Kategorie:
Ideologiekritik

Werteorientierte Zivilisation im Bann ihrer Alternativlosigkeit

Werteorientierte Zivilisation im Bann ihrer Alternativlosigkeit

Bei aller Bewunderung und Respekt für die künstlerischen, wissenschaftlichen und soziopolitischen Errungenschaften der westlichen Kulturen wird eine andere Art ihrer Kreativität gerne übersehen: Seit gut 2.000 Jahren waren die abendländischen Herrschaftssysteme im ständigen Wandel und konnten dabei eindrucksvoll beweisen, dass Macht- und Profitinteressen unter unterschiedlichsten Herrschaftsmodellen zu verwirklichen sind. In ihren andauernden Kriegen und Raubzügen festigte sich stillschweigend eine gemeinsame, das zivilisierte Abendland verbindende und vereinende Ideologie des „sich Bereicherns und Welteroberns“. Neben den altvertrauten Selbstwertidealen entdecken nun die westlichen Nationen diese unausgesprochene Gleichgesinntheit als eine gemeinsame Identität und willkommene Stärke gegen den bedrohlichen Zuwachs der wirtschaftspolitischen Macht der ehemaligen Kolonien und sonstiger Rivalen. Von Pentti Turpeinen.

Aktuell zum Krieg im Gazastreifen: Eine gründliche Zerstörung des Israel-Mythos

Aktuell zum Krieg im Gazastreifen: Eine gründliche Zerstörung des Israel-Mythos

Michael Lüders schildert in seinem neuen Buch den zionistischen Staat und seine Geschichte ohne Tabus und stellt der deutschen Israel-Politik ein verheerendes Zeugnis aus. Es gibt nicht viele deutsche Autoren, die den Mut haben, die Geschichte Israels von einer vorurteilslos-kritischen Seite aus darzustellen – also aus einer Sicht, die nicht die deutsche Schuld in den Vordergrund stellt. Das neue Buch des Nahost-Experten Michael Lüders erfüllt genau diese Kriterien. Mit tabulosem und analytischem Blick geht Lüders sein Thema an – getreu seiner Absicht, ein realistisches Israel-Bild der israelischen Geschichte und Politik zu zeichnen, das nicht der Wunsch-Projektion eines idealen Judenstaates verpflichtet ist, wie sie die deutsche politische Klasse sieht: die Zufluchtsstätte der Holocaustüberlebenden und die „einzige Demokratie im Nahen Osten“. Ein Staat, wie Bundeskanzler Scholz sich ausdrückte, der sich streng ans Völkerrecht und die Menschenrechte hält. Von Arn Strohmeyer.

Randale in Amsterdam, falsches Bildmaterial und die einseitige Verurteilung der Bundesregierung

Randale in Amsterdam, falsches Bildmaterial und die einseitige Verurteilung der Bundesregierung

Am letzten Freitag verurteilten Außenministerin Annalena Baerbock mit Verweis auf von ihr gesehene Videoaufnahmen („Die Bilder sind furchtbar“) sowie Kanzler Scholz mit Verweis auf „Berichte“ die „Jagd auf Juden“ in Amsterdam nach dem Europa-League-Spiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv. Doch bereits am Samstag mussten die Tagesschau und viele weitere Leitmedien einräumen, dass sie das von ihnen gesendete Bildmaterial um 180 Grad gedreht hatten. Die Aufnahmen zeigten in Wirklichkeit Angriffe von israelischen Maccabi-Fans auf Passanten in Amsterdam. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, ob es sich um dieses Videomaterial handelte, welches den Kanzler und die Außenministerin zu ihren entsprechenden Äußerungen bewogen hatte. Von Florian Warweg.

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Der Westen, die BRICS, Donald Trump und das Elend der deutschen Berichterstattung

Der Westen, die BRICS, Donald Trump und das Elend der deutschen Berichterstattung

Ende Oktober fand in Kazan/Russland der 16. BRICSplus-Gipfel statt. 36 Staaten aus dem „Nichtwesten“ nahmen an dem Gipfel teil, darunter eine Vielzahl von Staaten, die eine Mitgliedschaft anstreben. In den deutschen Medien wurde erstmals intensiver über den Gipfel in Russland berichtet. Die Berichterstattung war in großen Teilen, wie leider mittlerweile Standard, alles andere als neutral. Allein die Tatsache, dass der Gipfel in Russland unter der Schirmherrschaft des russischen Präsidenten stattfand und Putin den Gipfel nutzte, um dem Westen seine angebliche „Isolation“ vorzuführen, war Grund genug, die BRICS erneut als Truppe von Autokraten zu diffamieren. Als dann auch noch der UN-Generalsekretär António Guterres an dem Gipfel teilnahm, war zumindest in der deutschen Medienlandschaft buchstäblich die Hölle los. Von Alexander Neu.

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Stimmen aus Lateinamerika: Das millionenschwere Geschäft des „Glücklichseins”

Stimmen aus Lateinamerika: Das millionenschwere Geschäft des „Glücklichseins”

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Selbsthilfe-Motivationsdiskurs in der Arbeits- und Geschäftswelt etabliert. Das hat dazu geführt, dass in mehreren Unternehmen die professionelle Ausbildung durch Motivationstraining ersetzt wurde. Nach Angaben der International Coaching Federation (ICF) gab es im Jahr 2023 mehr als 109.000 professionelle Coaches, die Workshops und Vorträge für 1,3 Millionen Kunden anboten. In Lateinamerika und der Karibik wurden fast 17.000 Beschäftigte in diesem Sektor gezählt. Das absolute Einkommen dieser multinationalen Branche wurde für 2023 auf 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt, was sie zu einer der profitabelsten Aktivitäten in der sogenannten Mindfulness Economy macht. Von Silvana Solano Rodríguez.

Reichtum und Elend – Mit wachsender Ungleichheit bleibt unten bald gar nichts mehr übrig

Reichtum und Elend – Mit wachsender Ungleichheit bleibt unten bald gar nichts mehr übrig

Wohlhabende leben unbeschwert, Arme werden ärmer und die Mitte hat Angst vorm sozialen Abstieg. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung liefert die Zustandsbeschreibung einer materiell und mental auseinanderdriftenden Gesellschaft. Wer noch genug zum Leben hat, ist mit dem System halbwegs d‘accord, während sich Zukurzgekommene vermehrt von der Demokratie abwenden und nach unten treten. Den Mächtigen spielt das in die Karten, und die Regierenden spielen mit – solange man sie lässt. Von Ralf Wurzbacher.

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Im Stau hinter Schengen oder wie Deutschlands Kleingeistigkeit Europa ruiniert

Im Stau hinter Schengen oder wie Deutschlands Kleingeistigkeit Europa ruiniert

Dieser Tage bin ich mit dem Auto von Deutschland nach Luxemburg und zurück nach Deutschland gefahren. Von Deutschland nach Luxemburg verläuft alles normal, man befindet sich ja in Europa, wo es einen Binnenmarkt gibt und Bewegungsfreiheit für alle Bürger, obwohl das Verkehrsaufkommen auf dieser Autobahn (der E 44) mit dem innerhalb Deutschlands absolut zu vergleichen ist. So weit, so gut. Von Heiner Flassbeck.

Wir müssen dem Land der Pyramiden entkommen, oder: Endlich mehr Demokratie wagen

Wir müssen dem Land der Pyramiden entkommen, oder: Endlich mehr Demokratie wagen

Der Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten ist weit mehr als eine historische Erzählung über Befreiung aus der Sklaverei. Diese Geschichte hat sich als bedeutende Metapher in das kulturelle Gedächtnis der Menschheit eingegraben, und sie ist aktueller denn je. Die Frage, ob wir uns heute, im 21. Jahrhundert, nicht auch aus einer Art moderner „Sklaverei“ befreien müssen, beschäftigt viele kritische Denker. Burkhard Bujotzek beleuchtet in seinem Artikel die Bedeutung dieser Metapher und hinterfragt das fortbestehende Modell hierarchischer Führung, das seit Jahrtausenden unser Denken und Handeln prägt.

Wie bestellt: Das BAföG ist und bleibt in schlechter Verfassung

Wie bestellt: Das BAföG ist und bleibt in schlechter Verfassung

Das Bundesverfassungsgericht negiert einen grundgesetzlichen Anspruch auf höhere Ausbildungshilfen und überlässt die Bemessung wie gehabt der haushälterischen Willkür des Gesetzgebers. Wer arm ist, könne ja arbeiten gehen und im Notfall sein Studium hinschmeißen, argumentieren die höchsten deutschen Richter und beweisen damit einmal mehr, wie tief sie gesunken sind. Ein Kommentar von Ralf Wurzbacher.

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Bremer Innensenator besucht propalästinensische Veranstaltung

Bremer Innensenator besucht propalästinensische Veranstaltung

Die Veranstaltung mit Michael Lüders am 25. Oktober 2024 im Bürgerzentrum Neue Vahr war mit Spannung erwartet worden. Eingeladen hatten die Palästinensische Gemeinde Bremen und Umgebung und die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft. Es war zu erwarten, dass es Versuche – wie schon so häufig – von Seiten der unbedingten Israelfreunde geben würde, die Veranstaltung zu verhindern. Tatsächlich war kurzfristig von der Leitung des BZ Neue Vahr die ursprünglich gegebene Zusage zuerst zurückgezogen, dann aber nach einigen Telefonaten im Hintergrund und dem nachdrücklichen Hinweis auf geschlossene Verträge doch wieder bestätigt worden. Die Veranstaltung konnte also stattfinden. Über 500 Teilnehmer fanden im großen Saal des Bürgerzentrums Platz, wenn auch teilweise stehend. Von Sönke Hundt.

Stimmen aus Ungarn: Von der GUS zu den BRICS

Stimmen aus Ungarn: Von der GUS zu den BRICS

Der Aufstieg des globalen Südens einschließlich Eurasiens verspricht die Entstehung einer multipolaren, genauer gesagt polyzentrischen Weltordnung, die die Hegemonie der Vereinigten Staaten und die Dominanz des Westens brechen will. Bereits jetzt, während sich die Machtverhältnisse verschieben, zeichnet sich ab, dass sich um Russland herum im postsowjetischen Raum im Norden Eurasiens eines der Zentren der sogenannten nichtwestlichen Welt herausbildet. Neben dem Wirtschaftskrieg ist die Ukraine eine der prominentesten Fronten im Kampf um die neue globale Ordnung. Doch der Wettbewerb um den Einfluss in der Region findet im Wesentlichen seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion statt. Ein Beitrag von Gábor Stier, aus dem Ungarischen übersetzt von Éva Péli.

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Stimmen aus Lateinamerika: Die Spinne auf dem Fahrrad

Stimmen aus Lateinamerika: Die Spinne auf dem Fahrrad

Würden die Migranten weltweit eine Nation bilden, wäre sie die viertgrößte nach Indien, China und den USA. Im August dieses Jahres sank vor der italienischen Küste eine mit Milliardären besetzte Jacht. Die Tragödie ging durch die Nachrichten, die Welt war schockiert, die italienische Küstenwache mobilisierte ihre besten Taucher und Ausrüstungen. Unterdessen geht fast jede Woche ein Boot mit afrikanischen Flüchtlingen, darunter auch Kinder, im Mittelmeer unter, und niemand weint. Von Frei Betto.

Ein europäischer Putsch? Die aktuelle Entwicklung der EU aus Sicht eines italienischen Linken

Ein europäischer Putsch? Die aktuelle Entwicklung der EU aus Sicht eines italienischen Linken

Ein Interview mit dem italienischen Autor und Journalisten Thomas Fazi über die EU als demokratisches oder antidemokratisches Projekt und seine aktuelle Studie „Der stille Putsch – der Griff der Europäischen Kommission nach der Macht“. Das Interview hat Maike Gosch geführt und aus dem Englischen übersetzt.

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Der Weltkindertag – ein Tag zum Feiern, ein Tag, die Großen an ihre Pflichten für die Kleinen zu erinnern

Der Weltkindertag – ein Tag zum Feiern, ein Tag, die Großen an ihre Pflichten für die Kleinen zu erinnern

Am Freitag war Weltkindertag, ein wichtiger Ehrentag für unsere kleinen und kleinsten Erdenbürger, der einst auf Vorschlag der Vereinten Nationen jedes Jahr am 20. September in mehr als 145 Ländern stattfindet. Das Motto des Tages hieß diesmal „Mit Kinderrechten in die Zukunft“ und ist Grund genug für unsere nachfolgende Generation zum Feiern einerseits. Landauf, landab organisieren die großen Menschen Feste für die Kleinen. In Thüringen (als einziges Bundesland) ist der Tag sogar offizieller Feiertag. Andererseits ist der heutige Weltkindertag ein ernstes politisches Ereignis, das mehr als nur Anstoß sein sollte, wohlmeinende Absichtserklärungen zu formulieren, schöne Reden zu schwingen, auf dass tags darauf doch wieder der gleiche Trott wie eh und je fortgesetzt wird. Ein Zwischenruf von Frank Blenz.