Spiegel Online mal wieder ohne jeden kritischen Verstand
Die heutige Spitzenmeldung um 9.15 Uhr lautete: „Deutsche Bank überrascht mit Milliardengewinn“ und dann wird berichtet, dass die Deutsche Bank – die Analysten überraschend – in 2009 einen Gewinn von 5 Milliarden nach Steuern eingefahren habe und dass die Boni-Zahlungen erhöht werden. Kein Wort davon, dass und in welchem Maße die Deutsche Bank von staatlichen Rettungsaktionen profitiert hat und dass sie ohne diese Rettungsaktionen wie im Jahr 2008 in den Miesen verharren würde. Albrecht Müller
Die Deutsche Bank hat mit insgesamt 2 Milliarden Euro von der Rettung der HRE profitiert. Siehe hier und hier. Sie hat rund 12 Milliarden US-$ von der Rettung des US-Versicherers AIG durch den amerikanischen Steuerzahler profitiert. Siehe hier Hinweis Nr. 3 „Der amerikanische Steuerzahler hat die Zeche bezahlt“, heißt es im Text der FTD.
Das sind zwei Beispiele dafür, wie die Deutsche Bank durch Rettungsaktionen öffentlicher Hände gerettet worden ist. Und diese beiden Beispiele sind nicht einmal die ganze Wahrheit. Es wäre die Pflicht von Journalisten, wenigstens auf diese geretteten Gelder hinzuweisen, wenn sie schon nicht weiter recherchieren, was die Deutsche Bank zum Beispiel von der mehrheitlichen Übernahme der Postbank und der Rettung der Industriekreditbank profitiert hat.
Spiegel Online schreibt:
„Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient als erwartet. Der deutsche Branchenprimus erwirtschaftete 2009 laut einer Mitteilung von diesem Donnerstag einen Gewinn nach Steuern von fünf Milliarden Euro. Im Jahr zuvor war ein Verlust nach Steuern von 3,9 Milliarden Euro angefallen.“
Schon die Sprache ist liebedienerisch. Da ist die Rede davon, die Deutsche Bank habe mehr „verdient“ als erwartet. Sie „erwirtschaftete“. Beim Verlust im Jahr 2008 ist dann die Rede davon, dieser sei „angefallen“. Richtig ist: Sie hat die 5 Milliarden weder verdient noch erwirtschaftet und 2008 ist der Verlust auch nicht angefallen, sondern das Ergebnis von bewusst betriebener Spekulation mit Derivaten usw. gewesen.
Dass die Spiegelredakteure fähig sind, mit anderen Menschen kritisch umzugehen, das zeigt der Bericht über ein Treffen zwischen Andrea Ypsilanti und Sahra Wagenknecht von gestern. Siehe unten. Bei diesen beiden Frauen ist Häme und Bösartigkeit möglich. Vor Josef Ackermann wird gekuscht.
03. Februar 2010, 22:59 Uhr
Ypsilanti meets Wagenknecht
Plausch im Plüsch-Sozialismus
Von Florian Gathmann, Halle
Andrea Ypsilanti bastelt an ihrem Comeback in der SPD – und lotet die Nähe zur Linkspartei aus. Dafür traf sich die gescheiterte Sozialdemokratin nun sogar mit der bekennenden Kommunistin Sahra Wagenknecht. Beide suchten angestrengt nach Gemeinsamkeiten.
Quelle: Spiegel online