerpunktheft
  • 2008: Mehr Sterbefälle und Eheschließungen, etwas weniger Geburten
  • Mehdorn verlangt Millionen
  • Petition gegen die Patentierung von Software
  • Unternehmen Universität
  • Staatsvertrag soll Vergabe zulassungsbeschränkter Studienplätze sicherstellen
  • Zu guter letzt: Rückgrat als Rücktrittsgrund

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Zum Versagen der Nationalökonomie. Der Schaden ist groß. Nach dem Verursacherprinzip wären Sanktionen angebracht.

Am 5. April widmete sich FAZNET dem Thema. Siehe Anlage 1. Ein lesenswerter Artikel; immerhin bestätigen die Autoren die Existenz und die Gefahr des Herdentriebs. Einiges fehlt und einiges ist falsch gesehen. Die Autoren analysieren zum Beispiel nicht, dass von einigen Ökonomen schon seit längerem die Unfähigkeit ihrer Kollegen zu einer vernünftigen Makropolitik explizit beschrieben worden ist, dass vor den Gefahren hoher Leistungsbilanzdefizite in den USA und entsprechender Überschüsse hier bei uns gewarnt wurde, und auch vor den Gefahren der Spekulation. Sie sehen nicht, dass das Versagen der in Expertengremien und in der veröffentlichten Meinung präsenten Ökonomen viel mit ihrer Interessenverflechtung mit Wirtschaft und Arbeitgebern zu tun hat. Albrecht Müller

Die ökonomischen Ungleichgewichte werden in der Krise zu einer besonderen Belastung – Deutschland als „Spielverderber“ für ein europäisches Sozialmodell

Deutschland verstärkt unter dem gemeinsamen Dach des Euro durch eine massive Lohndumpingstrategie als Exportweltmeister mit seinen Leistungsbilanzüberschüssen auf der einen Seite die Ungleichgewichte in der Europäischen Union und der gesamten Weltwirtschaft. Auf der anderen Seite üben Lohndruck und Arbeitsintensivierung einen enormen Druck auf alle lohnpolitisch gefestigteren Systeme in Europa aus, in denen die Verteilungsspielräume ökonomisch angemessener ausgeschöpft wurden, während in Deutschland das Lohnniveau deutlich hinter der Inflationsrate und hinter dem Produktivitätszuwachs zurückblieb. (Einen aktuellen Überblick dazu gibt der Europäische Tarifbericht des WSI [PDF – 215 KB].) Von Volker Bahl

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • “Das ist ein Wahnsystem”
  • Wer hat profitiert – und was nun?
  • Flassbeck: Gipfel der Belanglosigkeit
  • Hengsbach: “Die Befreiung vom destruktiven Finanzkapitalismus ist misslungen”
  • Weltmeister auf Jobsuche
  • Kampf gegen Steueroasen – Die Wahrheit hinter Steinbrücks kämpferischen Parolen
  • Lebensversicherungen: Zweitmarkt bricht zusammen
  • Krise erreicht den Einzelhandel
  • Kurzarbeit steigt dramatisch an
  • Schröder macht sich für Steinmeier stark
  • Strikter Sparkurs beim Arbeitslosengeld I
  • Eine Studie zeigt: Unter Hartz IV wurden die Arbeits- zu Gesinnungskontrollbehörden
  • Aktionäre wollen Zetsche ans Geld
  • Radikal aus Verzweiflung
  • Beschäftigte im Dauerstress
  • Stadtentwicklung: “Die Bürger sind ein wichtiges Korrektiv”
  • The Geithner-Summers Plan is Even Worse Than We Thought
  • Kurzrezension: “Fleißig, billig, schutzlos – Leiharbeiter in Deutschland” von Gerhard Schröder
  • Welche Sicherheit und für wen?
  • Studenten auf die Couch

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Probleme bei der Riester-Rente und beim „Wohn-Riester“

Eberhard Stopp, Fachwirt für Finanzberatung, hat für die NachDenkSeiten nach bestem Wissen und Gewissen Fakten zur Riester-Rente und zum „Wohn-Riester“-Modell zusammengetragen. Als Versicherungsmakler, der – wie andere Vermittler auch – nur an dem Verkauf von solchen Produkten verdient und nicht damit, dass er davon abrät, gerät Stopp wohl kaum in den Verdacht, mit seinen kritischen Einschätzungen eigene Interessen zu verfolgen.
Sein Fazit: Die Riester-Rente und der sog. „Wohn-Riester“ lösen das Problem der Altersvorsorge nicht, und diese „Produkte“ sind zudem mit vielen Risiken verbunden.
Die Redaktion der NachDenkSeiten kann nicht garantieren, dass die Darstellung der Probleme in allen Punkten zutrifft; doch wir raten allen, die die Absicht haben, solche Verträge einzugehen, die nachfolgend angesprochenen Fragen mit ihrem Versicherungsagenten zu klären. Wolfgang Lieb

Jetzt werden die Brandstifter auch noch als Helden verehrt – dreist!

In der Süddeutschen Zeitung versuchte am Samstag der Journalist Markus Zydra die Vertreter der neoliberalen Schule der Ökonomie zu den Warnern vor der Krise hochzustilisieren. Und er versucht noch einiges mehr. Darauf machte ein Leser der NachDenkSeiten aufmerksam, dessen Analyse hier wiedergegeben wird. Die Empfehlung, dieses erstaunliche Stück zur „Manipulation des Monats“ zu erheben, ist schlüssig. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • UBS leert ihren Giftschrank
  • Ökonom Heiner Flassbeck fordert nach G-20-Gipfel weitere Staatsmaßnahmen: “Der große Wurf war es nicht”
  • “Es wird viel geredet, gehandelt wird wenig”/Lafontaine zum Weltfinanzgipfel
  • Dieter Wermuth: Rücksichtslose deutsche Sparer
  • Steinbrück: London ist ein klares Zeichen an die Menschen und die Finanzmärkte
  • G-20-Gipfel: Der Goldene Schuss?
  • Steuereinnahmen schrumpfen um 20 Milliarden Euro
  • Nur vier Steueroasen auf der “schwarzen Liste”
  • Private Altersvorsorge in den Niederlanden: Das System kollabiert
  • Die 97.000.000.000 Euro-Lücke
  • Demokratieabbau von oben
  • Arbeitslose bekommen weniger Geld
  • Wenn die Krise die Miete treibt
  • Deutschlands armer Hauptstadt droht die Spaltung
  • New York Times: Der Elfenbeinturm bleibt vom Zusammenbruch der Ökonomie unbeeinflusst
  • Wir sind eine programmatische Provokation
  • Deutsche Fabriken an US-Banken verpfändet
  • Manager entkoppeln Gehalt von Leistung
  • Europäische Staaten stützen das Tarifgefüge
  • Zur Not auch mit den Grünen
  • “Männerarbeit ist anders eingruppiert”
  • Berufsbildungsbericht
  • One nation left behind
  • G20-Proteste: Friedlich und entschlossen
  • Krise & Protest
  • Radikal aus Verzweiflung

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.