Rundumschlag mit dem Antisemitismus-Vorwurf: Verdi strich Vortrag mit Werner Rügemer zu TTIP

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Werner Rügemer, Autor mehrerer Bücher, zuletzt einer Studie im Auftrag der gewerkschaftlichen Otto-Brenner-Stiftung sollte auf Einladung von Verdi Sprockhövel dort am 27.11.2014 über das Thema TTIP und Arbeitsrechte referieren. In Kenntnis dieses geplanten Auftritts sandte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat von Sprockhövel, Schmitz, dem Bürgermeister Winkelmann (CDU) einen Artikel aus dem Magazin hagalil.com von Adriana Stern „Mehr als Klüngel und Korruption: Die verschroben antisemitische Weltsicht von Werner Rügemer“, so der Titel des Machwerks. Der Bürgermeister legt darauf hin Verdi nahe, die Veranstaltung abzusagen. Verdi lädt Rügemer aus. – Sie entschieden alle ohne Prüfung der Texte und ohne Rücksprache bei Werner Rügemer. Er klagt gegen Magazin und Autorin auf Unterlassung und gegen den Bürgermeister wegen Amtspflichtverletzung auf Schadenersatz. Albrecht Müller.

20 Vorwürfe und 20 Widerlegungen

In dem Magazin werden 20 teilweise abstruse und rundum falsche Vorwürfe erhoben. Ein paar Beispiele:

  • Die Autorin Stern fragt, wieso sich Rügemer so leidenschaftlich gerade auf die von ihm beschriebenen (angeblichen) Machenschaften des Bankiers Oppenheim in Köln stürzt. Sie will damit offensichtlich seinen angeblichen Antisemitismus insinuieren.

Tatsache ist, dass Rügemer sich in einem von 13 Büchern, in “Der Bankier. Ungebetener Nachruf auf Alfred von Oppenheim” mit dieser Familie beschäftigt hat.

  • Die Autorin unterstellt Rügemer die Behauptung, “der jüdische Bankier Oppenheim habe sich aktiv an der Wegnahme jüdischen Eigentums beteiligt”

Richtig ist: Die Bank Oppenheim ist zwar eine jüdische Gründung, die Eigentümerfamilie entfernte sich spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts von diesem Ursprung und integrierte sich bürgerlich-patriotisch-religiös. Der Kölner Familienteil konvertierte zum Protestantismus, heiratete deutsch-großbürgerlich oder deutsch-adlig, bewegte sich im Kreise von preußischer Regierung, anders oder nicht gläubigen Industriellen und Bankern. Die Oppenheims verstanden sich nicht als Zionisten und traten nicht für einen Staat Israel ein.

  • Die Autorin von Hagalil unterstellt Rügemer die Behauptung “ihm (Alfred von Oppenheim) wie vielen anderen ‘Elite-Juden’ habe der Nationalsozialismus nicht geschadet. Im Gegenteil, er und sie seien im Nationalsozialismus reich geworden. Und dies bewahre der jüdische Bankier und auch die anderen Juden bis heute als gut gehütetes Geheimnis.

Tatsache ist: Den Begriff “Elite-Juden” hat Rügemer nirgends verwandt. Die Autorin gibt dazu auch keine Quelle an. In dem Buch der Bankier werden Friedrich-Karl und Waldemar von Oppenheim weder als Juden noch als „Elite-Juden“ bezeichnet. Es wird allerdings dargestellt, dass sie während des Nationalsozialismus unbehindert Teilhaber und Geschäftsführer der Bank blieben und zahlreiche Aufsichtsmandate behielten usw.

  • Die Autorin behauptet, Rügemer „nimmt auch die Bank Goldman Sachs (schon am Namen wird klar, dass es sich um eine jüdische Bank handelt) mit dazu, die er sich nicht scheut, für die Weltwirtschaftskrise hauptverantwortlich zu machen.“

Tatsache ist: Für dieses Zitat gibt die Autorin keine Quelle an. Rügemer weist darauf hin, er habe nirgends geschrieben oder nahegelegt, dass Goldman Sachs eine jüdische Bank sei und die Hauptverantwortliche für die Weltwirtschaftskrise sei.

So geht es weiter. Mit einer falschen Behauptung nach der anderen.

Der Vorwurf des Antisemitismus wird systematisch eingesetzt, um Menschen mundtot zu machen.
Der Vorwurf richtet sich gegen jene, die es sich erlauben, die jetzige israelische Regierung und ihre fatale Politik zu kritisieren. Und gegen jene, die sich erlauben, die Politik der USA, der NATO und das TTIP zu kritisieren. Der Antisemitismus-Vorwurf wird zur Zeit auch genutzt, um in der Partei Die Linke gegen jene mobil zu machen, die den Schwenk hin zur Bereitschaft zu militärischen Einsätzen nicht mitmachen wollen, Und selbstverständlich gegen Friedensbewegung und ihre Demonstrationen.

Erstaunlich ist an dem gesamten Vorgang, wie willfährig der Fraktionsvorsitzender der Grünen, ein Bürgermeister der CDU und leider auch die Vertreter von Verdi bei diesem Denunzierungsakt mitmachen.
Es ist gut jedenfalls, dass Werner Rügemer rechtlich gegen den Bürgermeister vorgeht.

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