Michael Daxner, geboren 1947, studierte in Wien und Freiburg Anglistik, Pädagogik, Philosophie bzw. Geistes- und Sozialwissenschaften. Nach seiner Promotion berief ihn die Universität Osnabrück zum Professor für Hochschuldidaktik. Von 1986-1998 war Daxner Präsident der Universität Oldenburg. Er war im Rahmen der UNMIK im Kosovo tätig und forscht seit 2003 zu Afghanistan. Daxner war außerdem Senior Fellow bei der Berghof-Stiftung (2008-18), recherchierte zu Afghanistan im SFB 700 an der FU Berlin und ist seit 2015 CEO der Daylight Consultants GmbH, die Forschungen zu afghanischen Themen durchführt. Daxner ist langjähriges Mitglied des Zentrums für Konfliktforschung an der Universität Marburg und stellvertretender Vorsitzender des Hochschulrats der Universität Marburg.
Gastbeiträge von Michael Daxner
Nachdenken über Afghanistan
Es muss darum gehen, dass dieses Land nicht in eine besondere Form des Vergessens gerät. Noch bis zum Sommer dieses Jahres schien es so, als sei Afghanistan bei den meisten Deutschen in Vergessenheit geraten. Dann wendete sich jäh das Blatt, als die Taliban Mitte August nach vorangegangenen verheerenden Niederlagen der staatlichen afghanischen Sicherheitskräfte (Polizei und Armee) ohne nennenswerten Widerstand siegreich in die Metropole Kabul einrückten. Jetzt geriet das Land am Hindukusch als Fiasko eines vom Westen verlorenen Krieges in den Blickpunkt politischen Versagens, nachdem bereits drei Jahrzehnte zuvor das Debakel der Roten Armee in dem Land mitverantwortlich für die wenig später einsetzende Implosion der Sowjetunion und von Afghanistan war. In Deutschland, so argumentiert Michael Daxner in diesem Beitrag, setzen wir das Versagen der Politik fort, hüllen das Vergessen in Schicksalsnebel und lassen Zapfenstreiche Lügen, „Missverständnisse“ und Inhumanität gegenüber Schutz- und Asylsuchenden und deren Familien mit großem Brimborium übertönen. Daxner, emeritierter Professor für Hochschuldidaktik und Soziologie und u.a. Präsident der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (1986-98), hat sich seit Jahren in unterschiedlichen Funktionen und Zusammenhängen intensiv mit Afghanistan befasst und setzt sich gegenwärtig mit Verve für afghanische Flüchtlinge ein. Für die NachDenkSeiten hat Rainer Werning seinen Text redaktionell bearbeitet und mit Zwischenüberschriften versehen.
Erst geschätzt, dann die kalte Schulter gezeigt
Zahlreichen Afghanen, die zivilen deutschen entwicklungspolitischen Organisationen und der Bundeswehr vor Ort als Dolmetscher und Übersetzer hilfreich zur Seite standen, droht ein ungewisses Schicksal.
„AFGHANISTAN – Die Lage von Ortskräften und Wissenschaftlern“ lautete der Titel eines Vortrags, den Prof. Dr. Dr. Michael Daxner am 3. November 2021 im Rahmen einer Veranstaltung des Zentrums für Konfliktforschung an der Universität Marburg hielt. Für die NachDenkSeiten hat Rainer Werning das Referat des Autors redaktionell bearbeitet und mit Zwischenüberschriften versehen.