Die Exzellenzinitiative und die Hierarchisierung des deutschen Hochschulsystems

Michael Hartmann
Ein Artikel von Michael Hartmann

Das große Versprechen der Exzellenzinitiative lautet: Dieser Wettbewerb wird die Leistungsfähigkeit der deutschen Wissenschaft deutlich steigern. Vor allem aus zwei Gründen ist Skepsis gegenüber dieser Aussage angebracht. Einmal ist mehr als fraglich, ob die hohe Qualität in der Breite an Deutschlands Universitäten tatsächlich bewahrt werden kann. Wenn in Universitäten aufgrund des schlechten Abschneidens im Exzellenzwettbewerb und des daraus resultierenden Rückgangs bei den Forschungsgeldern die Lehrkapazitäten hochgefahren werden, um auf diesem Wege zusätzliche Mittel zu akquirieren, muss das fast zwangsläufig zu einem Verlust an Forschungsleistung führen. Dasselbe trifft auf Universitäten zu, die wichtige Wissenschaftler an die erfolgreichere Konkurrenz abgeben müssen. Ob man solche Verluste, die für die Masse der Verlierer typisch sind, durch die Konzentration an den Siegeruniversitäten nicht nur ausgleichen, sondern sogar noch überkompensieren kann, ist doch eher unwahrscheinlich. Von Michael Hartmann [*]

Die Exzellenzinitiative und die Hierarchisierung des deutschen Hochschulsystems [1]

1. Einleitung

Am 15. Juni 2012 sind die letzten Entscheidungen im Rahmen der Exzellenzinitiative verkündet worden. Für die nächsten fünf Jahre bis 2017 wurde noch einmal eine Gesamtsumme von 2,7 Mrd. Euro verteilt. Von den bisher bewilligten 85 Projekten (39 Graduiertenschulen, 37 Exzellenzcluster und neun Zukunftskonzepte) sind 15 (sechs Graduiertenschulen, sechs Exzellenzcluster und drei Zukunftskonzepte) auf der Strecke geblieben. Dazu gekommen sind 29 von den 59 Neuanträgen, die in der dritten Runde die Vorauswahl überstanden haben (12 bei den Graduiertenschulen, 12 bei den Exzellenzclustern und fünf bei den Zukunftskonzepten). Von den bisher geförderten Universitäten, Exzellenzclustern und Graduiertenschulen sind über 80 Prozent bestätigt worden, von den Neuanträgen ist dagegen nicht einmal die Hälfte durchgekommen. Letztere wurden zudem fast durchweg von schon in den ersten beiden Runden erfolgreichen Universitäten eingereicht. Wirklich neu dabei sind nur vier Hochschulen, zwei mit einem Exzellenzcluster und zwei mit einer Graduiertenschule.

Die beiden für die Durchführung der Exzellenzinitiative verantwortlichen Organisationen, die DFG und der Wissenschaftsrat, haben ebenso wie die beteiligten Politiker für die ersten sieben Jahre eine eindeutig positive Bilanz gezogen. Die Initiative sei ein großer Erfolg, so die einhellige Meinung der Verantwortlichen, auch wieder auf der Pressekonferenz zur Verkündung der Ergebnisse in der letzten Runde zu hören. Der Präsident der DFG, Matthias Kleiner, spricht in seinem Vorwort zur von der DFG 2011 veröffentlichten Broschüre „Exzellenzinitiative auf einen Blick“ davon, dass „kein anderes Programm in den vergangenen Jahrzehnten“ das deutsche Hochschulsystem „so erfolgreich verändert“ habe. Selbst „die kühnsten Erwartungen“ seien übertroffen worden (DFG 2011: 10)

Die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Exzellenzinitiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die Anfang 2010 eine erste umfassendere wissenschaftliche Untersuchung der Resultate und Folgen der Initiative vorlegte, kommt zwar ebenfalls zu einer positiven Gesamtbewertung und begrüßt auch ausdrücklich die Entscheidung, die Exzellenzinitiative fortzuführen, weist aber im Unterschied zu DFG und Wissenschaftsrat auch auf eine ganze Reihen von Problemen hin. Verfahrensmängel bei der Auswahlprozedur (vor allem die Undurchsichtigkeit der Kriterien) werden ebenso angesprochen wie Steuerungsprobleme an den Hochschulen (speziell die Entstehung von Parallelstrukturen durch die Exzellenzcluster), drohende Konsequenzen einer Überspezialisierung für die Berufsaussichten (besonders bei den Nachwuchswissenschaftlern in den Exzellenzclustern und Graduiertenschulen) ebenso wie ein eventuelles Ungleichgewicht bei den geförderten Fachdisziplinen (Dominanz der Lebens- und Naturwissenschaften) (Interdisziplinäre Arbeitsgruppe 2010). Neidhardt benennt noch einen weiteren wesentlichen Punkt. Es werde spätestens nach Auslaufen der Initiative bei den siegreichen Hochschulen zu erheblichen internen Verteilungskonflikten kommen, weil die erfolgreichen Forschungscluster nicht einfach eingestellt werden könnten und zumindest die für sie neu geschaffenen Professuren dann dauerhaft aus dem Hochschuletat finanziert werden müssten (Neidhardt 2010: 67ff.).

Erstaunlich ist, dass die Arbeitsgruppe zum zentralen Punkt, der strukturellen Veränderung der deutschen Hochschullandschaft, kaum Stellung bezieht. Das prinzipiell auf interner Gleichheit beruhende traditionelle Universitätssystem in Richtung einer deutlichen Differenzierung aufzubrechen, das „Gleichheitsparadigma“ durch das „Differenzierungsparadigma“ zu ersetzen, war und ist immerhin das entscheidende Ziel des Wettbewerbs. So spricht die gemeinsame Kommission von DFG und Wissenschaftsrat in ihrem gemeinsamen Bericht Ende 2008 ausdrücklich davon, die Unterschiede zwischen den Universitäten würden durch den Wettbewerb nicht nur „sichtbar gemacht“, sondern darüber hinausgehend durch die zusätzliche Förderung auch „ausdrücklich angestrebt“ (Gemeinsame Kommission 2008: 60). Differenzierung lautet das neue Leitmotiv. Von den Befürwortern wird diesbezüglich allerdings immer wieder hingewiesen, dass es „dem übergeordneten Ziel einer Diversifizierung der Hochschullandschaft widersprechen [würde], wenn sich lediglich eine hierarchische Differenzierung ausbildete“, es vielmehr vorrangig um eine „funktionale Differenzierung“ gehe, die „angesichts der immer vielfältiger werdenden Anforderungen an Hochschulen in hoch technisierten und wissensbasierten Gesellschaften“ den „Dreh- und Angelpunkt der Zukunftsfähigkeit des Hochschulsystems“ darstelle (ebd.). Es gehe um „Profilbildung und Schwerpunktsetzung“ zwischen und innerhalb der Hochschulen. Näher ausgeführt wird das dann aber nicht. Was unter funktionaler Differenzierung genau zu verstehen ist, bleibt unklar. Generelles Ziel sei es, so das ständig wiederkehrende Mantra der Befürworter, die traditionell hohe Qualität in der Breite zu sichern und gleichzeitig Exzellenz an der Spitze zu schaffen. Beides bedinge sich gegenseitig. Soweit die offizielle Wettbewerbsrhetorik.

2. Funktionale oder vertikale Differenzierung?

So viel in den offiziellen Stellungnahmen auch von funktionaler Differenzierung die Rede ist, so wenig trifft diese Darstellung den Kern der realen Veränderungen. Die Exzellenzinitiative hat in erster Linie eine unübersehbare vertikale Ausdifferenzierung der deutschen Hochschullandschaft zur Folge. Dass sie nicht nur, wie immer wieder betont, die schon lange bestehenden Unterschiede zwischen den deutschen Universitäten endlich sichtbar macht, sondern sie entscheidend verschärft, ja (zumindest teilweise) überhaupt erst produziert, zeigt sich besonders auf der symbolischen Ebene. Hier gibt es jetzt eine im deutschen Hochschulsystem zuvor unbekannte Differenz zwischen Elite und Masse. Was in der allgemeinen wie auch der wissenschaftlichen Öffentlichkeit auf jeden Fall von der Initiative hängen geblieben ist, das ist der inoffizielle Titel einer Eliteuniversität. So wurden die neun für ihre Zukunftskonzepte in den ersten beiden Runden ausgezeichneten Hochschulen in den Medien und auch im allgemeinen Sprachgebrauch sofort bezeichnet, und nach der Entscheidung im Juni 2012 war es auch nicht anders. Wer sich mit diesem Titel schmücken kann, der profitiert davon auf den verschiedensten Ebenen, von der Rekrutierung der Studierenden bis hin zum Zugang zu öffentlichen Mitteln. Auch Erfolge bei den beiden anderen Linien der Exzellenzinitiative wurden zumindest in der regionalen Öffentlichkeit, im Falle der prestigereicheren Exzellenzcluster in der Regel aber auch bundesweit deutlich hervorgehoben. Wer nichts zu feiern hat, ist allein dadurch schon in eine schwierige Lage geraten. Ihm haftet (mehr oder weniger stark) das Image des Verlierers an. Wissenschafts- und hochschulintern hat sich eine neue Reputationshierarchie herausgebildet. Simon, Schulz und Sondermann als Mitglieder der Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften merken zu diesem Punkt vorsichtig an, hier seien durch die Umverteilung symbolischer Macht neue Hierarchien entstanden, die „insgesamt das Gefüge im deutschen Wissenschaftssystem verändern“ könnten (Simon/Schulz/Sondermann 2010: 195). Wie schnell sich die neue symbolische Hierarchie etabliert hat, zeigen erste Daten über die Hochschulwahl unter Studierenden. Bei denjenigen, die einen Abiturdurchschnitt von 1,2 und besser aufweisen, hat sich binnen nur drei Jahren eine gravierende Veränderung ergeben. Innerhalb dieser besonders leistungsstarken Gruppe haben die, die aus akademischen Elternhäusern kommen, bereits 2006 zu 42 Prozent an einer der neun damaligen Eliteuniversitäten studiert. Bis 2009 ist der Anteil auf 50 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist er bei denjenigen, die nicht aus Akademikerfamilien stammen, von 33 auf 30 Prozent zurück gegangen (Stiftung Neue Verantwortung 2011). Die soziale Differenz innerhalb dieser kleinen Gruppe besonders „guter“ Abiturienten hat sich mehr als verdoppelt. Das zeigt, welche Konsequenzen bei der sozialen Rekrutierung der Studierenden zu erwarten sind. Über die nächsten Jahre und Jahrzehnte wird sich das aus anderen Ländern mit Eliteuniversitäten bekannte Muster sozialer Exklusivität (Hartmann 2005; Hartmann 2007: 60 ff.) zumindest in Teilen durchsetzen, auch wenn die Größe der deutschen Eliteuniversitäten und das Ende der Studiengebühren der sozialen Selektion hierzulande einen gewissen Riegel vorschieben.

Die symbolische Wirkung des Wettbewerbs ist aber nur das eine. Es gibt auch ganz unmittelbar finanzielle Konsequenzen. Betrachtet man die Verteilung der Exzellenzmittel in den ersten beiden Runden, so wird die vertikale Differenzierung der Hochschullandschaft durch die Exzellenzinitiative sofort deutlich. Die Konzentration der Mittelvergabe fällt in ihr mehr als doppelt so stark aus wie in der DFG-Förderung zuvor (s. Tab. 1).

Tabelle 1: Die Verteilung der DFG-Forschungsfördermittel (2002-2004) und der Mittel der Exzellenzinitiative 2005 bis 2007

Tabelle 1: Die Verteilung der DFG-Forschungsfördermittel (2002-2004) und der Mittel der Exzellenzinitiative 2005 bis 2007

Quelle: DFG 2006, Anhang zur Pressemappe: 19; eigene Berechnungen nach Gemeinsame Kommission 2008: 28

Die DFG-Mittel entfielen im Zeitraum 2002-2004 zu fast einem Drittel auf die im DFG-Förderranking führenden zehn Universitäten, zu gut 56 Prozent auf die Top 20 und zu gut 86 Prozent auf 40 Hochschulen. [2] Bei den Drittmitteln insgesamt sah es im Übrigen ähnlich aus, allerdings mit einer etwas breiteren Verteilung. Die ersten zehn Universitäten kamen dort auf 29,3 Prozent, die ersten 20 auf 50,6 Prozent und die ersten 40 auf 78,5 Prozent.

In der Exzellenzinitiative fiel die Konzentration auf die führenden Universitäten weit stärker aus. Mit knapp 650 Mio. Euro ging fast ein Drittel der gesamten Fördersumme an die vier erfolgreichsten Universitäten, die RWTH Aachen und die Universität Heidelberg sowie die beiden Universitäten aus München. Sie konnten damit sogar einen leicht höheren Anteil der Gesamtsumme für sich beanspruchen als die zehn im DFG-Ranking führenden Hochschulen. Die neun Eliteuniversitäten brachten es zusammen auf über 58 Prozent der Gelder, mehr als die 20 erfolgreichsten Universitäten bei den DFG-Mitteln. Rechnet man noch die Universität Frankfurt hinzu, die zwar in der dritten Förderlinie erfolglos war, dafür aber bei den Exzellenzclustern sehr erfolgreich, dann kamen in der Exzellenzinitiative nur zehn Universitäten mit fast 63 Prozent auf einen Prozentsatz, der im DFG-Ranking erst von 23 Universitäten erreicht wurde. Das setzt sich auch weiter unten fort. Die Top 20 brachten es auf nahezu den gleichen Anteil wie die 40 erfolgreichsten bei den DFG-Mitteln. Die Differenzen fallen noch deutlich größer aus, wenn man die Verteilung der Mittel im Exzellenzwettbewerb mit der aller Drittmittel (nicht nur denen der DFG) vergleicht.

Mit den Entscheidungen in der dritten Runde wird sich daran nichts Wesentliches ändern. [3] Der Anteil der ersten vier wird etwas abnehmen, der Anteil der ersten zehn wird dafür aber noch weiter steigen; denn die bisher vorn liegenden Universitäten aus Aachen, Heidelberg und München zählen zwar auch weiterhin zu den großen Gewinnern, die LMU München zu ihren bisherigen Erfolgen sogar noch drei Graduiertenschulen und ein Exzellenzcluster zusätzlich bekommen hat, die RWTH Aachen und die TU München haben aber jeweils ein Exzellenzcluster verloren. Die bisher nicht ganz vorn vertretene HU Berlin war gleichzeitig nicht nur in der dritten Förderlinie erfolgreich, sondern hat auch noch ein Exzellenzcluster und eine Graduiertenschule dazu gewonnen. [4] Dresden war ähnlich erfolgreich. Das wird das Vorderfeld spürbar verändern. Statt einer Vierergruppe wird es in Zukunft an der Spitze eine Siebenergruppe geben, die sich vom Rest absetzen kann, die beiden Berliner und die beiden Münchener Universitäten zusammen mit Aachen, Heidelberg und Dresden. Allein diese sieben Hochschulen werden bis 2017 neben dem Erfolg in der dritten Förderlinie auch noch ein Drittel der Exzellenzcluster und sogar fast die Hälfte der Graduiertenschulen auf sich vereinigen. Auf den weiteren Plätzen bis Rang zehn wird es ebenfalls zu deutlichen Umgruppierungen kommen. Freiburg, Göttingen und vor allem Karlsruhe werden abrutschen und aus den Top 10 verschwinden, Karlsruhe vermutlich sogar aus den Top 20. Auch Frankfurt wird den Platz unter den ersten zehn nicht halten können, obwohl alle Erfolge der Jahre 2005/06 verteidigt werden konnten. Köln und Tübingen werden dagegen in Zukunft unter den ersten zehn zu finden sein. Im übrigen Feld wird es ähnliche Verschiebungen geben. Darmstadt und Hannover stehen dabei eindeutig auf der Verliererseite und Bochum, Bonn, Hamburg, Mainz und Münster auf der Gewinnerseite. Universitäten wie die TU Berlin, Kiel oder Stuttgart werden letzteren gegenüber ebenfalls verlieren, wenn auch nur relativ, weil sie ihre Cluster zwar behalten haben, die anderen aber welche dazu bekommen haben. Die Universität Leipzig wird sogar ganz aus dem Ranking verschwinden und die Universitäten Bamberg, Chemnitz, Düsseldorf, Oldenburg und Regensburg dafür neu hinein kommen, Düsseldorf und Regensburg allerdings nur als untergeordneter Partner von Clustern aus Köln und München. [5]

Die Erfolge in der Exzellenzinitiative schlagen sich auch im DFG-Ranking nieder. Die Abstände zwischen den einzelnen Gruppen, den führenden vier, den führenden zehn, den führenden 20 etc. haben sich deutlich vergrößert (s. Tab. 2). Der Anteil der führenden vier Universitäten ist von 14,4 auf ungefähr 18 Prozent im Durchschnitt der Jahre 2005-2010 gestiegen, der der ersten 10 Universitäten von 32,8 auf gut 37 Prozent. Bei allen anderen kommt es zu einem Verlust. Die auf den Plätzen 11-20 liegenden Universitäten schaffen nur noch 23 statt zuvor 23,6 Prozent, die auf den Plätzen von 21-40 nur ca. 28 statt 30 Prozent und die restlichen Hochschulen nur noch gut 12 statt 13,6 Prozent der Forschungsmittel.

Tabelle 2: Die Verteilung der DFG-Forschungsfördermittel auf die deutschen Hochschulen in den Jahren 2002-2010

Tabelle 2: Die Verteilung der DFG-Forschungsfördermittel auf die deutschen Hochschulen in den Jahren 2002-2010

Quelle: DFG 2006: 19; eigene Berechnungen nach DFG 2009: 168f.; DFG 2012: 76

Beim DFG-Ranking dürfte es nach der letzten Runde ähnliche, aber geringer ausfallende Veränderungen geben wie beim Ranking der Exzellenzinitiative. Auch hier wird der Anteil der ersten vier sinken, der der ersten zehn dafür wachsen, ebenfalls mit einer aus den schon genanten Universitäten bestehenden Siebenergruppe an der Spitze. Auch sonst wird es vergleichbare Umgruppierungen mit einigen Auf- und Absteigern geben. Da bis auf Darmstadt wohl alle Verlierer in den ersten 20 bleiben werden und bis auf Bremen (bislang Platz 21) wohl kein Gewinner in diese Gruppe aufsteigen wird, erinnert das Ganze an die seit fast 30 Jahren existierenden Hochschul-Rankings in den USA. Dort gibt es mit Harvard, dem MIT, Princeton, Stanford und Yale fünf Universitäten, die fast von Anfang an durchweg auf den ersten fünf Plätzen zu finden sind. Hin und wieder schafft es eine einzelne Universität (wie CalTech oder Pennsylvania) für ein Jahr zu ihnen aufzuschließen, dann bietet sich wieder das gewohnte Bild. Auf den Plätzen bis Rang 20 kommt es zwar regelmäßig zu gewissen Verschiebungen, wenn Universitäten wie Johns Hopkins oder Columbia einige Plätze gewinnen oder verlieren, mehr passiert aber auch dort nicht.

Wo es auf Länderebene vergleichbare Programme gibt, wiederholt sich das Grundprinzip der Exzellenzinitiative. In Hessen, dem einzigen der finanzstarken südlichen Bundesländer, das keine Eliteuniversität bekommen hat, kann man das besonders gut erkennen. Hessen wollte mit seinem Programm LOEWE (LandesOffensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz) die Chancen für die letzte Runde wahren, wenn auch vergeblich, wie man inzwischen weiß. Das Programm ist entsprechend gut ausgestattet. In den beiden ersten und finanziell am besten ausgestatteten Förderlinien ( LOEWE-Zentren und LOEWE-Schwerpunkte) [6] sind es insgesamt knapp 316 Mio. Euro für die Jahre 2008 bis 2014. Diese Summe verteilt sich aber ebenfalls höchst ungleich, zwar nicht auf einzelne Universitäten, da auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gefördert werden, aber auf die verschiedenen Hochschulstandorte. Von den Geldern für die Zentren entfallen fast 84 Prozent auf Darmstadt und Frankfurt, von denen für die Schwerpunkte immerhin noch über 54 Prozent. Insgesamt vereinen die Standorte Darmstadt und Frankfurt damit drei Viertel der Gesamtsumme auf sich. Das restliche Viertel entfällt so gut wie fast vollständig auf Gießen und Marburg. [7] Kassel ist völlig abgehängt. Es bekommt ganze 4,2 Mio. Euro, d.h. nur gut ein Prozent der Exzellenzmittel. Die Konzentration der Mittel und die vertikale Differenzierung der Hochschullandschaft setzen sich damit auf Landesebene fort. Es ist insofern nicht verwunderlich, dass mit Max Einhäupl jemand zum Vorsitzenden des Beirats ernannt worden ist, der in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts als Vorsitzender des Wissenschaftsrats schon entscheidend an der politischen Durchsetzung der Exzellenzinitiative beteiligt war.

Auch das Argument der Befürworter, es gebe aufgrund der zusätzlichen Mittel der Exzellenzinitiative in absoluten Zahlen gar keine Verlierer – man spricht stets nur von Gewinnern und Nichtgewinnern – erweist sich bei näherem Hinsehen als nicht stichhaltig. Drei entscheidende Punkte werdend dabei übersehen. Der Rückzug des Bundes aus der Hochschulbaufinanzierung wird spätestens nach Auslaufen der Übergangslösung 2013 zu erheblichen Belastungen der Länderhaushalte führen. Die im Wettbewerb siegreichen Universitäten und Fachbereiche benötigen nach dem Auslaufen der Initiative, soll das Ganze einen Sinn machen, eine Fortführung der Finanzierung, vermutlich zum größten Teil aus Landesmitteln, die dann andernorts gestrichen werden müssen. Wie so etwas funktioniert, zeigt sich jetzt schon in Niedersachsen. Die Uni Göttingen erhält vom Land für ihr Zukunftskonzept bis 2017 zusätzliche 30 Mio. Euro, um sie auch nach der Niederlage im Exzellenz-Wettbewerb weiter in der „Liga der Exzellenzuniversitäten“ halten zu können, so die offizielle Begründung des niedersächsischen Ministeriums für Kultur und Wissenschaft Anfang 2013. Dass das ohne Kürzungen bei den anderen Hochschulen von statten gehen wird, ist mehr als unwahrscheinlich. Schließlich forciert die Exzellenzinitiative eine schon seit gut einem Jahrzehnt zu beobachtende Veränderung bei der Vergabe der Landesmittel für die Hochschulen. Ein immer größer werdender Teil dieser Gelder wird „leistungsorientiert“ vergeben, d.h. nach Maßgabe weniger Kriterien, unter denen die eingeworbenen Drittmittel stets eine zentrale Rolle spielen.

Begonnen hat dieser Prozess unter den Ministerpräsidenten Clement und Steinbrück in Nordrhein-Westfalen. Die 2005 ins Amt gelangte und mittlerweile wieder abgewählte schwarz-gelbe Landesregierung hat ihn dann energisch weiter vorangetrieben. Seit der 2007 eingeführten „Leistungsorientierten Mittelverteilung“ (LOM) wurden 20 Prozent der Mittel im Rahmen eines sog. „Leistungsbudget“ vergeben, das nur drei Indikatoren kennt: Absolventenzahl, Promotionen und Drittmittel, bei den Universitäten im Verhältnis 50:10:40. Im Unterschied zur vorherigen Regelung gab es auch keine fächerspezifische Gewichtung der Drittmittel mehr. Das begünstigte eine weitere Konzentration der Gelder; denn das Drittmittelaufkommen fällt in den verschiedenen Fächern höchst unterschiedlich aus. Allein auf die RWTH Aachen (als einziger klassischer Technischer Hochschule in NRW) entfiel bereits vor ihren Erfolgen in der Exzellenzinitiative ein Viertel aller Drittmittel in diesem Bundesland. Durch die Exzellenzinitiative dürfte ihr Anteil noch weiter gestiegen sein. Allein von 2009 auf 2010 konnten die Drittmitteleinnahmen der RWTH noch einmal um 13,6 Prozent auf nun 258 Mio. Euro gesteigert werden.

Hier gibt es unübersehbar auch klare Verlierer, nicht nur „Gewinner“ und „Nicht-Gewinner“, wie immer behauptet. Zwar waren die Kürzungen bei den Hochschulen, die im landesinternen Vergleich schlecht abschneiden, auf max. 1,5 Prozent des Gesamtbudgets begrenzt, aber auch das bedeutete über die Jahre hinweg sehr viel Geld. [8] Die neue rot-grüne Landesregierung hat die Kürzung mittlerweile zwar auf max. ein Prozent gedeckelt, [9] aber wenn ab 2017 die völlige oder teilweise Weiterfinanzierung der Initiative aus Landesmitteln [10] gesichert werden muss, könnte diese Begrenzung zur Disposition stehen. Was das für die Universitäten heißt, die nicht zu den „forschungsstarken“ Hochschulen zählen, ist zu erahnen. Sie kommen in einen Teufelskreis. Wegen der immer weiter sinkenden staatlichen Grundfinanzierung haben sie auch dort, wo sie in der Forschung bislang noch mithalten konnten, zunehmend schlechtere Karten. Das führt zu einer weiteren Reduzierung der Grundmittel, dies wiederum zu noch geringeren Chancen in der Forschung in einer nach unten gerichteten Spiralbewegung.

Zwar heißt das nicht, dass es nicht auch an solchen Hochschulen weiterhin gute Forschung geben kann, diese Forschung wird aufgrund der immer schwierigeren Rahmenbedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit aber in immer geringerem Umfang stattfinden. Selbst eine Steigerung bei den Drittmitteln (und den anderen Leistungsindikatoren) kann mit einer Senkung der Grundmittel Hand in Hand gehen. Das haben manche Hochschulen [11] in den letzten Jahren schmerzlich erfahren müssen. Letztlich bedeutet das: die Einwerbung von Drittmitteln wird immer mehr zur zwingenden Notwendigkeit, will man überhaupt noch Forschung betreiben. Die Verschiebung der Hochschulfinanzierung weg von den staatlich erbrachten Grundmitteln zu den Drittmitteln begünstigt die Gewinner der Exzellenzinitiative zusätzlich und schwächt die Verlierer weiter. Zwischen 1998 und 2009 sind die Grundmittel nominal zwar von 12,6 auf 15,5 Mrd. Euro, d.h. um 23 Prozent gestiegen, die Drittmittel haben sich aber von ca. 2,5 auf über 5,3 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Dadurch ist der Anteil der Drittmittel zwischen 1995 und 2009 von 11 auf 26 Prozent des gesamten Budgets der Hochschulen angewachsen (DFG 2012: 29). Bei den universitären Forschungsausgaben dürfte sich das Verhältnis sogar umgekehrt haben, der Anteil der Drittmittel seit 1995 von einem auf zwei Drittel gestiegen sein. Von diesen Drittmitteln kommen ungefähr 56 Prozent von bundesdeutschen öffentlichen Institutionen (ein gutes Drittel allein von der DFG), knapp zehn Prozent von der EU und ein knappes Viertel von der Industrie (inklusive der Stiftungen sogar knapp 30 Prozent aus privaten Quellen) (DFG 2012: 210f.). Drittmittel sorgen nicht mehr dafür, dass man zusätzliches Geld für die Forschung ausgeben kann, wie das früher einmal der Fall war, sie werden mehr und mehr zur Grundbedingung für Forschung überhaupt.

In Hessen lässt sich das aktuell gut beobachten. Beim neuen Hochschulpakt für die Jahre 2011-2015 hat die Landesregierung den Gesamtetat von 1,4 Mrd. Euro im Jahr 2011 nicht nur um 30 Mio. Euro gekürzt, sondern außerdem noch weitere 20 Mio. Euro vom Grundbudget, das nach der Anzahl der Studierenden berechnet wird, in das Erfolgsbudget verlagert, das die Mittel nach den üblichen Kriterien Drittmittel, Absolventen und Promotionen verteilt. Das ist ein weiterer Schritt bei der geplanten Anhebung des Anteils des Erfolgsbudgets am Gesamthaushalt für die Hochschulen von anfänglich 16 Prozent (2007) auf schließlich 25 Prozent. Da die Forschungsprogramme wie vor allem LOEWE von Kürzungen verschont worden sind, heißt das in der Summe: die Universitäten Darmstadt und Frankfurt sind auf Kosten aller übrigen hessischen Hochschulen noch einmal zusätzlich gestärkt worden.

3. Die Lehre verliert an Bedeutung

Die offizielle Rhetorik verklärt die realen Folgen der Exzellenzinitiative auch im zweiten zentralen Punkt, dem Verhältnis von Forschung und Lehre zueinander. So wird die „Neubestimmung des Verhältnisses von Forschung und Lehre“ von der Gemeinsamen Kommmission der DFG und des Wissenschaftsrats als eine der zentralen Auswirkungen der Exzellenzinitiative bezeichnet, und zwar im positiven Sinne. Zwar diene der Wettbewerb allein der Förderung der Spitzenforschung, es zeichne sich jedoch ab, dass die Initiative auch die Rahmenbedingungen für die Lehre verbessern könnte, weil die Universitäten „die Ausbildung der Studierenden als ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den außeruniversitären Forschungseinrichtungen [begriffen], das sie als Kooperationspartner höchst attraktiv“ mache. Außerdem zeichneten sich internationale Spitzenuniversitäten „gleichermaßen durch exzellente Forschung wie hervorragende Lehre“ aus (Gemeinsame Kommission 2008: 61). Die frühere Bundesbildungsministerin Schavan betonte denselben Zusammenhang bereits am 19. Oktober 2007 in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk ganz ausdrücklich: „Deshalb gilt auch der Satz Exzellente Forschung wirkt sich positiv auf die Lehre aus’“. Das Netzwerk Exzellenz schließlich spricht sogar davon, dass Spitzenuniversitäten auch in Bezug auf die Lehre „eine Vorbildfunktion entfalten“ müssten.

Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Das deuten schon die Aussagen im Bericht an, die zwischen diesen schönen Formulierungen stehen. „Konstant gleiche Lehrverpflichtungen für alle Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer“, heißt es gleich zu Beginn des Abschnitts, würden „den unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen nicht gerecht“. Deshalb sei es erforderlich, dass die „Hochschulleitungen und die Fakultäten über neue Instrumente und Möglichkeiten der flexiblen Zuteilung von Lehrdeputaten“ verfügen könnten, um einzelne Wissenschaftler zeitweise von Lehrverpflichtungen befreien oder ihr Lehrdeputat reduzieren zu können. Als Kompensation könnten Lehrvertretungen eingerichtet werden, die für Nachwuchskräfte „neue Karriereoptionen“ eröffneten (Gemeinsame Kommission 2008: 61).

Ein Blick auf die Realität an deutschen Universitäten zeigt, dass jene Flexibilität, die von der Kommission angesprochen wird, dort schon längst Einzug gehalten hat. Die Reduzierung des Lehrdeputats stellt bei Berufungs- oder Bleibeverhandlungen an vielen Universitäten mittlerweile eine der wichtigsten Forderungen dar. Bisweilen wird sogar verlangt, überhaupt keine Lehrverpflichtungen mehr übernehmen zu müssen. Derartige Wünsche werden, nicht verwunderlich, vielfach von jenen Professoren vorgetragen, die in den siegreichen Exzellenzclustern tätig sind, ob als Antragsteller oder erst neu berufen. Gerade jene Wissenschaftler, die sich durch besondere Leistungen in der Forschung ausgewiesen haben, versuchen auf diesem Wege, die im internationalen Vergleich relativ hohen Lehrverpflichtungen deutscher Professoren für sich spürbar zu verringern. Gerhards stellt in seiner Analyse der Exzellenz-Cluster ausdrücklich fest, dass fast alle Cluster das Lehrdeputat für die neu berufenen Professoren/innen auf die Hälfte, häufig sogar noch stärker reduziert hätten, weil man sonst „im Wettbewerb um gute Leute nicht konkurrenzfähig“ gewesen wäre (Gerhards 2010: 184). Eine groß angelegte Studie zur Situation der Forschung an Deutschlands Hochschulen kommt allgemein zu einer ähnlichen, wenn auch vorsichtiger formulierten Schlussfolgerung. Dort heißt es: „Je stärker die Wissenschaftler/innen auf die Ausweitung der Forschung orientiert sind (so kann die Beteiligung an den verschiedenen Säulen der Exzellenzinitiative interpretiert werden), desto mehr sehen sie in einer Reduktion der Lehrbelastung ein wichtiges Instrument zur Verbesserung ihrer Forschungsmöglichkeiten.“ (Brandt et. al. 2012: 114f.). Umworbene Professoren/innen haben aber nicht nur in den Verhandlungen im Rahmen der Exzellenz-Cluster gute Karten, sondern auch darüber hinaus, weil für die Universitäten die Forschungsergebnisse generell immer entscheidender werden, um im stetig härter werdenden Wettlauf um die öffentlichen Mittel punkten zu können. Die Lehre wird gegenüber der Forschung daher noch mehr an Boden verlieren, was ihre Bedeutung angeht.

Wie gering die Lehre von offizieller Seite entgegen allen Sonntagsreden von ihrer Gleichrangigkeit wirklich bewertet wird, zeigt auch der vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Kultusministerkonferenz ausgelobte Wettbewerb „Exzellente Lehre“. Dieser Wettbewerb, der ursprünglich ein Pendant zur Exzellenzinitiative sein sollte und dementsprechend auch mit einer relativ hohen Geldsumme ausgestattet werden sollte, endete als weitgehend symbolische Aktion. Gerade einmal zehn Mio. Euro, sechs für Universitäten und vier für Fachhochschulen, sind für die Prämierung der insgesamt zehn siegreichen Konzepte vorgesehen. Dasselbe Bild zeigt sich auch in Hessen. Während im LOEWE-Programm pro Jahr insgesamt über 80 Mio. Euro zu vergeben sind, stehen für den hessischen Hochschulpreis für exzellente Lehre ganze 375.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Für die Universitäten liegt die Schlussfolgerung auf der Hand: Wollen sie ihre finanzielle Position verbessern, müssen mehr denn je auf die Forschung zu setzen.

Ob der Ende 2010 gestartete und ab Wintersemester 2011/12 wirksam werdende „Qualitätspakt Lehre“ daran etwas ändern wird, ist noch völlig offen. Zwar liegt der angekündigte Betrag von zwei Mrd. Euro, d.h. 200 Mio. Euro für jedes der folgenden Jahre bis 2020, deutlich oberhalb der bisherigen Summen, ob mit dem Geld aber nicht einfach nur jene Lücken gestopft werden, die aus der stark gestiegenen Studierendenzahl resultieren, bleibt abzuwarten. Der Ende Juni 2012 bekannt gewordene Plan des Bundesbildungsministeriums, den Bafög-Etat um mehr als 250 Mio. Euro, d.h. gut ein Siebtel, zu kürzen und dieses Geld dann für die Schaffung neuer Studienplätze und die Verbesserung der Studienbedingungen zu verwenden, macht da eher misstrauisch.

4. Großbritannien – ein warnendes Beispiel

Die langfristigen Konsequenzen all dieser Entwicklungen für die Universitäten lassen sich erahnen, wenn man einen Blick auf die Verhältnisse in Großbritannien wirft. [12] Dort existiert eine landesweiter Exzellenzwettbewerb um die öffentlichen Forschungsmittel bereits seit 1985. In diesem Jahr wurde ein neues Finanzierungsmodell für die Hochschulen eingeführt, mit einem Budget nur für die Forschung, das aber gleich alle öffentlichen Forschungsmittel verteilt, und einem nur für die Lehre. Für die Lehre gibt es Geld nach Anzahl der eingeschriebenen Studierenden, für die Forschung entsprechend dem Abschneiden bei der in regelmäßigen Abständen durchgeführten „Research Assessment Exercise“ (RAE) [13], einer Bewertung der Forschungsleistungen jedes Hochschuldepartments (und seit der letzten Runde auch jeder einzelnen Forschungseinheit) anhand einer fünfstufigen Skala. Beim RAE 2001 erhielten die in den beiden unteren Kategorien eingestuften Departments überhaupt nichts und die auf der obersten Stufe gleich fünfmal so viel wie die auf der zweitobersten (Meier/Schimank 2009: 51). Das Ergebnis war eine enorme Konzentration. 82 Prozent der Forschungsmittel flossen an nur 29 von insgesamt 159 britischen Hochschulen, über ein Viertel allein an Oxford, Cambridge und die zwei renommierten Londoner Universitäten Imperial College und University College (UCL). Obwohl das (nach heftigen Protesten vieler Hochschulen) modifizierte Verfahren in der letzten Runde für etwas mehr Ausgeglichenheit gesorgt hat, blieben die Verteilungsrelationen und die Sieger dieselben. Cambridge, Oxford, Imperial und University College vereinigen immer noch 27 Prozent der Mittel auf sich.

Die Folgen sind klar. Die Hochschulen, die in der Forschung nicht deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegen, müssen ihr Geld in erster Linie durch eine entsprechend hohe Studierendenzahl hereinholen. Das führt auf Dauer zu einem Teufelskreis. Wer beim RAE schlecht abschneidet, erhält wenig Forschungsgelder, muss dementsprechend mehr Studierende ausbilden, kann aufgrund der daraus resultierenden Lehrverpflichtungen die Forschung nicht stärken, sondern wird eher weiter an Boden verlieren etc. etc.. Meier und Schimank sprechen diesbezüglich zu Recht von einer „Abwärtsspirale“ (Meier/Schimank 2009: 53). Diese Spirale wird durch die aktuellen Sparmaßnahmen der Regierung Cameron noch an Dynamik gewinnen; denn die im Herbst 2010 beschlossene radikale Kürzung des Hochschulbudgets um 40 Prozent bis 2014 (von 7,1 auf nur noch 4,2 Mrd. £), trifft vor allem die Lehre, die über vier Fünftel der Einsparungen tragen und sich auf Einsparungen von insgesamt ungefähr 60, in der Spitze von bis zu 80 Prozent einstellen muss (Hoeschen 2011). Da die Forschung in weit geringerem Maße betroffen ist, wird sich die Spaltung zwischen Forschungsuniversitäten und Ausbildungshochschulen weiter vertiefen. Die Beschlüsse für das akademische Jahr 2011/12 zeigen das deutlich. So werden nicht nur die Mittel für die Lehre viermal so stark reduziert wie die für die Forschung, die Forschungsgelder sollen auch noch stärker als zuvor bereits geplant auf die in der RAE erfolgreicheren, renommierten Hochschulen konzentriert werden. Die Hochschulen, die sich im Wesentlichen auf die Lehre konzentrieren (müssen), sind angesichts der Kürzungen dazu gezwungen, die erforderlichen Mittel zu einem großen Teil über die auf bis zu 9.000 Pfund (bei einem Durchschnittswert von gut 8.500 Pfund) angehobenen Studiengebühren herein zu holen.

5. Die weitere Entwicklung in Deutschland

Eine (bis auf die Studiengebühren) in der Grundtendenz vergleichbare, allerdings weniger dramatische Entwicklung könnte in Zukunft auch in Deutschland eintreten; denn die Exzellenzinitiative wirkt grundsätzlich in dieselbe Richtung wie die RAE, auch wenn es nicht gleich um alle öffentlichen Forschungsgelder geht. Die Spaltung zwischen wenigen Forschungs- und vielen Ausbildungshochschulen dürfte auch hierzulande die Hochschullandschaft immer stärker bestimmen. Von einer funktionalen Differenzierung im Sinne der immer wieder beschworenen aktiven Profilbildung ist bei der Mehrzahl der Universitäten dagegen nicht viel zu sehen. Während die Gewinner der Exzellenzinitiative ihr Forschungsprofil aufgrund der zusätzlichen Mittel tatsächlich aktiv schärfen können, finden sich die Verlierer in einer weitgehend passiven Rolle wieder. Sie müssen sich damit arrangieren, dass sie in der Forschung mehr und mehr den Anschluss verlieren, und sich gezwungenermaßen zunehmend auf die Ausbildung konzentrieren.

Sollte die von der ehemaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan in einem Entwurf zur Änderung des Grundgesetzes bezüglich der Bundesfinanzierung von Hochschulaufgaben angekündigte „langfristige Förderung von exzellenten Einrichtungen“ umgesetzt werden, wird sich diese Spaltung über 2017 hinaus vertiefen. Gefördert werden dürften dabei an den Hochschulen nämlich wohl so gut wie ausschließlich Einrichtungen, die schon im Rahmen der Exzellenzinitiative positiv begutachtet worden sind. Hoffnungen auf eine Änderung dieses eindeutig auf eine vertikale Differenzierung der Hochschullandschaft ausgerichteten Kurses dürften enttäuscht werden. Nicht nur die regierende Koalition, auch die frühere SPD-Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn oder die grüne Wissenschaftsministerin Baden-Württembergs, Theresia Bauer, demonstrieren in ihren Stellungnahmen immer wieder eine ungebrochene Unterstützung des bisherigen Exzellenzgedankens. Außerdem zeigt die Wahl von Horst Hippler, dem ehemaligen Rektor des KIT, zum neuen Vorsitzenden der Hochschulrektorenkonferenz, das auch unter den Hochschulrektoren die Mehrheit für eine Fortsetzung des bisherigen Kurses ist. Hippler ist ein erklärter Anhänger der Exzellenzinitiative in ihrer jetzigen Form und unter den Hochschulrektoren einer ihre wichtigsten Protagonisten.

Seine Wahl und die Niederlage des früheren Rektors der Universität Duisburg-Essen, Lothar Zechlin, sind ein klares Zeichen; denn Zechlin war angetreten, um die Idee der funktionalen Differenzierung gegenüber der vertikalen stark zu machen. Das war der Tenor seiner Bewerbungsrede, in der er einen differenzierten und pluralen Begriff von Exzellenz anmahnte. Er versteht darunter verschiedenartige, aber „horizontal ‚gleichrangige’ Leistungsbereiche wie angewandte Forschung, Lehre, Weiterbildung, Wissenstransfer in die Region, die Inklusion bisher bildungsferner Schichten u.a.“. [14] Auch wenn es eine Illusion sein dürfte, all diese Aspekte zu (der Forschungsleistung) gleichrangigen Kriterien für Exzellenz machen zu können, bleibt an dem Vorschlag eines richtig. Die mit der Exzellenzinitiative verbundene symbolische und finanzielle Stärkung und Honorierung von Forschung allein ist nicht zwangsläufig, sondern allen (zumindest zu Beginn) anders lautenden öffentlichen Bekundungen zum Trotz eindeutig gewollt. Staatlicherseits könnte man vor allem in finanzieller Hinsicht auch andere Schwerpunkte setzen oder die Dominanz der Forschung zumindest einschränken. Zechlin warb in diesem Sinne daher zu Recht für eine gerade auch finanzielle Förderung der Vielfalt im Hochschulsystem.

Wohin die Reise wohl gehen wird, zeigt am deutlichsten das jüngste Positionspapier des Wissenschaftsrats aus dem April 2013, der sogenannte „Zukunftspakt 2022“. Dort wird eine Fortsetzung der Exzellenzinitiative in modifizierter Form gefordert, d.h. vor allem ohne den bisherigen Wettbewerbscharakter, ohne allerdings klar zu formulieren, wie das dann konkret aussehen soll. Insgesamt solle es in Deutschland zukünftig 20 bis 25 forschungsstarke Universitäten geben, davon zwei bis fünf, die es mittelfristig auch auf vordere Plätze in den internationalen Rankings bringen. Bei den Clustern soll es zwei Typen geben, solche, die eine auf sechs Jahre begrenzten Förderung erhalten, und solche, die als „Liebig-Institute“ dauerhaft vom Bund finanziert werden sollen. Letztere sollen eine Gesamtzahl von ungefähr 50 aufweisen. Die Graduiertenschulen sollen dagegen nicht weiter laufen und die entsprechenden Mittel in die Nachwuchsförderung der DFG fließen (Kühne 2013). [15] Die endgültige und unwiderrufliche Aufspaltung der Hochschullandschaft in eine kleine Zahl an Forschungsuniversitäten und eine Masse an Ausbildungshochschulen ist ganz unübersehbar das Ziel dieser Initiative des Wissenschaftsrats.

6. Leistungsfähigere Wissenschaft durch die Exzellenzinitiative?

Das große Versprechen der Exzellenzinitiative lautet: Dieser Wettbewerb wird die Leistungsfähigkeit der deutschen Wissenschaft deutlich steigern. Vor allem aus zwei Gründen ist Skepsis gegenüber dieser Aussage angebracht. Einmal ist mehr als fraglich, ob die hohe Qualität in der Breite an Deutschlands Universitäten tatsächlich bewahrt werden kann. Wenn in Universitäten aufgrund des schlechten Abschneidens im Exzellenzwettbewerb und des daraus resultieren99den Rückgangs bei den Forschungsgeldern die Lehrkapazitäten hochgefahren werden, um auf diesem Wege zusätzliche Mittel zu akquirieren, muss das fast zwangsläufig zu einem Verlust an Forschungsleistung führen. Dasselbe trifft auf Universitäten zu, die wichtige Wissenschaftler an die erfolgreichere Konkurrenz abgeben müssen. Ob man solche Verluste, die für die Masse der Verlierer typisch sind, durch die Konzentration an den Siegeruniversitäten nicht nur ausgleichen, sondern sogar noch überkompensieren kann, ist doch eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass die vertikale Differenzierung der deutschen Hochschullandschaft Folgen hat, die in den USA schon seit langem zu beobachten sind. Die Qualität der Mehrzahl der Hochschulen ist dort so gering, dass das Hochschulsystem als Ganzes nicht mehr in der Lage ist, den für die Spitzenuniversitäten erforderlichen Nachwuchs in ausreichender Zahl auszubilden. Die so bewunderten US-Eliteuniversitäten greifen daher seit vielen Jahren auf ausländische Wissenschaftler zurück. Mittlerweile stammt jeder zweite Wissenschaftler an den „Leuchttürmen“ der Wissenschaft wie Harvard, Princeton, Stanford oder Yale aus dem Ausland (Hartmann 2005). Da den deutschen Spitzenuniversitäten dieser Weg aber nur sehr begrenzt offen steht, weil sie trotz Exzellenzinitiative in finanzieller Hinsicht mit den genannten Eliteuniversitäten nicht mithalten können und dazu auch noch die sprachliche Hürde kommt, dürfte der drohende Verlust an Qualität in der Breite auf Dauer die Leistungsfähigkeit des gesamten Wissenschaftssystems beeinträchtigen. [16]

Diese Gefahr, und das ist das zweite Argument, muss umso ernster genommen werden, als empirische Studien zeigen, dass die Konzentration von Forschungsmitteln an einem Standort ab einer gewissen Größenordnung, die je nach Fach variiert, also etwa für die Geisteswissenschaften erheblich niedriger zu veranschlagen ist als für die Medizin, die Forschungsleistungen eher reduziert als steigert (Jansen u.a. 2007; Münch 2008). Deswegen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass innerhalb der deutschen Professorenschaft die Skepsis deutlich überwiegt. Bei einer Umfrage, die 2010 vom der Exzellenzinitiative positiv gegenüberstehenden Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung durchgeführt wurde und in deren Rahmen mehrere tausend Professoren befragt wurden, antworteten knapp 30 Prozent auf die Frage, ob sie die Exzellenzinitiative als geeignet für die Stärkung des Wissenschaftsstandorts Deutschland ansähen, mit „überhaupt nicht geeignet“, weitere fast 27 Prozent mit „eher ungeeignet“. Nur knapp 16 Prozent hielten sie für „eher geeignet“ und ganze gut sieben Prozent für „sehr geeignet“. Fast drei Fünftel äußerten sich negativ und nicht einmal ein Viertel positiv. Selbst bei jenen Professoren, die an bewilligten Anträgen in der Exzellenzinitiative beteiligt waren oder die bei der Drittmitteleinwerbung insgesamt ganz besonders erfolgreich waren, überwog die skeptische Haltung, wenn auch nur leicht. Einzig bei jenen, die ihre Professur der Initiative zu verdanken hatten, gab es eine positive Mehrheit (Böhmer u.a. 2011: 125 ff.).

Es bleibt außerdem die generelle Frage, ob die Exzellenzinitiative mit ihrem Grundprinzip, ein „Wettbewerb nicht der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern der Universitäten“ zu sein, nicht grundsätzlich die Mechanismen erfolgreicher wissenschaftlicher Arbeit verkennt. Wissenschaftlicher Fortschritt basiert in der Regel auf der Kooperation wie auch Konkurrenz von Wissenschaftlern, und zwar über die Grenzen einzelner Hochschulen und einzelner Länder hinweg.


Literatur

Böhmer, Susan/Neufeld, Jörg/Hinze, Sybille/Klode, Christian/Hornbostel, Stefan (2011): Forschungsbedingungen von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten. iFQ-Working Paper No.8/März 2011

Borgwardt, Angela/John-Ohnesorg, Marei (2010): Vielfalt oder Fokussierung? Wohin steuert das Hochschulsystem nach drei Runden Exzellenz? Berlin

Brandt, Tasso/Breitfuss, Marija/Daimer, Stephanie/Donges, Michael/Ecker, Brigitte/Egeln, Jürgen/Flink, Tim/Niederl, Andreas/Rammer, Christian/Reidl, Sybille/Rogge, Jan-Christoph/Roßman, Simon/Schiessler, Paula/Schubert, Torben/Simon, Dagmar (2012): Forschung an deutschen Hochschulen – Veränderungen durch neue Governance-Modelle und den Exzellenzdiskurs, in: Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) (Hrsg.): Zur Situation der Forschung an Deutschlands Hochschulen – Aktuelle empirische Befunde. Studien zum deutschen Innovatiosnsystem Nr. 16-2012. Berlin, 3-205

DFG (2006): Förder-Ranking 2006. Institutionen – Regionen – Netzwerke. DFG-Bewilligungen und weitere Basisdaten öffentlich geförderter Forschung. Anhang zur Pressemappe

DFG (2009): Förder-Ranking 2009. Institutionen – Regionen – Netzwerke. Fachliche Profile von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Licht öffentlich geförderter Forschung. Weinheim

DFG (2011): Exzellenzinitiative auf einen Blick. Der Wettbewerb des Bundes und der Länder zur Stärkung der universitären Spitzenforschung. Bonn

DFG (2012): Förderatlas 2012. Kennzahlen zur öffentlich finanzierten Forschung in Deutschland. Bonn

Gemeinsame Kommission von DFG und Wissenschaftsrat (2008): Bericht der Gemeinsamen Kommission zur Exzellenzinitiative an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz. Bonn

Gerhards, Jürgen (2010): Clusterförderung im Rahmen der Exzellenzinitiative – Erfolge, Dysfunktionen und mögliche Lösungswege, in: Leibfried, Stefan (Hrsg.), Die Exzellenzinitiative. Zwischenbilanz und Perspektiven. Frankfurt a. M., 115-137

Hartmann, Michael (2005): Studiengebühren und Hochschulzugang: Vorbild USA? in: Leviathan, 33, 439-463

Hartmann, Michael (2006): Die Exzellenzinitiative – ein Paradigmenwechsel in der deutschen Hochschulpolitik, in: Leviathan, 34, 447-465

Hartmann, Michael (2007): Eliten und Macht in Europa. Frankfurt a. M.

Hartmann, Michael (2010): Die Exzellenzinitiative und ihre Folgen, in: Leviathan, 38, 369-387

Hoeschen, Andreas (2011): Welche Fachrichtung lohnt sich noch? In: Forschung & Lehre, 18, 362f.

Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Exzellenzinitiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2010): Bedingungen und Folgen der Exzellenzinitiative, in: Leibfried, Stefan (Hrsg.), Die Exzellenzinitiative. Zwischenbilanz und Perspektiven. Frankfurt a. M., 35-50

Kühne, Anja (2013): Elitewettbewerb für immer und für alle, in: Tagesspiegel vom 19.04.2013

Jansen, Dorothea/Wald, Andreas/Franke, Karola/Schmoch, Ulrich/Schubert, Torben (2007): Drittmittel als Performanzindikator der wissenschaftlichen Forschung. Zum Einfluss von Rahmenbedingungen auf Forschungsleistung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 59, 125-149

Meier, Frank/Schimank, Uwe (2009): Matthäus schlägt Humboldt? New Public Management und die Einheit von Forschung und Lehre, in: Beiträge zur Hochschulforschung, 31, 42-61,

Münch, Richard (2008): Stratifikation durch Evaluation: Mechanismen der Konstruktion von Staushierarchien in der Forschung, in: Zeitschrift für Soziologie, 37, 60-80

Neidhardt, Friedhelm (2010): Exzellenzinitiative – Einschätzungen und Nachfragen, in: Leibfried, Stefan (Hrsg.), Die Exzellenzinitiative. Zwischenbilanz und Perspektiven. Frankfurt a. M., 53-80

Simon, Dagmar/Schulz, Patricia/Sondermann, Michael (2010). Abgelehnte Exzellenz – Die Folgen und die Strategien der Akteure, in: Leibfried, Stefan (Hrsg.), Die Exzellenzinitiative. Zwischenbilanz und Perspektiven. Frankfurt a. M., 161-197

Stiftung Neue Verantwortung (2011): Wege aus der Exzellenzfalle. Policy Brief 4/2011

Zechlin, Lothar (2012): „Multiversity“ statt Einheitshochschule, in: Forschung & Lehre, 19. 472 ff.


[«*] Michael Hartmann ist Professur für Elite- und Organisationssoziologie an der TU Darmstadt

[«1] Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine grundlegend aktualisierte, stark gekürzte und deutlich überarbeitete Fassung eines Aufsatzes aus dem „Leviathan“, Heft 3/2010 (Hartmann 2010).

[«2] Zu den Gründen, warum die großen Universitäten das Ranking dominieren, s. Hartmann 2006: 452f.. Entscheidend ist dabei, dass das auf absoluten Mittelangaben beruhende Ranking nicht, wie behauptet, einfach nur die bestehenden Leistungsunterschiede deutlich macht, sondern in erste Linie von der Größe, d.h die Personalstärke, und dem Fächerspektrum einer Universität sowie der örtlichen Existenz oder Nichtexistenz von außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie vor allem Max-Planck-Instituten bestimmt wird.

[«3] Genaue Angaben sind leider nicht möglich, wie die DFG trotz mehrfacher Anfragen keine Angaben zu den konkreten Fördersummen für die einzelnen Universitäten machen konnte oder wollte.

[«4] Dazu kommt noch eine weitere neu Graduiertenschule, allerdings gemeinsam mit der FU.

[«5] Wenn man sich nicht die Universitäten, sondern die Fachdisziplinen anschaut, gibt es ein ganz eindeutiges Resultat. Die Lebens- und Naturwissenschaften haben ihren Erfolg aus den ersten beiden Runden noch einmal deutlich ausgebaut. Stellten sie dort schon 22 der 37 geförderten Exzellenzcluster, so sind es jetzt sogar 29 von 43. Die Geistes- und Sozialwissenschaften bilden mit nur sechs Clustern weiterhin das Schlusslicht. Sie haben von 27 neuen Anträgen gerade einmal einen einzigen durchgebracht und dafür dann auch noch ein früher gewonnenes Cluster verloren.

[«6] Sie sind im Unterschied zur dritten Linie der KMU-Verbundprojekte die wissenschaftlich relevanten Förderlinien und werden dementsprechend auch direkt vom hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst betreut und nicht, wie die dritte Förderlinie, von der Hessen Agentur GmbH.

[«7] Die von zwei oder mehreren Einrichtungen an verschiedenen Standorten eingeworbenen Summen sind dabei auf die einzelnen Standorte aufgeteilt worden.

[«8] Das zeigt ein Beispiel aus dem Bereich der Fachhochschulen, bei denen die Absolventenzahl allerdings 75 Prozent der Bewertung ausmacht. So hat die Westfälische Hochschule in Gelsenkirchen seit 2005 trotz um 90 Prozent gestiegener Absolventenzahl zwölf Mio. Euro eingebüßt, eine für eine Fachhochschule hohe Summe, weil die Steigerungen bei anderen Fachhochschulen noch größer ausgefallen sind.

[«9] Außerdem hat sie bei den drei Leistungsindikatoren die Promotionen durch den Parameter Gleichstellung (Anteil „weiblich besetzter Professuren“) ersetzt und das Leistungsbudget insgesamt auf 23 Prozent des Gesamtbudgets erhöht.

[«10] Trotz aller Diskussionen über eine Finanzierung von einzelnen Projekten durch Bundesmittel ist nicht damit zu rechnen, dass alle von der Exzellenzinitiative geförderten Einrichtungen nach 2017 vom Bund weiterfinanziert werden. Das dürfte, selbst wenn man beschließt, das Kooperationsverbot zu lockern, nur auf einen Teil zutreffen.

[«11] In Nordrhein-Westfalen trifft das z.B. auf Wuppertal zu, in Berlin sogar auf die bundesweit relativ erfolgreich TU. Sie ist einfach nicht so erfolgreich wie die FU und die HU und musste daher trotz gestiegener Drittmittel eine Etatkürzung von 1,6 Mio. Euro hinnehmen.

[«12] Dabei ist allerdings immer zu berücksichtigen, dass das englische Hochschulsystem auch vorher schon durch weit größere Unterschiede geprägt war als das deutsche.

[«13] In der nächsten Runde 2014 heißt der Wettbewerb „Research Excellence Framework“ (REF), der sich vom bisherigen RAE vor allem nun dadurch unterscheidet, dass ein sogenannter gesellschaftlicher Impact mit 20 Prozent sehr stark gewichtet wird. Das wird eine weitere massive Schwächung der Geistes- und Sozialwissenschaften (mit Ausnahme der Wirtgschaftswissenschaften) zu Gunsten von Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften zur Folge haben.

[«14] So der Wortlaut in dem im Tenor vergleichbaren Aufsatz von Zechlin in Forschung & Lehre (Zechlin 2012).

[«15] Zusätzlich wird auch wieder die Einführung von Studiengebühren gefordert.

[«16] Das wiegt umso schwerer, als das offizielle Ziel der Exzellenzinitiative, ein paar deutsche Universitäten zu im Weltmaßstab sichtbaren „Leuchttürmen“ zu machen, bislang ganz offensichtlich nicht erreicht worden ist und es auch fraglich ist, ob das Ziel überhaupt erreicht werden wird. Im als Referenz von den Befürwortern der Initiative immer wieder genannten Shanghai-Ranking hat sich für die deutschen Universitäten zwischen 2003 und 2012 jedenfalls nichts Positives getan, eher im Gegenteil. Unter den Top 100 befinden sich nun vier deutsche Universitäten gegenüber noch sechs vor zehn Jahren und unter den insgesamt im Ranking angeführten 500 Universitäten ist die Zahl mit 37 zwar gleich geblieben, alle jedoch mit sinkender statt mit steigender Tendenz.

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