Alle reden vom neuen, bunten Deutschland. War das alte Deutschland etwa grau?
Dass mein Artikel zu den neuen Trikots der Nationalmannschaft einige Leute triggern würde, war vorauszusehen. Erstaunt war ich jedoch, dass sowohl viele Kritiker als auch viele Gratulanten den Text – wenn überhaupt – nur oberflächlich gelesen haben. Bei den Reaktionen war oft von einem „neuen bunten Deutschland“ die Rede, das sich angeblich in den Trikots widerspiegele. Die Kritiker meines Artikels – meist aus dem linksliberalen Milieu – finden das ganz prima und sehen in mir nun einen reaktionären Ewiggestrigen. Einige Gratulanten – oft aus dem rechtskonservativen Milieu – finden das ganz fürchterlich und lobten mich für den Widerstand, den ich dieser Entwicklung entgegensetze. Mit Verlaub, beide Seiten haben zumindest für mich Unrecht. Persönlich frage ich mich vielmehr, inwiefern sich dieses „neue bunte Deutschland“ von der Gesellschaft unterscheiden soll, in der ich seit über 50 Jahren – und das sehr zufrieden – lebe. Mein Eindruck ist vielmehr, dass nicht die Gesellschaft, sondern das Gesellschaftsbild sich vor allem an den Rändern deutlich verändert hat. Ein Essay von Jens Berger.
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