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Wertedebatte

Olympia: Boykott und Heuchelei

Olympia: Boykott und Heuchelei

Um die Olympischen Winterspiele in China im nächsten Jahr ist eine Debatte voller Doppelstandards entbrannt. Die Forderungen der USA und anderer westlicher Länder nach einem „diplomatischen Boykott“ wegen Menschenrechtsverletzungen sind angesichts der westlichen Angriffskriege, der Wirtschaftssanktionen, der Drohnenmorde, der NSA-Überwachung und vieler anderer Aspekte geradezu absurd. Durch solche Vergleiche wird China nicht politisch-moralisch weißgewaschen, sie stellen aber ein rationales Verhältnis innerhalb der jeweiligen Menschrechtsvergehen her: Etwa außenpolitisch ist der Westen nicht in der Position des humanen Lehrmeisters. Neben der aktuellen Heuchelei ist prinzipiell festzustellen, dass durch moralische Aufladung das Potenzial großer Sportveranstaltungen zur Völkerverständigung beschädigt wird. Von Tobias Riegel.

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Corona und Obdachlose: Die Kälte erobert die Gesellschaft

Corona und Obdachlose: Die Kälte erobert die Gesellschaft

Der Berliner Senat verbannt Obdachlose auch bei Kälte von Bahnsteigen, wenn sie nicht 3G erfüllen. Dieses Vorgehen sticht heraus – selbst noch aus den vielen Beispielen, die den angeblich „solidarischen“ Charakter der Corona-Politik bereits als Drangsalierung entlarvt haben (etwa gegenüber den Kindern). Es ist eine Demonstration der menschlichen Kälte, die nur wegen der überwältigenden Corona-Kampagne keinen Aufschrei mehr auslöst: Die Bürger wurden mit der Umdeutung des Begriffes „Schutz“ gegen eine ungeheuerliche Politik abgestumpft. Die Angstkampagnen, Zahlenmanipulationen und die darauf aufgebaute Corona-Politik zeigen schlimme Wirkung: Es ist etwas zerbrochen in dieser Gesellschaft. Das wird von den (Un-)Verantwortlichen billigend in Kauf genommen – und sogar noch zugespitzt. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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Bidens Demokratie-Gipfel – der Gipfel der Verlogenheit

Bidens Demokratie-Gipfel – der Gipfel der Verlogenheit

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Präsident eines Landes, das Kriege in vielen Regionen der Welt geradezu serienweise geführt und den Tod von Millionen Menschen verursacht hat. Stellen Sie sich vor, Ihr Land hat wie im Irak ein Verbrechen erfunden, um dort einzufallen, zu töten und großartige Kulturgüter zu zerstören. Stellen Sie sich vor, in diesem Ihrem Land muss man über Milliarden verfügen oder Freunde haben, die so viel Geld zur Verfügung stellen, um als Präsident des Landes kandidieren zu können. Sind Sie dann der Präsident einer Demokratie? Wenn Menschen ohne Geld eigentlich nichts zu sagen haben? Stellen Sie sich vor, Sie sind der Präsident eines Landes, in dem der Geist der Rassentrennung immer noch umhergeistert und sich die Verachtung der angeblich minderen Rassen auch im Umgang der Polizei mit diesen eigentlich gleichberechtigten Schwarzen und Latinos äußert. Geschätzte 1000 Menschen Ihres eigenen Volkes werden pro Jahr auf diese Weise ins Jenseits befördert. So sieht Ihr Land aus und Sie nennen es eine Demokratie, eine Demokratie, die von Werten geprägt und geleitet werde, so sagen Sie. – Sie haben offensichtlich das Problem, die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu überbrücken. Was machen Sie dann? Die Wirklichkeit ändern? Nein. Sie machen Public Relations. Public Relations, Propaganda – das ist die landesgemäße Antwort auf das Problem. So ist es. Ich fantasiere nicht. Heute eröffnet der US-amerikanische Präsident Biden den sogenannten Demokratie-Gipfel. Albrecht Müller.

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Ehrenamtliche Trainerin: Offener Brief gegen die Spaltung bei Kindern und Jugendlichen

Ehrenamtliche Trainerin: Offener Brief gegen die Spaltung bei Kindern und Jugendlichen

Eine seit Jahrzehnten engagierte Trainerin von Kindern und Jugendlichen in Eberswalde (bei Berlin) lässt aus Protest gegen aktuelle Corona-Regeln ihr Ehrenamt jetzt ruhen – und sie stellt sich in einem Offenen Brief gegen unhaltbare Zustände: Von den ehrenamtlichen Trainern, deren Engagement gar nicht hoch genug geschätzt werden kann, werde nun verlangt, Unterschiede zwischen geimpften und nicht geimpften Kindern und Jugendlichen zu machen. Wir veröffentlichen den Brief hier im Wortlaut – auch in der Hoffnung, dass sich mutige Nachahmer finden, die sich der aktuellen Entwicklung ebenfalls entgegenstellen. Von Redaktion.

Seid Treuhänder der Bürger!

Seid Treuhänder der Bürger!

Als Schreibender ist man (eigentlich und an und für sich) ständig im Benehmen, sich zu informieren. Und es sollte Pflicht sein, stets und immer mal wieder nachzuschlagen, was der eigene Berufsstand bedeutet. Siehe da, im Handbuch des Journalismus steht Folgendes: „Das soll der Journalist tun: Informieren, kritisieren und Meinungen bilden – im Auftrag der Bürger, die alle Informationen benötigen, um den Mächtigen auf die Finger zu schauen und bei Wahlen die richtige Entscheidung treffen zu können. Der Journalist ist von der Verfassung eingesetzt als Treuhänder des Bürgers und nicht der Politiker.“ Die Journalisten, vor allem die des Mainstreams, sollten sich dieser Sätze annehmen. Sie sollten das in einem Brief an sich lesen, so eine Anregung einer kanadischen Professorin für Ethik, von uns Bürgern zu verfassen an alle verantwortlichen Redaktionen. Von Frank Blenz.

Bitte nicht die Krankheiten gegeneinander aufrechnen

Bitte nicht die Krankheiten gegeneinander aufrechnen

Einige Stimmen verlangen von nicht geimpften Bürgern, dass sie auf Behandlungen im Krankenhaus verzichten sollen – das ist verwerflich. Als Reaktion werden Listen erstellt, wer dann „ebenfalls“ sein Recht auf ein Intensivbett verlieren sollte: Raucher, Raser, Übergewichtige, Alkoholiker, Extremsportler. Diese Reaktion ist verständlich. Aber zum einen sollte man nicht auf das Niveau der Corona-Kampagne hinabsteigen. Zum anderen hat der Teufelskreis aus gegenseitigen Aufrechnungen von „unberechtigten“ Intensivbehandlungen das Zeug, die Idee eines halbwegs solidarischen Gesundheitssystems in seinen Fundamenten zu schädigen – er sollte unterbrochen werden. Ein Appell zur Mäßigung. Von Tobias Riegel.

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Belarus: Druck und Gegendruck

Belarus: Druck und Gegendruck

Zur Lösung des Flüchtlingsproblems an der belorussisch-polnischen Grenze setzen Deutschland und die EU auf Sanktionen. Dadurch verschärfen sie die Situation, denn Verhandlungen werden schwierig, wenn nicht gar unmöglich, wenn die andere Seite gedemütigt wird. Von Irmtraud Gutschke.

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Kritik an Israels Politik aus dem jüdischen Gebot der Nächstenliebe heraus

Ein Nachruf auf Rolf Verleger
Von Arn Strohmeyer

Die Nachricht vom Tod Rolf Verlegers muss alle, die sich für einen gerechten Frieden im Nahen Osten einsetzen, tief betroffen machen. Mit ihm verlieren wir zudem einen wunderbaren und liebevollen Menschen, den persönlich gekannt zu haben, eine große Bereicherung war. Im Januar dieses Jahres hat er mir noch einen langen Brief geschrieben, in dem er auch auf seine Krankheit einging. Der Brief endete mit den Worten: „Ich muss sehr teure Pillen schlucken, und die Ärzte sind guter Stimmung. Mal sehen, wie es weitergeht…“ Er hat den Kampf gegen seine Krankheit verloren, er ist nur 70 Jahre alt geworden. Wir haben mit ihm einen der besten und kenntnisreichsten Mitstreiter für ein Ende der Gewalt und der Unterdrückung in Israel/Palästina verloren. Der Verlust wiegt sehr schwer.

MANIFEST – MUSIK IN FREIHEIT

In Anbetracht der schwierigen aktuellen Situation vieler Musikerinnen, Musiker und der mit ihnen verbundenen Berufe haben sich unter dem Namen „Netzwerk Musik in Freiheit“ eine größere Zahl von Musikern und mit ihnen verbundene Berufe zusammengeschlossen und ein Manifest veröffentlicht. Die Gruppe besteht aus professionellen Musikern aller musikalischen Genres, aus Angehörigen renommierter Orchester, Bands und Ensembles, Solisten, Musikschaffenden und Lehrenden. Das Manifest, das wir hiermit auf den NachDenkSeiten veröffentlichen, ist – Stand 29.10.2021 – von 330 professionellen, im Netzwerk registrierten Musikern und Musikdarstellern unterzeichnet worden, außerdem von ca. 900 engagierten, am Thema interessierten Mitmenschen. Wenn Sie ebenfalls unterzeichnen wollen, dann finden Sie alles Notwendige auf dieser musik-in-freiheit.de Internetseite. Albrecht Müller.

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Wollt ihr denn nur noch Weicheier sein? Die sensible Gesellschaft und ihre Dialektik

Wollt ihr denn nur noch Weicheier sein? Die sensible Gesellschaft und ihre Dialektik

Mehr denn je ist unsere Gesellschaft damit beschäftigt, das Limit des Zumutbaren neu zu justieren: Welche Begriffe darf man heute noch verwenden und welche nicht? Müssen alte Klassiker sprachlich „gesäubert“ werden, damit sich niemand verletzt fühlt? Ab wann ist eine Berührung eine Belästigung? Diese und ähnliche Fragen spalten die Gesellschaft zunehmend und haben bereits zu einem Verlust an demokratischer Debattenkultur geführt: Viele Menschen haben inzwischen Angst davor, ihre Meinung zu äußern und sind sehr vorsichtig geworden. Die promovierte Philosophin und Chefredakteurin des Philosophie Magazins, Svenja Flaßpöhler, beschäftigt sich deshalb in ihrem neuen Buch („Sensibel. Über moderne Empfindlichkeit und die Grenzen des Zumutbaren“) mit der Dialektik der Sensibilität. Sie versucht einen Weg zu finden, wie man zu einem angemessenen Verhältnis von gesellschaftlicher Sensibilität und individueller Widerstandskraft im Sinne von Robustheit finden kann. Unser Autor Udo Brandes hat es bereits für die NachDenkSeiten gelesen und stellt es vor.

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„ …wenn der US-Adler seine Krallen auf ein anderes Land setzt“

„ …wenn der US-Adler seine Krallen auf ein anderes Land setzt“

Not-wendige Betrachtungen über gedankenloses Gedenken und verschüttete Erinnerungen im Sog imperialer Kriegslogiken von den Philippinen (1898) bis nach Afghanistan (2021)
Kein anderes Land hat den Lauf der Weltgeschichte in den vergangenen mehr als 100 Jahren so stark geprägt wie die USA. Vor dem Hintergrund des gescheiterten Afghanistankrieges werden in dieser Artikelserie die imperialen Bestrebungen der Vereinigten Staaten in dieser Zeit detailliert dargestellt. Ein zweiteiliges Essay und Plädoyer wider die Amnesie – präziser: gegen ein (politisch erwünschtes oder gewolltes) Vergessen-Machen von Rainer Werning (Teil I von II).

Lebensmittel und Menschenrecht

Lebensmittel und Menschenrecht

Kultur ist ein unverzichtbares Lebensmittel, ein Menschenrecht. Diese bekannte Botschaft haben Kunst- und Kulturschaffende in dieser Pandemie noch einmal erneuert, um darauf aufmerksam zu machen, wie es um sie und ihre Arbeit bestellt ist. Schlecht sieht es aus, denn die Krise hat gezeigt, dass das kulturelle Leben eines der ersten Dinge war, welche der verordnungsgebende Regierungsapparat für verzichtbar erklärte, aller Krokodilstränen von Abgeordneten zum Trotz, die sich als Mitglieder des Parlaments zum Teil immer noch für unzuständig erklären. Nun kehrt die Normalität allmählich in die Theaterhäuser zurück, allerdings immer häufiger unter 2G-Bedingungen, also nur für Zuschauer, die geimpft oder genesen sind. Damit wird der Vorwurf der außerordentlichen Entbehrlichkeit keinesfalls entkräftet, sondern nachhaltig bestätigt. Von André Tautenhahn.

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Systemwettbewerb – die Ampel fällt in den ideologischen Grabenkampf zurück

Systemwettbewerb – die Ampel fällt in den ideologischen Grabenkampf zurück

Auf der letzten Seite des am 15. Oktober veröffentlichten Papiers mit dem Namen „Ergebnis der Sondierungen zwischen SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP“ kommt ein Wort vor, das viel sagt über den geistigen Zustand und die ideologische Ausrichtung der kommenden Ampel-Koalition. Da ist vom „Systemwettbewerb“ die Rede, vom „Systemwettbewerb mit autoritären Staaten und Diktaturen“. Einen Satz vorher ist die Rede davon, dass die Koalitionäre unser Land „in enger Verbindung mit denjenigen Staaten sehen, die unsere demokratischen Werte teilen“. Eigentlich hätte man denken können, dass die Zeit der Systemkonkurrenz hinter uns liegt und dass wir versuchen, auch mit Völkern und Staaten zu kooperieren, die ein bisschen anders ausgerichtet sind als wir selbst. Albrecht Müller.

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Wenn wir einander nicht mehr begegnen, verlieren wir uns.

Wenn wir einander nicht mehr begegnen, verlieren wir uns.

KOMMUNIKATION 21 – eine Kunstinstallation von Ludo Vici.
Der Kunst eine bestimmte Aufgabe zuzuweisen, halte ich für falsch, aber gerade in Zeiten wie dieser stellt sich der Kunst die Herausforderung, die gesellschaftlichen Entwicklungen mit offenem Blick zu betrachten und mit ihren Mitteln zu reflektieren. Dabei reicht es aber nicht aus, sich mit einer persönlichen Meinung auf die eine oder andere Seite zu stellen, vielmehr ist es notwendig, sich wertfrei von außen dem Geschehen zu nähern, es zu beschreiben und in seinen ganz menschlichen Empfindungen und Auswirkungen spürbar zu machen.

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Man kann nie alles, aber immer etwas tun

Man kann nie alles, aber immer etwas tun

Die Frage, der die australische Journalistin und Bloggerin Caitlin Johnstone im folgenden Artikel nachgeht, stellt sich wahrscheinlich jeder von uns immer wieder: Wie schafft man es, angesichts der grundlegenden Schieflage der herrschenden Verhältnisse, der schieren Masse ungelöster Probleme und der Übermacht der Kräfte, die das Elend der großen Mehrheit in Kauf nimmt, nicht die Flinte ins Korn zu werfen? Johnstone plädiert dafür, nicht zu viel von uns selbst zu erwarten, sondern beharrlich im Kleinen auf Veränderungen hinzuarbeiten. Übersetzt von Susanne Hofmann.