Hinweise des Tages
Heute unter anderem zu folgenden Themen: EFSF; Sebastian Dullien – Lernt von Amerika!; Kein Mensch versteht die Risiken in der Bankenwelt; Der Mythos von den Lehman-Opfern; Studie: Manager außer Kontrolle; Brüssel forciert Börsensteuer; Nokias Rumänien-Trick geht nicht auf; »Das Wunderwerk ist in sich zusammengefallen«; Verstrahlt und vergessen; Volksabstimmung Wer “Ja” sagt meint “Nein zu S21”; Eine Regierung von Nichtstuern und Scharlatanen; Henkel wirbt für Anti-Euro-Partei; Jakob Augstein – In der gläsernen Fabrik; Ein Insider packt aus: Über die Probleme, die Reiche, Superreiche und Regierende mit ihrer Gesetzestreue haben (MB/JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
- EFSF
- Sebastian Dullien – Lernt von Amerika!
- Kein Mensch versteht die Risiken in der Bankenwelt
- Der Mythos von den Lehman-Opfern
- Studie: Manager außer Kontrolle
- Brüssel forciert Börsensteuer
- Nokias Rumänien-Trick geht nicht auf
- »Das Wunderwerk ist in sich zusammengefallen«
- Verstrahlt und vergessen
- Volksabstimmung Wer “Ja” sagt meint “Nein zu S21”
- Eine Regierung von Nichtstuern und Scharlatanen
- Henkel wirbt für Anti-Euro-Partei
- Jakob Augstein – In der gläsernen Fabrik
- Ein Insider packt aus: Über die Probleme, die Reiche, Superreiche und Regierende mit ihrer Gesetzestreue haben
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- EFSF
- The eurozone: a crisis of policy, not debt
The European authorities’ doctrinaire decision to use debt issues to force austerity on Greece made the situation so much worse
Quelle: GuardianAnmerkung JB: Für regelmäßige NachDenkSeiten-Leser sind die Argumente Mark Weisbrots sicher nicht neu. Interessant ist an diesem Artikel vor allem, dass er im reichweitenstärksten Online-Medium Großbritanniens erscheint, während die deutschen Massenmedien bei diesem Thema allenfalls durch ihre Einfältigkeit glänzen.
- Schäubles Kriegslist
Der Euro-Rettungsschirm ist zu klein, eine direkte Ausweitung gilt als ausgeschlossen. Deshalb sucht die Politik nach einem Instrument, um die Summe auf anderem Wege zu erhöhen. Führende Politiker der G 20 haben dies längst bestätigt – nur Finanzminister Schäuble dementiert auf allen Kanälen. Sein Motto: Rede so geschickt an der Sache vorbei, dass sogar gröbste Halbwahrheiten später nicht als Lüge gelten.
Quelle: Süddeutsche - Verzichtet auf die Hälfte der Griechen-Schulden!
Der Euro-Rettungsschirm ist unverzichtbar zur Lösung der Euro-Krise. Er sollte herangezogen werden, um eine Umschuldung Griechenlands zu ermöglichen. Ein Aufruf von zehn Topökonomen aus Frankreich und Deutschland.
Quelle: FTDAnmerkung Orlando Pascheit: Der Rettungsschirm ist durch, in Deutschland. Auch das kritische Slowenien hat ihn akzeptiert, allerdings… [PDF – 41 KB]
- Europe must now grasp its chance to turn off the doomsday device
The G20’s ‘grand plan’ discussed in Washington is far from perfect – but it could buy enough time to defuse the euro crisis. […]
In aggregate, Europe doesn’t have a debt problem at all. As a proportion of GDP, public debt remains well below that of the US. Two of the afflicted nations, Ireland and Spain, had budget surpluses going into the crisis, while across the eurozone, levels of household debt remain generally subdued. Italy’s public debt looks eye-wateringly high, but aggregating all debt together – public, private, household and financial – Italy looks a paragon of virtue compared to the UK and US.
If you misdiagnose the problem, you are highly likely to end up with the wrong medicine. And that’s precisely what’s happening right now.
Quelle: The Telegraph - Athen im Belagerungszustand
Mit einer Blockade des Finanzministeriums empfangen Demonstranten die Finanzexperten der Troika. Im öffentlichen Dienst sind massive Stellenstreichungen geplant.
Quelle: tazAnmerkung Orlando Pascheit: Was soll diese Überbetonung der Rolle der Troika in Politik und Presse. Über die Insolvenz Griechenlands und beteiligter Banken wird nicht von einigen Technokraten enschieden.
- The eurozone: a crisis of policy, not debt
- Sebastian Dullien – Lernt von Amerika!
Wieder steht die Weltwirtschaft vor einer Rezession, nur diesmal könnte es schlimmere Folgen haben. Amerika macht vor, wie eine Lösung aussehen kann.
Quelle: ZEITpassend dazu: J. Bradford DeLong – Amerika bekommt doch etwas geschenkt
Bei der diesjährigen Tagung des Internationalen Währungsfonds wartete der ehemalige US-Finanzminister Lawrence Summers mit einem griffigen Vergleich auf: die Regierungen, so Summers, versuchen einen gebrochenen Knöchel zu behandeln, obwohl der Patient vor einem Organversagen steht. Summers kritisierte, dass Europa sein gesamtes Augenmerk auf die zweitrangige Angelegenheit Griechenland lenkt, obwohl sich weit gravierendere Ungleichgewichte mit jedem Tag weiter verschärfen – zwischen dem Norden und dem Süden der EU und zwischen rücksichtslosen Bankengläubigern und Regierungen, die keinerlei ordentliche Regulierung zustande brachten.
Quelle: Project Syndicate - Kein Mensch versteht die Risiken in der Bankenwelt
Warum fürchten sich die USA so sehr vor der Eurokrise? Weil niemand mehr die Gefahren im Finanzsektor einschätzen kann, meint Ökonom Mark Gertler
Quelle: Der Standard - Der Mythos von den Lehman-Opfern
Banken seien neutrale Berater ihrer Anleger: Diese romantische Vorstellung entspricht nicht den Naturgesetzen der Finanzwelt. Wer wirklich unabhängig beraten werden will, muss schon ein Honorar dafür zahlen. […]
Doch einen Pflock haben die Karlsruher Richter für alle kommenden Verfahren eingerammt: Solange nicht einmal Finanzfachleute damit rechneten, dass die amerikanische Regierung eine Investmentbank in den Abgrund fallen ließe, mussten dies auch nicht die Verkäufer in der kleinsten Sparkassenfiliale ahnen. Mehr als der hypothetisch anmutende Hinweis, dass ein Emittent straucheln und als Schuldner ausfallen kann, ist nicht geschuldet. Wer auf höhere Renditen erpicht ist, muss auch mit einem größeren Risiko für einen Totalausfall seiner Kapitalanlage rechnen. Dies ist ein Naturgesetz in der Finanzwelt, so wie es in der Physik die Schwerkraft ist.
Quelle: FAZpassend dazu: Zocken, bis es kracht – Wie Kleinanleger gegen den Euro wetten
Während der Euro wackelt, zocken inzwischen sogar Kleinanleger mit der Hilfe von Banken gegen die Gemeinschaftswährung. Da wettet der Steuerzahler gegen sich selbst, empören sich Experten im report MÜNCHEN-Interview.
Quelle: Report München - Studie: Manager außer Kontrolle
In den Sonntagsreden der Vorstandschefs und den Unternehmensleitlinien ist die Sache ganz einfach: “Unser Ziel ist es, den Unternehmenswert für unsere Aktionäre nachhaltig zu steigern”, lautet das Mantra von Aktiengesellschaften. Die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus. In etlichen Unternehmen arbeitet der Vorstand in Wahrheit nicht für die Aktionäre, sondern für sich selbst. Diese Manager nutzen jede sich bietende Gelegenheit, sich von der Kontrolle durch die Anteilseigner zu befreien. Wie das im Detail funktioniert, zeigt eine faszinierende Studie von Antoinette Schoar (MIT Sloan School of Management) und Ebonya Washington (Yale University) mit dem Titel “Are the Seeds of Bad Governance Sown in Good Times?”. “Manager nutzen Phasen von guter Performance aus, um die Aktionäre über Vorschläge abstimmen zu lassen, die nicht im Interesse der Anteilseigner sind”, lautet das Fazit.
Quelle 1: Handelsblatt
Quelle 2: Die Studie (englisch) [PDF – 220 KB] - Brüssel forciert Börsensteuer
Eine neue Abgabe auf Aktiengeschäfte in der EU soll die Finanzmärkte zügeln und Milliarden Euro einbringen. Umstritten ist jedoch, in welche Kassen die Einnahmen fließen sollen.
Quelle: Frankfurter Rundschau
siehe auch: „Endlich“ - Nokias Rumänien-Trick geht nicht auf
Ein Aufschrei ging durch Bochum, als Nokia 2008 die Produktion von Deutschland nach Rumänien verlagerte. Doch jetzt wird auch das Werk in Cluj geschlossen. Und damit nicht genug: Nokia pumpt gemeinsam mit Siemens nun auch noch eine Milliarde Euro in ein Gemeinschaftsunternehmen, das längst verkauft sein sollte.
Quelle: Süddeutsche Zeitung - »Das Wunderwerk ist in sich zusammengefallen«
Ab 1. Oktober wird die elektronische Gesundheitskarte ausgegeben – sie funktioniert aber nicht. Ein Gespräch mit Matthias Jochheim. Matthias Jochheim ist Vorsitzender der deutschen Sektion der IPPNW – Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung.
Quelle: Junge WeltAnmerkung Orlando Pascheit: Zum Schieflachen, wenn es nicht so traurig wäre. Auf jeden Fall ein Fressen für das Kabarett.
Ergänzende Anmerkung MB: Das sehe ich nicht so optimistisch. Auf mehreren kritischen Veranstaltungen zum Thema Elektronische Gesundheitskarte vor etwa zwei Jahren, bei denen ich anwesend war, äußerten sich Profi-Programmieren, die Elektronische Gesundheitskarte sein für die EDV-Branche, was die Riester-Rente für die Versicherungsbranche ist -–ein Geschäft, dass sich niemand kaputt machen lassen möchte. Bis auf Weiteres ist es zu empfehlen, beim Hausarzt und jedem Facharzt das hier [PDF – 28.6 KB] zu hinterlegen.
- Verstrahlt und vergessen
Fünf Monate nach der Katastrophe von Fukushima ist nichts unter Kontrolle. Lebensmittel sind verseucht, Gemüse- und Reisanbau ist unmöglich. Die Gesundheit der Menschen steht auf dem Spiel.
Quelle: ZDF-Mediathek - Volksabstimmung Wer “Ja” sagt meint “Nein zu S21”
Die Entscheidung ist gefallen. Am Mittwochabend hat sich der Landtag mit der Mehrheit der Stimmen von CDU, SPD und FDP gegen den Ausstieg aus dem Milliardenprojekt Stuttgart 21 ausgesprochen. Damit ist der Weg frei für eine Volksabstimmung. Der Fahrplan …
Quelle: Stuttgarter Nachrichten - Eine Regierung von Nichtstuern und Scharlatanen
Der italienische Publizist Piero Colaprico erklärt im Gespräch mit Gianluca Wallisch, warum die Italiener die Nase voll von Silvio Berlusconi haben und warum er letztlich für seine Vergehen bezahlen wird.
Quelle: Der Standard - Henkel wirbt für Anti-Euro-Partei
Euro-kritische Parteien hatten es bisher nie leicht. Dennoch: Ex-BDI-Chef Hans-Olaf Henkel könnte sich an der Gründung einer Anti-Euro-Partei versuchen. […]
Wie Henkel das Publikum in seinen Bann ziehen kann, demonstrierte er in der vergangenen Woche bei einem Auftritt mit dem FDP-Rebellen Frank Schäffler und dem Euro-Kläger Albrecht Schachtschneider: Er verbindet inhaltliche Forderungen wie die Einführung eines Nordeuro mit Verschwörungstheorien und Politik (“Das Rütteln am Einheitseuro ist in Deutschland mit einem Tabu belegt”), Medien (“Nichts davon steht bei uns in den Zeitungen”) und Wirtschaftswissenschaft (“politikhörig wie unter der SED”) – und weist dabei den Vorwurf, antieuropäisch zu sein, entschieden zurück: “Nicht die Kritiker spalten Europa, sondern der Euro.”
Organisiert wurde der Auftritt vom Verein Zivile Koalition, der versucht, die Anti-Euro-Stimmung zu kanalisieren. Über die Webseite www.abgeordnetencheck.de bietet der rechtskonservative Verein die Möglichkeit, Anfragen an die Mitglieder des Bundestags zu senden. Fast 200.000 Mails sind nach eigenen Angaben bereits verschickt worden, die Antworten werden auf der Webseite veröffentlicht.
Quelle: tazAnmerkung JB: Wer die „neue Rechte“ im Umfeld von Thilo Sarrazin verortet hat, muss seinen Kompass womöglich schon bald neu justieren. Eurokritik taugt wohl noch besser als Fremdenfeindlichkeit, um die Ratten mit simplen Thesen einzufangen.
- Jakob Augstein – In der gläsernen Fabrik
Selten wurden die zwei Prinzipien der Mediendemokratie – Verblödung und Unterforderung – so offenbar wie hier: Über Merkel, Jauch und die Mechanik der Machtverwaltung.
Quelle: Der FreitagAnmerkung MB: Dagegen kommt einem sogar Maybrit Illner gelegentlich wie ein journalistisches Schwergewicht vor.
- Ein Insider packt aus: Über die Probleme, die Reiche, Superreiche und Regierende mit ihrer Gesetzestreue haben
mit Frank Wehrheim, Ex-Steuerfahnder, Moderation: Prof. Dr. Hans See
Sonntag, 9. Oktober 2011, 11:00-13:00 Uhr
Café Alte Backstube, Dominikanergasse 7, Frankfurt am Main-InnenstadtIrgendwie passt es zusammen, dass bestimmte politische Kräfte ständig Steuersenkungen verlangen oder versprechen und Steuerfahnder daran hindern, Steuerkriminellen das Handwerk zu legen. Das offensichtlich von diesen Politikern vertretene Prinzip: Wenn die Demokratie schon nicht in der Lage ist, die Reichen auf legalem politischen Weg zu begünstigen, müssen eben ihre gewählten Repräsentanten dafür sorgen, dass es möglich ist, ungestraft private Wege zu suchen, wie sie ihre Steuern senken können. Das führt zu der Absurdität, dass im Ernstfall nicht mehr die Steuerhinterziehung, sondern die gesetzeskonforme Steuerfahndung, nicht mehr der Unternehmer, sondern der Steuerfahnder bestraft wird. Der hessischen Landesregierung unter Roland Koch (heute Chef des weltweit aktiven Baukonzerns Bilfinger und Berger) gelang es, gleich mehrere erfahrene und erfolgreiche Steuerfahnder mit Methoden kaltzustellen und abzustrafen, die uns in den Zeiten des Kalten Krieges vor allem von der CDU (auch von Roland Koch) als Beweis für die Unmenschlichkeit der kommunistisch regierten Unrechtsstaaten vorgehalten wurden. Frank Wehrheim war einer dieser hessischen Steuerfahnder. Jetzt hat er seine Erfahrungen in einem Buch mit unglaublichen Berichten und Geschichten veröffentlicht. Die politischen und juristischen Auseinandersetzungen sind noch nicht abgeschlossen. Es ist zu befürchten, dass die Medien die Zusammenhänge zwischen diesen Entwicklungen und den nicht enden wollenden Finanzkrisen nicht erkennen oder verschweigen.
Benefizveranstaltung: Eintritt € 5,00, mit Frankfurt-Pass oder Kultur-Pass € 1,00
Der Erlös dieser Benefizveranstaltung geht an den BCC-Rechtshilfefonds
„PRO VERITATE – für Bürgerrechte und Meinungsfreiheit“.
Spendenkonto: 530 024 73. Sparkasse Hanau – BLZ 506 500 23.
Spenden sind steuerabzugsfähig.Eine Veranstaltung von Business Crime Control e.V. und KunstGesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem Nachdenkseiten-Gesprächskreis Frankfurt am Main
Flyer / Einladung zum Herunterladen [PDF – 98 KB]