Nachtrag zum Thema Populismus: ein „Kampfbegriff“ und ein konkretes Beispiel für den Zustand mancher Intellektuellen
Als Reaktion auf den Beitrag Populismus – über die selektive Anwendung dieses Schimpfwortes kam eine weiterführende Reaktion des NachDenkSeiten-Lesers Udo Brandes, die ich einfach zitiere, weil sie ein paar weitere Informationen enthält:
„Sie haben mir mit Ihrer Kritik des Begriffes “Populismus” aus der Seele gesprochen! Dies ist ein politischer Kampfbegriff, der von den herrschenden medialen und politischen Eliten benutzt wird, um ihnen nicht genehme politische Positionen zu diffamieren und zu stigmatisieren.“
Albrecht Müller.
Und weiter:
„Ich habe genau wie Sie mich immer wieder darüber geärgert, dass ausgerechnet rechte Hetzer wie z. B. der CSU-Politiker Markus Söder nicht nach demselben Maßstab wie andere rechte Hetzer (z. B. von der AFD) beurteilt und dementsprechend als Populisten klassifiziert wurden.
Und sind Äußerungen wie “Lehrer sind faule Säcke” (Gerhard Schröder, der im Übrigen in einem Wahlkampf auch gegen Ausländer gehetzt hat) und “Ihr seid Pack!” (Sigmar Gabriel) vielleicht kein Populismus?
Überhaupt: Wer politische Mehrheiten formieren will, muss populäre Botschaften formulieren. Deshalb ist jede politische Werbung per se “populistisch”. Der Vorwurf “populistisch” ist deshalb idiotisch. Genauso gut könnte man einem Chirurgen vorwerfen, dass er Menschen verletzt.
Ich muss sagen: Ich verzweifle immer mehr am vermeintlich aufgeklärtem Bildungsbürgertum.
Dazu habe ich erst gestern wieder ein Beispiel gefunden, das bezeichnend ist: Der prominente und sehr gebildete Schauspieler Ulrich Matthes (Sein Vater war früher Chefredakteur des Tagesspiegels) sagte in einem Interview mit der FR Folgendes:
“Ich finde die Medienkritik absurd. Wir haben in Deutschland absolute Qualitätsmedien. Das ist einfach so.”
Besonders deprimierend fand ich seine Argumentation: “Das ist einfach so.”
Quelle des Zitats von Ulrich Matthes: FR .“
Nachbemerkung Albrecht Müller: Genau dieses Interview war mir gestern auch schon aufgefallen. Ich hatte es nicht mehr präsent, als ich heute früh über Populismus und den Ausfall des kritischen Bürgertums schrieb. Umso mehr ein Dankeschön an Udo Brandes.