Die Nullzins-Politik führt zu einer großen Fehlallokation – zur vermehrten Investition in Land und Beton, und in Aktien etc.
Der Beitrag von Jens Berger über Sparkassen, Strafzinsen, etc. regt an zu ein paar kritischen Anmerkungen zu einer Debatte, die aus meiner Sicht viel zu engstirnig geführt wird. Sie wird wie vieles in der wirtschaftspolitischen Debatte aus einzelwirtschaftlicher und monetärer Perspektive geführt. Was eine länger währende Nullzins- oder Negativzins-Periode für die Spargeld-Anlage-Disposition und damit für die Allokation bedeutet, wird nicht beschrieben. Akzentuiert könnte man feststellen: eine solche Situation könnte von der Immobilienwirtschaft – oder auch den Aktienmarktbetreibern – erfunden worden sein. Albrecht Müller
Weil Sparguthaben nichts oder wegen der Preissteigerungen reale Verluste bringen, investiert man in Aktien, wieder in riskante Finanzprodukte oder eben in Immobilien; andere verkaufen Grundbesitz nicht, obwohl das z.B. im Sinne des notwendigen Wohnungsbaus sinnvoll wäre. Der Immobilienmarkt wird so angeheizt und nicht in erster Linie von sachlichen Erwägungen bestimmt, sondern von Anlageerwägungen. Und dabei spielt die Spekulation auf Wertsteigerungen eine wichtige Rolle. Spekulation ist hier wie bei der Anlage in Finanzprodukte die Quelle sachfremder Entscheidungen. Spekulation ist die Quelle von Fehlallokation der Ressourcen.
Anzumerken bleibt noch, um Missverständnisse zu vermeiden, dass es bei den von der Nullzinspolitik betroffenen „Anlegern“ nicht zu allererst um besonders Reiche geht. Jens Berger verweist auf den Chefarzt als vermeintlichen Anlegertyp. Die wirklich Reichen sind schon lange in einer professionellen „Anlagekultur“, auch unter Nutzung von Steueroasen.