Jens Berger ist freier Journalist und politischer Blogger der ersten Stunde und Chefredakteur der NachDenkSeiten. Er befasst sich mit und kommentiert sozial-, wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Berger ist Autor mehrerer Sachbücher, etwa „Der Kick des Geldes“ (2015) und des Spiegel-Bestsellers „Wem gehört Deutschland?“ (2014).
Beiträge von Jens Berger
Ratingagenturen – ein zutiefst korruptes System
Kanzlerin Merkel, Finanzminister Schäuble und Eurogruppen-Chef Juncker sind sauer auf die drei großen Ratingagenturen, weil die durch ihre gesenkten Daumen die Kreditbedingungen für Griechenland und Portugal ständig verschlechtern und die „Rettung“ erschweren. Eine öffentliche europäische Agentur ist im Gespräch. Doch als Berater dafür ist u.a. Roland Berger tätig. Die EZB hat den Vorschlag bereits kategorisch abgelehnt; lediglich setzt sie für sich selbst das Urteil der drei Großen Drei für den Fall wie Griechenland und Portugal aus, wenn bereits europäische Finanzhilfen fließen. Das Problem ist, dass Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch der verlängerte Arm der Banken und der wichtigsten Käufer von Staatsanleihen sind. Die Wirtschaftspresse kritisiert ebenfalls, dass sich „die Kapitalmärkte freiwillig dem Diktat der Ratingagenturen unterwerfen“ (Financial Times Deutschland 8.7.2011). Doch diese Kritik dient der Verschleierung. Werner Rügemer ging der Frage nach, wem diese Agenturen gehören: Standard & Poor’s und Moody’s gehören den größten Vermögendsverwaltern und Anleihespekulanten wie Morgan Stanley, Blackrock, Fidelity Investments, auch der Allianz Versicherung, und Blackrock ist zugleich größter Aktionär der Deutschen Bank; Fitch gehört im wesentlichen dem US-freundlichen Großkapital Frankreichs. Von Werner Rügemer
Hinweise des Tages
Heute unter anderem zu folgenden Themen: Eurokrise; Untersuchungshaft für Ex-Banker Rudolf Elmer verlängert; Robert Misik – So entmachten wir die Rating-Kasperl!; Von Entwicklungsländern in die Pfanne gehauen; Ausgrenzung als Sozialtherapie; Kristina Schröders Familienpolitik – konsequent am Leben vorbei; Stuttgart 21; Nuclear Workers and Fukushima Residents at Risk: Cancer Expert on the Fukushima Situation; Aus der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) wird der gemeinsame Standortdialog; Loveparade war rechtswidrig; BND in Not – Baupläne weg, Pornos gefunden; Sigmar Gabriels (Parallel-)Welt; Anti-Plagiat-Projekt: Doktorarbeiten der Politiker auf dem Prüfstand; Unabhängiges Forschungsinstitut für Internet und Gesellschaft startet mit vier Partnern; Gemeinsam in der Gosse; Das politische Buch: “Winner-Take-All Politics”
US-Superreiche werden immer reicher – auf Kosten der Mittelklasse; Das Lügenfernsehen; Zu guter Letzt: Arme Lobbyisten (MB/JB)
Hinweise des Tages II
Heute unter anderem zu folgenden Themen: EZB; Rating-; Joseph E. Stiglitz – Die ideologische Krise des Kapitalismus westlicher Prägung; Finanzkrise treibt Menschen in den Selbstmord; Griechenland: Hoffen auf den Feuersturm; Einer Leserzuschrift zum Bericht des UN-Ausschusses; Amerikanisches Sozialsystem – Armutszeugnis; Waffengeschäfte; Gottesstaat Deutschland: Die Finanzierung der christlichen Kirchen aus Steuermitteln; Finanzaufsicht nimmt sich Ergo vor; Irak: Lähmung als Prinzip; Premier gibt Mediengeilheit zu; Ein Mann bedauert – Adolf Sauerland über Politik, Recht und Moral; Irans abtrünniger Präsident; Diskriminierung: Der Kämpfer gibt nach 21 Jahren auf; Die Taliban werden nicht siegen; Geheimdienst soll Journalisten getötet haben; Blenderrepublik Deutschland?; Bedeutung wirtschaftlicher Themen wächst – Journalisten sehen Nachholbedarf in Fernsehen und Hörfunk (JB)
Hans-Werner Sinns unverantwortliche Panikmache
Für die BILD ist Hans-Werner Sinn „Deutschland klügster Wirtschafts-Professor“. Kritischere Beobachter, wie FTD-Kolumnist Thomas Fricke halten Sinn indes eher für einen „Rumpelökonomen“. Hans-Werner Sinn hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Griechenland lieber heute als morgen in den Staatsbankrott schicken und die Hellenen am liebsten aus der Eurozone werfen würde. Doch die Sinn´sche Radikallösung fand überraschenderweise abseits von BILD & Co keinen großen Anklang. Für Sinn scheint dies Grund genug zu sein, abermals nachzulegen und via BILD ein Schreckensszenario aufzubauen, das seinen Forderungen Nachdruck verleiht. Bei näherer Betrachtung erscheint Sinns Warnung vor einer „Gefährdung der deutschen Renten“ im Falle einer Fortführung der Rettungsprogramme jedoch reichlich abstrus. Von Jens Berger
Kirchhof – Wahnsinn in Zahlen
Ein Steuerkonzept ohne Schlupflöcher, sozial ausgewogen, unkompliziert und dazu noch aufkommensneutral – so beschreiben die großen Tageszeitungen das Kirchhof-Modell, für das die Journaille in dieser Woche die ganz große Werbetrommel rührt. Um zu belegen, wie „einmalig sozial“ sein Modell ist, lässt man den Paul Kirchhof öffentlichkeitswirksam Fallbeispiele aus dem Hut zaubern, mit denen belegt werden soll, dass vor allem Geringverdiener von seiner Steuerreform profitieren würden. Wenn man das Kirchhof-Modell einmal mit dem spitzen Bleistift durchrechnet, kommt man jedoch zu einem ganz anderen Ergebnis. Von Jens Berger