Stimmungsmache des Kaffeesatzlesers von Forsa.
Gestern erschienen die Ergebnisse einer Umfrage von Forsa, kommentiert von Forsa-Chef Manfred Güllner. Die Ergebnisse plus Kommentar wurden gleich in einer Vielzahl von Medien gestreut. Basis war eine Meldung des Stern. Einige dieser Produkte und Links finden Sie im Anhang. Ich bestreite nicht die Prognose, wonach die Linkspartei bessere Umfrageergebnisse erzielt. Sie dürfte ohnehin schon vorher höher gelegen haben, als die Umfragen zu vermitteln versuchten. Die Beeinflussung von Wählerpräferenzen durch die Veröffentlichung von Umfragen mit entsprechenden Kommentaren ist gang und gäbe. Dazu eine persönliche Erfahrung, von der ich trotz ihres relativ „intimen“ Charakters berichten will. Angesichts des immer wiederkehrenden Missbrauchs von Umfragen zur Meinungsmache scheint mir die Veröffentlichung sogar geboten. Albrecht Müller
Vor einer NRW-Wahl in den Achtzigern trafen sich die für die Wahlkampfplanung und –umsetzung verantwortlichen Personen im Haus des Wahlkampfleiters der SPD in NRW. Nach ausführlicher Debatte und Entscheidung zu verschiedenen Projekten des Wahlkampfes warf der NRW-Wahlkampfleiter noch ein besonderes Problem und eine Frage auf: Manfred Güllner von Forsa wolle wissen, was für ein Ergebnis bei der nächsten Umfrage für die NRW-SPD gewünscht werde – ein gutes Ergebnis, um den Mitzieheffekt, den Bandwaggon, auszulösen, oder ein schlechtes Ergebnis, um die Gefährdung der SPD-Führung im Land zu signalisieren und so die eigenen Anhänger zu mobilisieren.
An dieses Gespräch, von dem ich schon einmal berichtet hatte, muss ich immer wieder denken, wenn ich solche Umfragen und Kommentare von Forsa und Manfred Güllner wie bei stern.de lese. Der Fairness halber muss ergänzt werden, dass Manfred Güllner und damals die SPD NRWs nicht alleine einschlägig tätig waren. Schon 1965 konnte man erleben, dass das Institut aus Allensbach viel zu gute Ergebnisse für die SPD signalisierte – mit der klaren Absicht, das konservative Potenzial der Union voll zu mobilisieren, ihm Angst einzujagen vor der Ablösung der bis dahin schon 16 Jahre lang währenden Regierungsführung durch die Union. Der damalige Bundesgeschäftsführer der CDU, Dufhues, hatte nach der Wahl triumphiert und eingestanden, dass man mit diesen Umfrageergebnissen ganz bewusst die Wählermeinung beeinflussen wollte.
An diese Erfahrungen sollten Sie denken, wenn Sie zum Beispiel bei Stern.de das Folgende lesen:
Im Gespräch mit dem stern führt Forsa-Chef Manfred Güllner die starken Zugewinne der Linken auf die Diskussion um rot-rote Bündnisse im Saarland und in Thüringen zurück. Wenn die SPD jetzt die Schleusen nach links öffne, mache sie die Linkspartei “salonfähig”, so der Meinungsforscher. Viele Wähler würden dann gleich zu den “radikalen Vereinfachern” gehen. Zudem würden nun Leute zur Linken zurückkommen, die der Partei während der Wirtschaftskrise den Rücken gekehrt hätten.
Meinungsforscher als Öffentlichkeitsarbeiter! Das sollte man immer im Hinterkopf haben.
Anhang
Einige ähnlich lautende Berichte zur Forsa-Umfrage:
- stern-RTL-Wahltrend: Deutschland errötet – Linke bei 14 Prozent
Reichlich Zuschlag für die Linkspartei – im stern-RTL-Wahltrend liegt sie nun bei 14 Prozent.
Quelle: STERN - Deutschland errötet – Linke bei 14 Prozent
Reichlich Zuschlag für die Linkspartei – im “Stern”-RTL-Wahltrend liegt sie nun bei 14 Prozent, Union und FDP sinken unter 50 Prozent. Dennoch mögen die Bürger keine rot-roten Bündnisse.
Quelle: FTD - Wahlumfragen
Linke trumpft auf, Schwarz-Gelb sackt ab
Aufwind für die Linke: Nach den Wahlerfolgen in Thüringen und im Saarland legt die Partei in Umfragen deutlich zu. Für Union und FDP sieht es dagegen schlecht aus – erstmals seit Januar fällt Schwarz-Gelb unter 50 Prozent. Auch die SPD verliert an Zustimmung.
Hamburg/Berlin – Die Linkspartei hat nach ihren Wahlerfolgen in Thüringen und im Saarland auch in Umfragen zur Bundestagswahl deutlich zugelegt. Im Wahltrend von “Stern” und RTL gewann sie in einer Woche vier Punkte und liegt jetzt bei 14 Prozent. Es ist für die Linke, die einen sofortigen Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan fordert, der beste Forsa-Wert in diesem Jahr. In der Allensbach-Umfrage für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” vom Mittwoch legte sie zwei Punkte auf 11,5 Prozent zu.
Quelle: SPIEGEL - Umfrage: Linke jetzt bei 14 Prozent
Hamburg/Berlin (dpa) – Nach ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Saarland und Thüringen und dem Luftangriff mit Dutzenden Toten in Afghanistan legt die Linke in einer neuen Umfrage deutlich zu.
Quelle: web.de