Wolfgang Lieb

Beiträge von Wolfgang Lieb

Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft 2011

Gesamtwirtschaftslehre gegen Staatsinterventionismus
Zwei US-Pioniere einer neoklassischen Makroökonomik

Der durch die Schwedische Reichsbank 1969 eingeführte Preis für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel geht in diesem Jahr an Thomas J. Sargent (geb. 1943) von der New Yorker Universität sowie an Christopher A. Sims (geb. 1942), der an der Princeton Universität lehrt. Damit erhöht sich die Zahl der von den insgesamt neunundsechzig Nobelpreisvergaben an die USA auf achtundvierzig. Geehrt wird eine neoklassisch ausgerichtete Makroökonomik, die ihre Sturm- und Drangzeit längst hinter sich hat. Diese Lehre von der Rationalität der Märkte ist nicht erst durch die letzte Finanzmarktkrise tief erschüttert worden. Die beiden Ökonomen haben durchaus zur gesamtwirtschaftlichen Analyse über Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Inflation einen wichtigen, jedoch nur beschränkten Beitrag geleistet. Von Rudolf Hickel

WZB-Studie: Studiengebühren sollen keinen negativen Effekt auf die Studierneigung haben – oder: wie die gewählte Untersuchungsmethodik zum erwünschten Ergebnis führt

Wieder einmal wurde eine Studie angefertigt, die belegen soll, dass Studiengebühren „keinen signifikant negativen Effekt auf die Studierneigung“ weder insgesamt noch bei Studienberechtigten aus „schichtniedrigen“ Familien oder bei Frauen haben. Diesmal ist das an und für sich seriös geltende „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung“ (WZB) dieser Frage nachgegangen [PDF – 240 KB].
Statt in den sozialwissenschaftlichen Instrumentenkasten zu greifen, hätten die Autoren aber besser ein paar Gespräche mit Studienberechtigten geführt, deren Eltern nicht in der Lage sind, einen monatlichen Wechsel für das Studium ihrer Kinder auszustellen. Diese ganz einfache Methode hätte zu realistischeren Ergebnissen geführt. Von Wolfgang Lieb

Hörtipp: Martin Grzimek, „Tristan – Roman um Treue, Liebe und Verrat“

Lesung und Gespräch
Gesprächspartner: Ralph Schock
Erstmals seit fast 70 Jahren wagt sich ein Autor an eine umfangreiche Neufassung dieser Erzählung, die seit Gottfried von Straßburg zum Kernbestand der europäischen Literatur gehört. Während dessen “Tristan” sich in großen Teilen auf die Darstellung der höfischen Welt und ihrer Umgangsformen konzentriert, dramatisiert Grzimek seinen “Tristan” und thematisiert in den Aktionen der Protagonisten die Konflikte und Auseinandersetzungen mit Werten und Traditionen. Ausführlich stellt der Autor die Entwicklungsgeschichte Tristans dar, seine Bildungsreise durch Europa, und entwirft ein figurenreiches historisches Tableau.
Saarländischer Rundfunk, SR 2: Dienstag, 11.10.2011 20:04 bis 21:00 Uhr

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Griechenland, Staaten vom Diktat der Finanzmärkte befreien, Ratingsagentur straft Italien ab, Bundestag redet bei eiligen Euro-Beschlüssen mit, Schäuble setzt auf Rot-Grün, „Die Märkte neigen zu Übertreibungen“, Peter Bofinger: Die FDP hat mit dem Feuer gespielt, misstraut Siemens französischen Banken?, satirische Jubelsdemo in Berlin, Rede Oskar Lafontaine, der verdiente Untergang der Rechtspopulisten von der „Freiheit“, Panne bei Auszählung in Berlin, Sicherheitsverwahrung, Sayonara Atomkraft, die Präsidentenfreunde, Obama will Abbas von Palästina-Plänen abbringen, Robin Meyer-Lucht ist tot. (RS)

Griechenland in der „Todesspirale“

Die Aufregung über die schlechten Nachrichten aus Athen ist verständlich und unverständlich zugleich. Verständlich, weil die Tatsache, dass Griechenland seine Sparziele für 2011 nicht erreichen kann, das von der EU am 21. Juli beschlossene Rettungspaket gefährdet. In der griechischen Staatskasse 2011 dürften Ende des Jahres knapp 4 Milliarden Euro fehlen. Damit droht nicht nur der erste „ungeordnete“ Staatsbankrott eines Eurolandes, sondern auch ein Szenario, das die Fortexistenz der Eurozone in ihrer bisherigen Form gefährdet. Von Niels Kadritzke.