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Außen- und Sicherheitspolitik

„Third Annual Report of the Secretaries of Defense“, ein äußerst aufschlussreiches Dokument der Zeitgeschichte

Am 1. Dezember 1989, drei Wochen nach Öffnung der Mauer, trafen sich in Nashville in den USA die früheren Verteidigungsminister der USA, Frank Carlucci (Verteidigungsminister unter Reagan), Melvin Laird (Nixon), Robert McNamara (Kennedy, Johnson), Donald Rumsfeld (Ford), James Schlesinger (Nixon, Ford) und Caspar Weinberger (Reagan) zum “3. Jahresbericht der Verteidigungsminister” (“Third Annual Report of the Secretaries of Defense”).

Die Diskussion ist als Video in englischer Sprache hier verfügbar. Wir danken unserem Leser K. Schubert für den Hinweis auf dieses zeitgeschichtlich äußerst interessante Dokument, und wir danken Carsten Weikamp, der es für uns analysiert und zusammengefasst hat.

Transatlantische Netzwerke: Auch im Verlagswesen sind sie präsent. Und wo man hinfasst: Soros

Putin kaputt?!

Gestern erreichte mich die Nachricht, dass die Suhrkamp-Lektorin Katharina Raabe den Deutschen Sprachpreis 2015 erhält. Laut Mitteilung würdigt die Henning-Kaufmann-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft „damit erstmals eine Verlagslektorin, die sich große Verdienste um die Bereicherung der deutschen Sprache durch literarische Stimmen aus Osteuropa erworben hat.“ – Osteuropa? So etwas macht mich mittlerweile sofort hellhörig, nach der Dokumentation „Benutzt und gesteuert – Künstler im Netz der CIA“ und der Lektüre von Christopher Simpsons Buch “Blowback”. Weil dort sehr anschaulich beschrieben wird, wie auch in früheren Zeiten des Kalten Krieges ehrenhaft und wohlklingende Namen, Verlage und Institutionen zur verdeckten Manipulation der Öffentlichkeit und der öffentlichen Meinung benutzt wurden. So hat eine sehr kurze Recherche bereits ergeben, dass die als Lektorin getarnte Frau Raabe z.B. in Radio Bremen Agitation für die Transatlantiker betrieben hat. Weitere Nachforschungen haben noch sehr viel mehr zutage gefördert. Von Isabelle Lascar

Sanktionen der „Guten“ sind gut, Sanktionen der „Bösen“ sind schlecht. So einfach ist das.

Es soll ja Menschen geben, die nach Belegen dafür suchen, dass die deutschen Medien in ihrer Mehrheit unkritisch und einseitig sind. Ich fände es ja auch rundum schön, wenn die NachDenkSeiten überflüssig wären. Aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Medien, die vor einem Jahr an den westlichen Sanktionen nichts auszusetzen hatten, empören sich jetzt über die russische Retourkutsche. Einer unserer NachDenkSeiten-Leser hat zwei Beispiele dafür hintereinander gereiht – zunächst einen Bericht der Augsburger Allgemeinen vom 26. Juli 2014 über die europäischen Sanktionen gegen Russland und dann einen zustimmenden Bericht von Spiegel Online vom 30. Mai 2015 zur westlichen Empörung über die russischen Sanktionen. Die beiden Artikel sind als Anlage am Ende dieses Textes angehängt. – Wie kommt es, dass sogenannte freiheitliche Medien so vergleichsweise gleichgeschaltet reagieren? Wie kommt es, dass sie so einseitig berichten und kommentieren? Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Zur Kontinuität amerikanischer Interventionen

Amerikakritik ist en vogue. Spätestens seit dem Irakkrieg 2003 und noch mehr seit den Enthüllungen über Folterprogramme und NSA-Überwachung ist sie in Deutschland mehrheitsfähig geworden. Die Ablehnung solcher Exzesse ist weitgehender Konsens in der Bevölkerung – und der damit einhergehende Imageschaden für die USA längst viel mehr als ein PR-Problem. Von Paul Schreyer [*]

Der Westen und der „Islamische Staat“ – verschiedene Schlussfolgerungen aus einem öffentlich gewordenen Pentagon-Papier

Am 20. Mai 2015 konnten Sie bei uns lesen „Wie attraktiv ist der Westen? Was sollen junge Menschen in Deutschland und Europa gut daran finden?“. Ich hatte mich mit einem Beitrag von Frau Simon im „Zeit Magazin“ auseinandergesetzt. Dazu ist zunächst nachzutragen, dass „Die Zeit“ inzwischen einen Link auf den Artikel gesetzt hat. Wichtiger: wie andere auch hat sich die Autorin nicht mit der Frage auseinandergesetzt, wie es zum IS kam und welche Rolle der Westen dabei gespielt und welches Interesse der Westen und die Freunde am Golf am Entstehen des IS haben könnte. Dazu gab es in den letzten Tagen eine Reihe von Veröffentlichungen. In den Hinweisen der NachDenkSeiten von heute ist auf einen Artikel von Focus und von Hintergrund verlinkt worden. Diese Links bedürfen der Ergänzung. Albrecht Müller.

Notizen aus Amerika

In seinem aktuellen Artikel für die NachDenkSeiten regt Norman Birnbaum an, große Teile der US-Außen- und Sicherheitspolitik als innenpolitisch motiviert anzusehen.
Er analysiert treffend, wie die aktuellen Unruhen im Land auf den Niedergang des sozialen Zusammenhalts zurückzuführen sind, und erläutert, wie es dazu kommen konnte und welche Maßnahmen angezeigt wären, um das Übel an der Wurzel zu packen.
Seine Beobachtungen der aktuellen politischen Lage und des bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampfes lassen ihn aber wenig hoffen, dass auf nationaler Ebene substantielle Fortschritte erzielt werden können.
Carsten Weikamp hat den Text aus dem Englischen übersetzt.
[PDF – 70KB] siehe hier.

Europa und der kalte Pipeline-Krieg

Nur sehr selten werden in den deutschen Medien die Themen „Energieversorgung“ und „Versorgungssicherheit“ thematisiert. Dies ist vor allem aus geostrategischer Sicht vollkommen unverständlich, da sich das Handeln der Akteure in den aktuellen Konflikten in der Ukraine und Mazedonien nicht zufriedenstellend erklären lässt, wenn man diese wichtigen Faktoren außer Acht lässt. In Europa tobt bereits seit vielen Jahren ein kalter Krieg um die Projektierung und den Bau von Erdgaspipelines, bei dem die Interessen der unterschiedlichen Akteure auch ein maßgebliches Motiv für deren Handlungen in den genannten Konflikten darstellen. Eine Sonderrolle nimmt hier – wie so oft – Deutschland ein, das gegen seine eigenen Interessen handelt. Von Jens Berger

Nein zu Krieg und Faschismus!

Am vergangenen Sonntag versammelten sich tausende Menschen in Berlin, um anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus „für eine Politik der Verständigung und friedlichen Konfliktlösung“ zu demonstrieren, wie es im entsprechenden Aufruf heißt. Notwendig sei das, da „70 Jahre nach Ende des von Deutschland verschuldeten Weltkrieges (…) deutsche Soldaten wieder an Interventionskriegen beteiligt (sind und) (…) (die) Bundesregierung (…) Kriegsvorbereitungen und Interventionen durch militärische Verbündete von deutschem Boden aus (duldet).“ Das aber dürfe nicht sein. Jens Wernicke sprach mit dem Schauspieler Rolf Becker, der einer der Hauptredner der Veranstaltung war.

Warum wurde gerade der Historiker Heinrich August Winkler eingeladen, zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs zu sprechen?

Zumindest an den runden Jahrestagen, an denen an das Ende des Zweiten Weltkriegs gedacht wurden, haben in den zurückliegenden Jahrzehnten entweder die Bundeskanzler oder die Bundespräsidenten an die Deutschen gesprochen. Dass Bundestag und Bundesrat zum 8. Mai in diesem Jahr einen Historiker zu einer Ansprache vor den Repräsentanten der Staatsgewalten und vor den Volksvertretern in den Reichstag eingeladen haben, hatte sicherlich etwas mit der aktuellen weltpolitischen Situation zu tun. Und dass gerade Heinrich August Winkler als Gedenkredner eingeladen wurde, war auch alles andere als ein Zufall. Die herrschende Geschichtsschreibung ist eben immer die Geschichtsschreibung der Herrschenden. Von Wolfgang Lieb.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges – ein Beitrag von Oskar Lafontaine zum 8.5.2015

„Wir brauchen endlich eine eigenständige europäische Außenpolitik, die den Werten Europas, der Freiheit, der Demokratie, der sozialen Gerechtigkeit und der Menschenwürde verpflichtet ist und auf Interventionskriege und neokoloniale Abenteuer verzichtet. Unsere Verantwortung besteht darin, einer verhängnisvollen US-Politik in den Arm zu fallen und darauf zu bestehen, dass Russland seinen Platz im gemeinsamen Europäischen Haus hat. Wir wollen mit Russland in Frieden leben, weil wir gemäß dem Schwur der Überlebenden von Buchenwald eine Welt des Friedens und der Freiheit bauen wollen.“
Das ist der Schlussabsatz dieses Artikels von Oskar Lafontaine

Wie in Hamburger Medien durch fragwürdige Heldenverehrung das Leid von NS-Opfern und deren Nachkommen 70 Jahre nach der Befreiung verdrängt wird.

In der Hamburger Medienwelt wurde des 70. Jahrestages der Befreiung vor allem mit einer Heldengeschichte zur „Kapitulation“ gedacht. Im Mittelpunkt steht ein „Dokumentarspiel“, verantwortet vom öffentlich-rechtlichen Sender NDR: „Unsere Geschichte – Hamburg 1945. Wie die Stadt gerettet wurde“, ausgestrahlt am 23. April 2015 (N3). Grundlage war eine Auftragsarbeit der Hamburger Handelskammer über „Hanseaten unter dem Hakenkreuz“. Im Vorfeld und danach stiegen fast alle regionalen Medien ein, vor allem auf die in Film und Buch ausgebreiteten Heldentaten des damaligen Direktors der Phoenix Gummiwerke, Albert Schäfer. Die Autorin Brigitta Huhnke forscht und unterrichtet seit vielen Jahren über Erinnerung, Gedenken und Leugnen nach der NS-Zeit. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sie sich auch mit Albert Schäfer. Dieser war aktiv in das NS-System verstrickt. Für die kriegswichtige Phoenix befehligte er mehrere Zwangsarbeiterlager. Doch davon ist weder im Film noch in der Hamburger Presse die Rede. Von Brigitta Huhnke

Die Welt im Umbruch

Jochen Scholz

Das Völkerrecht erodiert und das Recht des Stärkeren wagt seine Rückkehr auf die Bühne der Welt. Die sozialen Proteste nehmen zu und die Armut in Deutschland wächst ungebremst an, sodass inzwischen 12,5 Millionen Bundesbürger als arm anzusehen sind. Der europäische Wohlfahrtsstaat soll abgewickelt werden und ein neuer „großer Krieg“ gegen Russland wird nicht nur diskutiert, sondern bereits geprobt. Oder, wie die ZEIT es beschreibt: „Krieg, Terror, Vertreibung. Die alte Ordnung kollabiert. Wir leben in einer Zeitenwende.“ Über diese sprach Jens Wernicke mit dem ehemaligen Berufsoffizier Jochen Scholz, der viele Jahre in NATO-Gremien tätig war.

Wie bestellt – Spiegel Online meldet: Unterwasser-Objekte, Kampfflieger, Drohungen: Skandinaviens Angst vor Russland

Parallel zur Einstellung des gestrigen Beitrags „TÄUSCHUNG. DIE METHODE REAGAN …“ erzählt Spiegel Online am 6. Mai eine ähnliche Geschichte, wie sie in der arte-Doku vom Autor Pohlmann für Anfang der achtziger Jahre berichtet worden war: russische U-Boote, Ausspähung, Drohung. Diesmal könnten es richtige russische U-Boote sein und nicht vom Westen unterschobene Unterwasserfahrzeuge. Die Reaktion ist ähnlich wie anfangs der achtziger Jahre: Aufrüstung, Demonstration der Stärke des Westens. – Wichtiger als der Hinweis auf die Spiegel Online Geschichte von gestern ist der Hinweis und der Link auf ein spannendes Interview des Autors der arte-Doku Dirk Pohlmann mit Ken Jebsen. Albrecht Müller.

TÄUSCHUNG. DIE METHODE REAGAN – eine interessante Dokumentation zur nachhaltigen Beschädigung des vernünftigen Ziels gemeinsamer Sicherheit in Europa

Gestern Abend um 23:00 (!) Uhr lief eine arte-Doku, die eigentlich zur besten Sendezeit des ZDF oder der ARD gesendet hätte werden müssen. Denn bei dieser Sendung konnte man viel lernen. Amerikanische Militärs räumen darin ein, in den 80ern Sichtungen angeblich sowjetischer U-Boote vor der schwedischen Küste mit eigenen Booten inszeniert zu haben. Das dadurch erzeugte Bedrohungsgefühl drehte die öffentliche Meinung gegen Olof Palmes Entspannungspolitik. Unterstützt wurden sie dabei von traditionellen schwedischen Machteliten einschließlich Teile des schwedischen Militärs. Am Ende des Films wird die Vermutung geäußert, Palme sei wegen seiner Entspannungspolitik ermordet worden. Sicher weiß man das nach wie vor nicht. Albrecht Müller.

Hier sind die Videos vom 24. Pleisweiler Gespräch mit Werner Rügemer

Am vergangenen Samstag kamen über 300 Menschen zum Vortrag von Werner Rügemer. Der Vortrag zum Thema „ Europa im Visier der Supermacht USA“ und die Diskussion waren spannend und sachlich wie immer. Den Vortrag Rügemers und zuvor die Begrüßung und Einführung von Albrecht Müller und die Diskussion finden Sie im Folgenden, die schriftliche Kurzfassung der Begrüßung und Einführung im Anhang. Albrecht Müller