BUND, Greenpeace, WWF vereinbaren Kooperation mit BILD – das ist vor allem ein Glaubwürdigkeitsgütesiegel für BILD.
„Kampagne „Rettet unsere Erde“ startet zum Schutz des Klimas,“ so beginnt eine Presseerklärung des BUND und der anderen beteiligten Umwelt-Organisationen zur Zusammenarbeit mit der Bild-Zeitung. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Aber machen Sie sich selbst zunächst ein Bild. Die gesamte Presseerklärung findet sich unten als Anhang 1. Albrecht Müller.
Zunächst habe ich Verständnis für jeden Versuch, Bewusstsein für Umweltschutz im allgemeinen und Klimaschutz im besonderen auch in Kreisen zu schaffen, die man sonst schwer erreicht. Dieses Argument hat bei den Erwägungen der involvierten Verbände sicher eine Rolle gespielt. Legitimerweise.
Auf der andern Seite sind die Nachteile dieser Kooperation so gravierend, dass ich die Entscheidung der Umweltverbände nicht verstehen kann. Die Umweltverbände verleihen einem Blatt Glaubwürdigkeit, das man auch bei großzügiger Abwägung nicht als ein aufklärerisches Medium betrachten kann. BILD ist ein Kampagnen- und Propagandablatt, in der Bild-Zeitung werden Kampagnen gegen Minderheiten, gegen die Interessen der großen Mehrheit der Arbeitnehmer und der Schwächeren in unserer Gesellschaft und für große Wirtschafts-Interessen gefahren. BILD betreibt seit August 2005 zusammen mit der Allianz AG eine Kampagne gegen die gesetzliche, solidarische Rente und für Privatvorsorge (in den NachDenkSeiten mehrfach dokumentiert); BILD ist Teil der Kampagne gegen einen leistungsfähigen Staat. Das ist diametral gegen die Interessen eines wirksamen Umweltschutzes gerichtet. BILD fördert seit Jahren die Propagandakampagnen des Münchner Professors Hans-Werner Sinn gegen die Lohnbezieher, für niedrigere Löhne und gegen die Gewerkschaften. Die Bild-Zeitung erhob Prof. Sinn, den Streiter für niedrigere Löhne, zum besten Ökonomen Deutschlands. Das ist eine Bewertung, die nachweisbar mit Seriosität nichts zu tun hat.
BILD geht mit der Wahrheit ohnehin großzügig um, wie man nahezu jeden Tag in BildBlog nachlesen kann.
Diesem Blatt nun, das deutliche Glaubwürdigkeitsproblem hat, verleihen die involvierten Umweltverbände ein Glaubwürdigkeitsgütesiegel. Das ist der eigentliche Skandal dieser Kooperation.
Hinzu kommen einige kritische Elemente, die beispielsweise in der heutigen taz herausgehoben werden.
Dabei geht es vor allem um mögliche kritische Folgen der Kooperation für das Umweltschutz-Anliegen. Angesichts dieser Begrenzung des kritischen Ansatzes möchte ich bei den Umweltschutzfreunden dafür werben, doch endlich auch die Folgen einer solchen Kooperation für Sozialstaat und Demokratie zu sehen. Wer mit BILD kooperiert, stützt eben die Kampagnen dieses Mediums zur Erosion der verbliebenen solidarischen und demokratischen Elemente unserer Gesellschaft.
Anhang 1:
Pressemitteilung des BUND
laut www.bund.net
Kampagne „Rettet unsere Erde“ startet zum Schutz des Klimas. BUND, Greenpeace, WWF und BILD vereinbaren Kooperation
Berlin 17.04.2007:
Eine bisher einmalige Kooperation zum Klimaschutz starten heute die Umweltverbände BUND, Greenpeace und WWF gemeinsam mit BILD, Europas größter Tageszeitung. Die neue Allianz wird gemeinsam unter dem Motto „Rettet unsere Erde“ Politik und Öffentlichkeit über die Tragweite des Klimawandels sowie die möglichen Lösungen informieren – und vor allem zum Handeln auffordern.
„Unsere Erde ist in Gefahr. Uns bleibt nur noch begrenzt Zeit, sie zu retten“, sagt Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland. „Nur gemeinsam können wir das Kostbarste erhalten, das wir haben. Deshalb gehen wir diese außergewöhnliche Kooperation von vier starken Partnern sehr bewusst ein.”
Zum Start der Kampagne „Rettet unsere Erde. Ich mache mit!“ werden zunächst deutschlandweit über die BILD-Vertriebsstellen 2,5 Millionen Aufkleber verteilt, die den Slogan der Klimaschutz-Kampagne tragen. „BILD erreicht jeden Tag fast zwölf Millionen Menschen in Deutschland. Dieses große Potenzial wollen wir als Medienpartner in den Dienst dieser wichtigen Aktion für unsere Umwelt stellen“, sagt Florian von Heintze, BILD-Chefredaktion.
Wie schnell und mit welchen dramatischen Auswirkungen für alle Menschen die Erde sich durch Treibhausgase erwärmt, haben die Berichte des UN-Klimarates (IPCC) deutlich gemacht. Den Löwenanteil an den weltweiten CO2-Emissionen verantworten die westlichen Industrienationen. Daher müssen sie auch wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Temperaturanstieg ergreifen.
„Die industrialisierten Länder haben als Verursacher des Klimawandels mit teilweise katastrophalen Folgen eine besondere Verantwortung, dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen und dabei Vorbild zu sein. Aber auch jeder einzelne kann schnell und einfach zum Klimaschutz beitragen”, so Eberhard Brandes, WWF-Geschäftsführer.
Die Kooperationspartner wollen den BILD-Lesern wie den Unterstützern der Umweltorganisationen zeigen, dass jeder Deutsche CO2 einsparen und damit einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Mit Hilfe einer bundesweiten Mitmach-Aktion in BILD sollen bis zum Jahresende 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, soviel wie der jährliche Ausstoß eines kleinen Braunkohlekraftwerkes. Auch die Kooperationspartner wollen ihren Energieverbrauch weiter reduzieren, um dieses Ziel zu unterstützen.
Dr. Gerhard Timm, BUND-Geschäftsführer: „Mit diesem ambitionierten Ziel unterstreichen wir den Willen, ganz konkret zum Klimaschutz beizutragen. Die Politik ist gefordert, sich ebenfalls auf anspruchsvolle Ziele zu verpflichten, um angemessen zu handeln.“
Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Greenpeace / Cornelia Deppe-Burghardt, Tel. 0151-14533087;
BUND / Dr. Norbert Franck, 0178-4591528;
WWF / Jenni Glaser, 069-79144214;
BILD / Tobias Fröhlich, 030-2591-77620